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Alle äechte vorbehalten.
Pniok Ton Metiger A Wittig in Leipsig.
Meiner Mutter!
Ainlad in G
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I
1
1
5.70
Zur Entwickelungs^eschichte
der
Deutschen Buchbinderei
in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
4Hf
Technisch — Statistisch — Volkswirtschaftlich.
Von
Bernhard Harms,
Doktor der BUatswissenschJiften.
Xlit seclns Tabellen.
Tübingen und Leipzig
J. C. B. l^lohr (Paul Siebeck).
1902.
• *
Alle fechte yorbebalten.
Druck Ton Metager A Wittig in Leipsig.
Meiner Mutter!
Aintad in G
W 1 i 1 .l,Ai I
l
c
Vorwort.
Nachstehende Arbeit möge als ein Versuch aufgefaßt werden, die in
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts unter dem EinfluB einer völlig ver-
änderten Wirtschaftskonstellation vor sich gegangene technische und ökono-
mische Entwickelung der deutschen Buchbinderei systematisch zur Dar-
stellung zu bringen.
Anfangs sollte die Arbeit den Charakter einer Monographie tragen; wenn
sie jetzt den Bahmen einer solchen überschreitet und auf breiterer stati-
stischer Grundlage beruht, so gebe ich damit einer mir aus buchgewerb-
lichen Fachkreisen wiederholt übermittelten Anregung statt Irgend welche
Abhandlung dieser Art weist die Buchbinderei-Litteratur bisher nicht auf,
und doch machte sich das Bedürfnis nach einer solchen in starkem Maße
geltend. Besonders seit der letzten großen Lohnbewegung ist der Wunsch,
für die Beurteilung aller einschlägigen beruflichen Verhältnisse statistisches
Material zur Verfolgung zu haben, immer lauter geworden.
Ich habe den an mich in dieser Beziehung gestellten Anforderungen
nach Kräften zu entsprechen versucht Soweit sich auf Grund der Beichs-
und Landesstatistik zahlenmäßige Zusammenstellungen ermöglichen ließen,
habe ich diese in Form von Tabellen und kleineren Übersichten zum Aus-
druck gebracht Besonders berücksichtigt sind dabei die verschiedenen
Betriebsgrößenklassen und die in ihnen als Unternehmer oder Arbeiter be-
^ schäfügten Erwerbsthätigen.
Eingehend dargelegt sind femer die Existenzbedingungen der einzelnen
Betriebsformen, wobei vor allem die Entwickelungstendenzen in der hand-
werksmäßig betriebenen Buchbinderei untersucht wurden.
Abschnitt V soll in der Hauptsache als Nachschlageapparat dienen«
Es liegt in der Natur der Sache, daß der erste Teil der Arbeit, die
Entwickelung der Technik, zeitlich weiter ausholt als die übrige Darstellung.
VI Vorwort.
Für das Werden und Wachsen der modernen Bachbinderei sind zwar im
allgemeinen die wirtschaftlichen Verhältnisse der letzten 40, Jahre maß-
gebend gewesen, indes beruht dieser Prozeß in seinen ersten Stadien auf
einer Grundlage, die zu ihrer fundamentalen Verdichtung Jahrhunderte be-
durfte. Die Lage der heutigen Buchbinderei ist zu einem Teil auf Ur-
sachen zurückzuführen, die weit hinter uns liegen. Daher mußte die vor-
liegende Untersuchung mit einem geschichtlichen Überblick einsetzen;
selbstverständlich konnte es sich dabei nur um skizzenhafte Andeutungen
handeln. Die Geschichte des Bucheinbandes muß noch geschrieben
werden, — es soll nicht Au%abe dieser Abhandlung sein, den vielen Bei-
trägen einen neuen hinzuzufügen.
Es erübrigt sich noch, allen Denen, die mir bei meinen Erhebungen
ihre Unterstützung gewährten, insonderheit meinem hochverehrten Lehrer
Herrn Professor Dr. von Schönberg, Kanzler der Universität Tübingen,
femer den Unternehmern und Gehilfen, den Vereinen und Organisationen,
die mir mit Bat und That zur Seite standen, meinen ergebenen Dank aus-
zusprechen.
Dresden, im Januar 1902.
Sr. B. Harms.
Inhaltsverzeichnis.
Soits
L Ctoselilehtlieber BQekbliek auf die techniselie Entwiekelmig der Baeh-
binderei 1—84
1. Bis zum dreißigjährigen Kriege 1
2. Der Verfall der deutschen Bachbinderei 10
8. Die Entwickelung zum Großbetrieb 19
4. Die Technik des Kleinbetriebes und die Knnstbachbinderei . . 80
n. Die EntwiekelmigBtendeiizeii in der Betriebsform 85—67
1. Einleitung 85
2. Die Größe der Betriebe 40
a. Das Reich im Ganzen 40
b. Die Bundesstaaten 45
c. Die Großstädte 58
III. Die Bachbinderei als Handwerk 68—96
1. Die Grenze zwischen Handwerk und Fabrik 68
2. Die Lebensfähigkeit and Bentabilitftt der handwerksmäßig be-
triebenen Bachbinderei 76
IT. Die bemfliehe nnd soziale Gliedening der Erwerbsthitigen .... 97—127
1. Einleitung 97
2. Die Erwerbsthfttigen nach ihrer Stellung 103
a. Die Selbständigen 108
b. Die Angestellten 105
c. Die Arbeiter 106
8. Dienende und Angehörige 106
a. Die Dienenden 106
b. Die Angehörigen 107
4. Die Erwerbsthätigen nach Alter und Geschlecht 112
5. Die beschäftigungslosen Arbeitnehmer 118
6. Die Berufszugehörigen in den verschiedenen Ortsgrößenklassen . 118
vTTT Inhaltsyerzeiclmis.
Seite
7. Die nebenberuflich Erwerbsthfttigen 120
a. Die Selbständigen 122
b. Die Angestellten und Arbeiter 126
y. Die Bnehblnderei und Eartonnagefabrikatlon in sKmfUolieii Ter-
waltangsbezirken der einzelnen Bnndesstnaten 128—169
1. Vorbemerkungen 128
2. Systematisches Verzeichnis der einzelnen Verwaltungsbezirke 180
Anhang.
Zar Geseliiehte der Bnebbinderei-Litteratnr 170—177
Verseiehnis tou Bnebbinderei-Litteratnr 178—184
Verzeiehnis der beigelegten Tabellen.
Tabelle I. Die deutsche Buchbinderei und Kartonnage£abri]uttion in ihrer Stellung
zum Qesamtgewerbe.
Tabelle IL Die Buchbinderei und Kaitonnagefabrikation in den deutschen Bundes-
staaten. 1875—1895.
Tabelle III. Die reine Buchbinderei in den deutschen Bundesstaaten nach der Gkwerbe-
zShlung von 1895.
Tabelle IV. Die Buchbinderei und Kartonnagefabriluttion in 15 deutschen Ghnoßst&dten.
1882—1895.
Tabelle V. Die berufliche und soziale Gliederung der Erwerbsth&tigen in der Buch-
binderei und ELartonnagefabrikation nach den Berufiszählnngen von 1882
und 1895.
Tabelle VL Die Nebenerwerbsfälle in der Buchbinderei und Kartonnagefabrikation.
1882—1895.
L
Greschichtlicher Rückblick auf die technische
Entwickelimg der deutschen Buchbinderei.
1. Bis zum dreißigdährigen Kriege.
„Man muß sich allhier in keinen Disputat einlassen^ welches älter seye:
die Henne oder das Aye, der Buchbinder oder der Buchdrucker. Denn
weilen das Bücherschreiben lang vor der Buchdruckerey im Schwung ge-
gangen, so folgt unläugbar, daß schon dazumahl der Buchbinder Arbeit
Yon nöthen gewest''. Mit diesen Worten suchte der Ho^rediger Ulrich
Megorle im Jahre 1699^) einen Streit zu schlichten, der in der ganzen
einschlägigen Litteratur eine große Bolle spielte. Gelungen ist ihm seine
Absicht allerdings nicht, denn bis tief in das 18. Jahrhundert hinein scheint
man sich in deutschen Buchbinderkreisen über diese Frage sehr unklar ge-
wesen zu sein. Daß es bereits Buchbinder gegeben haben sollte, ehe von
Büchern, in landläufigem Sinne, die Bede sein konnte, wollte vielen ehr-
baren Meistern nicht einleuchten. Heute haben wir f&r solchen Zweifel
nur noch ein überlegenes Lächeln. Seitdem Eirchhoff und Wattenbach
ihre Studien über das Schriftwesen im Mittelalter veröffentlichten, *) steht es
^ In seinem Werke: Etwas f&r Alle, das ist: eine kurze Beschreibung allerley
Stands-, Amts- und Gewerbspersonen etc. von S. Abraham a Sancta Clara (Ulrich
Megorle), weiland K. K. Hofprediger zu Wien.
*) Albr. Kirchhoff, Beiträge zur Geschichte des deutschen Buchhandels. 2 Bde.
Leipzig 1851—1853.
Derselbe, Die Handschriftenhändler des Mittelalters. Leipzig 1858.
Derselbe, Weitere Beiträge zur Geschichte des Handschriftenhandels im Mittel-
alter. Halle 1855.
W. Wattenbach, Das Schriftwesen im Mittelalter. Leipzig 1875.
Harms, Entwickelnngagescfa. d. deatsoben Baebblnderei. 1
2 Gkschiehtlicher Rückblick a. d. techn. Entwickelnng d. deutschen BuchbindereL
außer Zweifel, daß die Kunst des Bucheinbindens schon in der ältesten Zeit
zu einer gewissen Blüte gelangte. Die frühesten Berichte über die Buch-
binderei reichen weit üher die christliche Ära zurück. Den Inhalt der
Manuskripte des Altertums bildeten Chroniken^ in welche wichtige nationale
Ereignisse, die Genealogie der Dynastien, Kriege, elementare Erschei-
nungen u. dgL eingetragen wurden. „In dem Verfahren, diese Urkunden
Yor Verstreuen und anderen Unbilden zu schützen, fand die Buchbinderei
ihren Ursprung.''^) Das Material, welches bereits die Kömer, Ägypter,
Perser, Griechen und Juden zu ihren Au&eichnungen benutzten, bestand, je
nach dem Stande der Kultur, aus Baumrinde, Schilf blättern, verarbeiteten
Tierhäuten und schließlich aus Platten von Holz oder Elfenbein, die mit
Wachs überstrichen waren. ^ Als dann später das Pergament erfunden
wurde, trat dieses an die Stelle der bisherigen primitiven Schreibmaterialien.
Als Schreibwerkzeug bediente man sich eiserner Griffel, die übrigens von
erheblichen Dimensionen gewesen sein müssen, da sie gelegentlich auch als
Waffe benutzt wurden.^
„Die ältesten handschriftlichen Denkmäler sind nicht in Bogen,
sondern in RoUenform, indem man ein Blatt an das andere der Länge
nach klebte und das Papier nur einseitig beschrieb; sie konnten also
nicht gebunden, sondern mußten als Bolle (Volumen) behandelt werden.''^)
Letztere wurden in der Regel um einen Stab oder Cylinder aus Bohr,
Holz oder Knochen gerollt und in einer mehr oder weniger kostbaren Hülle
verwahrt")
Selbst als das Pei^ament erfunden war, schrieben die alten Kalli-
graphen nicht nur auf lose Bogen, sondern immer noch auf einzelne Blätter,
die erst nach Vollendung der Arbeit aneinander geleimt oder genäht wurden.®)
Wo man sich indes der Bogen bediente, wurden diese in Lagen zusammen-
gefaltet und mit einem Einband versehen. Die von den Römern, Griechen
und Ägyptern benutzten elfenbeinernen, hölzernen oder metallenen Tafeln
mußten vermittelst Draht oder Riemen zusammengehäugt werden. Das
') Journal für Buchbinderei. 1882. S. 882.
*) W. Wattenbach, a. a. 0. S. 824 ff.
*) Ebendaaelbst
*) Karl B. Lork, Handbuch der Greschichte der Bachdrackerkonst I. TeiL
Leipzig 1882.
^) R. Steche, Zur Geschichte des Bacheinbandes (Archiv für Geschichte des
deutschen Buchhandels). Bd. I 8. 123.
^ W. Wattenbach, a. a. 0. S. 824.
1. Bis sum dreißigjShrigen Kriege.
Äußere dieser Bücher wurde in frühester Zeit reich mit Silber und Gold
ausgestattet^^) eine Sitte, welche auch auf das christliche Zeitalter überkam. *)
Des öfteren weisen Deckelseiten aus dieser Zeit reiche Schnitzwerke auf,
darunter Bildnisse Yon Konsuln oder Ejdsem, in der christlichen Zeit auch
von Heiligen. Selbst Sammet- und Seidenbezüge kamen zur Anwendung.")
Später überzog man die Deckel mit Leder. Im 12. und 18. Jahrhundert
wurden die Bücher hauptsächlich mit Blech und Messing yerziert
Schon sehr früh beschäftigten sich die Geistlichen, Mönche und Laien-
brüder mit der Herstellung der Bücher. Sie besorgten nicht nur das
Schreiben, sondern auch den Einband. In dem Sankt Galler cod 260 aus
dem 9. Jahrhundert steht: Monachi U üiehrammi momHa Hartperiua eees
diaeonus omamt iheoam hanc.*)
Im Mittelalter lag die Bücherherstellung fast ausschließlich in den
Händen der Mönche. Die Werkstätten, in denen das Schreiben, Verzieren
und Binden besorgt wurde, befanden sich in den Elöstem.
Um die Mitte des 15. Jahrhunderts blühte in den Niederlanden die
Brüderschaft „vom gemeinsamen Leben '^^) (FrcOrea de viia eommum.) Ihre
Stifter waren der Gelehrte Geert Groete und sein Schüler Florentius
Badevynzoon. Ausgezeichnete Männer, wie Erasmus von Rotterdam und
Thomas von Kempen, sind aus dieser Brüderschaft hervorgegangen. Letztere
machte sich hauptsächlich die Hebung der Volksbildung zur Aufgabe.^ Sie
verfertigte in großem umfange Abschriften von Lehr- und Andachtsbüchem
und verteilte sie unter das Volk Jedes „Fraterhaus^ hatte seinen ,Jjibrarius<^,
welcher die Aufsicht über die Schreibmaterialien und die Buchbinderei
ftLhrte. und noch ehe in den Bürgerschaften der Städte von einem Hand-
>) Journal fOr Buchbinderei. 1882. S. 841.
*) W. Wattenbach, a. a. 0. S. 824 u. £
*) Vergl. Kapp, Geschichte des deatschen Buchhandels bis zur Beformationaseit
Bd. I 8. 20 u. ff. Leipzig 1886.
R Steche, Zur Geschichte des Bucheinbandes (Archiv f&r Geschichte des
deutschen Buchhandels). Bd. I S. 120 ffl
^) W. Wattenbach, a. a. 0. S. 826.
") Vergl. f&r die folgende Darstellung:
Kapp, a. a. 0. S. 17 ff.
Bücher, Schriften des Vereins für Sozialpolitik. Bd. LXVI S. 261 ff.
Schmidt-Weißenfele, Zwölf Buchbinder. S. 2 ff.
W. Wattenbach, a. a. 0. S. 828.
') Etwa nach Art der heute noch bestehenden „Maatschapji tot nout vant All-
gemeen" in Holland.
1'
4 Geschichtlicher Bfickblick a. d. techn. Entwickelimg d. deutschen Bachbinderei.
werk der Buchbinder die Bede sein konnte, gab es ein solches hier in
einer privaten nnd wohl einer der besten Organisationen. Ein bürgerliches
Bachbinderhandwerk konnte sich vor Erfindung der Buchdruckerkunst schwer
herausbilden. Der Bedarf an Büchern beschränkte sich auf ganz bestimmte
Orte und Personen; diese aber hielten sich durchweg, wenn nicht Mönche
das Binden besorgten , eigene Buchbinder,^) ließen auch wohl solche auf
ihre Kosten ausbilden. Allerdings müssen einige Ausnahmen konstatiert
werden. Im Jahre 1292 werden in Paris 17 lUeurs de livres erwähnt In
Köln sind Buchbinder um 1300 nachzuweisen; auch in den Prager Stadt-
büchem werden sie häufig genannt.*) Aber das sind Ausnahmen. Selbst
als durch Gutenbergs Erfindung die Herstellung von Büchern in größeren
Auflagen möglich wurde, verblieb das Greschäft des Einbindens zunächst
noch in den Händen der Mönche, und gerade die Brüder vom gemein-
samen Leben sind es gewesen, die neben der Einrichtung eigener Buch-
druckereien auch Buchbindereien organisierten.^
Im Jahre 1444 kam ein Angehöriger dieses Ordens, der Pater God-
friedy nach HUdesheim.^) Er errichtete hier ein neues Kloster, und
während dieses gebaut wurde, beschäftigte er seine Leute „mit Schreiben
und Binden'^ Diese Buchbinderei nahm im Laufe der Zeit eine immer
größere Ausdehnung. Der Bedarf an Büchern stieg fort und fort Als
dann in den sächsischen Klöstern die Beformation eingeführt wurde, muß
das Geschäft in Hildesheim wohl ein gutes gewesen sein, denn man ver-
diente „über 1000 Gulden".»-«)
Von allen Seiten strömten Schüler nach Hildesheim, um hier die neue
Kunst zu erlernen. In verhältnismäßig kurzer Zeit — aber immerhin
zwei Generationen nach Gutenbergs Erfindung — verbreitete sich die Kunst
^ ,je mehr zur selbigen Zeit, ausser grossen Herren, sich sehr wenige Personen
Büchere, gar keine privati aber ganze Bibliothequen anzoschafißan vermogten, wobej es
dann freylich nicht so vieles zur arbeiten gesetzet, daß sich ganze Gewerbe davon
hätten ernähren können." (Prediger, Der wohlanweisende accurate Buchb. Bd. I
S. 4. Frankfurt n. Leipzig 1741.)
•) W. Wattenbach, a. a. O. S. 239.
Kirchhoff, Weitere Beiträge, a. a. 0. S. 111 ff.
*) Im Jahre 1419, einige Jahre nach Stiftung der Universität, kam der Orden auch
nach Rostock (Stieda, im Archiv f&r Geschichte des deutschen Buchhandels. Bd. Xu
S. 119).
^ Die Brüder vom gemeinsamen Leben wirkten besonders in Norddeutschland.
^) Nach Kapp, a. a. 0. 8. 18, 20 000 Gulden in heutigem Geldwert
*) Im Jahre 1894 wurde dem Andenken Gk)dfrieds von der Hildesheimer Buch-
binderinnung eine Gedenktafel gewidmet
1. Bis zum dreißigjährigen Kriege.
des Bacheinbindens als Beruf über die deutschen Lande. In Leipzig wird
in den Stadtrechnungen im Jahre 1500 zum erstenmal ein Buchbinder er-
wähnt, in Nürnberg allerdings schon 1433, in Frankfurt ebenfalls bereits
1463. In Berlin ist urkundlich erst 1618 ein berufsmäßiger Buchbinder
nachzuweisen.^) Besonders in den Universitätsstädten entwickelte sich die
Buchbinderei sehr rascL Nicht selten kam es vor, daß Studenten sich
diesem Berufe widmeten.'*^
Schon frühzeitig ist die äußere Ausstattung des Buches über die Ghrenze
des bloß zweckdienlichen auf das Gebiet des Luxus geraten.^) Hatten die
Ägypter, Perser, Bömer und Griechen die Hüllen, Schränke und sonstigen
Aufbewahrungsorte ihrer Bollen und Wachstafeln bereits mit kostbaren
Verzierungen in Gold und Elfenbein geschmückt,^ so bediente man sich
seit Erfindung der Buchdruckerkunst zumeist des Schweinsleders und des
Pergaments. Die vordere Seite des Buchdeckels wurde anfangs bemalt,
später mit Blinddruck und metallenen Beschlägen versehen. Als dann die
Kunst des Ledervergoldens aufkam, wurden die Decken vermittelst Stempel
und Filete reich vergoldet Die Vielfältigkeit der Farben stellte man jetzt
durch Lederauflage her. Auch die sogenannte Ledertechnik, ^ d. h. das
Schneiden des Leders nach von EünsÜem angefertigten Zeichnungen,^) ge-
Veigl. Schriften des „V. f. S. P.*' Bd. LXVI 8. 286.
Bücher, Frankfurter Bnchbinderordnnngen. 1888.
Richter, Greschichte der Berliner Buchbinderei. 1895. S. 5.
Panzer, Bnchdrackergeschichte Nürnbergs. 1789. S. 113.
Archiv, a. a. 0. Bd. I S. 169.
*) Die Buchbinder hatten an den Privilegien der Universitäten Anteil.
*) Über die Vereinigung der Buchbinder zu Zünften s. Archiv f&r G^eschichte des
deutschen Buchhandeb. Bd. I S. 184, 169; femer Bücher, Buchbinderordnungen
(Archiv, Bd. XI S. 305).
Bücher, Überblick über die Geschichte der Buchbinderei. (Schriften des Vereins
für Sozialpolitik. Bd. LXVI.)
^ Über Bücherausstattungen im 16., 17. u. 18. Jahrh. vergl. Archiv für Geschichte
des deutschen Buchhandels Bd. V S. 247, 248; Bd. VI S. 278; Bd. VII S. 150; Bd. VIII
S. 66—72; Bd. X S. 225—229; Bd. XI S. 358; Bd. XIU S. 94; Bd. XVIII S. 247.
") „Das Buch ist ein Denkmal der Intelligenz und erfuhr schließlich einen Gült,
wie selten etwas Anderes" (R. Steche, a. a. 0. S. 121).
*) In ihren ersten Auffingen setzte die Ledertechnik bereits unmittelbar nach den
Kreuzzügen ein, mit dem Beginn der gotischen Runstperiode, welche die Lederb&nde
ungemein begünstigte.
') Hans Holbein, der Jüngere, zeichnete im Jahre 1515 für Baseler Drucker,
sowie für Londoner Buchbinder. Ebenso waren die beiden Granachs, Vater und
Sohn, in gleicher Eigenschaft thätig. (Journal für Buchbinderei. 1882. S. 276.)
6 GesoldchÜicher Bückblick a. d. teclm. Entwickelong cL deatschen Bachbinderei.
langte bald zu größerer Anwendung. Dabei wurden die vertieften Stellen
mit Farbe ausgemalt, der Grund gepunzt oder mit kleinen eingetriebenen
Verzierungen in Ereisform ausgef&Ut. Das feuchte Leder wurde auch mit
dem Modelliereisen plastisch bearbeitet, wobei reiche Figurenbilder her-
gestellt werden konnten. Manchmal kam die sogenannte Schrotmanier zur
Anwendung. Von den mit Stanzen und Bollen eingepreßten Ornamenten
machte man einen sehr freigebigen Gebrauch. Die Ecken waren gewöhnlich
mit durchbrochenen Metallbeschlägen versehen.
Den Übergang zur Kenaissancezeit bilden die Arbeiten ^ welche der
ungarische König Mathias Gorvinus (1458 — 1490) in seiner ausgezeich-
neten Bibliothek zu Ofen gesammelt hatte. Sämtliche Bücher dieser Biblio-
thek, für welche jährlich 33000 Dukaten verwendet wurden, erhielten Ein-
bände in Sammet und Leder mit goldenen oder silbernen Spangen und
dem Wappen des Königs.^) Gorvinus wußte die geschicktesten Buchbinder
aller Länder an seinen Hof zu ziehen ^ so die Italiener Attavante und
Sinibaldi.»-»)
Ledereinbände aus dem 15. Jahrhundert mit in Leder eingeritzten
Figuren sind abgebildet im Anzeiger des germanischen Museums XVII
(1870). ^^Daselbst ist IX (1862) der merkwürdige Einband eines Breviers
beschrieben und abgebildet^ dessen überschlagendes Leder unten einen
halboffenen Beutel bildet, der in einen Enopf von farbigem Leder
ausläuft. Beispiele aus Gemälden zeigen, daß man solche Bücher am
Gürtel trug.«*)
Bei alledem legte man großes (3«wicht auf die Haltbarkeit der Ein-
^) Die Zeitgenossen Corvins bezeichneten dessen Bücherpflege als ,/^u8 librorum
luxuriosissimua^'. (Archiv, a. a. 0. Bd. I S. 169.)
«) Vergl. W. Wattenbach, a. a. O. S. 327 ff.
B. Lork, a. a. 0. S. 120 ff.: „Mitteilungen des Bundes deutscher Buchbinder-
innungen". 1894.
*) Als Sultan Soliman im Jahre 1526 Ofen erstürmte, fiberfiel er mit seinen
Janitscharen auch die BibliotheL Hierbei sollen 50 000 Bände verbrannt sein. Ein
Teil wurde nach Konstantinopel gebracht Erst 1877, als der Sultan Abdul Hamid
sich fär die türkenfreundliche Gesinnung der Ungarn während des russischen Krieges
dankbar erweisen wollte, schenkte er ihnen den noch vorhandenen Best der einst ge-
raubten Bücher zurück — im ganzen 16 Exemplare. (Nach B. Steche, Archiv, a. a. 0.
Bd. I S. 169 waren es 35 Codices, die allerdings zum großen Teil ihres ursprünglichen
Einbandes beraubt waren.) Auf der Pariser Weltausstellung 1900 wurden einige dieser
Bände gezeigt Auch die Königlich Sächsische Bibliothek in Dresden besitzt mehrere
Corvinische Einbände.
«) W. Wattenbach, a. a. 0. S. 885.
1. Bis zum dreißigjfthrigen Kriege.
b&üde. Die einzelnen Bogen wurden auf starken Bindfaden oder auf Perga-
mentstreifen geheftet Die Deckel bestanden aus Holz oder starker Pappe;
das Band oder das Pergament wurde ohne besondere Bückeneinlage un-
mittelbar mit dem Buchrücken verbunden. Die Bücher waren mit ihren
eisernen Beschlägen oft so schwer^ daß ein Mann sie kaum zu tragen ver-
mochte.
Zur höchsten Blüte gelangte die Buchbinderei in der zweiten Hälfte
des 16. Jahrhunderts. Besonders bahnbrechend waren hier die Einbände
des Franzosen Jean Grolier. Von diesem Manne hat man lange Zeit
nicht viel gewußt; fast allgemein wurde angenommen, daß er selbst Buch-
binder gewesen sei. Das ist jedoch nicht der Fall.^) Jean Grolier,
Vicomte d'Aguisy, geb. 1479, gest 1565, war Schatzmeister der franzö-
sischen Könige Franz L, Heinrich IL, Franz IL und Karl JX.*) In amt-
licher Eigenschaft kam Grolier nach Mailand und Bom; seine ausgezeich-
neten Kenntnisse in der Litteratur, seine Liebhaberei für Bücher machten
ihn zum Sammler der vorzüglichsten Erzeugnisse der Buchbinderei und des
Buchdruckes. Die italienischen Bände damaliger Zeit waren Kunstwerke
ersten Ranges, namentlich galt dies von den Einbänden des Mailänders
Thomas Majoli. Grolier ahmte diese Einbände nach und veredelte sie.
Seine aus ca. 3000 Werken *) bestehende Bibliothek wies durchweg künst-
lerische Einbände auf. Nach den Bänden zu urteilen, die bis jetzt in
öffentlichen und privaten Bibliotheken nachgewiesen sind, erhielt jedes Buch
einen besonderen, individuell ausgestatteten Einband. Der Stil des Orna-
ments ist durchgehends derselbe. Bandstreifen und Arabesken mit Pflanzen-
dekorationen bedecken in zahlreichen Verschiebungen die beiden Deckel-
seiten und lassen Felder offen für die Devise der Bibliothek: „Jb. Orolierü
et amicorum" und den Titel des Werkes oder den Wahlspruch: „Paiart
mea, Domine, aii in terra mventumV'. Die Einbanddecken bestehen zumeist
aus Kalbleder, sind braun oder braungelb, die Schrift ist in schönen
italienischen Lettern aufgedruckt. Überhaupt wurde zu allen unter Groliers
Leitung gedruckten und gebundenen Büchern das feinste Pergament und
^) Die Ldtterator über Grolier stellte in liebenswürdiger Weise Herr Konstbuch-
binder Paul Kersten in Erlangen zur Verfagnng.
^ Die Daten über Grolier hat Le Bouz de Lincy auBgeforscht und in seinem
Bnch: y^echerches sur Jean Grolier, sor sa vie et sa biblioth^qae'S Paris 1866 ver-
öffentlicht
*) Le Bouz de Lincy giebt die Zahl auf nor 849 an; neuere Forschungen führten
zu obigem Ergebnis.
8 Greschichtlicher Rückblick a. d. techn. Entwickelung d. deatschen Buchbinderei.
sorgfältigst zubereitete Papier yerwendet, während zu ihrer äußeren Aus-
stattung nichts als zu teuer erachtet wurde^ was zu ihrer Verschönerung
beitragen konnte. Er versah seine Arbeiter mit dem schönsten Maroquin
aus der Levante oder aus Afrika; der Kaufmann Golombel aus Avignon
besorgte ihm diese Artikel^)
Die Grolierbände stehen heute bei Bücherliebhabem in großem An-
sehen. Diejenigen Bibliotheken^ welche im Besitz derselben sind,^ dürften
kaum bereit sein^ auch nur ein Exemplar abzugeben.^
In Deutschland fanden die Grolierschen Einbände bald Nachahmer.
Zwar waren unsere Meister erstaunt ob solcher Kunst, aber nach und nach
lernten auch sie von den ,JParisem".*)
Wie einst der Hildesheimer Pater Godfried die handwerksmäßige Buch-
binderei verbreitet hatte, so war Grolier der Ansporn ftLr die Entwickelung
zur KunstbuchbindereL unsere Museen zeigen uns manches Stück deutscher
Arbeit aus dem Ende des 16. und dem Anfang des 17. Jahrhunderts, das
Zeugnis ablegt von dem hohen Können der Buchbinder damaliger Zeit
Zwar vermochte man sich nicht sobald von den soliden Folianten zu
trennen; aber selbst diese zeigen xms in ihren reich ornamentierten Leder-
einbänden mit mühsam hergestellten Handvergoldungen ein durch und durch
künstlerisches Empfinden, eine Beherrschung der Technik, die uns heute
noch in Erstaunen setzt
Hand in Hand mit dieser Entwickelung des Kunsthandwerkes, ja
man darf wohl sagen, schon bevor letzteres seine Höhe erreichte, bildete
sich im 16. Jahrhundert in der Buchbinderei auch ein gewisser Groß-
betrieb heraus. Es lag das in der "Natur der ganzen buchgewerblichen
Produktion.
Die von den Verlegern auf den Markt gebrachten Bücher konnten nicht
einzeln gebunden werden; ungebunden aber gelangten die Bücher anfangs
gar nicht in den Handel Ein parüeweises Binden der Bücher muß also
entschieden stattgefunden haben. Darauf weisen auch zwei erhaltene Li-
^) Nach „On Bookbindixigs ancient and modern''. London 1880. S. 37 fi.
*) Bibliotheken zu Paris (64 Exempl.), London, Berlin, Wien (16 ExempL), Bern,
Mailand und Parma. (Nach Le Boux de Lincy.)
*) VergL Burkhardt, „Kultur der Benaissance in Italien''. Bd. I lY. Aofl.
III. Abschnitt HI. Kapitel. Leipzig 1877.
*) Hier mag übrigens erwähnt werden, dafi man über die Verfertiger der Grolier-
schen Einbände nichts weiß.
1. Bis zum dreißigjährigen Kriege.
ventarien hin, diejenigen der Leipziger Buchbinder Vicker (1592) und
Christoph Pirk (1678). Ersterer besaß 88 Pressen , letzterer 5 Heftladen
und 103 Stempel.^) Anfangs errichteten die Verleger eigene Buchbindereien.^
Das Eisiko eines solch kombinierten Betriebes war indes bei den damals
herrschenden Zuständen ziemlich groß. Die Verleger hatten nämlich stark
unter dem unberechtigten Nachdruck ihrer Werke zu leiden. Massenhaft
wurden z. B. die kleineren und epochemachenden reformatorischen Schriften^
namentlich die eigenen Luthers, nachgedruckt — zum großen Schaden des
Wittenberger Originalyerlegers sogar mit dessen Firma. Ja es wird sogar
geklagt, daß die sogenannten Aushängebogen der neuen Schriften in den
Wittenberger Offizinen gestohlen, man kann sagen „gewerbsmäßig gestohlen
wurden". *)
In seiner ,, Vermahnung an die Drucker'' sagt Luther:^) „Haben auch
die Kunst gelernt, daß sie Wittenberg auf etliche Bücher drucken, die zu
Wittenberg nie gemacht noch gewesen sind. Das sind ja Bubenstücke, den
gemeinen Mann zu betrügen.^' Bei der Wiederholung dieser Klage gegen-
über dem Nürnberger Bäte befiehlt letzterer unter dem 11. Mai 1532 den
Buchdruckern, diesen Unfug zu unterlassen.^
Mit diesem unbefugten Nachdruck wurde es gegen Ende des 16. Jahr-
hunderts immer schlimmer.^ Die Verleger suchten daher das Bisiko bei
Herausgabe eines Buches zu reduzieren. Die nächste Folge davon war,
daß Verleger und Buchbinder sich trennten. Ersterer beendete seine Thätig-
keit mit dem Druck der Bogen. Das Publikum war also wieder auf den
Buchbinder angewiesen. Der Bücherbesitzer ließ das Buch direkt beim
Buchbinder nach seinem Wunsche einbinden. Der Buchbinder aber Vand
wohl auch Bücher auf „Vorrat'' und handelte damit In einigen Fällen
„yerlegte'' er sogar. Fiel es aber einem Verleger ein, mit gebundenen
Büchern zu handeln, so fühlten die „Meister sich dadurch in ihren
Zunftgerechtsamen verletzt^'. Als nun gar noch die Buchbinder auch
mit anderen als von ihnen gebundenen Büchern handelten, wollten die
>) Schriften des „V. f. S. F." Bd. LXVI S. 299.
*) Vergl. übrigens Abschnitt lY.
*) Kirchhoff im Archiv för Geschichte des deutschen Buchhandels. Bd. I S. 19.
*) Martin Luthers Briefe. Sendschreiben und Bedenken; gesammelt von W. M. S.
de Wette. S. 69. Berlin 1856.
') y. Soden, BeitrSge zur Geschichte der Reformation 1855. S. 881.
*) Vergl. auch Archiv für Greschichte des deutschen Buchhandels. Bd. XII S. 808.
10 Geichicbtlicher Bückblick a. d. tedm. Entwickeliiiig d. dentBchen
Streitigkeiten kein Ende nelimen. Die ftberkommenen Urkunden der Buch-
binderinntingen^) berichten Jahrhunderte hindurch Ton gegenseitigen Be-
fehdungen. '-*)
2. Der Ver&ll der dentBohen BaohbindereL
Als durch den dreißigjährigen Krieg der deutsche Buchhandel total
ruiniert wurde, ging, als natürliche Folge, auch die Buchbinderei zurück. Der
wirtschaftliche Niedergang drückte gerade diesem Gewerbe seinen vernichten-
den Stempel auf. Die Einbände aus jener Zeit sind hierf&r beredte Zeugen.
Auf die äußere Ausstattung wurde kein Gewicht mehr gelegt, da die hierzu
erforderliche Zeit und Mühe nicht bezahlt werden konnte. Die Folge davon
war, daß der Bucheinband immer mehr seinem direkten Zweck, dem bloßen
Zusammenhalten der Bogen, angepaßt wurde. Es ist nicht zu viel gesagt
mit der Behauptung, daß die Technik des Bucheinbandes vom Ausgang des
17. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wesentliche Fortschritte nicht ge-
macht hat
Die Kunst der Meister aus dem 16. Jahrhundert geriet bald in Ver-
gessenheit Wohl band man auch jetzt noch ,ydauerhaft und fest^; aber ein
Fortschreiten in der Ausstattung des Buches ist fast zwei Jahrhunderte
hindurch nicht zu konstatieren. In einer Wiener Zeitung vom Jahre 1880
heißt es über die im K. K. Museum ausgestellten Bände früherer Zeit:
„Aus dem 17. und 18. Jahrhundert sieht man viel Geschmackloses, über-
ladenes; die Arbeit selbst ist jedoch solid. Es gilt dies neben holländischen
namentlich von deutschen Einbänden'^ Dieses Urteil wird man auf die
Bücher jener Zeit durchweg anwenden dürfen, denn fast jedes Museum be-
stätigt es.
Vergl. Bichter, Geschichte der Berliner Bnchbinderinnang, a. a. 0. S. 110 ff.
Kofel, Chronik der Leipziger Bachbinderinnung. S. 16. 1897.
CharakteristiBch sind hier auch die Akten der Hildesheimer Innung, von denen
Herr Bnchbindermeiater Deiters gütigst Abschriften zur Verfügung stellte.
*) Im Jahre 1598 antworten die Buchbinder auf eine Beschwerde der „Buchftlhrer''
(Sortimenter) an den Bat der Stadt Leipzig, daß es „im gantzen heiligen römischen
Beich in diesem ChurfÜrstentum und andern benachbarten L&ndem den Buchbindern
gestattet sei, offene Laden zu haben und ohne Unterschied Bücher zu verkaufen
und damit zu handeln, ganz besonders hier in dieser Handelsstadt, wo eine Uni-
versität sei'^
') V'ergl. in ders. Sache: Archiv f&r Geschichte des deutschen Buchhandels, a. a. 0.
Bd. XII S. 171, 172; Bd. X S. 159—173; Bd. XIX S. 822 u. 828; Bd. VII S. 125—181,
188, 184, 186; Bd. VII S. 46; Bd. XII S. 163, 172; Bd. XV S. 24—26; Bd. XIX S. 885.
2. Der Verfall der deutschen Buchbinderei. 11
Klagen über maDgelhafte Ausbildung der Buchbinder sind in den
Fachwerken des 17. und 18. Jahrhunderts keine seltene Erscheinung;^) sie
werden auch jetzt noch über die Jünger der ,,alten Schule^' gar oft erhoben.
Sühmliche Ausnahmen, wie besonders die Universitätsstädte sie auf-
weisen, sind hier selbstverständlich ausgenommen. Aber auch in diesen
Bibliotheken erheben die Zeugen der Buchbinderei des 18. Jahrhunderts
sich selten über den Durchschnitt, während Eunsteinbände aus dem 16. Jahr-
hundert durchweg in Glaskästen hinter Schloß und Siegel aufbewahrt werden.
Die ziemlich umständliche Art nun, in der bis um das Jahr 1850 herum
ein Buch eingebunden wurde, ist ungefähr folgende.
Die von dem Buchdrucker gelieferten Bogen wurden zunächst auf ihre
Vollständigkeit hin geprüft (kollationiert), und dann durch ein mit Alaun
gesottenes Leimwasser gezogen (planiert).^ Die einzelnen Bogen mußten
nun, nach Art aufgehängter Wäsche, getrocknet^ und später gefalzt werden.
BUerauf wurden die Bogen mit einem schweren eisernen Hammer^) geschlagen
und in einer hölzernen Presse eingepreßt Alsdann versah man den Bücken
vermittelst der Säge mit mehreren Einschnitten, in denen der Bindfaden,
') „Etliche heften die Bücher zusammen so liederlich, daß die Blfttter so beliebt
fallen, als die Blätter von einem Buchbaum, denen die harte Herbstluft gleich den Rest
giebt. Zuweilen findet man einen so sauberen Bruder, der nur ein halbes Jahr beim
Handwerk gewest, der fängt an, für sich selbst zu fretten (arbeiten), aber leider ein
jeder Stich ist fast ein Stichwort, so den Autor verdrießen kann. Denn er gräbt oft
dergestalt in die Schrift hinein, daß er die Buchstaben abzwickt, wie der Schmidt die
Hufnägel; oder aber er hauet mit dem Schneideeisen weit ärger, als Petrus mit dem
Säbel, mit dem er dem Malchus das Ohr abgestutzt. Einige sind wohl auch, teils aus
Unerfahrenheit, teils aus Saumseligkeit, welche die Bögen versetzen und folglich dem
Buche Schand und Schaden zufügen; oder aber er ist ein so ungeschlachter Gesell, daß
er den eisernen Hammer gar zu unnfitz braucht, daß nachher der neue Druck ge-
zwungener Weis*, die Färb, so er unlängst genossen, wieder von sich geben muß, wo-
durch das ganze Buch fast unbrauchbar wird". (P. Abraham a Sancta Clara 1699,
a. a. 0. S. 327.)
*) „Alles Drukkpappier ist an sich ungeleimt, es wird mit der Zeit bis zum Zu-
sammenrollen und Zerreissen welk, und es schlägt die Tinte durch, wenn man etwas
damit durchstreichen, oder Druckfehler verbessern wilL Beiden Mängeln hilft das
Planieren ab.'' (Joh. Samuel Hallens Werkstätte der heutigen Künste. Bd. U
S. 104. 1762.)
') Noch heute finden wir in älteren Werkstuben die Planierleinen als Überreste
firflherer Zeit Auf den Abbildungen veigangener Jahrhunderte sieht man stets dieses
,3ii^dfadennetz''.
^) „Der Hammer wiegt 8—18 Pfund von Eisen." (Hallens, a. a. 0. S. 106.)
„Vor der Erschütterung bewahret man das Haus, wenn man das Schlagen im
Keller verrichtet'' (S. B. Sprengeis Handwerke. Berlin 1767.)
12 Geschichtlicher Rückblick a. d. techn. Entwickeltmg d. deutschen BachbindereL
auf welchen der Buchbinder das Buch nunmehr mit Zwirn an der so-
genannten HefÜade heftete, ^) lagerte. *) Schon beim Heften erhielt das Buch
hinten und yome ein mit einem Falz versehenes Vorsatzpapier.
Der HefUade entnommen, mußten die ,3^i^de^^ aufgeschabt, d. h. die über-
stehenden Enden des Bindfadens aufgedreht werden. Der Bücken erhielt
alsdann einen Leimüberzug;') war dieser trocken, so konnte die vordere
Seite beschnitten werden. Hierzu bediente man sich des sogenannten i,Be-
schneidehobels'S dessen Handhabung sich äußerst mühsam gestaltete. An-
fangs war der „HobeP' mit einer kreisrunden einseitig geschliffenen Scheibe
versehen; später wurde diese durch ein einseitig spitz geschliffenes Messer
ersetzt Hieraus erklären sich die Bezeichnungen: ,,Scheibenhobel'' und
„Zungenhobel". *)
War das Buch vorne beschnitten, so wurde es „abgepreßt'',^) nachdem
ihm vorher mit dem Hammer eine Bundung gegeben war. Hierauf konnte
die obere und untere Seite beschnitten werden. Der Schnitt des Buches
blieb selten weiß, zumeist wurde er mit brauner Farbe vermittelst Bürste
und Sieb gesprengt, oder aber grün, resp. rot angestrichen.^) In letzterem
Falle mußte dann mit dem „Glättzahn" eine Glättung vorgenommen werden.^
Die Gesang- und Gebetbücher erhielten wohl auch einen Goldschnitt
Erwähnt möge hier noch werden, daß in den Fällen, wo die Bücher
auf Band oder Pergamentstreifen geheftet wurden, das Einsägen selbstver-
ständlich unterblieb.^
Für den nunmehr fertigen Buchblock mußten jetzt mit einem spitzen
Messer (Bitzer) die Pappdeckel zugeschnitten und diese, nachdem vorher
die Bünde aufgeklebt waren, „angesetzt", d. h. vermittelst Kleister mit dem
^) „Heften heißet, ein gefalztes and geschlagnes Buch auf Schnüre oder auf perga-
mentene Riemen mit Zwirn oder Seide aufneben/' (Ballens, a. a. 0. S. 108.)
*) „So dick die Schnur ist, bo tief wird bineingesSget." (Prediger, a. a.0. S. 82.)
*) „Ist nun dein Buch recht gedruckt, so wird es geleimt*^ (Prediger, a.a.O. S. 88.)
*) Vergl. Prediger, a. a. 0. S. 48 ff.
^) „In der Presse giebt man diesem Hefte einen erhabnen Bücken durch das Ver-
schieben; man klopfet den Rücken mit einem kleinen Hammer zu seiner bekannten
Convezitäf' (Hallens, a. a. 0. S. 109.)
^) „Hierauf wird der Schnitt zwischen 2 Brettern mit Farbe besprengt, zur grihien
nimmt man den Indigo." (Hallens, a. a. 0. S. 109.)
„überglättet ihn mit einem Pferdszahne.'' (Derselbe, S. 111.)
^ Allgemein zur Anwendung dürfte das Eins&gen im 18. Jahrhundert gekommen
sein; bei den meisten Büchern früherer Zeit liegen die Bünde auf dem Rücken. Hieraus
erklärt sich auch das heute bei Halbfranzbänden noch übliche Anbringen von künst-
lichen Bünden.
2. Der Verfall der deatschen Buchbinderei. 13
Bachblock yerbnnden werden; das Ganze wurde darauf zwischen zwei Brettern
in die Presse gesetzt/) der Bücken sodann noch einmal mit Leim über-
strichen und mit Papier beklebt Das bessere Buch erhielt vorher die
„Eaptalyerzierung<'.>) Hier war das Verfahren auch insofern ein anderes,
als der Buchrücken bereits, bevor die Deckel angesetzt wurden, mit einer
Einlage aus kaschierter Pappe mit ziemlich starkem Papier versehen wurde.
Der Bücken blieb auf diese Weise hohl, wodurch sich ein besseres Auf-
schlagen des Buches ermöglichte.
Bestand der Bückenüberzug aus Leder, so wurde dasselbe mit Kleister
angebracht Am Ende des 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahr-
hunderts verwandte man als Überzug zumeist Papier') und nur bei besseren
Bänden Leder oder Sammet
V\^ie sehr man sich in Deutschland an minderwertige Einbände ge-
wöhnt hatte, beweist eine Stelle aus Prediger 's „Buchbinder und Futteral-
macher'' ;^) hier heißt es: „Wenn der Bücken und Ecken mit Leder über-
zogen, oder mit Pergament eingefasset ist, so wird es ein welscher Band^
War nun das Buch überzogen, so wurden die Vorsatzblätter angeklebt
(angepappt) und der fertige Einband nochmals in die Presse gesetzt Dieser
entnommen, konnte das Buch nunmehr verziert werden. Im großen und
ganzen war man hierbei sehr bescheiden. Li den weitaus meisten Fällen
genügte ein auf den Bücken geklebtes Papierschild. Konnte sich ein
Meister zu einem sauberen Goldtitel versteigen, so war dies schon ein hoher
Beweis seines Könnens. Die künstlerische Seite des Bucheinbandes wurde
mehr und mehr vernachlässigt
Außerdem darf hier nicht unerwähnt bleiben, daß aus dem Bestreben
heraus, billiges Material zu verarbeiten, leider in unzähligen Fällen be-
') „Sitsen die Pappen bejde am Buche, so wird es eingepreßt, und wenn es die
Zeit leidet, kann es eine Nacht in der Presse stehen bleiben^'. (J. Bücking, Die Kunst
des Bachbindens. S. 147. Stendal 1785.)
*) Es ist darüber gestritten, ob „Kapital'^ oder „Kaptal** richtiger ist, desgleichen
ob es „Vorsatz-" oder „Yorsetzpapier*' zu heißen hat Man wird es hinsichtlich des
„Ejipital" mit einer Überlieferung der griechischen Kapitale oder Kapitole resp.
Kapitale (lat captU, capüeUum) zu thun haben. Konsequenterweise müßte es also
„Kapital*^ heißen. (Von der Krönung der Säulen an griechischen Bauten abgeleitet)
Bezüglich des „Vorsatzpapiers" entscheidet sich Duden (Orthographischer Weg-
weiser) für „Vorsetz", indes ist diese Bezeichnung nirgends üblich.
VergL übrigens Harms „Vorsetz oder Vorsatz" im „Journal für Buchbinderei".
Jahrg. 1896. S. 826 ff.
") Es entstanden die sogenannten „Pappbftnde".
*) Prediger, a. a. O. S. 105.
14 GescbichtiÜcher Rückblick a. d. tecfan. Entwickelnng d. deatschen BuchbindereL
schriebenes Pergament zum Beziehen der Bücher benutzt wurde; und
zwar nahm man hier die Kehrseite nach außen. Auf diese Weise ist
manche wertYoUe Urkunde verloren gegangen. Sogar Bibliotheken benutzten
ihre Pergamentrollen als überzugmaterial; auch wurden ältere Einbände
ihres Umschlags entkleidet und dieser von neuem yerarbeitet ^)
Sehr treffend schildert Wattenbach*) diesen Vandalismus:
y^s ist immer eine große Barbarei, wenn man, wie das in früherer
Zeit häufig geschehen ist, ohne Not die ursprünglichen Einbände zerstört
Nicht selten sind sie von Wichtigkeit, um die Herkunft einer EEandschrift
zu erkennen; besonders nach dem Aufkommen der Wappen pflegen sie
damit versehen zu sein. So tragen die Handschriften von St Hubert den
Hirsch, die Budenses den Baben des Mathias Corvinus. Vorzüglich aber
enthalten die Deckblätter oft wichtige Notizen, oder sie sind gar Beste
älterer wertvoller Handschriften. Der Abt Macarius vom Berge Athos ver-
wandte 1218 die kostbare Uncialhandschrift der paulinischen Briefe zu Ein-
bänden, und in Bobio sind ebenfalls die wertvollsten Handschriften so
mißbraucht worden. Nach St Gallen kamen um 1461 Hersfelder Visitatoren,
die Manuskripte wurden verzeichnet und teilweise neu gebunden, wozu der
Edictus Bothari und der älteste Virgil verbraucht wurden; zur Vergeltung
ist der Katalog von 1461 später ebenso angewandt Die Professoren von
St Mathias in Trier gaben ihrem Buchbinder Handschriften als Zahlung.
Auch Urkunden sind oft zum Einbinden benutzt^'')
Etwas anders als oben geschildert, ging die Entwickelnng der Buch-
binderei in Frankreich. Hier sorgten die Schüler Groliers für möglichste
Verbreitung ihrer Kunst. Fast zu jeder Zeit hatten die Franzosen hervor-
ragende Buchbinder, wobei allerdings berücksichtigt werden muß, daß
tüchtige Kunstbuchbinder Deutschlands, die in ihrer Heimat keine ent-
sprechende Beschäftigung fEmden, in das Ausland gingen und hier nicht
^) „Pergamenthandschriften worden oft genug gestohlen, um sie an Bnchbinder,
als Hehler, zu verkaufen." Im Jahre 1536 belangte der Herausgeber des Sachsenspiegels,
Cbristiph Zobel, zwei Buchbinder, an welche sein Famulus mehrere ihm entwendete
,,bücher von bargament*' hatte verkaufen lassen. (Kirchhoff im Archiv für Geschichte
des deutschen Buchhandeb. Bd. XII S. 175.)
*) W. Wattenbach, a. a. 0. S. 8S9.
*) Im weiteren Verlauf seiner Darstellung sagt W. Wattenbach: ,,Man benutzte
femer die Handschriften auch zu den Orgeln. In einem fränkischen Nonnenkloster
gaben 1624 die Nonnen dem Organisten Keller eine Pergamenthandschrift , um damit
die Blasebälge der Orgel auszukleben". (S. 840.)
2. Der Yer&ll der deutschen Buchbinderei. 15
selten zu den ^renommiertesten Arbeitern'^ ^) gehörten. Anf der Wiener Aus-
stellung (1880) wurde ein prachtvoller großer Folioband aus Venedig gezeigt:
„Icones Principium etc. Van Dick escudit 1846''. Glaubwürdigen Nach-
richten zufolge soll der Verfertiger dieses Buches ein Deutscher sein.*)
Auch heute noch stehen in Bezug auf Bücherausstattung die Fran-
zosen obenan, d. h. soweit Handfertigkeit in Frage kommt ^
Wollen wir eine Erklärung f&r die mangelhafte Durchbildung der
deutschen Buchbinder aus dem 18. Jahrhundert sucheui so liegt diese zu-
nächst in dem allgemeinen wirtschaftlichen Niedergang dieser Zeit Die Nach-
wehen des dreißigjährigen Krieges sind nie ganz überwunden. Es ist klar,
daß wirtschaftliche Krisen sich dem Buchgewerbe besonders fühlbar machen,
gehören doch litterarische Erzeugnisse gewissermaßen zu den Luxusbedürf-
nissen eines Volkes, das sich diese erst leisten kann, wenn es mit den
Gütern, die zu seiner Lebensunterhaltung dienen, reichlich versehen ist
Dazu kommt, daß in einer Zeit kriegerischer Unruhen sich selten ein Ver-
leger findet, der das Risiko eines Buchverlags übernimmt So sehr in
Zeiten geistiger und politischer Erregung die Bücherproduktion steigt, so
sehr fällt sie, wenn infolge dieser Erscheinungen die Brandfackel des Krieges
auflodert
Folgende Tabelle möge diese Thatsache illustrieren.^)
Am deutschen Meßverkehr nahmen teil:
im Jahre 1580 498 Werke
„ „ 1590 578 „
„ „ 1600 1059 „
*) B. Lork, Drackkunst nnd Bachhandel in Leipzig 1499—1879. Leipzig 1880.
*) Journal Äbr Buchhinderei. 1880. S. 88.
*) Der KgL Hofbuchbinder Georg Collin zu Berlin schreibt im „Allgemeinen
Anzeiger für Buchbindereien*' (Jahrg. 1900 S. 268) anläßlich eines Berichtes über die
Pariser Weltausstellung: „Man sieht, daß die Buchbinderei, und namentlich die Kunstbuch-
binderei, in Frankreich auf der höchsten Stufe angelangt ist Wir müssen leider zurück-
stehen, selbst wenn wir die Ejraft, die Lust und das Talent haben, diese Arbeiten ebenso
kunstvoll herzustellen; es fehlt eben an Kundschaft £s ist darüber schon so viel ge-
schrieben und gesprochen worden, und wenn wir auch noch so viel versuchten, unsere
Kunden an einen kunstvollen £inband zu gewöhnen, der Deutsche bezahlt eben nicht
diese Preise wie der Franzose oder Ausifinder''.
^) Die Zahlen sind dem „Codex nundinarius Germaniae Utercttae hUecuUiri^' von
Gustav Schwetschke entnommen. Schwetschke bringt die gesamte litterarische
Produktion von 1564—1765. Das Werk erschien 1850. Eine Fortsetzung (1766—1846)
gab 1877 Brinkmeier heraus.
16 Greschichtlicher Bfickblick a. d. techn. Entwickelang d. dentschen BnchbindeieL
im Jahre 1610 • • • ^^^^ Werke
„ „ 1613 "... 1780 „
„ „ 1619 1668 „
„ „ 1622 972 „
„ „ 1632 729 „
,. „ 1685 307 „
„ ., 1646 994 „
„ 1695 1039 ,,
„ ,, 1730 993 ,,
„ ., 1745 1331 „
„ „ 1746 1403 „
,, „ 1755 1284 „
„ „ 1756 1485 ,,
,, „ 1757 1105 „
,, ., 1763 1360 „
„ „ 1764 1434 „
„ „ 1765 1617 „
Ein Überblick über diese Zahlen führt zu recht interessanten Ergeb-
nissen. Im Anfang des 17. Jahrhunderts sehen wir eine stark empor-
strebende bnchhändlerische Produktion; diese hält bis zum dreißigjährigen
EJriege an — ihre Höhe ist in 150 Jahren nicht wieder erreicht Erst im
Jahre 1770 betrug die Gesamthöhe 1807.
Während des dreißigjährigen Krieges sinkt die Zahl unablässig weiter,
bis sie 1635 die niedrigste Stufe mit 307 Büchern erreicht hat Deutlicher
als in diesen Zahlen kann wohl der wirtschaftliche Niedergang, das völlige
Stocken von Handel und Wandel in jenen Jahren unheilvoller Kriege nicht
ausgeprägt werden. Die Tabelle schließt ein langes und breites in sich.
Deutlich sind die schlesischen Kriege und vor allem der siebenjährige Krieg
zu erkennen. Erst nach dem Frieden von Hubertusburg geht die Produktion
wieder voran. ^)
Die Kehrseite dieser Medaille mag uns die Zeit der Reformation geben.
Zwar verfügen wir hier nicht über statistisches Material^ aber es besteht
kein Zweifel, daß Luthers 95 Thesen eine wahre Flut von Litteratur nach
sich zogen. Wie die Vorahnung eines neuen Frühlings zogs durch die
deutschen Lande. Überall wurden Luthers Schriften verlangt: ,^Mit einer
wahren Gier warf sich bei der steigenden Erregung der Gemüter die schon
') Vergl. ührigens Kapp, a. a. 0. S. 787 ff.
2. Der Verfall der deatschen Buchbinderei. 17
längst geweckte Neigung zur Lektüre namentlich auf die polemische und
Flugblattlitteratur, sowie auf die agitatorischen Schriften, welche die Refor-
mationszeit hervorrief.''^)
Im August 1523 verteidigt sich der Nürnberger Bat gegen den Vorwurf
des päpstlichen Nuntius (des Kardinals Campegi)^ daß er den lutherischen
Lehren anhinge, damit: man bestrafe ja die fremden Verkäufer seiner
Schriften, so sehr auch das Volk darnach dürste; ein Jahr darauf f&hrt
derselbe Kläger wieder an, daß Luthers Schriften in Nürnberg haufenweis
gedruckt würden. *)
Jenes alles überwältigende Literesse an den litterarischen Erzeugnissen
der neuen Geistesbewegung verhalf dem Buchhandel zu rapidem Wachsen.
Einen unmittelbaren Vorteil hatte hiervon auch die Buchbinderei; denn die
wirtschaftlichen Verhältnisse jener Zeit waren ebenfalls relativ gut, zum
mindesten aber stabiL
Wir sehen also, daß das Buchgewerbe in seinem Wohlbefinden ganz
und gar von den politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen abhängt
Kein Wunder deshalb, wenn nach dem dreißigjährigen Elriege die Arbeiten
des Buchbinders immer weniger verlangt wurden, wenn kostbare Einbände
den deutschen Meister gar nicht mehr beschäftigten, — wenn die Kunst
allmählich einschlief
Eine andere Ursache für den Bückgang des technischen Könnens der
deutschen Buchbinder hängt mit der ersten eng zusammen. Li einem im
Jahre 1762 erschienenen Buche über die Buchbindekunst ^ definiert der
leider nicht genannte Verfasser die Buchbinderei wie folgt: „Die Buch-
binderei ist eine Kunst, welche sowohl geschriebene als gedruckte Bücher
und Papier zusammenfEdzet, die gefalzten heftet, und endlich mit einer
Decke von unterschiedlicher Art verwahret, damit dieselben auf bequeme
Art gebrauchet werden können, auch für Schaden und Abnutzungen desto
besser verwahret sein mögen."
Die in dieser Definition angegebenen Thätigkeiten haben aber auch
schon zu jener Zeit den Buchbinder nicht allein beschäftigt Denn Bergius
erzählt uns, daß der Buchbinder noch vieles andere verfertigte. Z.B. „Futterale,
Kästchen von verschiedener Art, Lichtschirme, zuweilen auch Tabaksdosen
von Papiermachö, und andere dergleichen Waren".*)
*) Kirchoff im Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels. Bd. I S. 19.
*) V. Soden, a. a. 0. S. 75.
") Anweisung zur Buchbindekunst, Verlag Jok Sam. Henisie Erben. Leipzig 1762.
^) BergiuSi Neues Polizei- und Kameralmagazin. 1775. S. 840.
Harmi, Entwickelirngs^sch. d. deutschen Bachbinderei. 2
18 GreBcbichtliclier Bückblick a. d. techn. Entwickelang d. dentschen Buchbinderei.
Samuel Hallens sagt 1762:^) ^^Der andere Theil der Bachbinder be-
schäftigt sich mit Verfertigang der Futterale über allerlei GrefiLsse. Sie
machen Futterale über Bücher, über Gold und Silbergeschirre, Geschmeide,
Juwelen, Kästchen über Uhren, matematische Bestekke, über Messer, Gktbel
und Löffel, über Scheeren, Nadelbüchsen, Monstranzen, Sehrohre; Bohren
zu Vergrößerungsgläsern, optische Kasten/'
Der Buchbinder wurde gewissermaßen zum üniversalmenschen; alles
was mit dem Leim- und Kleistertopf nur irgendwie in Verbindung gebracht
werden konnte, beschäftigte ihn. Es liegt auf der Hand, daß es angesichts
solcher Vielseitigkeit den deutschen Buchbindern immer schwerer wurde,
sich gründlich auszubilden. ),Wer viel Handwerke zugleich lernt, lernt
selten, was wohl und recht ist;'' dieses Wort Viebahns^ paßt auf die
Buchbinderei wie zugeschnitten.
Aber auch diejenigen Fertigkeiten, welche glücklich aus einer besseren
Zeit herübergerettet waren, mußten nach und nach verloren gehen, denn
die Meister unterrichteten ihre Lehrlinge, aus Furcht vor späterer Kon-
kurrenz, vielfach nur in den allgemeinsten Handgriffen. „All dieweilen nun
aber eben nicht ein jedweder dasjenige, was zu einem geschickten Meister
erfordert wird, in seinen Lehr- und Wanderjahren profitiert und erlernet^
vielmehr ebensowohl die Meistere, als wohlen die Gesellen den größten
Theil ihres von guter Bindung eines Buches erhaltenen Begriffes verheim-
lichen, und vor ihre Gesellen und Jungen als die größte Arcana verbergen,
wohl folglich derenselben weiter nichts, als die allgemeine Grundreguln und
Handgriffe beybringen. Woher es dann kommen muß, daß unter denen
Meistern um so mehrers viele Stümper angetroffen werden.''^
Selbst vor 30 — 40 Jahren noch geschah es, daß „mancher Meister sein
Eiweiß, Pulver, und Pomade zum Vergolden, sowie Marmoriergrund- und
Farben auf sehr geheimnisvolle Weise herrichtete, damit nur ja nicht sein
Geselle es ihm ablausche''.^
Selbst die Herausgabe eines Fachbuches stieß auf Schwierigkeiten,
glaubte doch der Verfasser eines solchen^) sich seinen Beru&genossen gegen-
über quasi entschuldigen zu müssen, indem er in seinem Vorwort sagt:
>) Samuel Hallens, a. a. 0. S. 118, 119.
*) Viebahn, Statistik des zoll vereinten nördlichen Deutschlands. Berlin 1868.
Bd. m S. 525.
■) Prediger, a. a. 0. (Vorrede).
^) Journal für Buchbinderei, a. a. 0. 1879. Nr. 2.
^ Anweisung zur Buchbindekunst, a. a. 0. S. 2.
8. Die Entwickelnng znm Großbetrieb. 19
„Fürchtet nichts ihr erfahrenen Meister dieser Eunst^ als würde durch
diesen Unterricht solches zn gemein, oder euch dadurch das Brot entzogen
werden, ein anderes ist wissen, ein anderes ist können, zu den letzten ge-
höret eine fleißige Übung ehe einer eine Fertigkeit erlanget und nicht
jeder wird nach Durchlesung dieser Blätter ein Buch zu binden gleich ge-
schickt sein^ (!)
Aus alledem geht zur Genüge hervor, daß man recht, recht weit
zurückgreifen muß, wenn man in der Buchbinderei von der „guten alten
Zeit'' reden will. Das ganze 18. und ein großer Teil des 19. Jahrhunderts
zeigen uns ein stetes Rückwärtsschreiten, mindestens aber einen Stillstand.
Kurz, die Buchbinderei verfiel in ein Pfuschertum, aus dem sie zu einem
Teil heute noch nicht wieder herausgekommen ist^)
3. Die Entwiokelung zum Großbetrieb.
Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vollzog sich in der
Buchbinderei von neuem eine Umgestaltung. Gegenüber der vollständig
veränderten Produktionsform unserer Zeit konnten auch die deutschen
Buchbinder ihre alte Betriebsart nicht aufirecht erhalten: die handwerks-
mäßige Arbeit wurde zur „Fabrikation'' gestaltet Fast über Nacht mußte
man von überkommener Arbeitsmethode ablassen, ungewöhnlich schnell trat
an die Buchbinder die Aufgabe heran, sich den gänzlich veränderten Ver-
hältnissen anzupassen.
Zwar war schon früher durch Einführung der von Eüngland kommen-
den Buchbinderleinewand (Kaliko) eine gewisse Umwälzung in der Technik
hervorgerufen.»)
Auch die um 1810 herum aufkommende Fabrikation von Buntpapier
ermöglichte einen rationelleren Betrieb. Bisher hatte der Buchbinder
^ Der bekannte Bibliophile B. Lork sagt in seinem Werk „Drokkunst und Buch-
handel^' (1880) von den Buchbindern der „Neuzeit*': „Die Gediegenheit und Akkuratesse
der Arbeit, die Festigkeit des Einbandes mit G^eschmeidigkeit gepaart, die Tiefe und
Schönheit des Falzes am Deckel, die Nettigkeit der gestickten Kapitale etc. findet
sich immer nur noch als Ausnahme bei den deutschen Arbeiten".
*) Der Leinwandbaad wurde 1825 zuerst von Archibald Brigthon eingeftlhrt,
aber es dauerte noch verschiedene Jahre, ehe dessen Wert allgemein anerkannt wurde.
In einem 1837 in London erschienenen Handbuch der Buchbinderei (Amett, J. A. Au
inquiry into the nature and form of the books . . . London. S. 67) findet sich folgende
Stelle: An einigen Pappbänden werden die Rücken jetzt, anstatt sie mit verschieden-
farbigen Papierstreifen zu bekleben, mit Streifen von feinem Kanevas verstärkt, welche
ebenso angelegt werden wie Papierstreifen.
2*
20 Geschichtlicher Bückblick a. d. techn. Entwickelnng cL deutschen Bachbinderei.
sein Überzngpapier selbst färben, sprengen, tupfen resp. marmorieren
müssen. Jetzt wurden die Papiere zum Verarbeiten fertig in den Handel
gebracht ^)
Desgleichen tauchten schon in den vierziger Jahren Maschinen- und
Werkzeugfabrikanten auf. Besonders aus England beglückte man die
deutschen Buchbinder mit allerhand Experimenten. Durchschlagende Er-
folge wurden damit indes nicht erzielt Das Bedürfiois nach Hilfsmaschinen
muß aber bereits ein großes gewesen sein, denn in den verschiedensten
Gegenden Deutschlands beschäftigten sich größere Schlossereien mit diesem
Problem.^ Als nun in den sechsiger Jahren der Buchhandel Leipzigs, das
nach Aufhebung der Frankfurter Messe zum Mittelpunkt des deutschen
Buchgewerbes geworden war, immer mehr emporblühte, und die Buch-
binderei naturgemäß davon profitierte, vermochten die Buchbindereibetriebe
in ihrer bisherigen primitiven Gestaltung den Anforderungen nicht zu ge-
nügen. Der Wunsch nach Maschinen wurde immer lauter. Da war es
^) Die Bnntpapierfabrikation gelangte im Laufe der letzten 50 Jahre zu enormer
Bedeutung. Zar Zeit bestehen in Deatschland ca. 50 Fabriken. Die bedentendste
darunter ist die ,,Aktienge8ellBchaft för Buntpapier- und Leimfabrikation in Aschaffen-
burg'^ Diese hat (nach ihren Angaben) 12 000 ständige Abnehmer in allen Weltteilen
Der Jahresumsatz belief sich:
in den Jahren 1860—1870 durchschnittlich auf ca. 600 000 Mark
„ „ „ 1871—1880 „ „ „ 900 000 „
„ „ „ 1881—1890 „ „ „ 1200 000 „
im Jahre 1890 auf „ 1 500 000 ,,
„ „ 1892 „ „ 1700000 „
in den Jahren 1898—1896 durchschnittlich auf „ 2 000 000 ,,
im Jahre 1897 auf ,, 2 000 000 „
„ „ 1898 ,, „ 2 300 000 „
„ „ 1899 „ „ 2 500 000 „ .
Die Gesellschaft, deren Aktienkapital 1500 000 Mark hetrfigt, beschäftigt zur Zeit über
400 Arbeiter und 40 Beamte. Mittels zweier Dampfmaschinen von 800 Pferdekräften
und 5 Dampfkesseln werden 80 Streichmaschinen, 64 Steinglätten, 18 Satiniermaschinen,
8 Friktionsmaschinen, 40 Gkiuffriermaschinen, 1 Lackiermaschine, 2 Walzendruckmaschinen,
9 Schneid- und Beschneidemaschinen , 6 lithographische Schnellpressen und noch ver-
schiedene kleinere Hilfismaschinen betrieben. Der Gr&nder der Fabrik Alois Dessauer
unternahm als erster die fabrikmäßige Herstellung der Buntpapiere, und zwar im
Jahre 1810.
*) In Leipzig veranlaBte Karl Alezander Hensel die Maschinenfabriken „Har-
kordt & Co/S sowie „G5tz und Nestmann*' zum Bau der von ihm konstruierten Knie-
hebelpresse. Hensels Verdienste um die Buchbinderei, die auch darin bestehen, daß
er unermüdlich neue Werkzeuge und vor allem Gravüren verfertigte, sind bisher wenig
gewürdigt; so möge an dieser Stelle wenigstens obiger Hinweis Platz finden.
8. Die Entwickelung zum Großbetrieb. 21
denn Karl Krause in Leipzig, der Begründer des jetzigen Welthauses,
welcher für die graphische Industrie und besonders für die Buchbinderei
eine Reihe von Hilüsmaschinen baute. Im Jahre 1857 konstruierte er eine
yerbesserte Eniehebelpresse zum Vergolden und Blindprägen. Jetzt war
die Ausnutzung der englischen Leinewand erst recht möglich geworden.
Mit einem Schlage wurde die Technik der Deckelverzierung auf fabrik-
mäßiger Grundlage ermöglicht und eine Leistungsfähigkeit geschaffen, welche
bald eine ungeahnte Höhe erreichte.
Nicht lange nachher baute Krause die Papierschneidemaschine; er ist
zwar nicht der Erfinder derselben, denn Heim in Offenbach und Hart-
mann in Chemnitz hatten schon früher solche auf den Markt gebracht^
aber er verbesserte sie derart, daß ihre Brauchbarkeit nunmehr rasch an-
erkannt und ihre Verbreitung in wenigen Jahren eine allgemeine wurde.
Bald folgte die Pappschere, welche das mühsame Schneiden und For-
mieren der Pappe mit der Hand beseitigte. In rascher Aufeinanderfolge
kamen nun, auch von anderer Seite, yerschiedene weitere Hilfsmaschinen
auf den Markt
Erst jetzt waren der Großbuchbinderei die Wege geebnet Im Jahre
1866 wurde in Leipzig von der Firma G. H. Sperling der erste Dampf-
betrieb fertig gestellt ^) und nun ging es fröhlich weiter. Neue Maschinen-
fabriken erstanden, sinnreiche Werkzeuge wurden konstruiert, neue und
bessere (teilweise auch schlechtere) Bohmaterialien kamen auf den Markte
kurz, alles drängte vorwärts.
Nachdem dann der deutsch-österreichische Krieg einen vorübergehenden
G^chäftsstUlstand gebracht hatte, nahm nach dem französischen Kriege der
Buchhandel, und mit ihm die Buchbinderei, einen so enormen Aufschwung,
daß die Betriebe in wenigen Jahren zu umfangreichen Fabriken aus-
wuchsen.
Ein neuer Umschwung wurde dann noch einmal in den siebziger Jahren
herbeigeführt Die Drahtheftmaschine kam aus Amerika zu uns herüber.
Die Maschinenheftung war ohne Zweifel das fehlende Glied in der Kette,
welche es ermöglichen sollte, Massenauflagen von Büchern schnell und zu
einem gegen früher bedeutend ermäßigten Preise im Einband fertig zu
stellen.
In Berlin arbeitete die Bachbinderei Probst schon im Jahre 1856 mit Dampf-
kraft, indes in sehr bescheidenem Umfange, so daß von einer Fabrik nicht sehr wohl
die Bede sein konnte.
22 Geschichtlicher Rückblick a. d. techn. Entwickelnng d. deutschen BuchbindereL
Seit mehreren Jahrzehnten waren deshalb, hauptsächlich in den Ver-
einigten Staaten von Nordamerika, Techniker an der Arbeit^ das Problem
der Maschinenheftong zu lösen und zwar der Fadenheftung.
Man war jedoch noch nicht zu einem praktischen Resultat gelangt^ als
im Anfang der siebziger Jahre in Philadelphia die Drahtheftung erfunden
und Brehmer (ein geborener Lübecker) 1872 das erste Patent auf eine
Draht-Buchheftmaschine erhielt
Hervorgegangen war diese Erfindung mittelbar aus der kurz vorher
gemachten Erfindung der — heute in der ganzen Welt bekannten — Falt-
schachteln ^ bei welchen zuerst das Eleben der Schachteln durch Draht-
heftung ersetzt wurde.
Zur Herstellung sowohl der Faltschachtelmaschinen als auch der Draht-
Bachheftmaschinen wurde im Jahre 1873 in Philadelphia die Maschinen«-
fabrik von Grebrüder Brehmer gegründet, doch erst im Jahre 1876 nach
dreijähriger rastloser und intensivster Arbeit konnte die erste Draht-Buch-
heftmaschine auf den Markt gebracht werden.
Die Aufnahme derselben von Seiten der Buchbindereibesitzer war eine
so günstige, zunächst in den Vereinigten Staaten, dann aber auch von 1877
an in England und von 1878 an in Deutschland und Frankreich, daß sich
die Notwendigkeit herausstellte^ ftir den europäischen Bedarf in Europa zu
fabrizieren.
Die Wahl des Niederlassungsortes fiel auf das Zentrum des deutschen
Buchhandels, und so wurde im Mai des Jahres 1879 die Maschinenfabrik
von Gtobrüder Brehmer in Leipzig-Plagwitz begründet^)
Nunmehr trat in der Buchbinderei eine Massenproduktion ein, die bis
dahin ftlr unmöglich gehalten war. Allerdings galt auch hier zunächst das
Wort „billig und schlecht'^ Die Verleger drückten die Preise, und die
Buchbinder suchten sich gegenseitig an „Leistungsfähigkeit'^ zu überbieten.
Li den siebziger und wohl auch noch in den achtziger Jahren hatten die
„Leipziger und Stuttgarter Fabrikate*' nicht gerade das beste ßenomm^.
Heute ist man aus diesen Einderschuhen längst heraus. Die Großbuch-
binderei hat in den letzten 20 Jahren, unterstützt von Maschinenfabrikanten,
Gravieranstalten, Leder-, Papier- und Kalikofabriken Enormes geleistet Be-
^) In der Fabrik in Leipzig-Plagwitz, sowie in den Filialen in London, Paris und
Wien beschftftigen Gebiüder Brehmer gegenwärtig (nach ihren Angaben) 525 Beamte
nnd Arbeiter. An£EU]g Juli des Jahres 1900 hatte die Firma an 84 000 Heftmaschinen
(außer den in Unmenge abgesetzten Heftapparaten) auf den Markt gebracht
8. Die Entwickelong znm Großbetrieb. 28
sonders Leipzig, Berlin and Stuttgart, die Hauptorte des deutschen Buch-
yerlags, weisen Firmen auf, die zu den leistungsfähigsten des Kontinents
gehören.
Zum richtigen Verständnis dieser Entwickelung ist es notwendig, sich
von der Leistungsfähigkeit des Grroßbetriebs ein Bild zu machen.
Die größten Betriebe beschäftigen ein Personal von 200 — 600 Leuten.
Die Firma Hübel & Denk in Leipzig besitzt 150 Hil&maschinen,
darunter 60 Vergoldepressen, 4 Dampfpressen und 17 Heftmaschinen. Dazu
kommen 2 Falzmaschinen, 9 Beschneidemaschinen, 4 Pappscheren, 8 Stock-
pressen etc. Von dem kolossalen Bohmaterialienverbrauch dieser Buch-
binderei wird eine annähernde Vorstellung zu gewinnen sein, wenn man sich
Tergegenwärtigt, daß jährlich f&r 40 000 Mark Gold, f&r 60 000 Mark Kaliko,
für 50 000 Mark Leder, für 50 000 Mark Pappe und für 45 000 Mark Papier
Verwendung jGü[iden.^) Die Position Gehälter erscheint im Jahresabschluß
mit durchschnittlich 800000 Mark.')
Li noch größerem Umfange wird die „Buchbinderei Aktiengesell-
schaft vorm. Gustav Fritsche^' betrieben. Fritsche war einer der ersten
Buchbinder, welche die „neue Zeit'' erkannten und richtig erfaßten. Als
fremder Handwerksgeselle kam er im Jahre 1859 nach Leipzig, um hier
1863 mit einem Gesellen und einer Falzerin die Werkstatt zu gründen.
Heute ist aus diesem Betriebe eine Aktiengesellschaft mit einem Grund-
kapital von einer Million Mark geworden. Der Betriebsgewinn dieses Unter-
nehmens betrug im Jahre 1897 829 809 Mark, im Jahre 1899 427 846 Mark
und 1900 886 082 Mark. Die Leistungsfähigkeit dieser Firma wird durch
die Thatsache illustriert, daß sie imstande war, innerhalb 20 Tagen
280000 Einbände von Bismarcks Memoiren neben den laufenden Arbeiten
fertig zu stellen.^
Ähnliche Betriebe hat Leipzig noch mehrere. In anderen Orten Deutsch-
lands befinden sich Unternehmungen von solchem Umfange nicht, abgesehen
von den weiter unten zu behandelnden Spezialbetrieben. Li Berlin be-
schäftigen die beiden größten Firmen je 70 Personen. Die übrigen sind
bedeutend kleiner. In Stuttgart bestehen allerdings 2 Buchbindereien mit
150 — 200 Personen; diese Betriebe sind indes nicht selbständig, sondern
mit den dortigen Verlagsanstalten^) verbunden.
*) Nach den Angaben der Inhaber.
*) Desgleichen.
*) Nach dem Geschäftsbericht kosteten diese Einbände 160000 Mark.
^) ,, Verlagsanstalt vorm. Hallbeiger'^ und „Union^ dentsche Verlagsanstalt'^
24 Getdiiclitliclier B&MAitk &. d. tadm. Entvickeliiiig d. deutadiai
In der Bochbinderei Aktieiigesellscliaft tohil Gnstar Fritsche werden
die Maschinen mit Elektiizitäfty') in den übrigen Unternehmungen mit Dampf
betrieben. Die dektrische Eraft&bertragong wird in den Bachbindereien
ans Gründen der Zweckmäßigkeit nnd Sparsamkeit nenerdings beTorzngt.
Bei den meisten der zu betreibenden Maschinen wird die Arbeit oft nnt«r-
brechen. Die Zorichtong nnd Vorbereitong des zn bearbeitenden Materials
erfordert häufig längere Pansen, während die eigentliche Arbeitsleistang nnr
einen kurzen Zeitraum in Anspruch nimmt Hier ist deshalb der sofort zur
Arbeitsleistung bereite Elektromotor am Platz. Sein Enei^eTerbrauch ist
mit der zu leistenden Arbeit nahezu proportional, es entfallt somit jeglicher
unnütze Verbrauch an Kraft, wodurch der Betrieb ökonomischer gestaltet
wird. Papier- und Pappeschneidemaschinen, Bückenrundmaschinen, Schleif-
maschinen, Maschinen zum Ooldabkehren, zum Beschneiden der Bücher,
Prägepressen, Packpressen, Heftmaschinen können durch Elektromotoren an-
getrieben, Aufzüge fär Lasten- und f&r Personenbeförderung, sowie Venti-
latoren durch Elektrizität in Bewegung gesetzt werden; gleichzeitig aber
kann das elektrische Lacht ergiebige Helle in den Arbeits- und Lager-
räumen yerbreiten, in Bureaux, auf Floren und Treppen, kurz überall, wo
geschäftliches Treiben ungehindertes Schaffen erheischt
Abgesehen Ton den Hilfsmaschinen beruht die Leistungsfähigkeit der
OroBbuchbindereien Tor allem auf einer bis ins kleinste durchgef%Lhrten
Arbeitsteilung unter starker Heranziehung der weiblichen Kraft Konnte
früher der Grehilfe einen Einband Ton Anfang bis zu Ende herstellen, so
') In den Untersachongen des „Vereins f&r Sosialpolitik'', Bd. V befindet sich eine
Beschreibiug dieses Betriebes; dabei kommt der Verfasser auch aof die maschinelle
Anlage zu sprechen (S. 320). Er druckt hier einzig und allein eine Abhandlung ab ans
einem sogenannten y^andgaog dorch die Anlage", den Pritsche in Form eines anmutigen
Zwiegesprächs herausgab. Um dem Wißbegierigen die Großartigkeit eines solch „ver^
teufelt verwickelten Dinges" vor Augen zu fähren, redet der Beamte eine sinnver-
wirrende Litanei her, in der es von Expansionsmaschinen, Gelindem, Hauptwellen,
Dynamomaschinen, Commutatoren, Elektromagnetsystemen, Nebenschlußmaschinen, Am-
peren, Stromquellen, Akkumulatorenbatterien, Kapasdt&ten, Glühlampen, Normalkerzen,
Kurbelwellen, Systemen, Ankern, Pferdestftrken, Maschinenstationen, Bogenlampen, kuis
von allen möglichen elektrotechnischen Konversationswdrtem auf 14 Druckzeilen nur so
wimmelt.
Diesen Scherz druckt der Ver&sser jener Arbeit alles Ernstes ab (notabene ohne
Quellenangabe), um so „einen nicht uninteressanten Blick in die größte Leipziger Dampf-
bttchbinderei zu werfen".
In Leipziger Fachkreisen hat man sich über diesen ,Jnngen Mann" recht lustig
gemacht
8. Die EntwickeluDg zum GroBbetrieb. 25
ist das jetzt nicht mehr der Fall. Heute unterscheidet man im Personal
,JFaIzerinnen", ,^efterinnen", „Abpresser*', „Deckenmacher'', „Preßvergolder",
,,Gold- und Farbenaufträgerinnen'^, „Fertigmacher'', ,,Schnittmacher", „Mar-
morierer", ^yZurichter'', ,,Beschneider'' etc. Alle diese Leute sind mehr oder
weniger auf eine Art Arbeit eingerichtet, sie haben es hierin zum Teil
zu einer erstaunlichen Leistungsfähigkeit gebracht
Zu alledem machte sich in der Buchbinderei bald eine Speziali-
sierung geltend. Alle jene Arbeiten^ welche der Buchbinder in Zeiten
wirtschaftlichen Bückganges übernommen hatte, fsuiden jetzt ihre Spezial-
fabriken.
Zunächst trennte sich die Eartonnagenfabrikation vollständig von
der Buchbinderei Das immer mehr aufblühende Geschäftsleben in Deutsch-
land erlaubte auch hinsichtlich der Ausstattung der Waren einen größeren
Luxus, bei dem die Verpackung eine große Bolle spielte. Die sich den
neuen Bedürfnissen rasch anpassende Kartonnagenindustrie entwickelte sich
infolgedessen sehr bald zu einem eigenen Geschäftszweig, der heute mit der
Buchbinderei nichts mehr gemein hat Es geschah dies um so rascher,
als von tüchtigen Maschinenfabrikanten allerhand Spezialmaschinen gebaut
wurden, welche die Arbeit erleichterten, einfacher gestalteten und exakter
werden ließen. In erster Linie sind hier Schneide- und Ritzmaschinen,
Eckenausstoß- und Drahtheftmaschinen zu nennen. Die Firmen Gebrüder
Brehmer, Preuße & Co., Laasch & Co. in Leipzig leisten in dieser Be-
ziehung Hervorragendes. Später konstruierte dann Emil Jagenberg in
Düsseldorf Maschinen, mit denen das Berändeln (Bordieren) erleichtert wurde.
Das Überziehen der Pappschachteln, das in der Eartonnagenindustrie eine
große Rolle spielt^ geschieht seitdem auf mechanischem Wege, wobei sowohl
das Bestreichen mit Leim (Anschmieren) als auch das Bekleben selbst mit
der Maschine erfolgt Die wichtigsten dieser Maschinen sind die Einfaß-,
Cachier-, Etikettier- und Beklebemaschinen.
Schon in verhältnismäßig kleinen Betrieben können Eartonnagen fabrik-
mäßig hergestellt werden. Wo es sich aber um eigentliche Großbetriebe
mit 100 — 300 Personen wie z. B. in Chemnitz, Dresden, Kassel, Berlin,
Merseburg, Magdeburg, Stettin, Aschersleben, Nürnberg, Lahr, Fürth und
Plauen L Y. handelt, da werden MilUonen und aber Millionen Kartons,
Papierhülsen, Hutschachteln, Bonbonieren, Umschläge, Federdosen u. dgl.
schnell und billig hergestellt
Li Hannover entstanden bereits in den siebziger Jahren große Ge-
26 G-eschichtlicher Bfickblick a. d. teohn. Entwickelimg d. deutseben BachbindereL
Bchäftsbücherfabriken^ die im Gegensatz zum Bachbinder das Geschäfts-
buch zur Marktware machten. Nicht mehr auf Bestellung des Konsumenten
wurde fabriziert , sondern in großen Posten versandten die Firmen ,, König
und Ehhardt^'^ ^Edler und Krische'^ ihre fertige Ware in die Läden der
Papier- und Schreib warenhändler. Neuerdings bestehen auch in Berlin,
Plauen, Brieg, Dortmund und M.-Gladbach leistungsfähige Geschäftsbücher-
fabriken.
Gleichzeitig thaten sich große Fabriken für den Bau von Liniier-
maschinen auf, so daß Geschäftsbücher mit allen möglichen Liniaturen vor-
rätig gehalten werden konnten. Selbst dann, als der wachsende Verkehr
mannigfaltige BuchfÜhrungsmethoden hervorrief, vermochten die deutschen
Liniiermaschinenfabrikanten die immer schwieriger werdenden Liniierma-
schinen allen Anforderungen entsprechend zu bauen. Der Ausbreitung der
Geschäftsbücherfabrikation stand somit nichts mehr im Wege. Heute sind
die hannoverschen Geschäftsbücherfabriken zu Weltfirmen geworden, ihr
Ruf ist ein wohl begründeter, denn die steigende Nachfrage zeugt von der
Brauchbarkeit dieser Fabrikate.
In Berlin entwickelte sich ein anderer Zweig der Buchbinderei zum
Spezialbetriebe, es entstand hier die Albumindustrie. Als im Jahre 1860
die ersten Muster unserer heutigen Photographiealbums aus Paris nach
Berlin kamen, riefen diese in den deutschen Betrieben eine förmliche Revo-
lution hervor. Und wenn auch anfangs so ziemlich alles zur „Fabrikation^
fehlte, so wurden doch auch hier riesige Fortschritte gemacht Im Jahre
1862 befand sich in Berlin bereits eine bedeutend entwickelte Album-
industrie. Mit der Eröffnung des englischen Marktes und mit der Besser-
gestaltung des Maschinenwesens nahm diese einen immer größeren Auf-
schwung. Durch weitgehende Arbeitsteilung wurden Resultate erzielt, mit
denen Berlin noch heute unübertroffen dasteht.
In Leipzig und Brieg werden zwei Arten Albums als Spezialität fabri-
ziert, die Briefmarken- und Ansichtspostkartenalbums.
Aber die Spezialisierung ging noch weiter. War früher der Buchbinder
nebenher Futteralmacher, hatte er Portemonnaies und Gigarrentaschen her-
gestellt, so hörte das jetzt auf. In Offenbach a. M. und in den verschie-
densten anderen Gegenden Deutschlands, vor allem aber auch in Wien und
Paris erstand die Portefeuillefabrikation. Zwar hatten sich schon in
den zwanziger und dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts in einzelnen
Städten ^^tuisarbeiter'' als Spezialisten herausgebildet, aber eine Fabrikation
8. Die Entwickelung zum Großbetrieb. 27
im großen wurde erst mit dem wirtschaftlichen Aufschwünge Deutschlands
möglich; denn Artikel der Portefeuilleindustrie sind nur bei einigem Wohl-
stand, auch der breiteren Schicht des Volkes, absatzfähig.
Für die Konkurrenzfähigkeit dieser Branche ist heute neben ent-
sprechender Maschinenausnützung nicht die Arbeitsteilung, sondern die in-
tensive Ausbildung und das saubere Arbeiten des Personals maßgebend.
Offenbach und Wien, neuerdings wohl auch Berlin, Pforzheim und Lahr
beherrschen zur Zeit den Weltmarkt
Indes in noch anderer Beziehung wurde der eigentlichen Buchbinderei
das Produktionsgebiet geschmälert, resp. die Spezialisierung durchgeführt
Die Herstellung der Gesang- und Gebetbücher wurde mit der Zeit in
Spezialbetrieben Yorgenommen. In Leipzig, Schleiz, Grün Stadt, Brieg,
Stettin, Meldorf, Hannover, M.-Gladbach, Lahr und Eevelar befaßten sich
einzelne Buchbinder nur noch mit dem Einbinden von Gesangbüchern und
Erbauungslitteratur. Die fabrikmäßige Herstellung dieser Artikel war schon
deswegen leicht möglich, als es sich um Befriedigung eines konstanten Be-
darfs handelte, so daß auch hier wieder für den Markt produziert werden
konnte. Es ist charakteristisch, daß gerade bei solchen Waren die Speziali-
sierung viel rascher fortschreitet; es liegt dies wohl daran, daß der Fabrikant
hoSt, auf dem weiten Marktgebiet unbedingt Absatz für seine Fabrikate zu
finden. Hinzu kommt bei der Gesangbuchproduktion noch, daß hier die
umstände für eine Massenherstellung äußerst günstig sind. Das Format
der Bücher ist in allen Bundesstaaten dasselbe; zwar giebt es verschiedene
Ausgaben, doch das spielt keine Rolle, da in Bezug auf Größe und Stärke
kaum mehr als ein Dutzend Verschiedenheiten in Beträcht kommen.
Hieraus ergiebt sich die Möglichkeit streng durchgeführter Arbeitsteilung.
Auch die Kosten für Decken Verzierungen, resp. für Platten und Gravüren
gehören mit zu den „einmaligen Ausgaben^', während in der eigentlichen
Buchbinderei fast für jeden Einband eine neue Platte graviert werden
muß; soll diese gar für Irisdruck hergestellt werden, so sind nicht selten
10 — 15 Dessins nötig. Diese Kosten fallen bei der Gesangbuchfabrikation
fort, da, wie gesagt, die einmal angeschafften Platten für mehrere Jahre
Wert behalten — solange als die Laune des Publikums nicht auch hier
einen „Modewechsel'' verlangt
Die Firma J. F. Bösenberg in Leipzig beschäftigt in der Saison
200 — 300 Arbeiter; der Verbrauch an Blattgold beläuft sich jährlich auf
ca. 60000 Mark (wobei wohl hauptsächlich die Goldschnitte in Betracht
kommen). Die Jahresproduktion beträgt angeblich 1 225 000 Bücher. Der
28 Geschichtlicher Rückblick a. d. techn. Entwickelung d. deutschen BuchbindereL
Gründer der Firma war übrigens noch ein Meister der guten alten Schule;
er leistete besonders im Handvergolden Hervorragendes.^)
Doch das Gebiet der Buchbinderei wurde noch weiter aufgeteilt Die
Herstellung der Schreib- und Schulhefte, der Notizbücher, Kladden,
Diarien etc. ging ihr verloren. Zwar entwickelte sich hier keine eigent-
liche Konzentration. Aber als Spezialität werden auch diese Artikel heute
hergestellt, und zwar, abgesehen von Zuchthäusern, die einen großen Teil
der Produktion erledigen, hauptsächlich in Halle, Berlin, Heilbronn und
Hannover.
Auch das Einbinden von Schul- und Lehrbüchern ist der Tendenz
zur Aufteilung zum Opfer gefallen. Zwar arbeitet hier der Buchbinder,
wie das sonst bei den Spezialitäten der Fall ist, nicht direkt für den
Markt, wenngleich er Marktware herstellt um dies zu verstehen, müssen
wir einen Blick auf die Entwickelung des Buchverlages werfen. Wir finden,
daß auch hier eine weitgehende Spezialisierung Platz gegriffen hat Nicht
nur hinsichtlich der naturgemäß voneinander getrennten Gebiete (reiner
Buchverlag, Musikalienverlag, Kunstverlag, Antiquarität), sondern auch be-
züglich der einzelnen Geistesrichtungen. So haben wir heute Yerlags-
geschäfte für Philosophie, Staatswissenschaft, Theologie, Jurisprudenz, Belle-
tristik, Philologie, Naturwissenschaften, Medizin etc.; üniversalverleger dürfte
es kaum noch geben, obschon verwandte Richtungen gemeinsam verlegt
werden.
Der Verlag von Schulbüchern befindet sich aber fast ohne Ausnahme
in Händen von Spezialbuchhandlungen. Lassen diese ihre Bücher nicht in
eigener Regie binden, so beschäftigen sie mehrere Großbuchbindereien, die
damit thatsächlich Spezialbetriebe für Schulbücher werden.
In das Gebiet der Spezialfabrikation gehört femer die Anfertigung von
Buchdecken. „Einbanddeckenfabrik*' heißt es nicht selten auf den
Empfehlungsschreiben größerer Firmen. Fast alle Zeitschriften Uefem heute
ftir die erschienenen Jahrgänge Einbanddecken. Die auf massenweises Her-
stellen solcher Artikel eingerichteten Buchbindereien lassen fast keine
Zeitschrift noch irgend ein Lieferungswerk ungeschoren. Das Publikum
wird mit den verschiedenartigsten Decken, die manchmal sehr zweifelhafter
') Bei dieser Gelegenheit möge im allgemeinen bemerkt sein, daß diejenigen Buch-
binder, welche die Notwendigkeit einer veränderten Produktion frühzeitig erkannten und
daraus entsprechenden Nutzen zogen, durchweg im Handwerk wohl erfahrene Leute
waren, die sich in der Fremde den Wind hatten gehörig um die Nase wehen lassen.
„Meistersdhne" dürften darunter wenig zu finden sein.
8. Die Entwickelung zum GroBbetrieb. 29
Qualität sind — beglückt Diese ^^ümschläge^' werden um so lieber gekauft^
als es auf den Anpreisungen der Verleger gewöhnlich heißt, daß der
Buchbinder f&r „wenige Groschen'^ den Einband besorge.
Aber nicht allein Einbanddecken werden f&r die Zeitschriften her-
gestellt, sondern auch Sammelmappen zum Aufbewahren der einzelnen
Nummern. Eine große Rolle spielen dabei die in den Bestaurants aus-
liegenden Lesemappen, deren Herstellung fast ausschließlich in Spezial-
betrieben erfolgt Die Beisenden und Agenten dieser Firmen suchen überall,
auch im Auslande, Aufträge auf derartige Artikel zu erhalten. Außerdem
werden diese Mappen auch auf Vorrat gearbeitet, wodurch ein gleich-
mäßiger Betrieb ermöglicht wird.
Als Spezialität kann schließlich noch das Einbinden von Klassikern
bezeichnet werden. In Leipzig und Stuttgart hat man es darin weit ge-
bracht Allerdings beschäftigen die hier in Frage kommenden Firmen sich
nicht ausschließlich mit Elassikereinbänden — das wäre beim „Volke der
Denker und Dichter'' unmöglich — aber ein großer Teil der Arbeiter ist
daran thätig.
Von einem anderen Oebiete der SpezialÜEibrikation, von der Anfertigung
sogenannter Halbfabrikate, wird im nächsten Abschnitt die Rede sein.
Damit wären wir an das Ende unserer Darstellung der Entwickelung
des Oroß- und Spezialbetriebes gelangt Es konnten auf dem langen Wege
Ton der klösterlichen Zelle bis zur modernen Dampfbuchbinderei nur die
Hauptetappen berührt werden. Flüchtig mußte unser Blick an unzähliger
Kleinarbeit, an mit unsäglicher Mühe verbundenen Versuchen und Pro-
blemen vorühereilen; nur in Umrissen konnte das Werden und Wachsen
jener gewaltigen Umwälzung skizziert werden. Immerhin aber dürfen wir
angesichts solcher Entwickelung sagen, daß hier der menschliche Geist in
kurzer Zeit unendlich viel geleistet hat, daß die deutsche Großbuch-
binderei, unterstützt von intelligenten Maschinen- und Rohmaterialfabri-
kanten, es in hohem Maße verstanden hat, sich den neuen Verhältnissen
anzupassen. In wenigen Jahren wurde ein &8t vollständig neues Pro-
duktionsverfahren auf der Grundlage intensivster Maschinenausnutzung,
weitgehendster Arbeitsteilung und streng kaufmännischer Geschäftsleitung
durchgeflihrt In diesem Siegeslauf steht die deutsche Großbuchbinderei
einzig da. Was in früheren Jahrhunderten versäumt und gefehlt wurde,
das brachten nun, in einer Zeit, da Kunst und Wissenschaft ihre Schwingen
zu stolzem Fluge ausbreiteten, da Handel und Industrie gar mächtig
emporwuchsen, unter dem Einfluß einer, die Kräfte zu fröhlichem Schaffen
30 Geschichtlicher Bückblick a. d. techn. Entwickelang d. deatschen Buchbinderei.
anspannenden modernen Kultur — wenige Jahrzehnte tausendfältig. Die
Ausstellungen der letzten Jahre, vor allem die Pariser Weltausstellung
1900, haben bis zur Evidenz erwiesen, daB Wollen und Können sich die
Wage gehalten«
4. Die Technik des Kleinbetriebes und die
Kunstbuchbinderei.
Wie aber steht es angesichts solcher Entwickelung um die Technik des
Kleinbetriebes, um die handwerksmäßige Buchbinderei? Ist auch hier
etwas von dem belebenden Geist einer neuen Zeit zu spüren, oder ging
der alte Schlendrian unbeirrt seinen Weg? Die Antwort ist eine erfreu-
liche. Zwar setzte man langsam ein und auch etwas später als die Groß-
buchbinderei, aber vorwärts ging es auch hier.
Von dem allgemeinen Aufschwünge des Buchhandels profitierte die
Kleinbuchbinderei weniger. Ihre gesteigerte Leistungsfähigkeit basiert
keineswegs auf einer Vergrößerung der Betriebe. Auch sind die Gründe
f&r die Fortentwickelung nicht in den, die Bedürfhisse nivellierenden
Massenansprüchen einer großen Menge zu suchen, sondern in den höheren
Anforderungen einer kleinen Bevölkerungschicht. Die deutschen Buch-
binder in der Provinz erkannten rechtzeitig, daß sie der immer mehr auf-
kommenden Gewohnheit, die Bücher gebunden in den Handel zu bringen,
nur dadurch einigermaßen wirksam entgegentreten konnten, daß sie selbst
an Stelle der bisherigen Pfuschware tadellos gebundene Bücher lieferten.
Die anfangs verspotteten „Leipziger Gurken'' regten bald zum Nachdenken
an, bewogen die Eleinbuchbinder auch ihrerseits an eine Beform der bis-
herigen Arbeitsmethode zu denken. Unterstützt wurden sie in der Aus-
führung dieses Gedankens von tüchtigen Maschinen- und Werkzeug-
fabrikanten. Zunächst war es wieder Karl Krause, der den Kleinbuch-
bindem eine rationelle Beschneidemaschine und eine Pappschere baute.
Die mühsame Arbeit des Beschneidens mit dem Hobel und des Ritzens
wurde mit einem Schlage beseitigt Wie groß das Bedürfnis nach diesen
Maschinen gewesen sein muß, geht am besten aus der Thatsache hervor,
daß sich innerhalb 10 Jahren fast sämtliche Werkstätten mit der Be-
schneidemaschine ausrüsteten. Heute dürfte es eine Buchbinderei ohne
diese Hilfsmaschine kaum mehr geben. Aber auch bessere Werkzeuge
wurden fabriziert; die Firmen Wilhelm Leo in Stuttgart, 0. Th. Winkler
und Fr. Klement in Leipzig, sowie Armin Kräh in Berlin waren un-
4. Die Technik des Kleinbetriebes und die KnnstbnchbmdereL 81
ablässig in dieser fiichtimg thätig. Sodann lieferten Hohmaterialfabrikanten
den Zwecken der Eleinbnchbinderei angepaßtes Leder, femer gutes und
schönes Überzug- und Vorsatzpapier, reinen Leim, fieirbigen Ealliko und
glatte Pappe. Die Gebrüder Brehmer in Leipzig-Plagwitz konstruierten
Drahtheftmaschinen für den handwerksmäßigen Betrieb. Kurz, die Orund-
lagen für eine höhere Leistungsfähigkeit waren gegeben, es fehlte nur noch
die entsprechende Ausbildung der Eleinbuchbinder. Aber auch die Gelegen-
heit hierfür ließ nicht lange auf sich warten. Durch Einrichtung von
Fachschulen und ünterrichtskursen wurden in kurzer Zeit relativ
günstige Resultate erzielt Durch Bekämpfung der Lehrlingszüchterei,
durch Begelung des Gesellenwesens, durch Fachausstellungen etc. suchte
man das Niveau der Eleinbuchbinderei zu heben. Es wird im Laufe der
Darstellung noch ausführlicher darauf zurückzukommen sein, an dieser Stelle
möge ein kurzer Überblick über die Entwickelung der Eunstbuchbinderei
Platz finden.^)
Der eigentliche Aufschwung der deutschen Eunstbuchbinderei datiert
seit der Wiener Weltausstellung vom Jahre 1878. und zwar waren es die
Arbeiten des Buchbindermeisters Franz Wunder in Wien, welche allge-
meines Aufsehen erregten. Wohl hatten schon in den vierziger Jahren
unseres Jahrhunderts die Deutschen Purgold und Trautz in Paris,
Baumgärtner, Ealthöber und besonders Zähndorf in London, sich
einen wohlbegründeten Buf als Eunstbucht^inder erworben. Franz Wunder
aber war der erste Buchbinder, der sich zur Buchbinde kun st wandte und
die Besucher der Wiener Ausstellung mit herrlichen Eunstbänden in
Handvergoldung und Ledermosaik von bis dahin nie gesehener Schön-
heit, Akkuratesse und eigenartiger Dekoration überraschte. Demselben
Meister ist auch die Wiederbelebung der Lederpunzarbeit zu danken, jener
„altdeutschen Tecbnik'S die Georg Hulbe in Hamburg und später Franz
Burda in Berlin, Hulbes ehemaliger Werkmeister, zu mustergültiger, künst-
lerischer Vollendung gestalteten.
Erst seit Wunders Auftreten kann von einer eigentlichen Eunst in der
deutschen Buchbinderei die Bede sein; durch die Arbeiten dieses Eünstiers
wurden die tüchtigsten deutschen Buchbinder veranlaßt, sich ebenfalls der
Das Material für nachfolgende Darstellang wurde mir, soweit ich es nicht selbet
gesammelt hatte, von den Kunstbucbbindem Paul Kersten in Erlangen, Hans
Bauer in Gera, Paul Voigt und Georg Collin in Berlin, sowie Paul Göhre in
Leipzig gütigst übermittelt Die wirtschaftliche Seite der Kunstbuchbinderei ist im
Abschnitt II behandelt
32 Gr68chichtlicher Bückblick a. d. teclm. Entwickelang d. deutschen Bachbindeiei.
kunstgewerblichen Bachaasstattong zuzuwenden. Allerdings durfte an die
ersten Erzeugnisse der deutschen Eunstbuchbinderei ein allzu strenger
Maßstab nicht gelegt werden. Es machten sich jetzt die Folgen des Inter-
regnums^ die Nachwehen der kunstverstandnislosen Zeit geltend. Die Tech-
nik des Bindens selbst war unvollkommen und unkorrekt, der fertige Band
hatte zumeist ein plumpes Aussehen, es fehlte die exakte Bundung und die
saubere Ausführung; die Deckel waren unverhältnismäßig starke die Ver-
zierung des Buchrückens ließ alles zu wünschen übrig. Selbst die vor-
handenen, verschiedenen Stilepochen angehörenden Stempel wurden ge-
schmacklos, ohne künstlerisches Empfinden angewandt Erst Männern wie
Professor Falke in Wien und Professor Stockbauer in Nürnberg gelang
es, den Buchbindern die Wege zur künstlerischen Buchausstattung wieder
zu ebnen. Durch Vorlesungen in Eunstgewerbeschulen und Vereinen, durch
Publikation von belehrenden Aufsätzen und Erörterungen in Fachzeitungen
wurden den Buchbindern die Ziele ihrer Kunst vorgeführt und abgegrenzt
Besondere Verdienste in dieser Beziehung haben auch die Bedakteure
Oskar Loewenstein und Adolf Päcke> ersterer als Herausgeber der
„Illustrierten Zeitung für Buchbinderei'^ <Ue unzählige Reproduktionen von
alten und neuen Kunsteinbänden brachte, letzterer als Schriftleiter des
,, Journal für Buchbinderei^ In der Loewenstein sehen Zeitung veröffent-
lichte auch Wunder seinen ersten, Aufsehen erregenden Aufsatz über die
praktischen und theoretischen Grundlagen des Handvergoldens, der Leder-
mosaik und der Punzarbeit
Ein weiterer Impuls zur Hebung der Buchbindekunst war die von
Otto Hörn im Verein mit Wilhelm Patzelt anfangs der achtziger Jahre
gegründete Lehranstalt für Handvergoldung in Gera. Besonders dem
zu firüh verstorbenen Otto Hörn gebührt das Verdienst, die Liebe zur
Kunstbuchbinderei auf hunderte seiner Schüler übertragen zu haben. —
Geschichtlich zergliedert kann man die deutsche kunstgewerbliche
Buchausstattung in drei Perioden einteilen. Die erste, von der Wiener
Ausstellung bis zum Jahre 1885, kann als die Periode des Klassizismus
bezeichnet werden. Die Kunstbuchbinder aller Länder gaben sich die größte
Mühe, die in Museen und Bibliotheken befindlichen Kunsteinbände der
Renaissance, jene Meisterwerke von Grolier, Majoli, Eves, Gascon u. A.
entweder so getreu als mögUch immer und immer wieder nachzuahmen,
oder aber deren Omamentation nach eigenem Gutdünken anzuwenden, so
daß sie sich den Vorwurf der unselbständigen, schablonenhaften Nach-
bildung gefallen lassen mußten. Nachdem diese Benaissancebände in allen
4. Die Technik des Kleinbetriebes und die Kunstbuchbinderei. 88
möglichen und unmöglichen Varianten durchgearbeitet waren, kam Bokoko,
Barock und Empirestil an die Reihe, kurz und gut, man quälte sich durch
alle geschichtlichen Stilarten hindurch, dabei allerdings oft Schönes, ja Be-
deutendes schaffend.
Die zweite Periode umfaßt die Jahre 1885 — 1896; sie wird als die
des Japanismus ^) bezeichnet, weU in ihr der mächtige, durch keine Form
einengende Einfluß japanischer Kunst seine ungeahnten Blüten trieb. Auch
in dieser Periode sind hervorragende Arbeiten geschaffen.
Einen Markstein in der Geschichte der deutschen Buchdeckenverzierung
bildet die 1897 er sächsisch -thüringische Gewerbe- und Industrieausstellung
zu Leipzig. *) Dort wurde die dritte Periode eingeleitet Die Buchbinderei
begann in neue Bahnen einzulenken, zwar noch in Einzelerscheinungen,
aber in ausgesprochener Absicht Damals waren es besonders die Hand-
arbeiten Paul Eerstens, die großes Aufsehen erregten. Mit den Über-
lieferungen vergangener Zeiten hatte E ersten gebrochen, er stellte sich
auf eigene Füße; seine Linien waren nicht uralten Formen entlehnt, sie
entsprangen vielmehr eigener reich bewegter Phantasie.
Heute spricht man, wie im ganzen Kunstgewerbe, auch in der Buch-
binderei von den „Jungen'' und „Altena Man hat die vorwärtsstrebenden
Eunstbuchbinder der jüngsten Bichtung mit dem Schlagwort „Jugend'^ be-
nannt, einer Bezeichnung, die der bildenden Kunst und Litteratur entlehnt
wurde.
Es ist in den Fachschriften viel über den Wert der neuen Bichtung
geschrieben, die älteren Meister vermochten sich nicht dafür zu begeistern^
aber doch besteht kein Zweifel mehr, daß der „Jugend-Stil'' die Oberhand
bekommen wird. Zwar sind die Jungen noch in der Minderzahl, aber mit
ihnen ist die Begeisterung für ihre Ideale, der kühne Wagemut, die zähe
Ausdauer und das kraftvolle, freiheitliche Streben nach neuen Formen,
neuen Schönheitslinien. Und wer wollte es leugnen, daß die modernen
Bände mit den zart pointierten Vorwürfen, mit den kräftigen Konturen
und stilisierten Pflanzenmotiven, das Auge weit mehr erfreuen, als jene
alten Formen starren Geistes, die so wenig in unsere Zeit hineinpassen.
Wohl ist es richtig, daß die Jungen hie und da über das Ziel hinaus-
schössen, daß gar zu „modern" nicht selten gleichbedeutend mit „scheuß-
^) Der Aasdrack etammt von Paul Eersten, Erlangen.
*) Das „Journal für Buchbinderei", Jahrgang 1897, bringt in den Nummern 27—38
vom Verfasser dieser Arbeit eine längere Abhandlang über die Bachbinderei auf der
Leipziger Aosstellang.
Harms, Entwickelongsgesoh. d. deatsohen BachUnderal. 3
34 Geschichtlicher Bflckblick a. d. techn. Eotwickelang d. deutschen Bachbinderei.
lich'^ ist — im allgemeinen aber darf man sagen, daß der neue, noch
namenlose Stil für die Zukunft Bedeutendes yerspricht ^)
^) Als Vertreter der ersten, teilweise auch der zweiten Periode, bezw. als Meister
der älteren konservativen Schale sind za nennen: (Die Namen sind zum Teil aus eigener
Anschauang zum Teil nach den genauesten Erkundigungen [durch Fragebogen] zu-
sanunengestellt.) Franz Voigt, W. Collin, Alex. Demuth und Blanckenburg in Berlin,
Kreyenhagen in Osnabrück, SchoU in Durbach, Andersen in Born, Beck in Stockholm,
Graf in Altenburg, Ejrehahn in Weimar, Vogel in Jena, Deuffel in Darmstadt, BOsen-
beig, Julius Hager und Johannis Maul in Leipzig, Attenkofer in München, Pollak,
Franke in Wien und Baum in Frankfurt
Als Vertreter der dritten Periode, der im Geschmacke modemer Verzierungs-
weise Arbeitenden, sind zu verzeichnen: £. Ludwig in Frankfurt, Paul Kersten in Er-
langen, Paul Adam in Düsseldorf, Georg Collin, G. Böttcher, Hermann Sochting in
Berlin, Hans Bauer, F. Rudel in Grera, Fr. Röding in Glauchau, Hans Dannhom, Alfred
Göhre in Leipzig, Fr. Zichlarz in Wien, Thor -Westen in Weimar, Max Riemer in Eael,
Hendrich und Schulze in Düsseldorf und Wilhelm Peile in Krefeld.
n.
Die Entwickelungstendenzen in der Betriebsform.
L Einleitung.
Der wirtschaftliche Aufschwung der siebziger Jahre, der in seinem Ge-
folge eine vollständige Veränderung der Produktionsformen zeitigte, der die
Entwickelung der Technik zur höchsten Entfaltung trieb, mußte natur-
gemäß auch auf die Gestaltung der Betriebsform in der Buchbinderei einen
eklatanten Einfluß gewinnen. Das Schlagwort von der ,JSonzentration'^
genügt nicht, um diesen Prozeß in seinen Erscheinungen und Wirkungen
zu verstehen. Man ist heute gar leicht geneigt, von der äußeren Ge-
staltung einer Entwickelung an bestimmten Orten, auf die Allgemeinheit
zu schließen — den Spezialfall zu generalisieren.
Wohl ist es richtig, daß die veränderte Herstellung der Sachgüter im
Kausalzusammenhang steht mit der im allgemeinen zu konstatierenden Ver-
drängung der Handarbeit Durchaus falsch aber ist es, für diese Ver-
drängung lediglich die Technik verantwortlich zu machen, denn Maschine
imd Dampf kraft können erst dann rationell arbeiten, wenn die Vorbe-
dingung für ihre Thätigkeit, die Möglichkeit der Massenproduktion gegeben
ist Letztere aber stellte sich nicht ein, weil die mechanischen Produktions-
faktoren etwa vorhanden waren, sondern die Maschine ward aus tiefgefühltem
Bedürfnis herausgebaut, sie mußte überall da verlangt werden, wo ein
durch wirtschaftliche Verhältnisse hervorgerufener Massenbedarf befrie-
digt werden sollte. Erst wenn dieser Massenbedarf an jedem größeren Orte
vorliegt, wenn von den einzelnen Produktionsstätten aus die bisherige auf
Bestellung gefertigte Handwerkswcure verdrängt werden kann, erst dann
8»
36 I^ie Entwickelnngstendenzen in der Betriebsfonn.
darf davon geredet werden, daß auch die hohe Entwickelang der Technik
ZOT Konzentration der Güterherstellung beiträgt
Es ist onthunlich, Einzelerscheinungen als maßgebend für die Gtesamt-
entwickelnng hinzustellen. Das reale Bild wird dadurch verwischt, die an
der Oberfläche liegenden Erkenntnisresultate lassen hier die in die Augen
springenden gewerblichen Umwälzungen in Ursache und Wirkung als überall
gleich erscheinen. Und doch wird dieser Fehler begangen. Nicht allein
von Marx und seinen Anhängern, nein, der ganze Liberalismus der
siebziger Jahre glaubte an das Dogma von der „unaufhörlich fortschreiten-
den Konzentration'^ Selbst nach den Untersuchungen des ^^Yereins für
Sozialpolitik'^^) hat dieses Gespenst die Wissenschaft nicht verlassen. Sogar
hinsichtlich der Beurteilung des hier gebotenen vorzüglichen Materials hat
eine gewisse Einseitigkeit Platz gegriffen. Dabei konnte man auf Grund
der einzelnen Untersuchungen, mit einigem guten Willen, für eine große
Anzahl von Gewerben eine Stabilität nachweisen, die, als Gtmzes ge-
nommen, jene, von anderer Seite gezogenen Schlüsse — soweit sie generali-
siert sind — total auf den Kopf stellt
Daß die Herstellung von Nadeln, Schirmen, . Hüten, Kämmen, Hand-
schuhen, Tuch- und Leinen waren, Bürsten, Pinseln, Drahtstiften, Körben,
Porzellanwaren etc. dem Handwerk entzogen ist, wußte man bereits, ehe
es einen Verein ftir Sozialpolitik gab. Die angestellten Untersuchungen,
bezw. die Schlußfolgerungen aus letzteren, mußten sich daher nur auf
solche Gebiete erstrecken, deren Zugehörigkeit zweifelhaft war. Keines-
wegs aber durften bereits vollzogene Umwälzungen verallgemeinemden
Einfluß auf die Beurteilung der noch weniger in Mitleidenschaft gezogenen
Handwerke gewinnen. Der objektive Beobachter muß die Ergebnisse als
solche auf sich einwirken lassen. Gerade unsere tief ineinander ver-
wachsenen einzelnen Gewerbezweige erfordern eine durchaus individuelle
Beurteilung. Die jeweiligen Lebensbedingungen sind außerordentlich ver-
schieden, sowohl hinsichtlich der Gewerbe als der einzelnen Landesteile.
Ein und dasselbe Handwerk kann hier sich kräftig weiter entwickeln und
dort vergebens gegen die neue Zeit kämpfen.
Soll die Lebensfähigkeit des Handwerks untersucht werden, so muß
jede einzelne Gewerbeart auf Grund von lokalen Untersuchungen zu-
sammengefaßt und sodann jeder Handwerkszweig auf seine Existenzfähig-
^) Untersachungen über die Lage des Handwerks in Deutschland, Schriften des
„Vereins für Sozialpolitik''. Bd. LXII— LXXI. Leipzig 1895—1897.
1. Einleitimg. 87
keit hin geprüft werden. Hierbei leisten die Erhebungen des Vereins für
Sozialpolitik herrorragende Dienste. Falsch aber wäre es, lediglich auf
Grund dieser Eünzeldarstellungen Schlüsse hinsichtlich der Lebensfähigkeit
des betreffenden Gewerbes im ganzen Beich ziehen zu wollen. Hierzu ist
ein weiterer Faktor notwendig: die Statistik! Diese führt in nackten Zahlen
die EntWickelung vor Augen, sie unterrichtet uns über jeden Landesteil,
über jede Betriebsform und Größe. Die genannten Untersuchungen aber
bieten Anhaltspunkte für eine Erklärung der in der Statistik gegebenen
Thatsachen. Beide, Statistik und Untersuchung, müssen sich daher not-
wendig ergänzen. Es ist unmöglich, ohne erstere zu einem klaren Bilde
zu kommen — das mag genügen um den Versuch zu rechtfertigen, auf
Grund beider Faktoren den Entwickelungstendenzen in der Buchbinderei
nachzugehen. —
Die deutsche Buchbinderei ist, trotz ihrer großen Bedeutung, für das
Beich im Ganzen noch nicht bearbeitet Auf die yorhandenen Darstellungen
in den Schriften des Vereins für Sozialpolitik über Leipzig, Berlin und
Stuttgart, sowie auf eine kurze zusammenfassende Arbeit von Mendels-
sohn soll im Laufe der Abhandlung noch näher eingegangen werden.
Dem Verfasser dienen für seine nachfolgenden Untersuchungen in der
Hauptsache die Statistik des deutschen Reiches und diejenige der Bundes-
staaten, dann aber seine in einer mehrjährigen praktischen Thätigkeit ge-
sammelten Erfahrungen. Des weiteren haben eine große Anzahl von Buch-
bindereibesitzem und vor allem Herr Eommerzienrat Krause^) in Leipzig
den Verfasser bei seinen Arbeiten in eingehendster Weise unterstützt
Was nun die Statistik anbelangt, so kommen hier in Betracht die
Gewerbezählung vom 2. Dezember 1875, sowie die Berufs- und Gewerbe-
zählungen der Jahre 1882 und 1895. Aus den zollvereinten Erhebungen
wird die Zählung von 1861 Berücksichtigung finden, in einzelnen Fällen
werden auch ältere Quellen das Material yervoUständigen. Leider ist es
nicht möglich, bei der Darstellung der statistischen Entvrickelung die Buch-
binderei gesondert zu betrachten. Bei den früheren Zählungen sind
Buchbinderei und Kartonnagefabrikation ^) gemeinsam zur Erhebung ge-
kommen. Die Unmöglichkeit der Elinzelbetrachtung ist umsomehr zu be-
dauern, als die beiderseitigen Werdeprozesse grundverschieden sind. Die
allgemeine Tendenz zum Großbetrieb wird, wie wir später sehen werden,
*) Inhaber der MaBchinenfabrik „Karl Kranse^S Leipzig.
') Bei den älteren Erhebungen „Bu<^hbinder und Fntteralmacher'^
38 I^ie EntwickeliiDgstendeiizen in der Betriebsform.
an vielen Orten in der Hauptsache durch die Eartonnageindustrie hervor-
gerufen. Bei der Zählung vom 14. Juni 1895 ist die Buchbinderei als
solche^) behandelt; es wird sich also an der Biind dieser Ergebnisse das
Wachsen der reinen Buchbindereibetriebe ungefiLhr abschätzen lassen.
Aber auch sonst sind die drei Gewerhezählungen nicht gleichwertig.
Die Resultate von 1875 sind mit denen der übrigen Erhebungen schwer
zu vergleichen. Einmal, weil der Zählungstag 1875 in den Dezember fällt,
während er 1882 und 1895 im Juni liegt, und zum andern, weil bei der
ersten Zählung nach wesentlich anderen Gesichtspunkten verfahren wurde.
Die Ergebnisse der 1875 er Aufnahme sind daher nur zu gebrauchen,
soweit es sich um allgemeine, den Betrieb und das Personal direkt be-
treffende Angaben handelt Anders steht es mit den beiden letzten Er-
hebungen; hier ist ein Vergleich sehr wohl möglich und bis ins Detail
durchführbar. Zwar geht die 1895 er Zählung noch mehr ins einzelne;
aber zum Vergleich bietet auch die Gewerbezählung von 1882 genug des
Interessanten.
Nach zwei Bichtungen hin sind die beiden letzten Zählungen vor
sich gegangen. Sie unterscheiden sich in Berufs- und Gewerbe-
zählung. Uns interessiert in erster Linie letztere. Die Gewerbeau&ahme
erfolgte teils durch die sogenannte HaushaltungsUste, teils durch einen be-
sonderen Gewerbebogen. In der Haushaltungsliste wurden, wie für die
Bevölkerung überhaupt, so insbesondere für die gewerbethätigen Personen
zunächst deren allgemeine beruflichen Beziehungen und speziell die Ver-
hältnisse der gewerblichen Alleinbetriebe festgestellt Handelte es sich um
einen GFewerbebetrieb, in dem mehr als eine Person beschäftigt oder ele-
mentare Kraft (Motoren) verwendet wurden, so war noch ein besonderer
Gewerbebogen zu beantworten. Dieser verlangte Auskunft über die Art
und die Größe des Betriebes, über die Besitzverhältnisse, über das Personal
des Betriebes, über verheiratete Arbeiter, über Lehrlinge u. a. m. In den
Fällen, wo verschiedene Gewerbe zu einem Betriebe vereinigt sind, wurde
jedes einzelne Gewerbe als besonderer selbständiger Betrieb gerechnet
Z. B. werden Buchbinderei, Buchdruckerei und Buchhandlung unter einer
Regie, von der Gewerbezählung in drei Betriebe aufgelöst Daneben ist
dann allerdings auch der ungetrennte Gewerbebetrieb als „Gesamtbetrieb''
zur Elrhebung gekommen.
Die Besultate der Aufiiahmen sind in systematischer Weise geordnet
') In der Folge als reine Bachbinderei bezeichnet
1. Einleitong. 89
und vom „Kaiserlichen Statistischen Amt'' in Berlin yeröffentlichi ^) Das
G^esamtgewerbe wird in 21 Gruppen eingeteilt Letztere zerfallen in
110 Klassen und diese wieder in 820 Berufsarten.
Die Buchbinderei und Kartonnagefabrikation ist in Gh-uppe X ,^apier<'
untergebracht; desgleichen haben hier eine Reihe anderer mit der Papier-
fabrikation in Beziehung stehende Gewerbe Unterkunft gefunden. Ein Ver-
gleich der Gruppe X 1895 mit derselben Gruppe 1882 ist ausgeschlossen,
da bei dieser Zählung die Gruppe X ^J^apier und Leder'' umfaßt^ also die
ganze Gerberei und Sattlerei in sich schließt Es ist deshalb in nach-
folgender Darstellung ein diesbezüglicher Vergleich nicht yorgenommen.
unter dem Sammelnamen Buchbinderei und E^rtonnagefabrikation"
sind zur Erhebung gekommen:
A. Die Buchbinderei mit folgenden Unterabteilungen: Albumfabri-
kation, Papierballonfabrikation, Brief kouyertfabrikation, Dütenfabrikation,
Galanteriewarenfabrikation, Papierwarenfabrikation , Gebetbücherfabrikation,
Geschäftsbücherfabrikation, Marmorieranstalten, Monogrammprägereien, Pa-
peteriefabrikation, Papierfahnenfabrikation, Papierlatemenfabrikation, Papier-
sackefabrikation, Perforieranstalten, Schreibbuch&brikation, Springfolienfabri-
kation, Transparentfabrikation und Vergoldeanstalten.
B. Kartonnagefabrikation mit den Unterabteilungen: Albumkou-
lissenfabnkation, Atrappenfabrikation, Bilderrahmenfabrikation (yon Pappe),
Billetfabrikation, Bonbonniörenfabrikation, Briefordnerfabrikation , Brillen-
etuifabrikation, Deyisenfabrikation, Futteralfabrikation, Hutschachtelüäbri-
kation, Kartonfabrikation, Kartonnagewarenfabrikation, KotiUonartikelfabri-
kation, Kotillonordenfabrikation, Mappenfabrikation, Mustertuchfabrikation,
Musterkartenfabrikation , Papierkragenfabrikation , Papier wäschefabrikation,
Pappschachtelfabrikation, Pappspielwarenfabrikation.
Diese yon der Beichsstatistik yorgenommene Einteilung ist insofern
etwas willkürlich, als die Anfertigung yon Papeteriewaren, Papierfahnen,
Papierlatemen, Papiersäcken, Galanteriewaren etc. in das Gebiet der E[ar-
tonnagefabrikation fällt, während andererseits die Herstellung yon Muster-
karten und Mappen durchweg in den Buchbindereien yor sich geht Diese
wenig glückliche Einteilung dürfte dem Umstand zuzuschreiben sein, daß
die Spezialisierung in Wirklichkeit nicht annähernd so weit yorgeschritten
^) In der „Statistik des dentschen Reiches":
1876: Bd. XXXIV», XXXI V" XXXV», XXXV°, XLVIff, XLVIIP.
1882: Neue Folge Bd. II, III, IV», IV", IV™, V, VP, VF, VIF, VII".
1895: Bd. CII— CXI, CXUI— CXIX.
40 I^e EntwickelungstendeiuEeii in der Betriebsfonn.
ist, denn die Herstellung mancher oben angeführter Artikel lohnt sich für
einen selbständigen Oeschäftsbetrieb nicht Thatsächlich werden also obige
Artikel zum Teil in Buchbindereien, zum Teil in Eartonnagefabriken her-
gestellt; eine strenge Scheidung ist nicht durchführbar. Da aber die
Statistik die Einteilung für ihre Erhebungen derartig anlegte^ muß auch
hier auf dieser Grundlage vorgegangen werden. Wieweit in Wirklichkeit
die Spezialisierung Platz gegriffen hat, ist im ersten Abschnitt näher
ausgef&hrt
Zur besseren Orientierung ist der vorliegenden Untersuchung eine An-
zahl Tabellen mit summarischen Zusammenstellungen beigegeben. Das
ganze Zahlenmaterial im Text unterzubringen erschien nicht ratsam, da die
Übersichtlichkeit darunter gelitten haben würde. Die Resultate sind
für das Seich, die Bundesstaaten und f&r 15 Großstädte besonders
behandelt
Eine andere wichtige EVage, die der Abgrenzung zwischen Fabrik
und Handwerk, wird im weiteren Verlauf der Darstellung zur Erledigung
kommen. Indes sei schon hier darauf hingewiesen, daß die Gewerbebetriebe
in der Hauptsache in zwei Größen eingeteilt werden, und zwar in Betriebe
mit einem Personal bis zu 10 Personen und in Betriebe mit einem umfang
▼on mehr als 10 Personen. Diese Einteilung wird die Basis bilden f&r
den Versuch, eine Scheidung zwischen Handwerk und Fabrik zu ermög-
lichen. ^)
Die soziale Gliederung der in der Buchbinderei Erwerbsthätigen ge-
langt an der Hand der Berufs Zählung zu besonderer Darstellung. Auch
hier werden zwei summarische Übersichten die textliche Abhandlung unter-
stützen.
2. Die Gröfie der Betriebe.
a. Das Beich im Ganzen.
(Tabelle I.)
Als ,3^trieb'^ betrachtet die Gewerbestatistik') jedes gewerbliche Unter-
nehmen, gleichviel ob es auf eigene Rechnung, in eigener Arbeitsstätte oder
^) Der Verfasser kommt zu dem Besaltat, daß Betriebe bis zu zehn Personen zum
Handwerk zu rechnen sind. Es muß dies schon hier bemerkt werden, weil auf den
Tabellen ans ZweckmäßigkeitsgrOnden die Zweiteilung der Betriebe unter den Ober-
schriften ,,Fabrik" „Handwerk'* erfolgt ist
«) Bd. cxrx S. 8.
2. Die Größe der Betriebe.
41
im Hanse des Kunden (auf Stör) ausgeübt wird. Auch Unternehmungen
allerkleinsten Umfangs kommen als Gewerbebetriebe in Frage, selbst solche,
die lediglich die nebensächliche Erwerbsthätigkeit eines einzelnen Gewerbe-
treibenden darstellen. Vorbedingung einer gewerblichen Thätigkeit ist nur,
daß dieselbe regelmäßig und selbständig ausgeübt werde.
Zur Definition der yerschiedenen Betriebe diene folgendes:
Hauptbetriebe sind Betriebe, innerhalb deren Werkstätten eine oder
mehrere Personen mit ihrer alleinigen oder Hauptbeschäftigung, Neben-
betriebe solche, in denen sie nur mit ihrer Nebenbeschäftigung thätig sind.
Alleinbetriebe sind Betriebe you Selbständigen, die allein ohne Mit-
inhaber oder Gehilfen und ohne Motoren arbeiten.
Die Personalangaben beziehen sich in der Regel auf die im Durch-
schnitt des Jahres beschäftigten Personen. Und zwar gelangen Personen
nur Dir die Hauptbetriebe zur Nachweisung, weil jeder Erwerbsthätige nur
einmal unter Berücksichtigung seiner alleinigen oder Hauptbeschäftigung,
nicht aber — zur Vermeidung von Doppelzählungen — auch mit der neben-
sächlichen Beschäftigung aufgeführt wird.^)
Eine Zusammenstellung der bei den drei letzten Gewerbezählungen
nachgewiesenen Betriebe in der Buchbinderei und Eartonnagefabrikation
ergiebt folgendes Bild:
Im
Jahie
G«werbe-
betiiebe im
Gänsen
Davon sind
Haupt- Neben-
Betriebe
Von den Hauptbetrieben sind
Allein- Gehilfen-
Betriebe
1895
1882
1875
14 847
13213
11253
13 896
12 503
10 843
951
710
410
5 801
5 616
8095
6 887
Es beträgt somit 1882 — 1895 die Zunahme der Betriebe im Ganzen 1634
(12,47 7J, der Hauptbetriebe 1393 (11,1 7o)i der Nebenbetriebe 241 (33,9 7^^).
Es sind von 100 Betrieben:
Im
Jahre
Haupt-
betriebe
Neben-
betriebe
Allein-
betriebe
G^hilfen-
betnebe
1895
1882
1875
93,6
94,6
96,4
6.4
5,4
8,6
41,7
44,9
58,3
55,1
^ Statistik des dentschen Reiches. Bd. CXIY S. 1.
!
42
Die Entwickelangstendenzen in der Betriebsform.
Die Zunahme der Betriebe^) von 1875—1895 beläuft sich auf 3594
(31,8 7o)- ^^^ Bevölkerung des deutschen Seiches ist in derselben Zeit um
21,2 7o gewachsen.
In den Hauptbetrieben waren im Durchschnitt des Jahres beschäftigt:
Im
Jahre
Personen
Oberhaupt
Davon in
Gtflhilfenbetrieben
1895
1882
1875
67 805
41624
31834
62 004
86008
Die Personeiizahl der Betriebe im Ghtnzen ist mithin gewachsen
1882—1895 um 26 181 ( 62,9 »/„)
1875—1895 um 36471 (116,4 „).
In den Gehilfenbetrieben allein beträgt die Zunahme:
1882—1895 . . . 25 996 (72,2 V^).
Von 100 Personen entfallen auf:
Im Jahre
Alleinbetriebe
G«hO{enbetriebe
1895
1882
t
8,6
13,5
94,4
86,5
Trotzdem also die Alleinbetriebe eine kleine Zunahme zu verzeichnen
haben, ist das PersonenverhSltnis durch die ungleich stärkere Zunahme der
Oehilfenbetriebe wesentlich verschoben. Ein Gleiches können wir auch
hinsichtlich der durchschnittlichen Größe sämtlicher Betriebe konstatieren.
Im Jahre 1882 kamen nämlich auf einen Hauptbetrieb durchschnittlich 3,8,
auf einen Gehilfenbetrieb 5,2 Personen. 1895 ist das Verhältnis 4,9 zu 7,7.
Hinsichtlich des Umfanges der G^hilfenbetriebe muß auf die ausführ-
liche Darstellung der Tabelle I Sp. 16 — 36 verwiesen werden. An dieser
Stelle möge ein kurzer Auszug Platz finden, wobei die Zunahme immer
den Zeitraum 1882—1895 betrifft
Die Zahl der Betriebe mit einer Person, unter denen nicht nur
Allein-, sondern auch solche Betriebe zu verstehen sind, in denen nur ein
Gehilfe, nicht aber der Inhaber mit seiner Hauptbeschäftigung thätig ist^
wenn also z. B. eine Schreibwarenhandlung eine Buchbinderei mit einem
*) Haupt- und Nebenbetriebe.
2. Die Größe der Betriebe.
43
ständigen Gehilfen betreibt, ist Yon 5 908 auf 6157 gestiegen^ hat also um
249 (4,2 7o) zugenommen.
Eine kleine Zunahme weist auch die nächstfolgende Größenklasse
(2 — 5 Personen) auf, sowohl hinsichtlich der Betriebe als der in diesen be-
schäftigten Personen. Erstere sind um 283 (5,1 7^), letztere um 1355 (8,3 7^)
gewachsen.
Eine wesentlich höhere Steigerung zeigen die Betriebe mit 6 — 10 Per-
sonen. Hier beträgt die Zunahme der Betriebe 285 (58,1 ^o)^ derjenige der
durchschnittlich beschäftigten Personen 2 360 (53,7 7o).
Ganz enorm wird die Steigerung bei den nun folgenden Betrieben;
hier beträgt die Vermehrung durchweg über 1007o* Etwas günstiger würde
das Verhältnis sein, wenn die 1895 vorgenommene Zwischenstufe 11 — 20 Per-
sonen (Tabelle I Sp. 23—24) auch für 1882 vorläge. Da dies aber nicht
der Fall ist, muß zum Vergleich sofort zur Klasse 11 — 50 Personen über-
gegangen werden. Die Beichsstatistik macht in ihrer Berechnung^) noch
größere Zwischenstufen; sie unterscheidet Groß-, Mittel- und Kleinbetriebe,
das sind Betriebe mit mehr als 50, mit 6 — 50 und endlich mit 1 — 5 Personen.
Die Unternehmungen mit 11 — 50 Personen also verzeichnen eine Zu-
nahme von 441 (99,3 7o), das Personal ist sogar um 9 717 (105 7^) ge-
wachsen.
Als folgende Stufe erscheinen jetzt die Betriebe mit 51 — 200 Personen;
>eine Zwischenabteilung von 51 — 100 Personen läßt sich 1882 nicht durch-
führen. Bei dieser Zählung hatte das deutsche Beich 74 Betriebe in der
Größenklasse 51 — 200 Personen, 1895 betrug diese Zahl 161; das bedeutet
eine Zunahme von 87 Betrieben gleich 117,5 7o-
Betriebe mit mehr als 200 Personen gab es 1882 nur 3 mit 893 Er-
werbsthätigen. 1895 zählt die Statistik bereits 21 Betriebe dieser Größe
mit insgesamt 6 239 Personen. Wir haben es hier mit einer Vermehrung
der Betriebe von 600 7o ^^^ einer Zunahme der Personen von 598,6 7o zu
thun. Fassen wir die bisherigen Ergebnisse zusammen und teilen sämt-
liche Größen in 3 Klassen ein, deren umfang 1 — 5 (Kleinbetriebe), 50 — 60
(Mittelbetriebe) und 51 und mehr Personen (Großbetriebe) beträgt, so er-
halten wir bezüglich deren Zunahme folgende Besultate:
Zunahme der Kleinbetriebe
Mittelbetriebe
(Großbetriebe
w
n
532 { 4,7%)
756 ( 76,6 „ )
105 (136,4 „ )
der Personen 1 604 { 7,6 %)
12115 ( 91,3 „)
12462(172,9,,)
') Bd. CXIX 8. 16».
44
Die Entwickelongstendenzen in der Betriebsfbrm.
Nehmen wir eine andere Einteilung, die der Betriebe bis zu 10 Per-
sonen und der Betriebe mit mehr als 10 Personen, so ergiebt sich hin-
sichtlich der Zunahme folgendes Bild:
Betriebe bis 10 Personen
Betriebe mit mehr als
10 Personen . . .
847 Betriebe ( 7,1 o/^)
546
jf
(104.5 „ )
3 964 Personen ( 15,7 7^)
22 217
W
(134,9 „ )
Wollen wir diese Zusammenstellung noch trefifender zum Ausdruck
bringen, so müssen wir den Anteil jeder einzehien Kategorie an je 100 Be-
trieben und Personen nachweisen. Folgende Übersicht illustriert dies Ver-
hältnis:
Es sind von 100
Betrieben 1 Personen beschäftigt im
Im
Jahre
Bezeichnung
der
inbetrieb,
Personen
} Personen
etrieb, mehr
Personen
trieb bis
Personen
rieb Aber
Personen
inbetrieb,
Personen
telbetrieb,
) Personen
etrieb, mehr
Personen
trieb bis
Personen
rieb Ober
Personen
Gewerbe
S 1
CO
Großb
als 2
jS o
(S2
31
Mit
6— 2(
Großb«
als 2
c
«2
4A
e o
Buchbinderei .
Kartonnage-
89,9
9,1
1,0
94,6
5,4
41,0
31,3
27,7
49,4
50,6
1895
fabrikation .
Buchb. u. Kar-
66,6
35,3
3,1
77,3
22,7
13,0
54,3
32,7
25,0
75,0
■
tonnagefabrik.
Buchb. u. Kar-
86,2
12,5
1,3
92,3
7,7
33,6
37,4
29,0
42,9
57,1
1882
tonnagefabrik.
91,5
7,9
0,6
95,8
4,2
50,8
31,9
17,3
60,5
39,5
Leider läßt sich aus bereits angeführten Gründen ein Vergleich der
reinen Buchbinderei nicht ausf&hren. Aber aus den Zahlen von 1895 erhellt
doch, daß in der Buchbinderei die Verhältnisse wesentlich günstiger liegen
als in der Kartonnageindustrie. Zeigt letztere, daß schon jetzt fast '/, aller
Personen in Betrieben mit einem Umfang von mehr als 10 Personen be-
schäftigt sind, so partizipieren in der Buchbinderei beide Größenklassen zu
gleichen Teilen.
Man wird also mit Becht auch bei den übrigen Zahlen die stärkere
Zunahme in erster Linie der Kartonnageindustrie zuschreiben dürfen; das
Verhältnis mag ungefähr das von 2 zu 8 sein.
2. Die Qrdße der Betriebe. 45
Im Vergleich zur Bevölkerung des deutschen Beiches, die in den
Jahren 1882 — 1895 14,5^0 gewachsen ist, ergiebt sich, daß den ßeichs-
durchschnitt bezüglich ihrer Zunahme übertrefifen:
die Betriebe mit 6—10 Personen ( 58,1 7^)
„ „ „11 — 50 „ ( 99,3 „ )
„ 51-200 „ (117,5,,)
„ „ „ 200 und mehr Personen (600 %).
Hinter dem Beichsdurchschnitt zurück bleiben die Betriebe mit 2—5 Per-
sonen und mit 1 Person. Erstere vermehrten sich um 5,1, letztere um 4,2 7o*
Hinsichtlich der Betriebsgrößen 1 — 10 und mehr als 10 Personen
übertrifft letztere den Beichsdurchschnitt mit einer Zunahme von 104,87of
erstere bleibt, obwohl sie absolut mehr zugenommen hat, mit einer Ver-
mehrung von 7,1 7q hinter dem Wachstum der Bevölkerung zurück.
Bekapitulieren wir das Gegebene, so kommen wir zu folgenden
Besultaten:
1. Die Alleinbetriebe ^) haben absolut zugenommen, während sie pro-
zentual hinter den Oehilfenbetrieben zurückblieben.
2. Die Betriebe von 2 — 5 Personen weisen eine geringe Zunahme au£
3. Bei jeder nun folgenden Größenklasse macht sich eine steigende
Vermehrung der Betriebe und des Personals geltend.
4. Im Vergleich mit der Vermehrung der Bevölkerung bleibt die Zu-
nahme der Betriebe mit 1 — 10 Personen (in ihrer Gesamtheit) hinter der-
selben zurück, im übrigen aber nur die Betriebsvermehrung der Größenklasse
1 Person und 2 — 5 Personen.
5. Die Tendenz zum Großbetrieb tritt in der Eartonnageindustrie
stärker hervor als in der Buchbinderei.
b. Die Bundesstaaten.
(TabeUe II u. III.)
Naturgemäß darf von den Gesamtzahlen des Beiches nicht ohne
weiteres auf die allgemeine Lage und Entwickelung gefolgert werden;
denn die Verhältnisse liegen an einzelnen Orten oft derart ungünstig, daß
das Gesamtbild dadurch wesentlich verschoben wird. Hat z. B. in einer
Gegend eine gewisse Industrie, die hohen Ebcport aufweist, sehr rasch
einen größeren umfang angenommen, so wird die Statistik hierdurch stark
>) Inklnsive der Betriebe mit 1 Person. (Siehe Definition S. 42 nnten.)
46 Die EntwickelnngstendeiuEen in der Betriebsform.
beeinflnßt Die Tendenz zum Oroßbetrieb wird vielleicht gerade dnrch diese
Gegend heryorgerufen, und doch ist es, theoretisch wenigstens^ sehr wohl
möglich, daß eine Konkurrenz auf inländischem Markte, also eine ,, Ver-
drängung des Kleinbetriebes'' nicht einmal stattfindet
Es ist deshalb zur Beurteilung der wirklich yorliegenden Tendenzen
durchaus notwendig, die Zahlen des Reiches aufzulösen. Die Statistik er-
möglicht ein solches VerfiEihren in hinreichender Weise. Für unseren Zweck
genügt es, die einzelnen Bundesstaaten, Landesteile und Großstätte zu
untersuchen. Beginnen wir mit den Bundesstaaten.
Eingehend ist die Entwickelung auf Tabelle II zur Anschauung ge-
bracht Speziellere Angaben über die Lage der reinen Buchbinderei im
Jahre 1895 zeigt Tabelle IIL
In nachfolgendem sollen die Ergebnisse dieser Aufstellung einer Bear-
beitung unterzogen werden und zwar hauptsächlich in der Richtung des
Vergleichs mit dem Beichsergebnis.
Fast sämtliche Bundesstaaten weisen eine Vermehrung der Betriebe in
der Buchbinderei und Kartonnagefabrikation au£ Nehmen wir zunächst
den Zeitraum 1875 — 1895. Über den Reichsdurchschnitt — 31,9 7o — zu-
genommen haben die Betriebe in Sachsen (81,8 ^j^), Baden (60,8 ^/q), Sachsen-
Koburg. Gotha ^) (68,9 7^)7 Sachsen- Altenburg (41,3 7^, Sachsen- Meiningen
(45%), Elsaß -Lothringen (34,3 7o)> Bremen (34,6 7^), Schaumburg. Lippe
(33,3 7o), Schwarzburg-Kudolstadt (32 7^) und Sachsen-Weimar (38,8 7o).
Preußen bleibt in seiner Gesamtheit (27 7o) hinter dem Beichsdurch-
schnitt zurück Von seinen einzelnen Provinzen weist Westfalen eine Zu-
nahme von 36,4 ^/q und Brandenburg eine solche von 46,2 7o ^^f*
Eine Abnahme der Betriebe zeigen Oldenburg (13,4 7o)> Waldeck (11,1 7o)
und Mecklenburg-Strelitz (10,3 7o).
Ein etwas anderes Resultat bieten die Jahre 1882 — 1895. Der Beichs-
durchschnitt beträgt hier 12,4 7o- ^^ überflügeln die Staaten:
Beuß j. L. . mit einer Zunahme von 37,5 7o
S.-K.-Gotha „ „ „ „ 35,6 „
S.-Altenburg „ „ „ „ 30,0 „
Sachsen • . „ „ „ „ 28,6 „
jL5auen • • „ „ „ „ aD,u „
Lippe . . „ „ „ „ 23,0 „
^) In der Folge: S.-EL-Gk)tlia, S.-Altenbarg, S.- Weimar, S.-Mei]iingeii; Schw.-Radol-
Stadt, Schw.-SondershauBen.
2. Die GrOfle der Betriebe. 47
die Provinzen:
Brandenburg (ohne Berlin) mit einer Zunahme von 25,2 ^/^
Westfalen „ „ „ „ 19,5 „
Hohenzollem „ „ ,, „ 16,7 „
Hessen-Nassau . . . . „ „ „ „ 14,5 „.
Eine Abnahme in der Zahl der Betriebe weisen auf Schw.-8onder8-
hausen (17,2%), Schw.-Eudolstadt (5,7 7o)» Waldeck (5,9 7o). S.-Meiningen
(7,4 7o) und Oldenburg (10,6 7o)-
In den preußischen Provinzen hat sich die Zahl der Betriebe ver-
ringert in Schleswig (1%), Pommern (1,5%), Westpreußen (7,7%) und
Ostpreußen {llfi^l^.
Die Zahl der gewerbethätigen Personen hat in den Jahren 1875
bis 1895 nur in Mecklenburg-Strelitz (23,5 7^) ™d in Waldeck (23,1 7^) ab-
genommen. Die Zunahme des Personals im Reich beträgt in dieser Zeit
116,4 7o' Übertreffen wird dieser Durchschnitt von
Lippe .... mit einer Zunahme von 295,8 7o
Eeuß j. L. . . „ „ „ „ 421,2 „
Schw.-Budolstadt „ „ „ „ 229,8 „
S.-K.-Goiha . . „ „ „ „ 192,0 „
Baden . . . . „ „ „ „ 187,0 „
Sachsen . . . ,, „ „ „ 168,0 „•
In den Jahren 1882 — 1895 beträgt die Zunahme der Personen im
Beichsdurchschnitt 62,9 7o* ^ii^Q höhere Ziffer weisen auf:
Lippe mit 569 7^,
Eeuß j. L „ 131 „
Baden „ 108,2 „
Bayern „ 95,8 „
Württemberg „ 93,2 „
S.-K..Gotha „ 87,5 „
Sachsen „ 78,9 „
Elsaß „ 87,9 „
Bremen „ 65,6 „.
Von den preußischen Provinzen zeigen eine höhere Zunahme Rheinland
(68,6 7o), Schleswig (77,7 7^), Schlesien (63,8 7o) und Brandenburg (67,5 7o).
Eine Abnahme der gewerbethätigen Personen weisen auf Mecklenburg-
Strelitz (18,2 7o) und Schaumbm^-Lippe (21,1 7^).
48 Die £nt?nekeliiiig8tendeiiien in der Betriebsform.
Die Betriebe mit einem Personal von 1 — 10 Personen haben sich 1882
bis 1895 im deutschen Eeich nm 7,1 ^/^ yermehrt Eline wesentlich stärkere
Steigerung dokumentieren Beuß ä. K (40%), Beuß j. L. (38,9%), S.-E.-
Gotha (25,6%), S..Altenburg (26,2 7J, Anhalt (19 7^), Sachsen (19,6 7^), j
Lippe (16 7J, Baden (15,4 7o)i Oldenburg (15,6 7^) und Schaumburg-
Lippe (14,87,).
' Li Preußen beträgt die Zunahme dieser Betriebe insgesamt 6,1 7o; üi
den einzelnen Provinzen und Landesteilen weisen nur Brandenburg (23 7o)9
We9tfalen (16,3 7,), HohenzoUem (13,6 7,) ™d Hessen-Nassau (11,9 7,)
h'äbere Zahlen au£ Zurückgegangen ist diese Betriebsgröße in den Provinzen
Ostpreußen (12,2 7,), Westpreußen (2,17,), Pommern (6,5 7,), ^^^^ 0-fiVo\
Sachsen (2 7,) und Schleswig (3,9 7,).
; In den Bundesstaaten ist ein Bückgang zu verzeichnen in Bayern
(0,4 7,), S.-Meiningen (3,3 7,), Schw.-Eudolstadt (9 7,) und Schw.- Sonders-
hausen (20,7 7,).
Prozentual betrachtet, ist diesen Zahlen gegenüber die Steigerung der
Betriebe mit mehr als 10 Personen eine ganz gewaltige. Indes ist hier
Vorsicht in der Beurteilung geboten, da bei den kleinen Zififem die Prozente
gar bald ins unermeßliche steigen. Man thut in den meisten Fällen gut,
sich an die absoluten Zahlen zu halten, da die Zunahme auch nur eines
Betriebes nicht selten eine Vermehrung von 100 7o bedeutet Unter diesem
ausdrücklichen Vorbehalt mögen die prozentualen Ergebnisse zum Vergleich
herangezogen werden. /
Der Beichsdurchschnitt beträgt hinsichtlich der Zunahme dieser Be-
triebe 104,8 7o' Ubertroflfen wird derselbe von Bayern (456,3 7o)» ßeußj. L.
(300 7,), a-K-Gotha (266 7,), Hessen (157,17,) und Baden (134,8 7,).
Von den preußischen Provinzen weisen eine stärkere Zunahme auf
Ostpreußen (300 7,), Brandenburg (200 7,), Pommern (200 7,), ßbeinland
(194 7,), Hannover (180 7,), Posen (150 7,), Sachsen (129,4 7,) ™d
Schleswig (116,7 7,).
Zurückgegangen ist diese Größenklasse in keinem Staate. Gar nicht
vor kommt sie 1895 in flohenzoUem, Mecklenburg -Schwerin, Waldeck,
Beuß ä. L., Schaumburg-Lippe und Lübeck
In geringer Anzahl (1 — 3) finden wir diese Betriebsgröße in West-
preußen (1), S.- Weimar (3), Oldenburg (2), Braunschweig (3), Anhalt (2), Schw.-
Sondershausen (1), Schw.-Budolstadt (1) und Lippe (1).
In 13 deutschen Bundesstaaten giebt es also keine oder doch nur ver-
schwindend wenige Betriebe mit mehr als 10 Personen.
2. Die Größe der Betriebe.
49
Für die üntersachung der Lebensfähigkeit beider Betriebsgrößen ist
eine Au&tellung über ihren thatsächlichen Anteil an der Produktion nner-
läßlich. Zur besseren Orientierang möge die Übersicht in Verbindung mit
dem Verhältnis zur Bevölkerung hier Platz finden.
Von sämtlichen
Auf 10000 Penonen der
Staaten
Haaptbetrieben
BeTSIkenmg kommen
und
sind Betriebe mit
Betriebe
Betriebe mit
Landesteile
1—10 Penonen
fiberhaapt
1—10 Pers.
1882
1895
1882
1895
1882
1896
Provinz Ostpreußen . .
99,9
97,8
1.7
1
1,1
0,8
„ Westprenßen . .
100
94,8
1.1
1
1
0,8
Stadt Berlin
85,4
80,1
7,8
6,7
6,4
5,1
Provinz Brandenburg . .
99
97,6
1,8
1,9
1.7
2,1
„ Pommern . . .
98,8
96,3
1,7
1,6
1,6
1,5
„ Posen ....
98,8
97
1,1
1
1
0,9
„ Schlesien . . .
97,8
95,8
2,1
1,9
1.9
1,7
„ Sachsen . . .
97,2
94,3
2,8
2,8
2,7
2,4
„ Schleswig-Holstein
97,9
95,4
2,7
2,4
2,5
2,1
„ Hannover . . .
98,1
94,9
2,5
2,5
2,4
2,2
„ West£Eilen . . .
97,1
95,6
2,7
2,5
2,5
2,3
„ Hessen-Nassau
95,5
94,8
3,3
3,4
3
3
„ Rheinland . . .
97,2
92,4
3,3
3,5
8,1
2,6
„ Hohenzollem . .
100
100
6,6
4,2
3,5
8,8
Königreich Prenfien . .
96
92,8
2,5
2,4
2,3
2,1
„ Bayern . . .
99
94,4
3,1
3
2,9
2,6
„ Sachsen . .
89,9
85,3
4,8
4.9
4,6
4
„ Württemberg .
96
92,6
3,8
4.1
3,5
3,6
Baden
95,5
91,1
3,5
4
3.1
8,2
Hessen
97,4
94,2
3,2
3,2
2,8
2.8
Mecklenbni^-Schwerin . .
100
100
2,6
2,5
2,5
2,4
Sachsen-Weimar . . .
99,2
97,8
4,3
4,2
4
3,9
Mecklenbnrg-Strelitz . .
100
100
2,4
2,5
2,4
2,4
Oldenhuj^
100
98,7
2,8
2,3
2,7
2.2
Braonschveig
94,4
97,8
3
2.6
2,9
2,5
Sachsen-Meiningen . . .
96,8
95,9
6,6
5,4
5,8
5
„ Altenburg . . .
85,7
82,8
8,2
3,6
2.7
3
„ Eobnrg-Gotha
96,5
90,3
4,4
5,4
4,1
4,7
Anhalt
96,9
97,4
3,1
2,8
2,7
2,5
Schw.-Sondershansen . .
100
95,8
4,1
3,1
4,1
3
Harms, EntwlokelimgBgMeh. d. deatsehen Baohbinderei.
60
Die EntwickeliixigBteiideiisen in der Betriebsfonn.
Staaten
nnd
Landestefle
Schw.-Budolstadt
Waldeck . . .
Benß ä. L. . .
BeuB j. L. . .
Schaambiirg-Iiippe
Lippe ....
Lübeck ....
Bremen ....
Hamburg . . .
Elsaß ....
Dentsches Beich .
Von aämtlicben
Hauptbetrieben
sind Betriebe mit
1 — 10 Personen
1882
1895
Auf 10000 Personen der
Bevölkentng kommen
Betriebe
fiberliaapt
1882
1895
Betriebe mit
1—10 Pers.
1882
•/«
ro
97,1
100
100
97,3
100
100
100
95,5
95,1
95,6
95,8
96,8
100
100
92,6
100
96,7
100
91,4
93,5
95,5
92,3
4,3
2,9
3,9
3,9
2
2,4
4,5
4,1
5,1
1,6
2,9
3,7
2,6
4,4
4,3
1,9
2,7
3,5
3,7
3,9
1,6
2,9
4,1
2,6
3,9
3,5
2
2,3
4
3,9
4,6
1,4
2.6
1895
3,4
2,6
4,2
3,9
1,9
2,2
3,3
3,3
3,5
1,4
2,5
In B&mÜichen Staaten und Provinzen mit Ausnahme von Sachsen nnd
S.-Altenburg betrfigt der Anteil der Betriebe mit 1 — 10 Personen an der
Gesamtheit tlber 90%, in den weitaus meisten F&llen sogar Ober 95 ^o-
Allerdings hat sich das Verhältnis seit 1882 wesentlich Terschoben. Be-
sonders deutlich tritt dies zu Tage, wenn die Betriebe in ihrer Stellung zur
Bevölkerung untersucht werden. Hier ergiebt sich mit überraschender Deut-
lichkeit die Bestätigung des bereits früher Gesagten: Die Abnahme der
Beliebe in ihrer Gesamtheit — im Verhältnis zur Bevölkerung — ist
lediglich auf Eo8t«n der Größenklasse 1 — 10 Personen vor sich gegangen.')
Immerhin ist in den meisten Bundesstaaten die sinkende Tendenz für
besagte Betriebsgröße nicht von vitaler Bedeutung, denn in den in Betracht
kommenden 13 Jahren handelt es sich durchweg nur um 1 — Yio Betrieb
auf 10000 Einwohner. In den meisten Fällen kommen nur 0,1 — 0,3 pro
10000 in Frage. Im Gesamtreich beträgt die Differenz 0,1 **/(ioo> "i
Preußen 0,2 «/„,,.«)
Der Anteil der Erwerbsthätigen in der Buchbinderei und Karton-
nagefabrikation an der Gesamtbevölkerung des Reiches ist in den einzelnen
*) Ober die Bedeatong des BevSlkemngBmaBstabes siehe S. 84 £F.
*) Aach hier moB auf die ErSrtenuig der Yolksvennehniiig im YerhUtola rar Be-
ttiebsentwickelong in der Buchbinderei (S. 84 ffi) hingewiesen werden.
2. Die Große der Betriebe.
51
Bandesstaaten und Landesteilen sehr verschieden. Obenan steht Sachsen
mit 36,5 auf 10000 Einwohner. Über den Beichsdorchschnitt (18,1 7^^)
erheben sich femer Hessen -Nassau (15,2 7ooo)> Württemberg (20,2 ^ooo)»
Baden {19,4% J, S.- Weimar (16,9 ^^J, S.-Altenburg (19,8 7ooo). S.-K-Gotha
(23,8o/ooo)j Schw.-Eudolstadt (17,3 «/^oo), Reuß j. L. (21 7^00) » ^^ ^ L-
(14,9 7ooo), Lippe (22,7 7, J, Bremen (15,1 7^00) und Hamburg (14,8 7^00).
Sehr klein ist der Anteil der Erwerbsthätigen an der Bevölkerung in
Ostpreußen (2,27^00), Westpreußen (2,3) i), Posen (3,1), Pommern (5,2),
Mecklenburg-Schwerin (4), Mecklenburg-Strelitz (3,5), Oldenburg (5,2), Waldeck
(8,3) und Schaumburg-Lippe (3,6).
fiecht schlecht ist es mit der Buchbinderei in Mecklenburg-Strelitz
bestellt Hier kamen auf 10000 Einwohner 1875 in der Buchbinderei
und Eartonnagefabrikation 4,9 . ., 1882 . . 4,4 und 1895 . . 8,5 Erwerbs-
th&tige. Also sogar ein Sinken des Anteils der Erwerbsthätigen an der
(Jesamtbevölkerung. Eine ähnliche Tendenz konstatieren wir in Waldeck;
hier sind die Zahlen 4,8, 3,5 und 3,3 7ooo* Nicht viel anders ist es in
Schaumburg-Lippe.
Im großen und ganzen macht sich auch im übrigen die Thatsache
geltend, daß Betriebe und Personal auch relativ langsam zunehmen in
jenen Gegenden, welche verhältnismäßig wenig Buchbindereien aufweisen.
Auch ein Vergleich der reichsdeutschen Zählungen mit den Erhebungen
früherer Jahre, die sowohl in Preußen als besonders im norddeutschen
Zollverein stattgefunden haben, ist hinsichtlich der absoluten Zahlen un-
möglich; prozentual möge der Vergleich mit der Zählung von 1861 in den
allgemeinsten Ergebnissen versucht werden.
Die Zählungen 1861, 1875, 1882 und 1895.
Staaten
und
Landesteile
Meiirter')
im Jat
Gehilfen
ir 1861
Ani
1
1861
r looooc
Kommen
1876
) Einwol
Betrieb«
1888
iner
1895
Preußen
294
308
10
10
14
10
Posen
158
142
11
10
11
10
Pommern
206
194
14
15
17
16
Brandenburg
Schlesien
815
592
1140
675
?
18
19
21
19
^) Aach fftr die Folge pro 10 000.
^ „Meister'' ist hier gleichbedeutend mit „Betrieb''.
52
IMe
Jakr isn
Alf 100000 Bswolmer
IMl
1875 ' 1882 1895
Sadiaeii
Wect&len
Bheinprofinz ....
Hohenzollem ....
AltpteaBeik znwMwiiMWi .
KoriiesBen
Homburg
NaasMi
f rankfiui
PreaBen zasunnieii . .
Bayern
Wfirttemberg ....
Baden
Königreich Sachsen
Thüringische Staaten .
Anhalt
Braonschweig ....
Oldenburg
Lippe
GroBherzogtom Hessen
Waldeck
Luxemburg . . . .
Zollverein zusammen .
it
471
410
847
17
3816
426
149
11
105
54
4561
1027
534
277
708
294
58
81
70
23
314
14
32
7 993
380
412
765
11
4027
389
127
6
53
115
4 717
1124
454
275
1393
311
32
92
42
15
361
6
8
8830
24
25
26
9
m
?
23
26
26
31
28
27
33
28
25
35
26
25 : 25
20 31
23 Bit
?
33 ; 34
u. Hombaig
21
22
31
20
32
?
32
30
25
23»)
28
35
29
38
33
29 ■
30 I
21
23 1
36
33 ;
1
23
25
31
38
35
48
31
30
28
24
32
24
30
41
40
49
I
28
26
i 23
] 27
! 32
Obige Tabelle ist an der Hand einer An&tellung Viebahns*) zu-
sammengesetzt Die Verh<niszahlen mußten, um den Vergleich zu er-
möglichen, f&r die Jahre 1875, 1882 und 1895 entg^en der bisherigen
Gepflogenheit auf 100000 Elinwohner in Ansatz gebracht werden.
Die Übersicht ergiebt zunächst in allen Bundesstaaten, mit Ausnahme
▼on Hessen und der Provinz Posen, in den Jahren 1861 — 1875 eine mehr
oder weniger starke Zunahme der Betriebe. Obwohl uns zuverlässige
*) Ohne Sehleswig-Holstein.
*) Dr. Georg Viebahn, Statutik des loUvereiiiten nördlichen DentBchlands 1868.
Bd. m 8. 735.
2. Die Größe der Betriebe. 53
Zahlen aus {rtiheren Jahren nicht genügend zur Verfügung stehen, läBt sich
auf Grund der im ersten Abschnitt geschilderten technischen und wirt-
schaftlichen Verhältnisse wohl mit einiger Bestimmtheit behaupten, daß die
eigentliche Entwickelung in der Betriebszunahme erst in der Mitte der
ftinfziger Jahre einsetzt Unter dem allgemeinen wirtschaftlichen Auf-
schwünge und besonders unter dem zunehmenden Wohlstande des deutschen
Volkes entwickelte sich die Buchbinderei relativ gOnstig. Da es nun eigent-
liche Großbetriebe nicht gab, kam die steigende Konjunktur der Gesamt-
heit zu gute; die Folge davon war eine rasche Zunahme der Betriebe.
Das zur Einrichtung eines solchen erforderliche Eapitali war bei dem
Fehlen jeglicher Maschine nicht allzu hoch, so daß eine Etablierung auch
dem weniger Bemittelten ermöglicht wurde. Dazu kam in den sechziger
Jahren die vollständige Einfiihrung der Gewerbefreiheit, welche die vieler-
orts noch bestehende Eonzessionspflicht beseitigte.
Die thatsächliche Betriebsvermehrung der sechziger und siebziger Jahre
gestaltete sich in den einzelnen Gebieten verschieden. Staaten mit stark
agrarischer Bevölkerung wie Ostpreußen, Posen und Anhalt wurden von
den neuen Verhältnissen wenig berührt; die Zahl ihrer Gewerbebetriebe
♦
blieb im Verhältnis zur Bevölkerung dieselbe oder ging sogar zurück Eine
besonders starke Zunahme gegenüber der Bevölkerung weisen 1861 — 1875
auf Rheinland, Hessen^ Nassau^ Bayern, Baden und Sachsen.
Äußerst interessant ist die Entwickelung (und damit greifen wir auf
die früheren Ergebnisse zurück) in den Jahren 1875 — 1895. Oldenburg und
Hessen haben den Höhepunkt bereits 1875 erreicht Eine weitere Anzahl
von Staaten steht hinsichtlich ihrer Betriebsvermehrung in den achtziger
Jahren am Wendepunkt der Entwickelung. Die bis dahin mehr oder
minder fortschreitende Zunahme macht einem allmählichen Sinken Platz.
Die Hauptverringerung in diesem Prozeß weisen die achtziger Jahre auf.
1895 sehen wir in den Staaten Preußen, Bayern, Braunschweig und in den
Landesteilen Hannover, Westfalen, Sachsen, Schlesien, Pommern und
Preußen (Ost und West) im Verhältnis zur Vermehrung der Be-
völkerung einen Bückgang gegen 1882, mindestens aber einen Stillstand.
Leider ist ein Vergleich hinsichtlich der in den Betrieben beschäftigten
Personen nicht möglich, da die Erhebung von 1861 zwar Meister und Ge-
hilfen, nicht aber Lehrlinge und sonstiges Personal so nachweist, daß ein
Vergleich statthaft ist Könnten wir die Besultate gewinnen, so würde sich
ohne Zweifel Ende der sechziger Jahre eine starke Zunahme des Personals
ergeben.
54 I^ie Entwickelungstendenzen in der Betriebeform.
Es wird im Laufe der Darstellnng zu untersuchen sein, ob dieses
sinkende Verhältnis gegenüber dem Wachstum der Bevölkerung f&r die
Buchbinderei von Bedeutung ist^ und femer, ob der Großbetrieb seine Aus-
dehnung thatsächlich auf Kosten des Kleinbetriebes vornimmt.
Bereits früher wurde darauf hingewiesen, daß Buchbinderei und
Kartonnagefabrikation bis 1882 gemeinsam zur Erhebung gekommen sind,
irgend welcher unbedingte Schluß daher aus den bisherigen Gegenüber-
stellungen nicht gezogen werden darf Zur Beurteilung der heutigen Lage
der reinen Buchbinderei ist deshalb eine durchgreifende Zerlegung der
Zählung von 1895 erforderlich. Erst an der Hand dieses Materials kann,
nachdem die besonderen Verhältnisse der Großstädte klar gelegt sind,
ein urteil über die Lebensfähigkeit der deutschen Buchbinderei abgegeben
werden.
Auf beifolgender Tabelle HL ist die Lage der Buchbinderei in den
einzelnen Bundesstaaten auf Grund der Zählung von 1895 veranschaulicht
Es ist der Anteil ausgerechnet, den die verschiedenen Betriebsgrößen an
je 100 Betrieben überhaupt haben; dasselbe Exempel ist hinsichtlich der
beschäftigten Personen durchgeführt Endlich ist nach denselben Gesichts-
punkten die auch früher angewandte Zweiteilung vorgenommen.
Alleinbetriebe befinden sich in der Buchbinderei relativ wenig.
Während im deutschen Beich das Gesamtgewerbe 59^4^0 Alleinbetriebe
aufweist, während z. B. auf je 100 Betriebe in der Schuhmacherei 71,4,
in der Schneiderei 70,9, in der Uhrmacherei 68,6 und in der Sattlerei 50,2
Betriebe dieser Art kommen, ist das Verhältnis in der Buchbinderei nur
48,4 ^/q. Nehmen wir die Betriebe mit 1 Person insgesamt, so kommen auf
100 Buchbindereien weniger denn 45 Betriebe dieses ümfanges in West-
falen, Sachsen, Baden, Hessen, S.-K.-Gotha, Schw.-Sondershausen, Beuß ä.
und j. L., Lübeck und Hamburg. Stark vertreten — mit über 55 7o — ist
diese Betriebsform in Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, S.-Alten-
burg, Oldenburg und HohenzoUem. Die Hälfte aller Betriebe sind solche
mit einer Person in Pommern, Posen, Schlesien, Schleswig-Holstein, Bayern,
Württemberg, Anhalt, Schw.-Budolstadt, Schaumburg-Lippe und Elsaß-
Lothringen. Durchweg sind es also stark mit Landwirtschaft durchsetzte
Gegenden, in denen die Betriebe mit einer Person dominieren.^)
^) Diese Thatsacbe kommt bei den Alleinbetrieben als solchen noch mehr zum
Aosdrack, da sich Gkhilfenbetriebe mit einer Person auf dem Lande in der Regel
nicht befinden.
2. Die Größe der Betriebe. 55
Nehmen wir das Verhältnis der erwerbsthätigen Personen^ so
ergiebt sich dieselbe Tendenz. Obenan steht Mecklenborg-Strelitz: von
100 Erwerbsthätigen arbeiten 47^2 in Betrieben mit 1 Person; es folgen
Mecklenburg-Schwerin mit 37,6, Hohenzollem mit 39, Lippe mit 34,8 und
Oldenburg mit 24,3 auf 100 Personen. Sehr gering ist der Anteil in
Sachsen (6,2 ®^), Elsaß (8,8 7^) ^^^id Eheinland (10,9%)- Im allgemeinen
bewegt sich das Verhältnis zwischen 15 und 207o9 infolge einiger stark
abweichenden Ausnahmen beträgt der Beichsdurchschnitt nur 11,6 7o*
Die Betriebe mit einem Umfange von 2 — 5 Personen sind in wesentlich
stärkerem Maße als die vorige Betriebsgröße vertreten in der Provinz
Sachsen, Hannover, Westfalen, in den Bundesstaaten Sachsen, Baden,
Hessen, Schw.-Sondershausen, Beuß ä. L., Beuß j. L., Lübeck und Hamburg;
in genannten Staaten und Landesteilen liegt der Schwerpunkt der Gewerbe-
thätigkeit in dieser Betriebsform, allerdings nur nach der Zahl der
Betriebe. Das Personalverhältnis zeigt ein anderes Bild. Mehr denn
50% aller Erwerbsthätigen sind in dieser Betriebsform nur beschäftigt in
Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg -Strelitz, Braunschweig, S.-Meiningeny
Anhalt, Schw.-Budolstadt, Beuß ä. L., Schaumburg-Lippe, Lippe und
Lübeck Es handelt sich somit durchweg um kleinere Staaten. Belativ
stark ist dieser Betriebsumfang — nach Betrieben und Personal — in allen
Staaten vertreten. Die niedrigsten Ziffern weisen die Länder au^ in denen
die Buchbinderei sich stark konzentrierte, nach dem Personenmaßstab vor
allem Sachsen (21%) und Württemberg {22,8 ^l^y
Die nun folgende Größenklasse (6 — 10 Personen) tritt in allen Staaten
weniger zahlreich au£ Hinsichtlich der Betriebe ist Beuß ä. L. mit 10 ^/^
am stärksten daran beteiligt; in absteigender Linie folgen Sachsen, Provinz
Schlesien, Bremen, Beuß j. L., S.-K-Gotha, Provinz Bheinland und West-
preußen. Gar nicht vertreten sind Mecklenburg-Strelitz, Schw.-Sonders-
hausen, Schw.-Budolstadt, Waldeck, Schaumburg-Lippe und Lippe. Bezüg-
lich des prozentualen Anteils der in diesen Betrieben beschäftigten Personen
zeigt Beuß ä. L. die größte Zahl (25,5 7o)- ^ folgen Bremen mit llfi^lo,
Hamburg mit 117o> S.-Meiningen mit 10,5% ^^d Baden mit 10%. Die
^) Elsaß-Lothringen zeigt nur 19,8^/o Betriebe mit 2—5 Personen; doch können diese
Zahlen hier nicht berücksichtigt werden, da das ganze Bild durch ein Unternehmen mit
684 Personen — eine Papierwarenfabrik — stark beeinflußt wird. Weil es sich hierbei
um einen reinen Buchbindereibetrieb nicht handelt, m&ssen die Ergebnisse f&r Elsaß-
Lothringen bei dem Vergleich ausgeschaltet werden.
56 I^ie Entwickelungstendenzen in der Betriebsform.
übrigen Staaten stellen weniger denn 10 in besagtem Betriebsumfang
beschäftigte Personen auf je 100 Erwerbsthätige.
Wir kommen zu der Größenklasse 11 — 50 Personen, über 5^0 ^^
der Gesamtzahl weisen auf Sachsen mit 7,8, Bremen mit 6,2, Beuß j. L.
mit 6,1 und Hamburg mit 5,6 ^/q. Hinsichtlich der Personenzahl stehen
diese Staaten nicht immer an der Spitze; es nimmt in dieser Beziehung
den ersten Platz ein S.-K.-Gotha mit 51,7 ^/^ aller Personen. Der Reihen-
folge nach kommen dann Bremen (43,7 7o)i Schw.-Sondershausen (38,7 7o)*
Hamburg (31,9 7^), Baden (30,3 7o)> Sachsen (24,8 7^) und Preußen (23,2 %).
Keine Betriebe dieser Art weisen außer den in der yorigen Größenklasse
bereits genannten Staaten auf Mecklenburg -Schwerin, Beuß ä. L., Lübeck,
Anhalt und Westpreußen.
Die nun folgende Betriebsform (51 — 200 Personen) ist nur in Sachsen,
Württemberg, S.-K.-Gotha, Beuß j. L., Bremen, Rheinland und Schleswig-
Holstein mit mehr denn 1 7o vertreten; den höchsten Anteil erreicht S.-K.-
Gotha mit 3,6 7o' ^^ Personal- Verhältnis ist naturgemäß günstiger; über
20 ®/o aller Erwerbsthätigen werden in Betrieben dieser Größe beschäftigt in
Württemberg (30,8 7^), Reuß j. L. (29,6 7^), Sachsen (21,3 7^), Hessen
(21,7 7o) und Preußen (20,3 7o)- Den preußischen Durchschnitt übertrifft
Rheinland das 26,2 ^/^ aller Erwerbsthätigen in besagter Betriebsgröße
beschäftigt.
Betriebe mit mehr denn 200 Personen befinden sich nur in Preußen,
Bayern, Sachsen und Württemberg.^) Es empfiehlt sich, hier die absoluten
Zahlen zu geben. Sachsen ist mit 6 Betrieben, die 1465 Personen^ be-
schäftigen, am stärksten vertreten; es folgen Preußen mit 5 Betrieben und
1424 Erwerbsthätigen,») Württemberg mit 2 Betrieben und 468 Beschäf-
tigten*) und Bayern mit 1 Betrieb und 331 Personen.*) Wollen wir die
Ghroßbetriebe, welche thatsächlich reine Buchbindereien sind,^ herausnehmen,
80 bleiben nur Sachsen, Württemberg und die Provinz Hannover.
Werden sämtliche Betriebe auf Grund der Zweiteilung (1 — 10 und
mehr als 10 Personen)^ zur Darstellung gebracht, so ergeben sich im Reich
94,6 7o für die Größenklasse 1—10 Personen. In Schw.-Rudolstadt,
Waldeck, Reuß ä. L., Schaumburg-Lippe, Lübeck, Mecklenburg-Schwerin und
Hohenzollem ist Klasse II überhaupt nicht vorhanden. Mit weniger denn
^) Abgesehen von Elsaß-Lothringen; siehe Anmerkong S. 55.
«) 18Vo; •) 5,5»/o; *) 13,60/o; ») 1% »"er Personen.
^ Ganz abgesehen von den ELartonnagefabriken.
^) In der Folge Klasse I und H.
2. Die Größe der Betriebe. 57
95 7o tritt Klasse I hervor in Rheinland (94,5), Sachsen (90,4), Württemberg
(94,3), Baden (94,7), S.-K..Gk)tha (91,6), Keuß j. L. (91,8), Bremen (92,3) und
Hamburg (93,9). In den meisten Staaten also dominiert Klasse I absolut,
oder aber mit über 95 7o«
Wie hoch stellt sich der Anteil dieser Betriebsformen an dem be-
schäftigten Personal?
Klasse I ist mit weniger als 30 % ^^ keinem Staate vertreten, zwischen
30 und 40 nur in Sachsen und Württemberg;^) mit 40 — 50^0 ^^^^ beteiligt
Schleswig-Holstein, Hannover, Bheinland und S.-K.-6otha, sowie Beuß j. L.
In Preußen sind von 100 Personen 51,1 in Betrieben bis zu 10 Per-
sonen beschäftigt, in Braunschweig 75, in Oldenburg 76,3, in S.-Weimar
94,7, in Baden und Hessen 55,2, in S.-Meiningen 92,8, in Altenburg 86,9,
iD S.-Anhalt 79,8, in Bremen 56,3 und in Hamburg 61,4. In 14 deutschen
Bundesstaaten sind demnach mehr denn 75^0 ^^^ ^^ ^^^ Buchbinderei
erwerbsthätigen Personen in Klasse I beschäftigt; mit einer Beteiligung von
mehr als 50 ^^ treten sogar 21 Staaten, worunter Preußen und Bayern,
hervor. Abgesehen von den Staaten S.-K.-Gotha und Beuß j. L., die zu-
sammen 11 Betriebe mit mehr als 10 Personen aufweisen, liegt nur
in Sachsen und Württemberg der Schwerpunkt der Buchbinderei in
Klasse II. Das Durchschnittsverhältnis im Reich zeigt beide Klassen mit
gleichem Anteil; schalten wir aber obige vier Staaten aus, so ergiebt sich,
daß in der großen Mehrzahl der Bundesstaaten ca. '/, aller Erwerbs-
thätigen in Unternehmungen mit einem Personal bis zu 10 Personen be-
schäftigt sind.
Die reine Buchbinderei ist demnach nur in vier, streng genommen
sogar nur in zwei Staaten stark zentralisiert. Die Konsequenzen hieraus
werden an anderer Stelle gezogen werden.
Es bleibt nun mehr noch übrig, einen Blick zu werfen auf das Ver-
hältnis der Erwerbsthätigen zur Gesamtbevölkerung. Obenan steht Sachsen
mit 21,6 auf 10000 Personen der Bevölkerung; es folgen Beuß j. L. (19,9),*)
Württemberg (16,7), Bremen (13,3), S.-K.-Gotha (16,4) und Hamburg (11,6).
Weniger als 10 Erwerbsthätige kommen auf 10000 Einwohner in 19 Staaten,
weniger als 5 in 8 Staaten; in letzterem Falle handelt es sich um Mecklen-
burg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg, S.-Altenburg, Schw.-Budol-
*) Ohne Elsaß-Lothringen.
*) Beoß j. L. hat diese hohe Zahl, weil sich in Gera 2 Bachbinderfachschalen be-
finden, in denen sich im Jahresdarchschnitt ca. 60 — 70 Bachbinder aufhalten.
58 I^io Entwickelnngstendenzen in der Betriebsfonn
Stadt, Waldecky Schaumburg-Lippe und Lippe. An letzter Stelle stehen
Ost- und Westpreußen mit 2,2 in der Bachbinderei Beschäftigten auf
10000 Einwohner.
Es tritt auch hier wieder deutlich zu Tage, daß landwirtschaftliche
Gegenden relativ wenig Buchbinder aufweisen; vielleicht darf man daraus
einen Schluß ziehen auf die kulturelle Entwickelung dieser Länder. Ost-
preußen und Mecklenburg z. B. würden dabei kaum unterschätzt werden.
Bergius schrieb 1775^): ,,Dieses Handwerk gehört lediglich in große
und mittelmäßige Städte, sonderlich in solche, wo sich die EoUegia, Uni-
versitäten und andere höhere Schulen, mithin viele Gelehrte befinden. Auf
das Land, in die Dörfer und Flecken, oder in die kleinen Acker städte
gehöret dieses Handwerk gar nicht; und es dürfte nur sehr wenige B^älle
geben, die hierinnen eine Ausnahme machen.''
Leider trifft dies auch heute, 125 Jahre später, noch Wort für Wort
zu; das Land mit seinen geringen Bedür&issen bietet nur wenigen Buch-
bindern eine einigermaßen günstige Existenz. Es ist bei der zunehmenden
landwirtschaftlichen Erisis auch für die nächste Zeit eine Änderung nicht
zu erwarten.
c. Die Großstädte.
(TabeUe IV.)
Unsere moderne wirtschaftliche Entwickelung hat es mit sich gebracht^
daß die Produktion der überall verkäuflichen Marktware sich in den Groß-
städten, den Hauptorten des Massenbedarfs, konzentrierte. Das enorme
Wachsen dieser Städte erklärt sich zu einem Teil aus der stetig zunehmen-
den Fabrikbevölkerung. Es genügt deshalb nicht, bei der Untersuchung
eines Gewerbezweiges die Verhältnisse in den Bundesstaaten als solchen zur
Darstellung zu bringen, sondern es müssen die Hauptplätze der Industrie
herauskristallisiert werden. Liwieweit nun die Reichs- und Bundesstaaten-
statistik hinsichtlich der Buchbinderei und Eartonnagefabrikation durch die
Großstädte beeinflußt wird, soll in nachfolgendem an der ELand von
Tabelle IV erörtert werden.
Die Erhebung von 1895 <) erstreckt sich auf sämtliche 28 Städte mit
mehr als 100000 Einwohnern; 1882 betrug diese Zahl 15. Ein Vergleich
ist daher nur auf dieser Basis möglich, für unsem Zweck übrigens durch-
aus genügend. Es handelt sich um die Städte Berlin, Hamburg, Breslau,
1) Bergias a. a. 0. S. 840. *) Bd. CXVI.
2. Die Größe der Betriebe. 59
München^ Dresden, Leipzig, Köln, Königsberg, Frankfurt a. M., Hannover,
Stuttgart, Bremen, Danzig, Straßburg und Nürnberg.^
Insgesamt zählten diese Plätze:
1882 .. . 2547 Hauptbetriebe, 71 Nebenbetriebe,
1895 . . . 8069 „ , 165 „
Die Hauptbetriebe sind mithin um 20,5, die Nebenbetriebe um
118,8 7o gewachsen. In ihrer Gesamtheit haben sich die Betriebe um
23,1 7o vermehrt
Da sich 1895 im ganzen Beich 14847 Betriebe befanden, so entfallen
auf die 15 Großstädte 21,6 7o- Im Jahre 1882 war das Verhältnis 19,8 7^.
Die Zunahme aller Betriebe beträgt im Beich 12,4 7o> üi den Großstädten
mithin 10,7 7^ mehr. Den Durchschnitt der Großstädte (23,1 7^) übertreflFen
München (62,2 %)> Dresden (43,4 7^) ™d Leipzig (46,2 7^)- An letzter
Stelle hinsichtlich der Betriebszunahme steht Nürnberg mit 0,5 7o* Abge-
nommen hat die Zahl der Betriebe in Königsberg, Danzig und Straßburg.
Die Nebenbetriebe sind am stärksten gewachsen in Köln (6007o)9
Frankfurt (600 7^), München (650 7^), Breslau (400 7^) und Straßburg
(200 7o)- Abgenommen hat die Zahl der Nebenbetriebe nur in Hannover
(50 7oV ^i^Q starke Zunahme weisen auch die hausindustriellen Betriebe
auf: in Danzig 750 7o» i^ Hannover 350 7o ^^^ üi Leipzig 833,3 7o' ^
dieser Betriebsform werden die Personen, soweit es sich um Buchbinderei-
Personal handelt, vorwiegend mit dem Falzen von Journalen, Zeitungen
xmd andern Druckbogen beschäftigt.
Alleinbetriebe waren in den 15 Großstädten vorhanden:
Im Jahre 1882 ... 948, das sind 16,6 7^ aller Alleinbetriebe des
Reiches und 37,2 7o ^^^ Großstadt-Hauptbetriebe.
Im Jahre 1895 ... 945, das sind 16,2 7o ^^^ Alleinbetriebe des
Reiches und 30,7 7o &Uer Großstadt-Hauptbetriebe.
Im Beich sind von sämtlichen Hauptbetrieben Alleinbetriebe:
1882 . . . 44,9 7o
1895 . . . 41,7 „ .
Die Alleinbetriebe der Großstädte sind demnach sowohl absolut als
auch im Verhältnis mit der Gesamtheit des Beiches zurückgegangen. Im
Durchschnitt beträgt die Abnahme 0,3 7o ; &^ stärksten sind daran beteiligt
Dresden mit 71,8 7o ^^^ Nürnberg mit 43,5 7o* Zugenommen haben
^ Der Vergleich bezieht sich durchweg auf die Jahre 1882—95.
60
Die Entwickelungstendenzen in der Betriebsform.
die Alleinbetriebe in Leipzig um 87,9 % ^^^ i^ Frankfurt a. M, um 45,5 ^o- I^
Leipzig handelt es sich bei dieser Betriebsart zumeist um Selbständige, die zu
Haus für fremde Rechnung arbeiten, sei es für Fabrikanten oder für Grossisten.
Die Gehilfenbetriebe nahmen im Beich um 17,5 7o> ^^ ^^^ Großstädten
um 32,8 7o 2^* ^i^^ besonders starke Vermehrung zeigen Dresden mit
98,2, Köln mit 68,6 und München mit 58,4 o/^. Den stärksten Bestand an
Hauptbetrieben — Allein- und Gehilfenbetriebe — weisen 1895 auf:
Berlin
Hamburg
München.
Dresden .
Leipzig .
Stuttgart
Nürnberg
mit 1030 Hauptbetr. u. 8686 Pers., d. sind auf 1 Betr. 8,4 Pera
w
,y
ff
ff
ff
fj
239
225
277
282
121
185
ff
ff
930
1127
„ 1833
„ 5570
„ 1688
1123
»
ff
ff
ff
ff
fj
n
ff
>»
ff
it
V
ff
ff
ff
f»
ff
ff
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ff
>i
j>
>?
fi
ff
ff
ff
»
ff
ff
3,9
5,0
6,6
19,7
13,9
6,1
fj
1f
J»
W
ff
ff
Etwas anders lauten die Zahlen für die reine Buchbinderei^) Hier
ist das Bild folgendes:
Städte
Haupt-
betriebe
dan
Allein-
betriebe
tnter
Gehilfen-
betriebe
Personen
der
Haupt-
betriebe
im Ganzen
Eb kommen
Personen auf
einen
Haupt- Gebilfen-
betrieb betrieb
Berlin
834
320
514
6064
7,2
11,1
Hamburg . .
205
75
130
756
3,6
5,2
München . .
206
78
128
1035
5,0
7,4
Dresden . .
198
18
180
868
4,3
4,7
Leipzig ....
239
56
183
4381
18,3
24,1
Stuttgart . . .
99
21
78
1345
13,5
16,9
Nürnberg . . .
82
25
57
555
6,8
9,3
Breslau . . .
116
40
76
683
5,9
8,4
Köln
108
47
61
360
3,3
5,1
Frankfurt a. M. .
105
41
64
406
3,8
5,7
Hannover . . .
81
25
56
948
11,6
16,4
Bremen ....
60
26
34
228
3,8
5,9
Königsberg . .
45
23
22
136
3,1
5,0
Straßburg . . .
46
19
27
167
3,6
5,4
Danzig ....
32
19
13
56
1,7
2,8
15 Großstädte zus. .
2456
513
1623
17988
7,3
10,7
^) Zusammengestellt und berechnet nach Bd. CXVI der Statistik des deutschen
Reiches.
2. Die GrOfie der Betriebe.
61
Im Seichsdorchschnitt kommen auf einen Hauptbetrieb in der reinen
Buchbinderei 4,1 Personen. Von den QroBstädten erheben sich also über
den Durchschnitt Berlin, München, Dresden, Leipzig, Stuttgart, Nürnberg,
Breslau und Hannover. Sehen wir yon den Großstädten ab, so weist
das Reich eine durchschnittliche Betriebsgröße von 3,7 Personen au£ In
diesem Falle bleiben hinter dem Durchschnitt zurück Hamburg, Köln,
Königsberg, Straßburg und Danzig.
Stark konzentriert hat sich die reine Buchbinderei in Leipzig, Stuttgart,
HannoTer und Berlin. Über die Oröoe der in diesen StiUlten im Jahr 1895
Torhandeneu Betriebe macht die Statistik folgende Angaben:
Städte
11—20
Personen
Betr.
Pcra.
21—50
Personen
Betr.
Pers.
51—200
Personen
Betr.
Pers
200 and mehr
Personen
Betr.
Pers.
Leipzig
Stattgart
Hannover
Berlin .
25
10
8
67
zusammen
110
359
749
106
960
22
4
1
37
716
113
34
1147
14
7
1
25
2174
64 2010
47
1322
619
115
1857
6
1
2
1
1465
201
601
282
8913
10
2449
Rechnen wir zn dieser Summe die Betriebe bis zu 10 Personen hinzu,
so ergeben sich in diesen 4 Städten 1253 Hauptbetriebe mit einem Per-
sonal von 12738 Personen, das sind 10,3^0 d®' Gesamt-Hauptbetriebe und
27,6 7o dos gesamten Personals der Buchbindereien Deutschlands.
Über die St&dte Leipzig, Berlin und Stuttgart liegt uns hinsichtlich
der Betriebsentwickelung etwas weiter ausholendes Material vor.^)
Li Leipzig betrug die Zahl der Betriebe in der Buchbinderei und
Eartonnagefabrikation :
Jahresrahl
Betriebe
Personen
Auf 1 Betrieb
kommen
Personen
Auf 10000
Einwohner
Erwerbs-
thStig^.
1830
42
122
2,9
27,3
1849
91
327
3,6
51,8
1856
91
389
4,2
55,3
1861
107
552
5,1
70,3
1875
165
1585
9,6
124,4
1882
199
2099
10,5
135,5
1895
291
5570
19,1
144,1
>) Zum Teil in den Schriften des „Vereins f&r Sozialpolitik'' Bd. LXVI., zum TeU
in den statistiflchen Jahrbüchern der betreffenden St&dte.
62 I^e Entwickelimgstendenzen in der Betriebsfonn.
Die Zahl der Meister belief sich in den Jahren 1810 auf 87, 1820 auf
31 und 1825 auf 37. Die Entwickelnng setzt also in der Hauptsache erst
in den sechziger Jahren ein; sie schreitet dann rasch vorwärts, bis 1895
Leipzig an der Spitze sämtlicher Großstädte steht, zwar nicht absolut, aber
prozentual in jeder Hinsicht, namentlich aber in Bezug auf die Betriebs-
größe. Leipzigs enorme Bedeutung fdr die Buchbinderei — Eartonnage-
fabrikation kommt hier fast gar nicht in Frage ^) — geht auch aus dem
Anteil der Erwerbsthätigen an der Gesamtbevölkerung hervor. 1895 kamen
auf 10000 Einwohner 144 in der Buchbinderei beschäftigte Personen.
Li Stuttgart waren in den Jahren 1798 ... 22, 1810 ... 24,
1816 ... 23, 1828 ... 37, 1841 ... 47 und 1852 ... 36 Betriebe.
Ln Sommer 1896 ergab eine vom „Verband der in Buchbindereien be-
schäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen^' aufgenommenen Enquete *) folgende
Zahlen:
Vorhanden waren 2 Verlagsgeschäfte mit Buchbindereien, in denen ins-
gesamt 104 Gehilfen neben 158 Arbeiterinnen thätig waren, und 84 selbst-
ständige Buchbindereien.
Letztere zerfielen in folgende Größen:^
8 Großbetriebe (mit mehr als 10 Personen) mit 246 Gehilfen, 118
Arbeiterinnen und 92 Maschinen,
12 mittlere Betriebe (3 — 8 Personen) mit 91 Gehilfen, 62 Arbeiterinnen
und 120 Maschinen,
55 kleine Betriebe mit 37 Gehilfen, 40 Arbeiterinnen und ? Maschinen.
5 Geschäftsbücherfabriken mit 103 Gehilfen, 79 Arbeiterinnen und 91
Maschinen,
9 Kartonnagefabriken mit 24 Gehilfen, 129 Arbeiterinnen und 87
Maschinen.
Bei Beurteilung dieser Aufstellung in ihrem Verhältnis zur Beichs-
statistik ist zu beachten, daß obige Zahlen nur die Gehilfen und Arbei-
terinnen umfassen, nicht aber, wie die Beichsstatistik dies thut, auch In-
haber, Verwaltungspersonal, Hilfspersonen und Lehrlinge.
Die Entwickelnng der Stuttgarter Buchbinderei zum Großbetrieb setzt
') Abgesehen von der May & £dlich*8chen PapierwSschefiibrik, die hier milgeE&hlt
wurde (ca. 400 Personen).
*) Schriften des Vereins f&r Sosialpolitik a. a. 0. Bd. VIII (69), S. 417.
*) Diese Einteilnng ist von Dr. Trüdinger, dem Bearbeiter der Stuttgarter Buch-
binderei, vorgenommen. Schriften des „Y. f. S." a. a. O. Bd. VIII (69).
2. Die Ghröße der Betriebe.
63
erst in den siebziger Jahren ein^ als notwendige Folge des Aufblühens der
dortigen Verlagshänser. 1895 kamen auf 10000 Einwohner 109 Erwerbs-
thätige, 1882 erst 68.
In Berlin wurden in der Buchbinderei und Eartonnagenfabrikation
gezShlt:
Buehbinderei allein
Im Jahre
Betriebe
Arbeiter
Betriebe
Gehilfen und
Lehrlinge*)
1843
285')
1063»)
282
533
1849
324
638
312
553
1852
401
1189
374
728
1855
468
1546
413
756
1858
518
1400
163
837
1861
650
1617
494
898
1875
697
3515
...
• ■ • •
1882
899
4974
• • •
. . « •
1895
1082
7059
880
4804
Den Gesamtzahlen nach zu urteilen ist in Berlin die Buchbinderei und
Kartonnagefabrikation früh zur Entfaltung gekommen. Bei näherer Be-
trachtung allerdings ist die reine Buchbinderei wenig daran beteiligt; es
entstand in den vierziger Jahren in Berlin bereits die Galanteriewaren-
fabrikation. Die in diesen Betrieben beschäftigten Personen geben dem Ge-
samtbild ein wesentlich anderes Aussehen.
Die Buchbinderei als solche nimmt auch in Berlin viel später größere
Dimensionen an. Bei der stark ausgeprägten Albumindustrie Berlins lassen
sich für 1875 und 1882, wo die Statistik sich über die reine Buchbinderei
ausschweigt^ keine sicheren Schlüsse ziehen; aus der allgemeinen Lage aber
darf man folgern, daß die Buchbinderei in Berlin erst 10 Jahre später als
in Leipzig und Stuttgart zur Massenfabrikation größeren Umfangs überging.
Am 1. Januar des Jahres 1895 beÜEuiden sich in Berlin folgende reine
Buchbindereibetriebe: ^)
^) Darunter eine Gralantrie Warenfabrik mit 200, eine Papierwarenfabrik mit 800
Arbeitern»
*) Selbständige und Angestellte sind in der ganzen Tabelle nicht mitgezählt
*) Die durchschnittliche fietriebsgroße anzugeben ist nicht möglich, da die An-
gaben hinsichtlich des Personals unvollstftndig sind.
«) Schriften des „Y. f. S." a. a. 0. Bd. VII (68), S. 896.
64 Die Entwickelnngstendenzen in der Betriebsform.
Betriebe ftlr reine Massenfabrikation: 33 Betriebe, 1027 Arbeiter^
Betriebe für Einzelwaren und Massenfabrikation: 15 Betriebe, 189 Ar-
beiter,
Betriebe f&r Eundenproduktion (mit 5 Personen): 43 Betriebe,
Betriebe für Eundenarbeit (1 — 5 Personen): 223 Betriebe,
Betriebe ohne Arbeiter 83 und
Betriebe verbunden mit Ladengeschäft 136,
die letzten 4 Betriebsformen mit zusammen 945 Arbeitern.
Da am 14. Juni 1895 nach der Beichsstatistik in Berlin 880 reine
Buchbindereibetriebe mit 4808 Arbeitern gezählt wurden, so dürften in
obiger Aufstellung nur selbständige Buchbindereien, nachgewiesen sein.^)
Andererseits ist es auch möglich, daß der privaten Erhebung eine Anzahl
von Betrieben entgangen ist. Uns interessieren an der Aufstellung weniger
die absoluten Zahlen als vielmehr die detaillierten Angaben. Besonders zu
beachten ist die Zahl der mit einem Ladengeschäft verbundenen Buch-
bindereien. Wir werden uns damit noch zu beschäftigen haben.
Auf 10000 Einwohner kamen in Berlin 1895 . . 53 Erwerbsthätige in
der Buchbinderei und Eartonnagefabrikation, in der Buchbinderei allein
33,4 Personen. Auch hieraus erhellt die starke Bedeutung der unter dem
Sammelnamen „Eartonnageindustrie^^ zusammengefaßten Spezialbetriebe. Li
der reinen Buchbinderei steht Berlin weit hinter Leipzig und Stuttgart
zurück. Thatsächlich ist dies noch mehr der Fall, als es in obigen Zahlen
zum Ausdruck kommt; denn die Reichsdruckerei in Berlin, die nur für den
Staatsbedarf arbeitet, beschäftigt fast 200 Buchbinder. Ähnlich steht es in
mehreren großen Buchdruckereien. —
Eehren wir zu den Großstädten in ihrer Gesamtheit zuilick, so liegt
ein Vergleich der Endzahlen mit dem Heich im Ganzen nahe. Doch es
empfiehlt sich nichts diese Bilanz zu ziehen, da die Städte Eöln, Eönigs-
berg, Straßburg und Danzig mit ihren geringen Betriebsgrößen das wirk-
liche Eonzentrationsbild beeinträchtigen würden.
Nehmen wir nun auch bei den Großstadtbetrieben die Zweiteilung vor,
das heißt, vergleichen wir die Größenklasse 1 — 10 Personen mit der über
10 Personen, so fällt zunächst auf, daß sich die großen Betriebe weit
schneller vermehrt haben. Die Zunahme der ersten Elasse beträgt ftir die
Gesamtheit der Großstädte 12,3 ^o» ^^ ^^^ andern 90,9 7o* Hinsichtlich
der hauptsächlich in Betracht kommenden Großstädte läßt sich folgendes sagen.
^) Vergleiche die reichsstatiBliBche Betriebs-Definition Seite 40.
2. Die Größe der Betriebe.
65
Abgenommen haben die Betriebe bis zu 10 Personen in Nürnberg
(9,6 7o). Straßburg (10,7 7^), Danzig (10,3 7o), Hannover (1,4 7^), und
Königsberg (19,3 7o)- ^^^ Bückgang dürfte zum Teil auf Kosten der Allein-
betriebe vor sich gegangen sein, denn diese haben in Nürnberg^) 43,5 7o9
in Strasburg 12 7o ^uid in Königsberg 25,8 7o abgenommen. Da nun in
Königsberg, Danzig und Straßburg auch die Oehilfenbetriebe abgenommen
haben und andererseits Betriebe über 10 Personen gar nicht oder doch nur
in geringer Anzahl *) vorhanden sind, so kann in diesen Städten von einem
allgemeinen Bückgang der Buchbinderei gesprochen werden. Die Ursache
dieser Erscheinung ist nicht ohne weiteres festzustellen; vielleicht spielt
hier die zunehmende Spezialisierung in der Anfertigung von Marktwaren
(Schulbücher, Geschäftsbücher, Schulhefte etc.) eine BoUe, oder aber zu
große Konkurrenz.
Die Zunahme der großen Betriebe — mit mehr als 10 Personen —
ist besonders stark vor sich gegangen in Berlin (60,2 7o)» ^^ Leipzig (79,2 7o)i
in Stuttgart (66,7 7o) ^^^ ^^ Hannover (64,7 7o)- ^^^ bohe prozentuale
Durchschnittsziffer sämtlicher Großstädte (90,9 7o) ^^rd durch die verhältnis-
mäßig starke Vermehrung der größeren Betriebe einiger anderer Großstädte
erreicht. Zum besseren Verständnisse müssen hier jedoch die absoluten
Zahlen mit angeführt werden.
Betriebe mit über 10 Personen hatten:
Ort
1882
1895
Zunahme:
•
absolnt
•/.
Breslau . . .
4
17
13
325
München . .
7
25
18
257,1
Köln ....
3
16
13
433,3
Königsberg . .
1
2
1
100
Nürnberg . .
2
24
22
1100
Zur Interpretation dieser Zahlen sei bemerkt, daß in Breslau 1895
unter den 17 Betrieben 6, in Köln unter 16 Betrieben 10, in Nürnberg
unter 24 Betrieben 14 Kartonnagefabriken verzeichnet sind. Da nun die
^) Hier werden hauptsächlich Kartonnagen fabriziert
*) In StraBborg sind 8, in Königsberg 2 Betriebe mit mehr als 10 Personen.
Harms, Entwickelongsgesoh. d. deatschen BnohblndereL 5
66
Die Entwickelnngstendenzen in der Betriebsfonn.
Entwickelnng der Eartonnageindustrie später aber intensiver einsetzte als
die Buchbinderei 9 so dürfte in obigen Städten die enorme prozentaale Zu-
nahme der Betriebe über 10 Personen in der Hauptsache der Kartonnage-
industrie zu gute kommen. Eine Ausnahme macht nur München, wo unter
25 Betrieben dieser Größenklasse allein 15 Buchbindereien mit einem
Personal von 11 — 20 Personen gezählt wurden.
Ein Vergleich der Betriebszunahme mit der Bevölkerung ergiebt bei
der Kategorie 1 — 10 Personen ein langsameres, bei der größeren Klasse
ein bedeutend stärkeres Wachsen der Betiiebe. Während in den Jahren
1882—1895 in dem Verhältnis der Betriebe bis zu 10 Personen auf 10000
Einwohner eine sinkende Tendenz Platz greift (Spalte 61 u. 62), ist bei
den größeren Betrieben das Gegenteil der FalL
In Leipzig hat die Vermehrung beider Größenklassen nicht gleichen
Schritt mit der Bevölkerung gehalten, während die Zunahme der erwerbs-
thätigen Personen die der Bevölkerung weit überflügelt; hier ist also eine
ausgesprochene Tendenz zum Großbetrieb zu beobachten. Das größte Buch-
binderuntemehmen Leipzigs beschäftigt durchschnittlich 500 — 600 Personen.
Eine Aufstellung der beiden angeführten Betriebsgrößen in sämtlichen
Städten ftihrt zu folgendem Bild:
Ort
Betriebe
bis zu 10
Personen (I)
Betr.
Pere.
Betriebe mit
mehr als 10
Personen (11)
Betr.
Pers.
Von 100 Betrieben und
Personen entfallen auf
I n
Betr.
Pers.
Betr.
Pers.
Berlin . . . .
Hamburg . . .
Breslau . . .
München . . .
Dresden . . ,
Leipzig. . . .
Köln . . . .
Königsberg .
Frankfurt a. M.
Hannover . .
Stuttgart . .
Bremen . .
Danzig . . .
Straßburg . .
Nürnberg . .
704
1718
130
4146
84,5
21
15,5
192
458
13
298
93,7
69,1
6,3
105
283
11
400
90,7
41,4
9,3
184
482
22
553
89,4
46,5
10,6
181
461
17
407
92,5
53,1
7,5
172
519
67
3862
72
11,8
2,8
102
236
6
124
94,5
65,6
5,5
48
108
2
28
95,6
79,4
4,4
98
256
7
150
93,4
63,1
6,6
69
192
12
756
85,2
20,2
14,8
77
263
22
1088
77,8
19,5
22,2
56
136
4
92
93,4
59,7
6,6
82
56
100
100
44
118
2
49
95,7
70,6
4,3
72
187
10
368
87,8
33,6
12,2
79
30,9
58,6
53,5
46,9
88,8
34,4
20,6
36,9
79,8
81,5
40,3
29,4
66,4
2. Die Größe der Betriebe. 67
Schon ein flüchtiger Blick auf obige Übersicht bestätigt unsere bis-
herigen Ergebnisse: Leipzig, Berlin, Stattgart und Hannover treten als
Zentralstätten der deutschen Buchbinderei stark hervor. Die erwerbsthätigen
Personen sind hier zu 88,2, 79, 81^5 und 79,8 Prozent in Großbetrieben
beschäftigt
Mehr als 50^0 ^^^ Erwerbsthätigen sind in Betrieben bis zu 10
Personen thätig in Hamburg (69,1 y^), Dresden (68,1 7o)> Köln (65,6 7^).
Königsberg (79,4 7^), Frankfurt (68,1 7^,), Bremen (59,7 7^), Straßburg
(70,6 7o) und Danzig (100 7o). In München sind 46,4 7^ des Personals in
Betrieben bis zu 100 Personen beschäftigt Über die Hälfte aller Groß-
städte zeigt also auch 1895 noch als typische Betriebsform die Größenklasse
1 — 10 Personen. Die besonderen wirtschaftlichen Verhaltnisse, unter denen
die Entwickelung solche Wege ging, werden im weiteren Verlauf der Dar-
stellung zur Sprache kommen.
b*
m.
Die Buchbinderei als Handwerk.
L Die Grenze zwischen Handwerk und Fabrik.
Wollen wir auf Grund des bisher Gesagten die Lebensfähigkeit der
handwerksmäßig betriebenen Buchbinderei untersuchen, so ist zunächst
eine Feststellung der Grenze zwischen Fabrik und Handwerk erforderlich.
Ohne diese Scheidung kann naturgemäß eine folgerichtige Darstellung der
beiderseitigen Lebensbedingungen nicht gegeben werden. Sprengel schrieb
1767^) ,,Fabriken sind nichts anderes als Werkstätte, wo alles ins Große
gehf Das dürfte im allgemeinen auch heute noch die landläufige Auf-
fassung sein. Uns ist selbstverständlich mit solcher Definition nicht gedient,
wir haben für unsem Zweck die charakteristischen Momente beider Be-
triebsformen herauszuschälen und gegen einander abzuwägen. Ein positives
Ergebnis wird aber auch hierbei nicht erzielt, da die Grenze zwischen den
beiden Betriebsgrößen eine äußerst flüssige und bei den einzelnen Ge-
werbearten durchaus verschiedene ist. Und doch hat diese Zweiteilung
enorme Bedeutung, nicht allein theoretisch, sondern gerade für praktische
Maßnahmen. Die deutsche Unfallversicherung z. B., welche nur Fabrik-
betriebe umfaßt, hat für diese bestimmte Normen aufstellen müssen.^ In
den Motiven zu diesem Gesetz heißt es S. 48: ,;Die zahlreichen Versuche;
welche in der Gesetzgebung verschiedener Länder bisher in dieser Bichtung
^) P. B. Sprengels Handwerke in Tabellen. Bd. I, S. 4.
*) Das Unfallversicherungsgesetz giebt für seine Zwecke einen gesetzlichen Anhalt,
welche Betriebe „im Sinne des Unfallversicherongsgesetzes als Fabriken gelten sollen",
nach dem Gegenstand und Art des Betriebes (UnfieJlgefahr durch Verwendung von
Dampfkesseln nnd Motoren oder Umfang: mindestens 10 regelmäßig besch&füigte
Arbeiter).
1. Die Ghrenze zwischen Handwerk und Fabrik. 69
(Scheidung zwischen Handwerk und Fabrik) gemacht worden sind^ haben in
der Vielgestaltigkeit des praktischen Lebens ihre Schranken gefonden.^^
Weit wichtiger aber ist diese Frage seit dem Inkrafttreten des neuen
Handwerksgesetzes vom 26. Juli 1897. Hier wird bestimmt, daß den fakul-
tativen Zwangsinnungen alle diejenigen Betriebsinhaber beizutreten haben^
welche das betreffende Gewerbe handwerksmäßig betreiben.^)
Eine Auf&ssung von Fabrik und Handwerk giebt das Gesetz nicht,
wohl aber ist in den Motiven zu lesen^ daß sich daraus „keine Schwierig-
keiten ergeben werden'^ Begründet wird die Anschauung mit der That-
sache, daß nach amtlichen statistischen Aufiiahmen') es bei rund 61000
ermittelten Betrieben nur in 58 Fällen zweifelhaft war, ob der Betrieb zu
der Fabrik oder Handwerksklasse zu rechnen sei. Die thatsächliche Er-
fahrung zeigt allerdings das Gegenteil Die Innungen, welche naturgemäß
gerade die größeren Betriebe — aus finanziellen Gründen — in ihre Or-
ganisation ziehen möchten, haben anläßlich der Weigerung der betreffenden
Fabrikanten schon manchen Prozeß ausfechten müssen und — verloren.
Die Urteile der einzelnen Instanzen sind recht interessant Die Entscheidung
darüber, ob Handwerks- oder Fabrikbetrieb vorliegt, wird zumeist nach ganz
persönlicher Auffassung oder aber nach mehr oder minder ausgeprägtem
Wohlwollen gefäUt Bindende Merkmale giebt es nicht In vielen Fällen
stützt man sich auf ein Sachverständigen-Urteil der Handels- oder Gewerbe-
kammem,^ die übrigens in dieser Beziehung durchweg entgegengesetzter
Meinung sind. Die letztinstanzUchen Entscheidungen der oberen Ver-
waltungsbehörden treiben auf" diesem Gebiete nicht selten eigenartige
Blüten. Die Leipziger Buchdruckerinnung z. B. verlangte von sämtlichen
Leipziger Buchdruckereibetrieben den Beitritt zur Zwangsinnung. Den von
vielen Seiten erfolgten Weigerungen trat der „Rat der Stadt Leipzig^' in
seinen Entscheidungen bei. Eine Beschwerde der Innung an die Ereis-
hauptmannschaft als letzte Instanz hatte den Erfolg, daß alle großen Firmen,
mit Ausnahme zweier Zeitungsverleger, der Innung beizutreten hatten, so
daß jetzt die großen Verlagshäuser Brockhaus, Meyer, Breitkopf
& Härtel etc. deren Mitglieder sind. Hier ist also weder die Zahl des
Personals noch die der Maschinen maßgebend gewesen, entscheidend war
^) Reichsgewerbeordnung § 100 f.
*) Erhebung über Verhftltnisse im Handwerk« 1895. I S. 81. (Nicht im Buch-
handel erschienen«)
*) Neuerdings auch der Handwerkskammern.
70 I^e Buchbinderei als Handwerk.
die ,4^ allgememen zu konstatierende handwerksmäßige Produktion^'.
Ähnlich erging es den Leipziger Buchbindern^ auch sie wurden^ soweit sie
es nicht freiwillig thaten, gezwungen, der Zwangsinnung beizutreten.
In der das Handwerksgesetz yorhereitenden Kommission wurde von den
BegierungsYertretem ausgeführt^ daß flir die Begriffsbestimmung von
Handwerk und Fabrik der einzelne Fall entscheidend sein müsse. Überdies
ständen die für die Fabrik in Betracht kommenden Merkmale nach der
Eechtsprechung des Reichsgerichts ziemlich fest Zu prüfen sei insbesondere
die Frage, ob eine weitgehende Arbeitsteilung durchgeführt; femer müsse
die Größe der Anlagen, die Zahl der beschäftigten Arbeiter, die Thätigkeit
des Arbeitgebers und die Verwendung von Maschinen berücksichtigt werden.
Daß keines dieser Merkmale gleichzeitig mit den andern unter allen um-
ständen zusammentreffen müsse, um den betreffenden Betrieb als eine
Fabrik im Sinne des Gesetzes ansehen zu lassen, sei durch Rechtsprechung
des Reichsgerichts anerkannt Daraus folge, daß ein Betrieb im Einzelfalle
auch dann als handwerksmäßig angesehen werden könne, wenn in demselben
eine Verwendung von Maschinen und Motoren stattfinde, oder eine größere
Zahl von Arbeitern beschäftigt werde. ^)
Diese Erklärung, so richtig sie im allgemeinen sein mag, ist in praxi
nicht viel wert Maschinen sind selbst im kleinsten Betrieb zu finden, eine
Arbeitsteilung, mindestens aber eine Arbeitszerlegung wird im Handwerk
ebenfalls angestrebt, während andererseits auch in mittleren Betrieben die
Unternehmer selbst mitarbeiten.
Röscher*) sagt vom „Handwerker'^ daß er „im Kleinen, gewöhnlich
auf Bestellung des unmittelbaren Gebrauches arbeite'', der Fabrikant aber
im „Großen oft auf Vorrat, d. h. für eine noch nicht erklärte Nachfrage'^
produziere. „Beim Handwerk steht die persönliche Arbeitskraft im Vorder-
grunde, eben darum arbeitet der „Meister'' persönlich unter seinen Gehilfen
mit ähnlichen Werkzeugen wie diese, der Fabrikant dagegen hat nicht so-
wohl „Gesellen" um sich, als „Arbeiter" unter sich; sein Yomehmstes, liebstes
Werkzeug ist die „Maschine".
Hier wird demnach das Hauptgewicht auf die Art der Produktion —
Kunden- oder Marktarbeit — gelegt; dann aber der soziale Unterschied
zwischen „Meister und Geselle" einerseits und „Chef und Arbeiter" anderer-
*) L. Wilhelm!, Reichsgewerbeordnnng (Gatentag-Sammlung), S. 820.
*) BoBcher-Stieda, Nationalökonomik des Handels- und Grewerbefleißes. 7. Aufl.
99. S. 708.
1. Die Grenze zwischen Handwerk und Fabrik. 71
seits berücksichtigt Unserem Ziele sind wir damit wesentlich näher ge-
kommen; eine handgreifliche Scheidung aber sehen wir auch hier nicht;
denn heute arbeiten viele Handwerker ebenfalls für den Markt, d. h. sie
yeifertigen in der toten Zeit Waren fllr ihr Ladengeschäft — ohne ,^Yorher
erklärte Nachfraget Auch das soziale Verhältnis zwischen ,^eister und
Gteselle^' beruht vielfach nicht mehr auf der patriarchalischen Grundlage
firüherer Jahre. Der Geselle sieht in seinem Arbeitgeber gar oft nur den
Ausbeuter seiner Arbeitskraft, der Meister aber redet mit Vorliebe von
seinen „unzufriedenen Arbeitern'^
Viebahn^) definiert das Handwerk als die ^^gewerbsmäßige Bereitung
materieller Lebensbedür&isse fbr die örtliche Kundschafte ^;Dem gegen-
über läßt der Fabrikant seine Waren unter planmäßiger Leitung durch eine
zahlreiche Arbeiterklasse oder mit Maschinen massenhaft hervorbringen,
setzt dieselbe auf dem Wege des Handels ab und versorgt eine größere Be-
völkerung; seine Vorbildung, sein Kapital und seine Betriebsweise erheben
ihn zu den gebildeten Klassen/^
Viebahn unterscheidet zwischen der Befriedigung materieller und
geistiger Bedürfnisse; für letztere arbeite die „technische, litterarische und
die Kunstindustrie, welche sich nach seiner Meinung in Einzel- und Massen-
arbeit nicht unterscheiden lassen. Fabrik und Handwerk teilen sich nach
Viebahn in der Befriedigung materieller Bedürfiiisse, während im übrigen
eine strenge Scheidung unmöglich seL Mit dieser Auslegung ist selbstver-
ständlich für unsem Zweck nichts anzufangen, sie zeigt aber doch, daß in
den sechziger Jahren diese Frage nach anderen Gesichtspunkten behandelt
wurde. Von einer einfachen Scheidung in „Fabrik und Handwerk^' wollte
man in dieser Zeit nichts wissen, das macht sich auch in der Gewerbe-
zählung des Zollvereins von 1861 geltend. Hier ist von Fabriken, Gewerbe-
treibenden und Künstlern die Bede.
Schönberg^ nennt u. a. folgende Merkmale für das Handwerk: „Die
arbeitenden Personen scheiden sich in Meister, Gesellen und Lehrlinge. Die
Hilfspersonen in der Kegel nur männliche, sind ausgelemte oder lernende
Arbeiter; die normale Arbeitsleistung der Erwachsenen erfordert eine längere
technische Lehre und Ausbildung, auch die Unternehmer haben eine solche
durchgemacht Diese sind stets physische Personen und in der Bregel bei
der praktisch-technischen Ausflihrungsarbeit (nicht bloß bei der Leitung des
Viebahn a a. O. S. 570.
*) G. V. Schön berg, Handbuch der politischen Ökonomie. 4. Aufl., Bd. I, S. 486 f,
72 Die Bachbioderei als Handwerk.
Unternehmens) thätig. Zwischen ihnen und ihren Gesellen besteht in der
Regel ein Unterschied im Alter und in der Erfahrung^ dagegen weniger in
der technischen und allgemeinen Bildung^ ebensowenig ein eigentlicher
sozialer Klassenunterschied. Beide haben ihren Ursprung in der gleichen
Volksschicht; die einen haben aber vor den anderen voraus^ daß sie bereits
die selbständige Stellung eines Unternehmers errungen haben, welche, wo
Gewerbefreiheit herrscht, die andern ebenfalls einnehmen könnten, auch in
der Mehrzahl zu erringen streben und später erringen/^
Die Gewerbestatistik des deutschen Reiches redet überhaupt
nicht Yon „Handwerksbetrieben^'. Im Jahre 1875 sind Betriebe bis zu
6 Gehilfen und mit mehr als 5 Gehilfen zur Erhebung gekommen. Die
folgende Zählung läßt die Möglichkeit einer beliebigen Personaleinteilung zu,
aber die Grundlage ist auch hier die Größenklasse 1 — 5 Personen. Die
Ergebnisse der 1895 er Zählung sind vom Kaiserlichen Statistischen Amt
besonders bearbeitet Hier wird die Einteilung in Groß-, Klein- und
Mittelbetriebe vorgenommen und die Personenzahl 1 — 5, 6 — 50 und mehr
denn 50 als Maßstab angewandt Die Grenze des Kleinbetriebes ist dem-
nach mit der Zahl 5 gegeben. Das statistische Amt redet bei dem Ver-
gleich dieser Betriebsgröße mit den Ergebnissen früherer Zählungen mit
Vorliebe yon „Handwerksbetrieben^', ^) ohne sich klar darüber auszusprechen,
ob es darunter obige Größenklasse versteht Infolge dieser wiederholt vor-
genommenen Einteilung wird heute der Begriff y,Handwerk'' fast allgemein
mit den „Kleinbetrieben^^ im Sinne der Gewerbezählung identifiziert Und
doch zeugt dieses Vorgehen von einer vollständigen Verkennung des Ge-
werbelebens. Es ist grundfalsch, Unternehmungen mit mehr als 5 Personen
zu den Mittel- und Großbetrieben zu rechnen oder gar „Fabriken^' aus
ihnen zu machen. Ist eine Schmiede mit einem Meister, 4 Gesellen und
2 Lehrlingen eine Fabrik? Zeigt sich nicht vielmehr, daß gerade hier die
Umstände für einen rationellen Handwerksbetrieb auf der Basis gemein-
samer Arbeit — der Meister inmitten seiner Gesellen — gegeben sind?
Oder wird hier etwa die Zeit des Meisters mit „Kopfarbeit'' ausgefüllt? Die
pessimistische Auffassung vom „Niedergang des Handwerks^' ist zu einem
großen Teile dem Umstand zuzuschreiben, daß als typische Form nicht
selten der Betrieb im KeUer, im Hof oder in der vierten Etage angesehen
wird. Was berechtigt uns zu solcher Auffassung? Wo in der Handwerks-
geschichte begegnen wir dem Alleinbetrieb als der normalen, gesunden
») Bd. CXIX, S. 84, 37, 47, 48 fg.
1. Die Grenze zwischen Handwerk und Fabrik. 73
Form, wo finden wir als Idealznstand den Krauter;, der sich mit ein oder
zwei Lehrlingen durchs Leben schlägt? Meister, Gesellen und Lehrlinge,
das ist die Basis eines gesunden Handwerksbetriebes. Handwerk und Klein-
betrieb im Sinne der Beichsstatistik sind nicht identisch. Wohl giebt es
innerhalb des Handwerks Kleinbetriebe; diese aber als die typische Form
hinzustellen, das widerspricht den Thatsachen.
Schönberg weist diese Auffassung in seiner Behandlung der Klein-
und Großbetriebe^) in die gebührenden Schranken zurück. „Die Zählungen
(82 und 95) haben nicht das thatsächliche Verhältnis von Groß- und Klein-
betrieb, geschweige der drei Betriebsarten in den Gruppen lY — XYI festge-
stellt. Li den gewerblichen Unternehmungen kann die Zahl 5 für Ge-
hiKen keineswegs die Grenzscheide für große und kleine Unternehmungen
bilden, keineswegs können alle Unternehmungen mit mehr als 5 Gehilfen
als große angesehen werden. Li der 11. Klasse (Betrieb mit mehr als
5 Gehilfen) befinden sich noch manche kleine und sehr viel mittlere.
Andererseits wird von den Betrieben L EJasse (weniger als 5 Gehilfen)
kaum einer als zu groß zu bezeichnen sein.''
Schönberg nimmt dann eine neue Einteilung auf der Grundlage eines
Personals bis zu 10 Personen und eines solchen von mehr als 10 Per-
sonen vor.*)
Untersuchen wir diese Betriebe (1 — 10 Personen) auf die als charakte-
ristisch für das Handwerk hingestellten Merkmale, so können wir die
letzteren durchweg auf genannte Betriebsform anwenden. Fassen wir zu
diesem Zweck die einzelnen für das Handwerk und die Fabrik maßgeben-
den Erscheinungen noch einmal kurz zusammen:
A. Das Handwerk
1. Das Handwerk arbeitet in der ftegel für lokalen Bedarf auf feste
Bestellung.
2. Der Unternehmer (Meister) ist selbst an der praktisch-technischen
Ausführungsarbeit beteiligt
3. Die Gehilfen (Gesellen) müssen eine Lehrzeit durchmachen.
1) Schönberg, Handbuch a. a. 0. S. 505 fg.
*) Schönberg weist (Handbuch Bd. I T. 2, S. 501) auf die Untencheidong der Be-
griffe Groß- und Kleinbetrieb in wirtschaftlichem und statiatischem Sinne hin. Die von
ihm als charakteriBtisch für das Handwerk hingestellten Merkmale würden demnach für
die volkswirtschaftliche Beurteilung in Frage kommen, w&hrend für eine statistische
Bearbeitung obige Einteilung von Schönberg empfohlen wird.
74 l^ie Bucbbinderei als Handwerk.
4. Meister und Geselle smd imstande, ein Stück Arbeit von Beginn bis
zu Ende herzustellen.
5. Die Produktion geschieht auf Bechnung und Gefahr des Inhabers.
ß. Fabrikbetrieb.
1. Die Produktion erfolgt für den Markt ohne feste Bestellung.
2. Der Unternehmer beteiligt sich nicht direkt an dem technischen
Prozeß.
3. Der Fabrikbetrieb beschäftigt eine große Anzahl yon ungelernten
oder angelernten Arbeitern und Arbeiterinnen.
4. Die Arbeitsteilung ist bis ins kleinste durchgeftihrt
5. Die Benützung von Maschinen und Motoren geht in größerem Maß-
stab vor sicL
6. Zum Personal des Fabrikbetriebes gehören durchweg technische
Aufsichtsbeamte, nicht selten auch Direktoren, Techniker und Ingenieure.
7. Es ist in der Begel ein bedeutendes Betriebskapital erforderlich.
Untersuchen wir nun, welche der obigen Merkmale auf die Betriebs-
größe 1 — 10 Personen anzuwenden sind, so werden wir, bei richtiger Beur-
teilung des Gewerbelebens finden, daß es ausschließlich die unter A angefahrten
sind. Wohl ist es möglich, daß in einzelnen Fällen die Zugehörigkeit
zweifelhaft erscheint nach der einen wie nach der andern Seite hin, dafür
wird es aber unzählige Fälle geben, in denen ein Betrieb mit noch größerem
Personal zweifellos zum Handwerk gehört. Wollen wir indes für die Beur-
teilung des Handwerks einen Anhalt gewinnen, mit dem sich auch statistisch
etwas anfangen läßt, so wird, trotz der Gefahr, einzelne Gewerbearten zu
verkennen, diese Zweiteilung die einzig mögliche Basis bilden. Daneben
ist allerdings auch interessant zu erfahren, welchen Anteil an der Gesamt-
produktion die Yon der Beichsstatistik aufgestellten Größenklassen haben.
Fragen wir aber: „Fabrik oder HandwerkP'% so müssen für letzteres die
Betriebe bis zu 10 Personen in Frage kommen; Torausgesetzt natürlich, daß
es sich um eine statistische Untersuchung handelt. Es läuft dies nicht auf
theoretische Silbenstecherei hinaus, sondern es handelt sich um eine für das
praktische Leben wichtige Anschauung. Die verschiedenen Auffassungen von
Handwerk und Fabrik haben in ihren Folgen schon oft zu den wider-
sprechendsten Maßnahmen geführt
Haben wir also für die Gewerbe im allgemeinen die Grenze zwischen
Handwerk und Fabrik für eine statistische Bearbeitung reguliert, so bleibt
1. Die Grenze zwischen Handwerk und Fabrik. 75
noch übrig, fbr unseren besonderen Zweck festzustellen, ob diese Grenze
auch in der Buchbinderei an richtiger Stelle gezogen ist
Die deutsche GroBbuchbinderei beschäftigt sich in der Begel mit der
massenhaften Herstellung von Bucheinbänden und Bücherdecken. Ein
Leipziger, Berliner oder Stuttgarter Großbetrieb beschäftigt mindestens
30 — 40 Personen, yon denen die Hälfte bis '/, weibliche Arbeitskräfte sind.
Die Arbeitsteilung ist sehr stark ausgeprägt, die Benutzung von Maschinen
außerordentlich weitgehend.^) Der Unternehmer ist am technischen Prozeß
nicht beteiligt, er leitet den kaufmännischen Teil des Geschäftes, wobei er
Tom Comptoirpersonal unterstützt wird.
Die Ausbildung der Lehrlinge eines solchen Betriebs ist durchweg ein-
seitig. Die Frauen absolvieren eine Lehrzeit Ton 1 — 3 Monaten. Die
Arbeiter sind zu einem yerschwindend kleinen Teil gelernte Buchbinder
(Sortimenter), im übrigen aber auf mitunter sehr schwierige Fertigkeiten ein-
gerichtete Spezialarbeiten. Von diesen Leuten sind nur wenige imstande,
einen vollständigen Einband ordentlich herzustellen.') Ln ganzen Betrieb
wird in der Regel auf „Stück und TeiP< gearbeitet; die Auüsicht führen
Werkmeister und Vorarbeiter.
Wie liegen demgegenüber die Verhältnisse in den Betrieben bis zu
10 Personen?
Zunächst ist hier der Unternehmer die Seele der praktischen Arbeit in
der Werkstatt, er ist inmitten seiner Leute thätig, die schon deshalb ge-
lernte Arbeiter sein müssen, weil die Arbeit sich äußerst wechselreich ge-
staltet Es ist nicht möglich, jahraus jahrein einen Gehilfen mit derselben
Teilarbeit zu beschäftigen. Die Arbeiter (Gesellen, Gehilfen) müssen daher
in der Lage sein, ein Stück Arbeit in jedem Zustand übernehmen und
vollenden zu können. Mit andern Worten: sie müssen die gesamte Pro-
duktion regelrecht erlernt haben. Bei letzterer handelt es sich nicht allein
um Massenherstellung, sondern vor allem um sogenannte Eundenarbeit
Andererseits allerdings ist ein Betrieb von 8 — 12 Personen auch in der
Lage, bei entsprechender Maschinenbenutzung Aufträge größeren Umfangs
zu bewältigen. Er bedarf dann aber einer besonderen Einrichtimg ftLr diese
spezielle Arbeit.
Einen wichtigen Faktor weisen beide Betriebsgrößen — Handwerk und
') Die Art des technischen Prozesses ist im ersten Abschnitt geschildert
') Ausgenommen sind dabei die Arbeiter, welche ans kleineren Geschäften zum
QroBbetrieb übergehen.
76 I)i® Bachbinderei als Handwerk.
Fabrik — gemeinsam anf. Die Produktion geschieht nicht für den
Markt, sondern für einen direkten Kunden. Hier liegen die Ver-
hältnisse anders als in fast sämtlichen Gewerbearten. Der Großbuchbinder
ist für den Verleger thätig. Er produziert im Auftrage.
Marktwaren y die Yon ihm selbst in den Handel gebracht werden, ver-
fertigt er äußerst selten,^) es sei denn, daß es sich um Spezialartikel handelt
Diese Unterscheidung kann also für uns nicht maßgebend sein.
Im allgemeinen läßt sich von der Buchbinderei sagen, daß ein Betrieb
mit 8 — 12 Personen noch die Merkmale handwerksmäßiger Thätigkeit auf-
weist^ während die nächsten Stadien (12—30 Personen) als Mittelbetriebe
— eingerichtet auf Einzel- und Partiearbeit — zu bezeichnen sind. Der
eigentliche Großbetrieb setzt erst mit einem Personal von 30 — 40 Personen
ein. Wollen wir aber die Zweiteilung vornehmen, fragen wir, ob Fabrik
oder Handwerk, so kann die früher konstatierte Grenze maßgebend sein, sie
ist gerade in der Buchbinderei vorzüglich gezogen.
2. Die Lebensfähigkeit und Bentabilität der handwerksmäßig
betriebenen Buchbinderei.
Es ist angesichts der Unmöglichkeit, die Entwickelung der reinen
Buchbinderei statistisch festzustellen, schwierig, auf Grund der Reichs-
Statistik zu einem klaren Bild hinsichtlich der Lebensfähigkeit der Hand-
werksbetriebe in der Buchbinderei zu kommen. Da aber ein anderer Weg
nicht gegeben ist, muß der vorliegende beschritten werden; es wird also an
der Hand der über die Buchbinderei und Kartonnagefabrikation ermittelten
Zahlen (Tab. 1 — 3), unter Berücksichtigung der einschläglichen Verhältnisse,
zu untersuchen sein^ welche Tendenz der thatsächlichen Entwickelung inne-
wohnt Es kann naturgemäß von der Zu- oder Abnahme der Betriebe nicht
ohne weiteres auf einen allgemeinen Fortschritt oder Bückgang geschlossen
werden; denn die hier mitsprechenden wirtschaftlichen und mitunter poli-
tischen Verhältnisse sind in ihren Folgen so verschieden, daß z. B. an ge-
wissen Orten die Zahl der Betriebe abnimmt, weil in anderen Gegenden
bestehende Buchbindereien durch billige Lieferung von Spezialartikeln (Ge-
sangbücher, Geschäftsbücher, Bibeln, Schulbücher etc.), das Produktions-
*) Die EkTeishaaptmamiBcfaaft in Leipzig hat sich auf diesen Umstand gestQtzt, ab
sie entschied, daB sämtliche Bachbindereien Handwerke seien, welche der Innung anzu-
gehören hätten.
2. Die Lebensföhigkeit u. Rentabilitftt der handwerksmäßig betriebenen Buchbinderei. 77
gebiet der einheimischen Buchbinderei schmälern, in welchem Fall nicht von
einem allgemeinen BQckgang der Buchbinderei , sondern nur von einer
Produktionsverschiebung die Bede sein kann. Andererseits ist es aber auch
möglich, daß — z. B. in einer stark mit Landwirtschaft durchsetzten
Gegend — infolge wirtschaftlichen Bückganges ganzer Bevölkerungsschichten
die Nachfrage sich yermindert und infolgedessen die Produktion einge-
schränkt werden muß. Hier handelt es sich dann um einen thatsächlichen
Bückgang.
Aber selbst die allgemeine Tendenz, die sich bezüglich der Gesamtheit
der Betriebe und Personen zu erkennen giebt, genügt uns nicht Daß bei
dem zunehmenden Wohlstand unseres Volkes als solchem, bei der immer
mehr um sich greifenden litterarischen Produktion, bei dem verbesserten
Schulwesen die Buchbinderei im Allgemeinen nicht schlecht fährt, bedarf
keiner bestätigenden Untersuchung — das liegt auf der Hand. Auch ist es
für unseren Zweck nicht hinreichend, die Entwickelung des Anteils, den
die einzelnen Betriebsgrößen an der Gesamtproduktion haben, in ihren
einzelnen Phasen zur Darstellung zu bringen, denn auch hier können die
Zahlen nicht ohne weiteres maßgebend sein, da aus ihnen wohl die Zu- oder
Abnahme, nicht aber die unter Umständen äußerst ungesunde Gestaltung
gewisser Betriebsformen ersichtlich ist. Es mag Betriebsformen geben, die
an und für sich ungesund und nicht existenzfähig sind, deren Abnahme also
in gewisser Hinsicht einen Fortschritt bedeutet. Weshalb sollen bei Ein-
führung der Gewerbefreiheity also bei der schrankenlosen Möglichkeit der
Geschäftsgründung nicht Betriebsformen entstanden sein, die Ton vornherein
den Todeskeim in sich trugen? Aus dem ganz natürlichen Verlauf dieses
Prozesses aber eine Tendenz des allmählichen Verfalles konstruieren zu
wollen, ist mindestens einseitig.
In nachfolgender Untersuchung sollen zunächst die Handwerksbetriebe
in ihrer Gesamtheit (1 — 10 Personen) den Fabrikbetrieben gegenüber gestellt
werden. Unsere Tabellen bedürfen zu dem Zweck einer nochmaligen Durch-
sicht Wollen wir aus den Zahlen eine thatsächliche Tendenz erkennen, so
ist es unumgänglich notwendig, den Elinfluß gewisser Konzentrationsplätze
auf die Gesamtentwickelung festzustellen. Für unsern Zweck handelt es
sich zunächst um Leipzig, Berlin und Stuttgart. Es entsteht die Frage, ob
die Ausdehnung des Großbetriebes an diesen Orten auf Kosten des Klein-
betriebes vor sich gegangen ist, oder aber ob sie andern Ursachen zuge-
schrieben werden kann; femer, ob das relativ langsame Wachsen der Hand-
werksbetriebe unter allen Umständen auf einen Rückgang schließen läßt
78
Die Buchbinderei als Handwerk.
Um das Entstehen der Großbuchbinderei zn veranschanlichen, ist es
notwendig, einen Blick zu werfen auf die Bücherproduktion der in Betracht
kommenden 20 Jahre. Wir werden finden, daß hier enorme Umwälzungen
stattgefonden haben. Die gesamte litterarische Produktion Deutschlands hat
sich in den beiden Dezennien nach 1870 fast verdoppelt
Es erschienen:
1870 .. . 9866 Werke,
1890 . . . 18051 „ .
Besonders stark ist die Zunahme seit den achtziger Jahren; sie beträgt
(gegen 1880) im Jahre:
1881 . . . 5,4 7o
1882 . . . 15,8 „
1890 . . . 27,3 „
Eine ausführliche Übersicht über die litterarische Produktion dieser
Zeit giebt folgende Tabelle.^)
Im deutschen Buchhandel wurden verlegt:
Jahr
G(«aaint-
Davon
somme
Berlin
Leipzig
1872
11596
1986
1829
1873
11748
1946
1805
1874
12823
2069
2245
1875
12843
2019
2161
1876
12819
1809
1862
1877
13289
2054
2136
1878
13504
2062
1973
1879
13688
2379
2144
1880
14173
2241
2252
1881
14940
2464
2452
1882
.15045
2275
2628
1883
15474
2434
2624
1884
15964
2529
2761
1885
16414
2743
2664
1886
16605
2666
2914
1887
16982
2661
3022
1888
17560
2941
3099
1889
17121
2789
2989
1890
18051
3127
3122
*) Die Zahlen sind größtenteils nach dem Werke „Köhler, Zur Entwickelungs-
geschichte des Bachgewerbes'', Leipzig 1894, znsammensgetellt
99
99
99
99
99
99
99
99
99
99
»9
99
9*
99
99
99
99
99
2. Die Lebensfähigkeit u. Rentabilitftt der handwerksmftßig betriebenen Buchbinderei. 79
Diejenigen Finnen^ welche für die litterarische Produktion durchweg
in Betracht kommen^ die Verlagshäuser^ haben sich, soweit sie reinen Buch-
verlag besorgen, yermehrt (gegen 1874):
im Jahre 1875 um 3,8 7^
1877 „ 12,8 „
1879 „ 9,3 „
1881 „ 16,6 „
1883 „ 18,3 „
1885 „ 28,4 „
1887 „ 37,5 „
1889 „ 47,9 „
1891 „ 52,7 „
1894 „ 65,6 „
Aus diesen Zahlen dürfte zur Genüge hervorgehen, daß die alten
graphischen Betriehsformen nicht in der Lage sein konnten, solch enormen
Bedarf zu befriedigen. Elrst durch tief eingreifende technische Umwälzungen
in der Buchdruckerei wurde es möglich, allen Anforderungen gerecht
zu werden. Wie in der Buchdruckerei, so in der Buchbinderei. Eine
Bewältigung derartiger Aufträge, wie sie nunmehr erfolgten, war den
bisherigen Betrieben unmöglich, eine durchgreifende Erweiterung und Ver-
vollständigung war die unausbleibliche Folge dieser gesteigerten Ansprüche.
Die Grofibuchbindereien sind demnach nicht dadurch entstanden, daß sie
nach und nach dem Kleinbuchbinder sein Arbeitsgebiet schmälerten, sondern
sie sind gewissermaßen aus dem Boden gestampft, zur Befriedigung neuer,
bisher nicht vorgelegener Bedürfnisse. Es ist daher eine völlig irrige
Annahme, daß aus der raschen Vermehrung der Großbetriebe und ihres
Personals der handwerksmäßigen Buchbinderei gegenüber, die Lebens-
imfähigkeit letzterer hervorgehe. Wir haben allerdings gesehen, daß die
Spezialisierung in gewisser Hinsicht das Produktionsgebiet der kleinen Buch-
binderei schmälerte, die reine Großbuchbinderei aber fand ihre Existenz-
bedingimgen in dem Aufblühen des deutschen Buchhandels.
Diese Thatsache tritt auch in der Beichsstatistik deutlich hervor, was
um so bemerkenswerter ist, als die Buchbinderei nicht gesondert von der
Eartonnagefabrikation betrachtet werden kann.
Würde die Ausdehnung der Großbuchbinderei auf Kosten der Hand-
werksbetriebe vor sich gegangen sein, so müßte hinsichtlich der Zunahme
der Betriebe und Personen, der Reichsdurchschnitt ohne Zweifel durch die
80
Die Buchbinderei als Handwerk.
Eonzentrationsstätten stark beeinflußt sein. Das aber ist^ wie folgende Auf-
stellung zeigte durchaus nicht der FalL
Es wurden gezählt:
Ort
1875
1895
Berlin . .
Leipzig
Stuttgart .
708 Betriebe mit 3660 Pers.
165 „ „ 1585 „
76 „ „ 570 „
1082 Betriebe mit 8686 Pen.
291 „ „ 5570 „
126 „ „ 1688 „
949 Betriebe mit 5815 Pers.
1499 Betriebe mit 15944 Pen.
Das übrige Beich wies auf:
1875 . . . 10304 Betriebe mit 25519 Personen
1895 . • . 13348 „ „ 51861
w
n
Der Zunahmedurchschnitt des gesamten Reiches beträgt hinsichtlich
der Betriebe 31,9 ^o^ hinsichtlich der Personen 116,4 7o- 01^°® die drei
Großstädte zeigt das Beich eine Vermehrung der Betriebe von 29,5 ^^ und
der Personen von 103,27o* ^^ ^st angesichts der Thatsache, daß in
Berlin, Leipzig und Stuttgart die Betriebe sich um 57 7o vermehrten, die
Personen aber um 174^/^ zunahmen, eine äußerst geringe Beeinflussung des
Beichsdurchschnitts.
Leider ist es nicht möglich, f&r die Jahre 1875 — 1895 den Vergleich
auf der Grundlage unserer Zweiteilung (Fabrik und Handwerk) fortzuführen.
Im Jahre 1875 ist bekanntlich nur unterschieden zwischen Betrieben bis
zu 5 Gehilfen und Betrieben mit mehr als 5 Gehilfen. Aber selbst diese
Einteilung läßt sich nur für Berlin vornehmen^ da Stuttgart und Leipzig
1875 größeren Verwaltungsbezirken zugeteilt waren, die Besultate der Stadt-
bezirke aber nicht besonders veröffentlicht sind.^) Es bleibt somit nichts
anderes übrig, als an der Hand der Ehrgebnisse Berlins, der Ereishauptmann-
schaft Leipzig und des Neckarkreises (mit Stuttgart) zu untersuchen, wie
sich die Betriebs- und Personalentwickelung auf Grund der Einteilung 1 — 5
und mehr als 5 Gehilfen gestaltet
') Auch die Landeastatistik bietet hier keine Unterlagen.
2. Die Lebenefthigkeit n. Eentabilit&t der handwerksmftfiig betriebenen Bucbbinderei. 81
>) Betriebe bis zn 6 Oehilfan
Betriebe mit mehr als 6 (Gehilfen
Betriebe
Personen
Betriebe
Personen
1876
1895
1876
1896
1876
1896
1876 1895
Ereishauptmann-
schaft Leipzig') .
239
291
557
690
59
165
1833
5294
Neckarkreis') . .
210
270
405
489
30
57
427
1947
Berlin*) ....
616
740
1275
1441
92
342
2240
7245
Zusammen
1065
1301
2237
2620
181
564
4500
14486
Oesamtreich . .
10612
12871
18478
22750
641
1976
13146
45055
übriges Beich
(ohne Berlin, Leip-
zig TL Stuttgart) .
9547
11570
16241
20130
460
1412
8646
30569
Es haben somit zugenommen im Beich (ohne Berlin^ Leipzig und
Neckarkreis) die Betriebe bis zu 5 Gehilfen um 21,2% (21,2 7o)*) die in
diesen Unternehmungen beschäftigten Personen um 23,9 % i^^fi^lo)' ^^^
Betriebe mit mehr als 5 Gehilfen um 207,3 7^^ (208,2%), das Personal
dieser Betriebe um 253,6 7^ (242,7 7J.
Hier zeigt sich sogar, daß das Personal der Betriebe mit über
5 Gehilfen im übrigen Reich den Beichsdurchschnitt übersteigt. Des
weiteren geht aber aus der Aufstellung mit eklatanter Gewißheit hervor,
daß die Entwickelungstendenz nicht im mindesten durch die Zentralstätten
beeinflußt wird, obgleich diese für sich eine bedeutend stärkere Zunahme
aufvreisen.
Wollen wir endlich noch an der Hand imserer Zweiteilung für die
Jahre 1882 — 1895 die Entwickelung verfolgen, so ergiebt sich nachstehen-
des Eesultat
Die Betriebe in ihrer Gesamtheit haben sich vermehrt:^
>) Es sind Hanpt- und Nebenbetriebe gezfthlt
*) Die Ergebnisse der Kreishaaptmannschaft Leipzig mußten für 1895 an der Hand
der AmtBhauptmannBchaftszahlen und unter Benntzong der „Zeitschrift des Königl.
Sächsischen statistischen Bureaus" Jahrgang 1899, S. 139 fg. geschätzt werden.
*) Statistik des deutschen Reiches Bd. XXXIV, I S. 510 fg. Für 1895 sind die
Zahlen dem Ergänzungsband I zu den württembergischen Jahrbüchern 2. Heft, S. 480
entnommen.
*) Siehe unter *) Absatz 1.
^ In Klammem der Durchschnitt des Gesamtreiches.
^ Auf Grund der Tabellen II und III zusammengestellt
Harms, EntwlckelaxigBgeech. d. deatscben BachbindereL 6
g2 Die Buchbinderei als Handwerk.
M
99
W
99
11,1 „
n
99
99
99
6,5 „
»
99
99
»
7,1 „
w
99
99
99
127,6 „
w
99
99
W
104,8 „
9f
99
99
99
57,4 „
»
99
99
99
62,9 „
Ohne BerUn,!) Stuttgart^!) Leipzig^) um 12,1 %
mit
Die Handwerksbetriebe ohne
„ „ mit
Die Fabrikbetriebe ohne
99 99 mit
Das Personal aller Betriebe ohne
99 99 99 W m^»*
Von 100 Betrieben sind Handwerksbetriebe:
1882 ohne die 3 Großstädte 95,4 7^ mit den Großstädten 95,8^0
1895 „ „ 3 „ 93,5 „ „ „ „ 92,3 „
Es zeigt sich also i^it positiver Gewißheit^ daß von einer „Konzentration
auf Kosten der Kleinbetriebe^' in keiner Weise die Rede sein kann.
Die Buchbinderei Deutschlands hat sich ganz unbeeinflußt von den Zentral-
stätten des Buchgewerbes entwickelt; für das Werden und Wachsen der
Großbetriebe aber sind andere Ursachen maßgebend gewesen, Ursachen, die
mit der Geschichte des deutschen Buchhandels zusammenhängen.^
Es fragt sich nun, ob der Großbetrieb nicht das Bestreben hat, über
die eigentliche Yerlagsarbeit hinaus sein Produktionsgebiet mit der Zeit zu
erweitem. Diese Frage ist unbedingt zu bejahen, denn eine solche Tendenz
liegt im Wesen des Großbetriebes, der naturgemäß keine Grenzen für
seine Wirksamkeit anerkennt Andererseits aber steht fest, daß in ^er
Buchbinderei der Entfaltung des Großbetriebes durch Übergreifen auf
das Handwerksgebiet thatsächlich eine Grenze gesetzt ist und zwar liegt
diese in der Technik der beiderseitigen Betriebsformen. Es ist dem Groß-
betrieb absolut unmöglich, das Einbinden einzelner Bücher vorzunehmen,
es widerspricht das dem ganzen Prinzip seiner Arbeitsmethode. Übernimmt
^) Hier alB Stadtgebiet aufgefaßt
*) £8 könnte hier eingewandt werden, daß bei dem Vergleich die Kartonnage-
industrie zn unrecht mit verrechnet sei, dem gegenüber ist zn bemerken, daß zwar die
Kartonnageindustrie nicht ausschließlich auf Kosten der Bachbinderei groß geworden ist,
daß sie ihr aber ein gut Stück des Ptoduktionsgebietes genommen hat Dabei muß
allerdings zugegeben werden, daß ohne die Kartonnageindustrie die Zahlen vielleicht ein
wenig anders lauten würden, wirklich beeinflussen aber kann sie das Bild nicht; der
Reichsdurchschnitt würde vielleicht in den Fallen niedriger sein, wo die Betriebe und
Personen im übrigen Reich eine höhere Ziffer aufweisen. An unserem Resultat aber
wird dadurch nichts geändert.
2. Die Lebensfähigkeit u. Rentabilität der handwerkamftßig betriebenen Buchbinderei. 88
er aber trotzdem solche Aufträge^ 60 muß er sie durch gelernte Arbeiter
nach dem Prinzip der handwerksmäßigen Buchbinderei besorgen lassen;
hierdurch aber arbeitet er eher teurer als billiger denn der Handwerker.
Von einem „Ansichreißen der Handwerksarbeit" kann also auch f&r die
Folge nicht die Eede sein.^)
Die Ansicht, daß durch die zunehmende Gewohnheit, die Bücher
gebunden auf den Markt zu bringen, der Provinzbuchbinder doch noch
überflüssig werde, ist irrig. Wohl spielt das gebundene Buch heute eine
große Solle, trotzdem aber kommen fast alle wissenschaftlichen Werke —
mit Ausnahme der Lehrbücher — broschiert auf den Markt. Das wird aus
zwei Gründen auch künftig so bleiben, einmal weil' der Verleger nicht
geneigt ist, sein Bisiko noch zu Tergrößem und dann weil sog. „Ansichts-
sachen'^ wenn sie beschnitten sind, Tom Kunden gelesen werden können
und infolgedessen weniger Käufer finden. Die handwerksmäßig betriebene
Buchbinderei hat also heute trotz der Großbuchbinderei ein größeres
Arbeitsgebiet — soweit das Buch einbinden in Betracht kommt — als in
früheren Jahren.
Die Untersuchungen des Vereins ftir Sozialpolitik erstrecken sich,
soweit es sich um größere Arbeiten handelt, auf die Buchbindereien
Leipzigs, Stuttgarts und Berlins.^ Die Zusammenstellung ist eine äußerst
unglückliche, da auf diese Weise nur die Zentralstätten der Buchbinderei
näher untersucht sind. Irgend welcher Schluß für das Reich kann aus
diesen Arbeiten naturgemäß nicht gezogen werden. Im Gegenteil! Die
Verfasser gehen von vollständig irrigen Voraussetzungen aus,^ sie
untersuchen die Konkurrenzfähigkeit der kleineren Betriebe, und
da hier das urteil für die Handwerksbetriebe ein ungünstiges ist^ malen
sie deren Zukunft in den düstersten Farben.^) Die Lage der handwerks-
mäßig betriebenen Buchbinderei wird von diesen Verfassern zu sehr nach
den großen Fabrikbetrieben beurteilt und dadei angenommen, daß der
Großbetrieb die Arbeit des Handwerks absorbiere. Nun muß allerdings
zugegeben werden, daß diese Annahme, so grundfalsch sie ist, in Leipzig
^) Etwas anders liegt die Sache bei den Mittelbetrieben, doch wird darauf noch
besonders zurückzukommen sein.
>) Schriften des „Vereins für Sozialpolitik" a. a. 0. Bd. LXVIII (5), S. 309 fg.
Bd. LXVI (3), S. 309 fg., Bd. LXIX (8), S. 377 fg.
") Abgesehen von der Stuttgarter Arbeit des Herrn Dr. Trüdinger Bd. VIII (69).
*) Besonders der Leipziger Bearbeiter, der übrigens durchweg schlecht informiert ist
6*
84 I^ie Buchbinderei als Handwerk.
und Berlin nahe liegt, denn da hier vor yier Dezennien noch sämtliche
Buchbindereien Handwerksbetriebe waren, an dem Aufschwung des Buch-
handels aber nur wenige Firmen teilnahmen, so kann der Gedanke an eine
Verdrängung sehr wohl aufkonimen. Die Statistik zeigt nun aber, daß die
Betriebe bis zu 10 Personen in Leipzig, Berlin und Stuttgart seit 1882 eine
Zunahme von 8 ^/^ aufweisen, während die Vermehrung im Beich nur 7,P/q
beträgt Auf einen Niedergang läßt das nicht schließen, wenngleich die
Verhältnisse in den großstädtischen Handwerksbetrieben nicht immer gesund
sind. Der Handwerker verkennt hier seine thatsächliche Lage, er macht
verzweifelte Anstrengungen, um mit den größeren Firmen konkurrieren zu
können, er übemimi]&t Aufträge, die er in den seltensten Fällen rationell
ausführen kann. Es ist zu verstehen, daß er angesichts solcher Zustände
mißmutig wird, daß nach seiner Meinung nur die „Großen'' die Schuld an
dieser Gestaltung der Dinge tragen; sind es doch ehemalige Kollegen, die
sich vor seinen Augen derart emporarbeiteten, was liegt hier näher als der
Gedanke: auf meine Kosten. Es ist deshalb nicht unwahrscheinlich, daß die
handwerksmäßigen Betriebe der buchgewerblichen Hauptplätze in den
nächsten Jahren auch der Zahl nach zurückgehen werden. Gerade in
diesen Städten greift die Spezialisation immer weiter um sich, ein Ersatz
ftir das Verlorene aber wird den Buchbindern nicht, da die Einrichtung
von Ladengeschäften mit Kosten verbunden ist, die der Handwerker in der
Begel nicht zu erschwingen vermag.
Wenn nun im Allgemeinen eine „Verdrängung'' des Handwerks durch
die Großbuchbinderei nicht stattgefunden hat, so entsteht doch die Frage,
weshalb denn die Betriebe bis zu 10 Personen nur 7,1 ^/^ zugenommen
haben, während die Bevölkerung Deutschlands in derselben Zeit um 1 4,3 %
gewachsen ist
Darauf ist zunächst zu antworten, daß die Zunahme der Bevölkerung
für die Entwickelung der Buchbinderei nicht maßgebend sein kann. Wohl
darf dieser Vergleich gezogen werden, wenn es sich darum handelt, im all-
gemeinen den Fortschritt zu erkennen; denn es ist unter allen umständen
ein gutes Zeichen, wenn der Anteil der Erwerbsthätigen an der Gesamt-
bevölkerang im Steigen begriffen ist Zeigt aber die Bevölkerung eine
stärkere Vermehrung als die Betriebe, so ist das für die Entwickelung der
Buchbinderei nicht immer ein schlechtes Zeichen, so sehr dies bei den
Nahrungsmittel produzierenden Handwerkern der Fall sein mag. Denn
ganze Schichten der Bevölkerung, die sich aus niederen Lohn- oder Land-
arbeitern und sonstigen geistig weniger interessierten Leuten zusammensetzen»
2. Die Lebensfthigkeit u. Rentabilit&t der handwerksmäßig betriebenen Buchbinderei. 85
die aber an der Yermeliruiig der Bevölkerung einen relativ hohen Anteil
haben, sind keine Kunden des Buchbinders. In den seltensten Fällen
werden sie mit diesem in seiner Eigenschaft als Handwerker zusammen-
kommen;^) ihre wenigen Bücher — oft nur Gesangbuch und Bibel —
kaufen sie gebunden. Diese Bevölkerung kann demnach nicht als Maßstab
für die Tendenzen in der handwerksmäßigen Buchbinderei betrachtet
werden. Eher könnte man aus dem starken Wachstum dieser Bevölkerungs-
schichten eine Gefahr f&r den Buchbinder konstruieren^ denn dem Arbeiter,
der eine Reihe von Kindern mit Brot zu versorgen hat, stehen naturgemäß
f&r die Befriedigung geistiger Bedürfiiisse keine großen Mittel zur Ver-
fügung; ähnlich geht es in gleicher Lage vielen Bauern, Handwerkern und
Beamten. Der Buchbinder kann nur bei einem gewissen Wohlstand existieren,
eine unverhältnismäßig stark zunehmende Bevölkerung aber zeitigt einen
solchen in den breiteren Massen der Bevölkerung nicht, es ist daher grund-
sätzlich falsch, die Entwickelung der Buchbinderei als annormal zu be-
zeichnen, weil sie mit der Vermehrung der Bevölkerung nicht gleichen
Schritt hält.
Andererseits muß in Beantwortung obiger Frage allerdings zugegeben
werden, daß dem Provinzialbuchbinder in den letzten 30 Jahren sein
Produktionsgebiet enorm geschmälert wurde. Durch die im ersten
Abschnitt dargelegte Spezialisation hat er nach und nach die Vielseitigkeit
seiner Produktion wesentlich einschränken müssen, es sei nur an die Ge-
schäftsbücher, Bibeln, Gesangbücher, Schulhefte etc. erinnert, Artikel, die
früher auf der Werkstatt des Buchbinders angefertigt wurden, die aber nun
längst fabrikmäßig produziert werden. Indes ist ihm in gewisser Beziehung
Ersatz geworden. Ungebundene Bücher giebt es heute, trotz allem, zweifellos
mehr denn je zuvor.
Die dritte Antwort auf unsere Frage aber erklärt das relativ geringe
Wachsen dem gesteigerten Bedarf gegenüber, mit der zunehmenden
Leistungsfähigkeit der Handwerksbetriebe. Gerade darin dürfte der
Schwerpunkt besagter Erscheinung liegen. Es wird bei der Beurteilung
der Handwerker&age viel zu wenig berücksichtigt, daß schon deshalb eine
starke Vermehrung der Betriebe und des Personals nicht denkbar ist, weil
jeder einzelne Betrieb heute weit mehr leistet als früher. Ein modemer
Handwerksbetrieb mit zeitgemäßem Werkzeug und 2 — 3 Hilfsmaschinen,
aber ohne Gehilfen, vermag mehr Aufträge zu erledigen, als derselbe
') Zum TeU frequentieren sie das Ladengeschäft des Buchbinders.
86 I^ie Bachbinderei als Handwerk.
Betrieb mit zwei Gehilfen vor 30 Jahren. Aus dieser Verminderong des
Personals darf doch keineswegs auf einen Rückgang des betreffenden Unter-
nehmens geschlossen werden. Was hier im einzelnen zutrifft, das spielt in
der Gesamtheit eine große Bolle. Die Statistik des Reiches redet Ton
diesem Gesichtswinkel aus eine ganz andere Sprache.
In den kleineren Buchbindereien ist die Leistungsfähigkeit in den
letzten Jahrzehnten stark gesteigert worden. Es ist bereits im ersten Ab-
schnitt ausgeführt, daß äußerst rationelle Maschinen gerade den (Qeinbetrieb
technisch vervollständigten. Es giebt heute kaum einen Buchbinder ohne
Beschneidemaschine, die größere Anzahl der Betriebe weist sogar eine
Pappschere au£^) Beide Maschinen aber ersetzen bei entsprechender Aus-
nützung mindestens eine Arbeitskraft.
Von der großen Menge der in Deutschland aufgestellten Buchbinderei-
maschinen kann man sich nach der Produktionsstatistik der Maschinen-
fabrik Karl Krause, Leipzig, einen annähernden Begriff machen.^
Die Firma lieferte an deutsche Abnehmer:^
1860 ... 59 Maschinen bei 15 beschäftigten Personen
1870 .. . 340 „ „ 76 „ „
»> V ^96 „ „
n » 553 ,, „
Das ist ein Teil des deutschen Absatzes einer Firma, es giebt aber
ca. 20 Buchbinderei-Maschinenfabriken in Deutschland. Die Mehrzahl dieser
Maschinen ist in Handwerksbetrieben aufgestellt; es erhellt, daß deren
Leistungsfähigkeit dadurch in hohem Maße gesteigert wurde. Die größeren
Anforderungen an die Buchbinderei brauchten sich also keineswegs in einer
Vermehrung der Betriebe zu zeigen, dem steigenden Bedarf konnte ein
quantitativ und qualitativ besseres Können gegenüber gestellt werden.
Würden die Handwerksbetriebe in ihrer primitiven Form weiter bestanden
haben, so hätte sich die Zahl der Unternehmungen ohne Zweifel stark ver-
mehren müssen. Bei der fortschreitenden Technik aber lag das Gegenteil
1880 . .
. 600
1885 . .
. 925
1890 . .
. 1314
1895 . .
. 2000
1899 . .
. 2142
^ Der Preis beider Maschinen belflaft sich auf 500—600 Mark.
*) Die Reichsstatistik zählt keine Buchbindereimaachinen auf.
^ Auf Grand aathentischen Materials zusammengestellt
2. Die Lebensfähigkeit u. Bentabilitftt der handwerksmäßig betriebenen Bachbinderei. 87
nahe. Ist die Entwickelang trotzdem andere Wege gegangen, so spricht
das entschieden für die Existenzfahigkeit dieser Betriebsform. —
Es erübrigt sich noch, an dieser Stelle die Frage der wirtschaftlichen
Bedentang des Eanstgewerbes zur Sprache za bringen.
Es gab eine Zeit, in der man sich von der Wiederbelebang des Kanst-
handwerkes Großes versprach; namentlich in den 80er Jahren herrschte die
Ansicht, daß bei der Massenprodaktion die künstlerische Spitze verloren
gegangen, die wiedereinzubringen aber Sache des Handwerks seL Der
Ennsthandwerker sollte der Massenproduktion^ von der damals noch das
Wort ,,billig und schlecht'^ zirkulierte, eine wirklich gute Handwerksware
gegenüberstellen. Wie Pilze schössen die Fachschulen aus der Erde, Staat
und Gemeinde thaten das Ihrige um dem neuen üniversalheilmittel Ein-
gang zu verscha£fen. Noch einmal zeigte sich die ganze Erafb des
deutschen Handwerks, in eiserner Anklammerung an „die neue Lehre''
wurde überall das Dogma vom Eunsthandwerk verkündet Auch in der
Buchbinderei erinnerte man sich der Zeiten Groliers, Majolas,
Attavantes und anderer Meister.^) Längst vergessene Vorbilder früherer
Jahrhunderte, Meisterwerke der Ornamentik und der Plastik wurden aus
den Museen hervorgeholt Es ist bereits dargestellt, wie weit man es in
verhältnismäßig kurzer Zeit damit brachte.
Und doch hat man die hochgespannten Hofihungen sehr bald herunter-
schrauben müssen, der Begeisterung folgte bald die Einsicht, daß ein Eunst-
handwerk als solches nicht bestehen könne. In Deutschland fehlt dem
großen Publikum der Sinn und vielleicht auch das Geld für künstlerische
Bucheinbände. Dazu kommt noch, daß sich die Großbuchbinderei der
kunstgewerblichen Buchausstattung bemächtigte. In Hamburg z. B. besteht
eine große Fabrik für Leder Schnittwaren, in Leipzig aber beschäftigt jede
Großbachbinderei 1 — 2 Eunstbuchbinder. Seitdem nun neuerdings Diplom-
und Glückwunschmappen durch Eombination von Hand- und Preßver-
goldung verziert werden, ist der Großbetrieb bei deren Anfertigung ent-
schieden im Vorteil. Außerdem Uefert die Großbuchbinderei derartige
kunstgewerbliche Arbeiten in der Eegel weniger um des Verdienstes willen,
sondern des Renommees wegen; dadurch aber wird die Eonkurrenz des
eigentlichen Eunstbuchbinders illusorisch.
Trotz alle dem sollte auf die kunstgewerbliche Ausbildung des jungen
Buchbinders das größte Gewicht gelegt werden. Wenn schon die Eonst
') Siehe Abschnitt I, 4 dieser Darstellung.
88 Die Bnchbinderei als Handwerk.
ihren Meister nicht ernährt, so erleichtert sie ihm doch seinen Lebenserwerb.
Aber ganz abgesehen davon, weckt sie die erfindende Kraft im Handwerk,
lehrt sie den Meister, sich höher zu werten. Der Eunstbuchbinder ist im-
stande, sich den Wünschen des Publikums anzupassen, er klammert sich
nicht an überkommene Arbeitsmethode, er weiß gewissermaßen jedem Stück
Arbeit einen individuellen Charakter zu geben. Daß solche Fertigkeit dann
auch besser bezahlt wird, liegt auf der Hand. Gerade das Buchbinder-
gewerbe hat alle Ursache, durch künstlerische Ausstattung seiner Einbände
und durch entsprechende Beeinflussung des Publikums für höhere Ent-
schädigung seiner Leistungen Sorge zu tragen. Ja, man darf wohl sagen,
daß der gelernte Buchbinder unter allen umständen kunstgewerblich aus-
gebildet werden sollte. Es ist darunter nicht allein der Lederschnitt, und
die komplizierte Handvergoldung mit Lederauflage zu verstehen, sondern
vor allem die Technik des feinen Bucheinbandes; diese darf getrost als
kunstgewerbliche Arbeit bezeichnet werden. Es kommen bei den Halb- und
Ganzfranzbänden so viele Kunstgriffe in Frage, daß eine intensive Aus-
bildung darin unerläßlich ist
Die Forderung einer praktischen und theoretischen Durchbildung des
Buchbinders ist demnach aus technischen und wirtschaftlichen Gründen
wohlberechtigt, wenngleich ein besonderes Kunstgewerbe seine Lebens-
bedingungen in Deutschland nicht findet.
Haben wir nun an der Hand der Entwickelung die Lebensfähigkeit der
handwerksmäßigen Buchbinderei im allgemeinen zugeben müssen, so bleibt
noch zu erörtern, ob ein Betrieb kleineren ümfanges, bei hinreichender
Beschäftigung, seinem Lihaber ein auskömmliches Dasein garantiert
Die Buchbinderei gehört, soweit sie sich mit dem Einbinden von Büchern
beschäftigt, nicht zu denjenigen Gewerben, die irgend welches Produkt aus
den Rohmaterialien heraus erstehen lassen. Der Kunde bringt ein an sich
fertiges Fabrikat — das broschierte Buch zum Meister, der es nur umge-
stalten, zum Gebrauch handlicher machen soll. Der eigentliche
Wert des Gutes liegt in den Druckbogen, der Buchbinder kann mit seiner
Arbeit diesen subjektiven Wert nicht erhöhen^), wohl aber den Gebrauchs-
wert durch die Güte seines Einbandes etwas beeinflussen. Seine Arbeit ist
also nebensächlicher Art, sie hängt nicht ausschließlich von dem Vor-
handensein gewisser Rohmaterialien ab — Kleister, Leim, Leder, Papier etc.
— sondern sie bedarf als unmittelbare Voraussetzung eines fertigen Pro-
^) Abgeseben von Kunsteinbänden.
2. Die Lebensfthigkeit u. Rentabilitftt der handwerksmftßig betriebenen Buchbinderei. 89
dnktes.^) Die ganz natürliche Folge hiervon ist, daß die Kosten der üm-
gestaltung f&r den Oebranch, als zum eigentlichen Preis hinzukommend
betrachtet, und demnach in der Regel möglichst niedrig gewünscht werden.^
Anders ist es bei den Luxuseinbänden, die nicht selten für den Gesamtpreis
des Buches maßgebend sind. Der Eleinbnchbinder aber dient einer Be-
dürfnisbefriedignng^ deren Wert erst sekundär in Frage kommt, deren Preis
sich nach obigem Maßstab regelt *) Der Abonnent einer Zeitschrift z. B.
wird diese am Schluß des Jahres nicht deshalb einbinden lassen, weil er
den zweckdienlichen Wert derselben erhöhen möchte, sondern nur weil er
sich in bessereUi bequemeren und dauernden Genuß des durch den Inhalt
der Zeitschrift Gebotenen setzen wilL Es ist für die Aufbewahrung und
den Gebrauch praktischer, die losen Blätter zu einem Ganzen zu yer-
einigen. Diese Manipulation aber bringt dem Abonnenten keinen neuen
materiellen oder ideellen Gewinn aus seiner Zeitschrift; er hat deshalb auch
das Empfinden, daß der Buchbinder ihm für sein Geld etwas wirklich Pro-
duktires, ihm persönlich Wertvolles, nicht biete — Veranlassung genug für
ihn, den Preis des Einbandes möglichst zu drücken.
Der Buchbinder ist also in der Begel weder Produzent des Buches noch
ümgestalter desselben in veredelndem Sinne; er bewirkt lediglich eine
bessere Eonservierung der Druckbogen. Es liegt auf der Hand, daß
der kleinere Buchbinder nur bei billiger Preisstellung von größeren Schichten
des Volkes in Anspruch genommen wird.
Doch giebt es noch weitere Ursachen für die geringe Bentabilität der
handwerksmäßig betriebenen Buchbinderei; die Verhältnisse sind aber bei
den einzelnen Betriebsgrößen verschieden, so daß darauf bei deren Er-
örterung besonders hingewiesen werden muß. Im allgemeinen aber beruht
die geringe Wertung der Handwerksarbeit in dem Charakter der Buch-
binderei, so daß es sich um eine neue Erscheinung nicht handelt Die Ur-
kunden der Innungen berichten immer wieder von dem Bestreben der Buch-
^) Selbst wenn man ein broschiertes Buch als „fertig" nicht gelten lassen will,
handelt es sich doch immer noch nm ein Halbfi&brikat
*) Es kommt hier nicht in Betracht, ob es sich um hohe Monopolpreise oder
um auf großen Absatz hinzielende Spekulationspreise handelt, denn in ersterem
Falle „kostet das Bach so wie so schon genug'* und im andern Falle „kann doch der
Einband nicht mehr als das ganze Buch kosten''.
*) Selbstverständlich giebt es auch hier Ausnahmefälle, in denen ein guter
Einband gewünscht wird ohne besondere Rücksicht auf den Preis, doch überschfttze man
diese Qualitätskundschaft nicht
90 I^ie Bachbinderei als Handwerk.
binder, ihren Verdienst zu yergrößem; das Handwerk allein kann sie nicht
ernähren, sie suchen sich früh Nebenerwerb, daher auch der Streit mit den
Buchhändlern und „Eramem'' um den Handel mit Büchern und Schreib-
artikeln. Bereits 1741 schrieb Prediger:^) „Wie kommt es nun^ daß es
so wenige Buchbinder giebet^ die bey ihrer sauren und kürzlichen Profession
nichts vor sich bringen können und es ihnen die schlechteste Handthierung
öfters zuvor thut?'' Eine seiner Antworten hierauf ist, daß dies nicht selten
an der ,,üblen faulen Frau" liege, „welche sich zum Planieren, Falsen, Be-
stechen etc. nicht applizieren will, des Falsen und Heften sich entschlagen,
und lieber das Spinnen abwarten, als dem Mann mit Handwerkshilfen an
die Hand zu gehen; bey solchen Umständen ist es kein Wunder, wenn der
beste Mann nichts vor sich bringen kann'^
Der Buchbinder war demnach in den meisten Fällen auf die Mithilfe
seiner Frau angewiesen, verrichtete diese nicht die leichteren Arbeiten, so
war es ihm unmöglich im Geschäft vorwärts zu kommen.^
Im wesentlichen ist das bei den kleineren Handwerksbetrieben auch heute
noch so. Allerdings ist die Frau auf der Werkstatt eine seltene Erscheinung,
dafür aber nimmt sie das Ladengeschäft wahr, auf dessen Ertrag
der Buchbinder angewiesen ist In kleineren und mittleren Städten liegt
der Papier- und Schreibwarenhandel fast ganz in den Händen der
ortsanwesenden selbständigen Buchbinder.^ Abgesehen von verschiedenen
Ausnahmen, dürfte es hier Betriebe ohne Ladengeschäft kaum geben, allen-
falls in Industrie- und Universitätsstädten. Während der Mann auf der
Werkstatt beschäftigt ist, nehmen die Frau oder erwachsene Töchter den
*) Prediger, a. a. 0. Bd. I, S. 210, 212.
*) Die Mithilfe der Frau steht auch im Zosammenhang mit den historisch ge-
wordenen niedrigen Preisen der buchbinderischen Handwerksprodokte; die Arbeit der
Frau wurde bei der Kalkulation nicht in Anrechnung gebracht „dieweil sie nichts
kosten that'^ Daraus ergab sich dann, daß die nur mit Gresellen arbeitenden Betriebe
ebenfalls zu diesen Preisen liefern mußten. Daher auch die enorm lange Arbeitszeit
der Gehilfen, welche im Winter von morgens 5 bis abends 9 Uhr, im Sommer von
4 — 8 Uhr in der Werkstatt thfttig waren. (Vergl. Kofel, Chronik der Buchbinderinnung
Fu Leipzig, 1894, S. 11.)
*) Auch dieser Umstand spielt bei der Preisstellung eine Bolle, denn da der
Betriebsinhaber nicht ausschließlich auf den Verdienst seiner Werkstatt angewiesen ist,
übernimmt er des öfteren Auftrage zu einem Preise, der ihm immerhin noch einen
kleinen, aber keinen entsprechenden B^inertrag abwirft Die Konkurrenz anderer kleiner
Firmen ohne Ladengeschäft ist dabei fast ausgeschlossen. Bei einer Konkurrenz gleich-
gestellter Betriebe aber liegt die Gefahr des Unterbietens nahe.
2. Die Lebensfähigkeit u Rentabilitftt der handwerksmftßig betriebenen Buchbinderei. 91
Verkauf der Ladenartikel war. In vielen Fällen ist die Buchbinderei sogar
nebensächliche Erwerbsquelle. Man kann mit dieser Wandlung in der Be-
schäftigung der Frau zufrieden sein, denn mit gesundheitlichen oder
sozialen Schäden ist diese Thätigkeit nicht verbunden.
Das Ladengeschäft ist aber auch für den ununterbrochenen Betrieb
der Buchbinderei von Wichtigkeit, denn in der sog. toten Zeit — vor-
nehmlich im Sommer — kann fbr den Laden gearbeitet werden; die Zeit
der Geschäftsstille währt in der Buchbinderei oft monatelang.
Es liegt auf der Hand, daB die Möglichkeit der Anfertigung von
Heften, Kasten, Notizbüchern, Diarien u. dergl. einen wünschenswerten Aus-
gleich herbeiführt
Auch in anderer Beziehung ist das Ladengeschäft von Wichtigkeit, es
führt dem Buchbinder einen Teil des Ertrages der ihm früher
entzogenen Spezialarbeit wieder zu. Durch den Verkauf von Ge-
schäftsbüchern, Bibeln, Gesangbüchern, Albums und Lederwaren sind ihm
neue Einnahmen geworden. Im Grunde genommen handelt es sich dabei
nur um eine Verschiebung der Erwerbsquelle, denn was er früher durch
seiner Hände Arbeit verdiente^ das wird ihm jetzt an denselben
Artikeln weit müheloser durch sein Ladengeschäft.
Die Verbindung der Buchbinderei mit dem Papier- und Schreibwaren-
handel ist daher zu begrüßen; sie giebt dem Buchbinder zum Teil Ver-
lorenes wieder, zum Teil aber bietet sie ihm Ersatz für die geringe Ben-
tabilität seines Betriebes. Li allen Städten, wo diese Vereinigung Platz
greift, gehört das Buchhindergewerbe zu den wohlsituierten, wo aber die
Buchbinderei kleineren Umfanges lediglich als solche besteht, prosperiert
sie relativ ungünstig auch dann, wenn sie genügend beschäftigt ist.
Zur Vervollständigung unserer Untersuchung ist es nun noch notwendig,
die einzelnen Betriebsgrößen innerhalb des Handwerks und die sog.
Mittelbetriebe hinsichtlich ihrer Rentabilität gesondert zur Darstellung zu
bringen.
Beginnen wir mit den Alleinbetrieben.
Die Statistik zeigt hier eine ganz geringe Zunahme; nach der allge-
meinen Lage aber dürfen wir auf einen Stillstand in der Entwickelung
schließen.
Was ergiebt sich daraus?
Es wurde bereits darauf hingewiesen, daß von vielen Seiten der Allein-
betrieb als die typische Form des Handwerks angesehen wird. Wollten wir
uns diesem Urteil anschließen, so stände es um die handwerksmäßige Buch-
92 Die Buchbinderei als Handwerk.
binderei allerdings schlecht Ist aber eine solche AofFassung im allgemeinen
schon hinfällig, so trifft sie für die Buchbinderei ganz und gar nicht zu.
Der Alleinbetrieb ohne Ladengeschäft, bei dem die oben besprochenen um-
stände am meisten zusammenwirken, bietet seinem Inhaber im HöchstfaUe
eine äußerst primitive Existenz. Würden wir in der Statistik die Fälle aus-
scheiden können, in denen diese Betriebsform mit einem Papier- und
Schreibwarenhandel yerbunden ist,^) so würde die Zahl der Alleinbetriebe
wesentlich zusammenschmelzen. Aber auch dann könnte von wirklichen
Alleinbetrieben kaum die Bede sein, da die Mitarbeit der Familien-
angehörigen in solchem Falle unerläßlich ist Die Gewerbestatistik weist
1895 allerdings nur ca. 900 mitarbeitende Familienangehörige auf; die Zahl
bleibt indes hinter der Wirklichkeit weit zurück, da sie allein in Berlin
und Leipzig größer ist Diese Differenz ist darauf zurückzufahren, daß der
Begriff „mitarbeitende FamiUenangehörige« oft total falsch verstanden wird;
mitunter aber auch falsche Scham die Leute abhält, der Wahrheit gemäß
zu berichten.
Wie aber kommt es, daß gerade der Kleinbetrieb sich so schlecht
rentiert?
Abgesehen von den bereits dargelegten allgemeinen Gründen liegt hier
die Ursache in dem technischen Prozeß des Bucheinbandes. Es müssen
dabei eine Anzahl kleine Arbeiten yorgenommen werden, die an sich un-
entbehrlich, im übrigen aber zeitraubend und unbedeutend sind. Ist nun
keine minder bezahlte Kraft im Betriebe, die solche Arbeit verrichten kann,
wie z. B. das Auseinandernehmen und Nachfalzen der Bogen, das Bünde-
aufschaben, das Fälzeankleben, das Kaptalen etc., oder sind mitarbeitende
Familienangehörige nicht vorhanden, so muß der Meister diese nebensäch-
liche Arbeit selbst verrichten und damit einen großen Teil seiner Zeit zu-
bringen. Ferner lohnt es sich nicht, ein einzelnes Buch zu verarbeiten.^
Der Buchbinder läßt deshalb gern eine Anzahl zusammenkommen, um die
^) Nicht selten auch Tabak- und Cigarrenhandel.
') Damit soll nicht gesagt sein, daß auch in der kleineren Buchbinderei das Prinzip
der Massenarbeit notwendig ist, es handelt sich vielmehr um rein handwerksmäßige
Thätigkeiten, nur daß bei einer Arbeitsansammlung dieselben gleichzeitig an mehreren
Büchern vorgenommen werden können; eine Arbeitsteilung derart, daß der eine heftet,
der andere beschneidet etc., findet dabei nicht statt, sondern es nimmt derselbe Arbeiter
gleichzeitig mehrere Bücher (möglichst gleichen Formats) in Angriff; es werden auf
diese Weise die notwendigen Vorarbeiten (das Aufspannen der Heftlade, das Leimen,
das Abpressen, das Einsägen u. dergl.) vereinfacht.
2. Die Lebensfähigkeit n. Rentabilität der handwerksmäßig betriebenen Buchbinderei. 93
- — ■ - ^ — ■■ ■ ■ ■ - ■ ■ I
Vorbereitnngszeit zu reduzieren. Der Alleinbuchbinder aber kann nicht
immer warten, bis sich ein Vorrat von Büchern angesammelt hat, er muß
die Arbeit so yomehmen, wie sie ihm ins Haus kommt. Damit aber be-
findet er sich seinem größeren Eonkurrenten gegenüber von vornherein im
Nachteil
Die Ursachen für den Niedergang des Alleinbetriebes ohne Laden-
geschäft sind daher durchaus natürliche, in der wirtschaftlichen und tech-
nischen Eigenart der Buchbinderei wohl begründete. Mag die eingangs auf-
gestellte Behauptung, nach der in der Zunftzeit Meister, Geselle und
Lehrling typisch für den Handwerksbetrieb waren, für einzelne Gewerbe-
arten nicht zutreffen — in der Buchbinderei ist der wirkliche Alleinbetrieb
auch firüher unmöglich gewesen; wo er in den 60er Jabren in größerer
Anzahl erstand, da muß er bei der stets zunehmenden Verschärfung des
Konkurrenzkampfes mit der Zeit yerschwinden. Wir haben keine Ursache,
darüber zu klagen, denn eine Betriebsform, die nur durch menschen-
unwürdige Ausnutzung der Arbeitskraft ihr Dasein behaupten kann, steht
sowohl dem Erwerbsleben als dem sozialen Fortschritt im Wege.^)
Die nächstfolgende Betriebsgröße (1 — 5 Personen) zeigt eine Zunahme
von 283 Betrieben oder 5,1 ^o» ^® ^^ ^^^ Personen vermehrte sich um
1355, das sind 8,3^1^. Für diesen Betriebsumfang kommen besonders die
Ausführungen hinsichtlich der erhöhten Leistungsfähigkeit in Betracht, auch
ist hier der Verlust durch die Spezialisation am größten gewesen. Wenn
wir trotzdem ein Wachsen sowohl der Betriebe als des Personals sehen, so
deutet das entschieden auf eine Lebensfähigkeit hin.
Hinsichtlich der Rentabilität müssen auch hier, soweit es sich um Be-
triebe von 2 — 3 Personen handelt, die geltend gemachten Bedenken im
Prinzip wiederholt werden. E]ine Buchbinderei ohne Ladengeschäft, mit
einem Meister und einem Gesellen ist in der Regel unmöglich. Die
Gründe sind dieselben wie die für die Alleinbetriebe geltend gemachten, sie
liegen in der Technik der Buchbinderei. Ein bis zwei Lehrlinge sind
in solchem Betriebe eine unbedingte Notwendigkeit Der Meister mit
einem Lehrling verdient zwar etwas mehr als der Alleinmeister, aber
rationell arbeitet auch er nicht
^) Die Statistik zeigt allerdings, daß 1895 noch 48^0 edler Betriebe Alleinbetriebe
waren y doch ist mit diesen Zahlen wenig anzufangen^ da die reinen Alleinbetriebe
(ohne Ladengeschäft und ohne Mitarbeit von Familienangehörigen), kaum 10 ^/q der
Summe ausmachen dürften.
94 I^ic Bncbbinderei als Handwerk.
Der umfang einer gnt gehenden Bnchbinderei mnß mindestens drei
Personen betragen. Auf dieser Grandlage läßt sich ein Produzieren Ton
Hand in Hand ermöglichen. Die Dreiteilung spielt in der praktischen
Buchbinderei eine große Rolle. ,,Anschmieren^, ,,anlegen'' und „um- oder
einschlagen^ sind Hantierungen, die so ziemlich ein Drittel der ganzen Be-
schäftigung des Buchbinders ausmachen, es sind Verrichtungen , die bei
jedem Stück Arbeit kurz nacheinander erledigt werden müssen. Kann
dabei ein Zusammenarbeiten stattfinden derart^ daß je ein Mann anschmiert^
anlegt und einschlägt, so bedeutet das eine Zeitersparnis tou yielen
Stunden. ^)
Die nächstfolgende Größenklasse (6 — 10 Personen) bedarf keiner be-
sonderen Darstellung. Das Prinzip der technischen AusfOhrungsarbeit ist
das der kleinen Betriebe, nur findet in der Regel eine größere Maschinen-
ausnutzung statt. Mit der Zunahme des Personals steigt auch der relative
Reinertrag, so daß diese Betriebe sich in durchaus gefestigter Position be-
finden; das zeigt auch die Statistik, denn seit 1882 yermehrten sich die
Betriebe mit 6 — 10 Personen um 58,1 ®/^j.
Den Übergang zur Großbuchbinderei bilden die Mittelbetriebe, sie be-
schäftigen sich in der Provinz vor allem mit Verlagsarbeit Die moderne
Buchdruckerei ermöglicht die Herausgabe selbst eines größeren Werkes auch
in kleineren Städten. Die Arbeit des Eänbindens und Broschierens besorgen
in solchen Fällen Buchbindereien mittlerer Größe. Da aber durch diese
Thätigkeit deren Leistungsfähigkeit nicht erschöpft wird, verfertigen diese
Geschäfte nebenher Eartonnagen für Handel und Industrie, außerdem aber
arbeiten sie für Behörden, Eisenbahnen und sonstige Korporationen, nicht
selten liegen sie auch einer Spezialität ob. Diese Betriebe müssen in
gewissem Sinne alles machen, was mit dem Leim- und Kleistertopf in Ver-
bindung gebracht werden kann, sie übernehmen Massen- und Einzelarbeit»
sie sind Sortiments- und Großbuchbinderei zugleich. Trotzdem kann von
einer Konkurrenz mit den Leipziger Großbetrieben nicht die Rede sein,
denn erstens ist der Mittelbetrieb wegen der Mannigfaltigkeit seiner Arbeit
auf gelerntes Personal angewiesen und zweitens arbeitet der Großbetrieb
mit Dampfkraft, während dies bei den Mittelbetrieben nur höchst selten
der Fall ist. Wenn diese Betriebsform nun doch fiir den Verlag bindet, so
hat das seine Ursache in der weiten Entfernung von den Zentralstätten.
') Man kann hier nicht gut von Arbeitsteiinng reden, da die Arbeiten weder
zeitlich noch räumlich getrennt aasgeführt werden können.
2. Die Lebensfähigkeit u. Rentabilität der handwerlumftfiig betriebenen Buchbinderei. 95
Die Mehrkosten am Ort werden durch die andernfalls zu entrichtenden
Frachtsätze für Hin- und Bücktransport zu einem großen Teile ausgeglichen.
Darin liegt aber auch die Ghrenze fiir die Ausdehnung des Großbetriebes,
das Übergreifen desselben auf das Gebiet des Mittelbetriebes wird durch
die hohen Transportkosten fast unmöglich gemacht. Die Großbuchbindereien
sind deshalb auf die Drucke ihres Ortes oder dessen nächster Umgebung
angewiesen, es sei denn, daß sich an irgend einem kleinen Verlagsort keine
größere Buchbinderei befindet, in welchem Falle die Druckbogen nach
Berlin, Leipzig oder Stuttgart geschickt werden müssen.^)
Naturgemäß aber macht sich in der Provinz das Bestreben geltend, die
Arbeit an Ort i)nd Stelle zu behalten, daher auch die starke Vermehrung
der Mittelbetriebe (99,3 %). Es könnte dabei die Frage aufgeworfen werden,
ob nicht mit der Zeit die Handwerksbetriebe von den Mittelbetrieben
absorbiert werden. Die Gefahr liegt filr gewisse Plätze allerdings nahe, flir
jene nämlich, wo die Mittelbetriebe nicht hinreichend mit Spezial- und
Verlagsarbeit beschäftigt und deshalb genötigt sind, ihr Produktionsgebiet
zu erweitem. In diesen Fällen kommt es nicht selten zu wilden Kon-
kurrenzkämpfen, bei denen der Handwerker in der Begel den kürzeren
zieht Irgend welche allgemeine Tendenz aber darf hieraus nicht abgeleitet
werden, da die Mittelbetriebe in der Hauptsache auf Verlagsarbeit ange-
wiesen sind und in verhältnismäßig wenig Orten vorkommen. In 8 deutschen
Bundesstaaten befanden sich 1895 überhaupt keine Betriebe dieser Art, in
13 Staaten, worunter Bayern und Preußen, beträgt die Zahl der Mittel-
betriebe weniger denn S^o *^^ör Betriebe, das Verhältnis von 10 ^^ aber
erreicht kein Staat Dabei sind es zumeist Industriegegenden, in denen
diese Unternehmungen stark hervortreten, Gegenden, in welchen sie ihre
Existenzbedingungen auch ohne Eingriff in das Handwerksgebiet finden.
Wollen wir nunmehr die Ergebnisse zusammenfassen, so lassen sich
folgende Sätze aufstellen:
1. Ein Konkurrenzkampf zwischen Fabrik und Handwerk findet heute
nicht mehr statt, beide Betriebsformen haben ihr besonderes Arbeitsgebiet
Allerdings sucht der Mittelbetrieb nach beiden Seiten hin Boden zu
gewinnen, von vitaler Bedeutung aber ist dieser Eingriff weder für die
Fabrik noch filr das Handwerk.
2. Die handwerksmäßig betriebene Buchbinderei findet, bei durch-
') So z. B. lassen die Tübinger Verleger in Stuttgart binden
96 l^ie Buchbinderei als Handwerk.
greifender technischer Ausbildung ihres Personals, auch jetzt noch einen
gesicherten Boden, der bei zunehmendem Wohlstand der Bevölkerung
weiterer Festigung fähig ist
3. Historisch geworden, und aus technisch -wirtschaftlichen Grründen
dringend zu wünschen, ist die Vereinigung von Buchbinderei und Schreib-
warenhandel. Beide Elrwerbsquellen in einer Hand sichern dem Inhaber
auch f&r die Folge ein befriedigendes Auskommen.
IV.
Die berufliche und soziale Griiederung der
Erwerbsthätigen.
1. Einleitung.
In den bisherigen Darstellungen war Ton den beschäftigten Personen
nnr im Allgemeinen die Bede. In Nachstehendem soll an der Hand der
Bernfszählnngen Yon 1882 und 1895 die berufliche und soziale
Gliederung des in der Buchbinderei und Eartonnagefabrikation thätigen
Personals veranschaulicht werden.
Die Berufszählungen sind im wesentlichen nach den Gesichtspunkten
der G^werbezählungen vor sich gegangen, allerdings mit einigen prinzipiellen
Abweichungen.
Während die Gewerbezählung das durchschnittlich beschäftigte
Personal angiebt, beschränkt sich die Berufszählung auf den Tag der Er-
hebung. Schon hieraus ergiebt sich eine geringe Verschiedenheit der
Zahlen. Diese aber wird wesentlich größer dadurch, daß die Berufsstatistik
im Gegensatz zu der Gewerbezählung^ welche die Betriebe zum Ausgangs-
punkt hat, und dabei die in denselben beschäftigten Personen zur Dar-
stellung bringt^ ohne sich im allgemeinen um die thatsächliche Beschäftigung
zu kümmern, die einzelnen nach ihrem persönlichen Beruf, ohne Bück-
sicht auf den Betrieb, in welchem sie den Beruf ausüben, nach-
weist Die Betriebe aber setzen sich sehr häufig aus Personen ver-
schiedener Berufsarten zusammen, und andererseits sind Personen derselben.
HftrmSi EntwickelongBgeBch. d. deatoehen BachbindereL 7
98 I^e berufliche und soziale Gliederung der Erwerbethfttigen.
Berofsart in Betrieben sehr yerschiedener Gewerbearten zu finden. ^) Gerade
in der Buchbinderei tritt dies stark zu Tage. Die Statistik führt leider
auch hier wieder Buchbinderei- und Eartonnagearbeiter zusammen au£ Es
ergiebt sich aus der Aufstellung *) daß die Beschäftigung dieser Berufs-
angehörigen in anderen als zu ihrer Gewerbeart gehörigen Betrieben sehr
mannigfaltig ist Während die Papier£abriken solche Personen zur Weiter-
yerarbeitung ihrer Erzeugnisse Terwenden, bildet in den Buch- und anderen
Druckereien, in großen Handels-, Kredit- und Versicherungsanstalten etc.
das Broschieren und Einbinden von Büchern ihre hauptsächliche Be-
schäftigung, in andern Gewerben haben sie durch Zusammenkleben von
Teilfabrikaten an der Produktion direkten Anteil (z. B. Spielwarenfabriken),
ihre Hauptarbeiten verrichten sie jedoch in Großbetrieben durch Herstellung
von Kartons, Pappkasten u. dergl. zur Verpackung der Erzeugnisse in ge-
wöhnlich f&r einen sehr ausgedehnten Bedarf produzierenden Unter-
pehmungen, in der Nadel- und Lederfabrikation, in den Bleistiftfiäbriken,
den Explosivstoff- und Streichholzfabriken, den Wollwebereien, der Tabak-
fabrikation, dem Manufakturwarenhandel etc.
Näheren Aufschluß über die Beschäftigung von Buchbindern und
Kartonnagearbeitem außerhalb ihrer eigentlichen Berufsbetriebe giebt nach-
stehende Aufzählung:
Buchdruckerei 1428 Personen
Herstellung von Bunt- und Luxuspapier . . . 1006 „
Stein- und Zinkdruckerei 582 „
Herstellung von Explosivstoffen 255 „
Posamentenfabrikation 153 „
Farbendruckerei 147 „
Tabakfabrikation 143 „
Herstellung von Papier und Pappe 125 „
Buch- und Kunsthandel 125 „
1) Die Beichsstatistik (Bd. CXIX, S. 17) macht diese Berufsthfttigkeit in yel^
Bchiedenen Betrieben, durch folgendes Beispiel klar: Die Schlosserei hatte am 14. Juni 1895
einen Bestand von 295700 Personen, danmter 268502 Lehrlinge und Arbeiter, in der
Gewerbeart Schlosserei hingegen wurden in 26546 Betrieben bloß 104885 Personen
gesShlt, darunter 77980 Arbeiter, von diesen gehörten aber nur 72374 wirklich der
Schlosserei an, die übrigen 5556 waren in anderer Eigenschaft in den Schlosserei-
betrieben beschäftigt, andererseits arbeiteten außerhalb der Schlosserei in Betrieben der
verschiedensten Art 122679 Arbeiter als Schlosser.
«) Bd. CXIX, S. 109.
1. Emleitnng. 99
Handel mit Waren 109 Personen
Herstellung von Zündhölzchen 101 „
Bleistiftfahrikation 99 „
Herstellung von Spielwaren aus Papiermasse . . 86 „
Baumwollweberei 85 „
Handel mit Manufakturwaren 82 „
Photographische Anstalten 81 ,,
Biemer, Sattler 72 „
Kleider- und Wäschekonfektion 71 „
Strickerei, Wirkerei 65 „
Häkelei, Stickerei 60 ,,
Baumwollspinnerei 57 „
Seidenweberei 57 „
Herstellung sonstiger Dreh- und Schnitzwaren . 57 „
„ y. Schreibfedem aus Stahl u. Aluminium 52 „ •
Hutmacherei, Filzwarenfabrikation 49 „
Näh- und Stecknadelfabrikation 45 „
Geld- und Eredithandel 45 „
Sonstige Erzeugnisse von Metallverzierungen . . 42 „
Spiegelglasfabrikation 36 „
Herst. Y. Spielwaren aus Holz u. and. Schnitzstoffen 34 „
Veredelung von Holz- und Schnitzwaren ... 34 „
Weberei von gemischten und anderen Waren . . 33 „
Seidefärberei und Druckerei 32 „
Das sind in Summa 4193 betriebsfremde Buchbinder und Eartonnage-
arbeiter. Von diesen sind:
^)Buchbinder . . . männlich 1725, weiblich 1122, zusammen 2847,
Eartonnagearbeiter „ 1177, „ 169, „ 1346.
Die hohe Zahl der betriebsfremden Buchbinder erklärt sich aus dem
Bestreben der Verleger, Bucbdruckerei und Buchbinderei in eigene Regie
zu bekommen. Es macht sich in dieser Beziehung eine Tendenz geltend,
die ohne Zweifel dahin führt, daß Verlagsfirmen, die im Besitz einer
Druckerei sind, sich mit der Zeit auch eigene Buchbindereien einrichten
werden. In Leipzig giebt es bereits Institute, in denen nicht nur gedruckt
Bd. GXm, S. 276.
7*
100 I^ie berufliche und soziale Gliedemng der firwerbsth&tigen.
und gebunden wird^ sondern in denen anch die Schriften, Farben and
Platten hergestellt werden.
Derartige Untemehmnngen, in welchen die Produktion von Anfang bis
zu Ekide erledigt ¥drd, in denen, wie im Bibliographischen Institut zu
Leipzig, Buchbinderei, lithographische und xylographische Anstalt, Schrift-
gießerei, Stahl- und Eupferdruckerei, Galvanoplastische Anstalt, Stereotypie,
Verlags- und Kommissionsgeschäft in einer Firma vereinigt sind, erinnern
imwillkürlich an die Sklavenwirtschaften des Altertums. Dieselbe Produktions-
yereinigung tritt uns dort auf der Grundlage der unfreien Arbeitskraft ent-
gegen. Über den Verleger Ciceros, Pomponius Atticus sagt Schmidt
in seiner „Geschichte der Denk- und Glaubensfreiheit'^:^) „Er beschäftigte
seine Sklaven mit Schreibereien. In seiner Offizin, welche alles übertraf,
was man bis dahin von Anstalten dieser Art kannte, wimmelte es, wie in
imsem heutigen Druckereien von Arbeitern aller Gattungen, welche teils
das Papier und die übrigen Materialien in stand setzten, teils die Verviel-
fältigung der Abschriften und die Korrekturen betrieben, teils die voll-
endeten Bücher kunstvoll aufrollten, mit Einband, Titel. und Schmuck ver-
sahen.'^ Also ganz derselbe Produktionsprozeß, der sich heute auf kapita-
listischer Grundlage in den sogenannten Gesamtbetrieben abspielt
Durch zwei Jahrtausende hindurch hat die Entwickelung der Bücher-
produktion einen Weg genommen, der schließlich zum Ausgangspunkt
zurückkehrte. Bei dem ursprünglich geringen Bedarf an litterarischen Erzeug-
nissen lag eine Betriebs- oder besser Produktionsvereinigung nahe. Ein
besonderes Handwerk mit Betrieben abgegrenzter Th&tigkeit konnte sich
erst viel später entwickeln. Das ausgehende Mittelalter brachte uns die
vollständige Isolierung der einzelnen Gewerbearten, das 19. Jahrhundert
ging noch einen Schritt weiter, es zeitigte die Spezialisierung, das
20. Jahrhundert aber nimmt die Urform wieder au^ es strebt der Betriebs-
vereinigung zu.
In Leipzig z. B. sind schon heute von 3400 Buchbindereiarbeitem 650,
das sind 19 7o> ^ Verlagsgeschäften thätig.')
*) Schmidt, „Geschichte der Denk- und GlaubenBfreiheit im ersten Jahre der
Kaiserherrschaft. Berlin 1847, pag. 120 fg. (Oitiert nach Köhler, Zur Entwickelungs-
geschichte des Buchgewerbes Leipzig 1894 a. a. 0.)
*) Es kann hieraus irgendwelche Gefahr für das Handwerk nicht konstruiert werden,
wohl aber hat die Großindustrie mit dieser Entwickelung zu rechnen. Denn da die
Großbuchbindereien fast ausschließlich fOr eine kleine Anzahl großer Verleger arbeiten,
• • •
a •
1. Einleitung. 101
Andererseits aber sind auch unter dem Personal der Buchbindereien
und Eartonnagefabriken Erwerbsthätige mitgezählt, die nach ihrem Beruf
einer anderen G^werbeart angehören, so z. B. SatÜer, Drechsler, Ver-
golder, Lackierer, Stein- und Zinkdrucker, Lithographen und Graveure,
ganz abgesehen von den nicht gewerbethätigen Personen wie Markthelfem,
Heizern, Packern, Dienern etc. Es erhellt demnach, daß die Zahlen der
Berufszählung mit denen, der in den Buchbindereibetrieben thatsächlich
beschäftigten Personen nicht yerglichen werden dürfen.
Es hätte allerdings auch die Möglichkeit Yorgelegen, das thatsächlich
in den Betrieben beschäftigte Personal auf Grund der Gewerbezählung
zu zergliedern, derart also, daß sämtliche Personen eines Betriebes ohne
fiücksicht auf ihren eigentlichen Beruf zur Darstellung gekommen wären.
Es hätten sich in diesem Falle aber Schwierigkeiten hinsichtlich der
Familienangehörigen, die auf solcher Grundlage nicht gezählt werden
können, ergeben. Ebensowenig könnten in diesem Falle detaillierte Nach*
weise über die nebenberuflich beschäftigten Personen stattfinden. Schließ-
lich aber, und das ist die Hauptsache, wären die Nachweise als
statistische Unterlagen für praktische Folgerungen bei Tarif-
oder Organisationsfragen yöllig wertlos gewesen. Aus diesen
Gründen mußte deshalb das Personal nach dem eigentlichen Beruf
zergliedert werden, es wird jedoch auch gelegentlich die thatsächliche
Betriebszusammensetzung Berücksichtigung finden.
Die Berufsstatistik redet in der Hauptsache von Selbständigen,
Angestellten und Arbeitern, fbr jede Kategorie weist sie die Erwerbs-
thätigen, Dienenden und Angehörigen nach. Zur Literpretation dieser
Einteilung diene Folgendes:^)
Zu den Selbständigen gehören Eigentümer, Inhaber, Besitzer, Mit-
inhaber oder Mitbesitzer (Gompagnons), Pächter, Handwerksmeister, Unter-
verlieren sie ihr Prodnktionsgebiet mit einem Schlage in dem Augenblick, wo der Ver-
leger eine eigene Buchbinderei einrichtet. Dr. Trttdinger führt in seiner Arbeit über
Stattgart zwei derartige Fälle an.
Die großen Bachbindereien haben daher aach das Bestreben, sich möglichst anab-
hfingig zu machen, sie schicken ihre Beisenden in alle Weltgegenden, um aof diese
Weise zu neuen Kunden zu kommen. Es ist bereits darauf hingewiesen, daB dies nur
in ganz beschränktem Maße möglich ist
') Bd. CXI, S. 14 und 58.
102 I^ie berof liehe und soziale Gliedenuig der Erwerbsthätigen.
nehmer, Direktoren sowie Hausgewerbetreibende, die in der eigenen Woh-
nung im Auftrage und für Bechnung eines firemden Geschäfts arbeiten.^)
Als Angestellte betrachtet die Statistik nicht leitende Beamte, über-
haupt das wissenschaftlich, technisch oder kaufinännisch gebildete Ver-
waltungSr und Au&ichts-, sowie das Bechnungs- und Bureaupersonal,
Prokuristen, Disponenten, Buchhalter, Bechnungsflihrer, Geschäfts- und
Handlungsreisende, sowie die im Betrieb beschäftigten Bechner und Schreiber.
Als Arbeiter endlich sind gerechnet alle bisher nicht genannten
Elrwerbsthätigen, wie Gehilfen, Lehrlinge, Fabrik-, Lohn- und Tagearbeiter,
einschließlich der in dem Gewerbe des Familienhauptes thätigen Familien-
angehörigen imd Dienenden.
Unter der Bezeichnung Erwerbsthätige sind aUe Personen zu-
sammengefaßt, deren hauptsächliche Thätigkeit auf den EWerb gerichtet
ist, oder doch ihrer Natur nach einen Erwerb mit sich bringt, gleichviel in
welcher Stellung (ob in der eines Selbständigen, Angestellten oder Arbeiters)
dies geschieht
Die Gruppe der Dienenden begreift im Sinne der Berufsstatistik alle
Personen 'in dienender Stellung, welche hauptsächlich in der Hauswirt-
schaft oder in persönlichen Dienstleistungen thätig sind und im Haushalt
ihrer Herrschaft leben, also im wesentlichen das Hausgesinde.
Als Angehörige sind alle diejenigen Personen bezeichnet, welche
dem Haushalt als Mitglieder angehören und in der Hauswirtschaft unter-
halten werden, ohne selbst überhaupt oder mehr als nebenher erwerbend
thätig zu sein, noch bei ihrer Haushaltung in Dienst stehen, noch selb-
ständig Yon eigenem Vermögen, Beuten oder Pensionen oder you Unter-
stützung aus fremden Mitteln leben.
Auch der yorliegenden Abhandlung sind zwei Tabellen beigegeben
(V und VI), außerdem aber enthält Tabelle IV (Großstädte), noch ver-
schiedene Angaben fOr unseren Zweck. Leider ist es nicht möglich, die
reine Buchbinderei analog dem bisherigen Verfahren besonders zur Dar-
stellung zu bringen. Die Statistik weist hier einen offenbaren Mangel &\d,
denn in der ganzen Berufszählung wird die Buchbinderei als
solche in keiner Weise berücksichtigt Das ist um so merkwürdiger,
als bei der Gewerbezählung die Teilung bis ins kleinste durchgeführt ist
^) Die StatiBtik nntencheidet noch „bernÜBlose SelbstSndige'* (Bentner etc.), da
aber deren Zahl in der Buchbinderei äußerst klein ifit, sind sie den „Selbständigen^^ sa-
gerechnet
2. Die £rwerb8thftt]gen nach ihrer Stellnng. 103
Welche Gründe f&r dieses Verfahren maßgebend gewesen sind, entzieht sich
der Beurteilnng. Übrigens ist das statistische Amt nicht immer derart
Torgegangen, die Bäckerei und Konditorei z. B. kam 1882 gemeinsam zur
Elrhebnng, wnrde aber 1895 sowohl in der Berofs- als in der Gewerbe-
Zählung getrennt behandelt Die Ergebnisse der Bem&zählnng müssen
angesichts solcher Umstände für die Buchbinderei und Eartonnage-
fabrikation gemeinsam bearbeitet werden; für eine getrennte Darstellung
versagt die Statistik nach jeder Richtung hin.
2. Die ErwerbsthäÜgen nach ihrer Stellung.
a. Die Selbständigen.
Das deutsche Beich wies nach der Berufszählung am 14. Juni
1895... 12742 selbständige Erwerbsthätige in der Buchbinderei und
Eartonnagefabrikation au£ Die Zahl der Hauptbetriebe bezifferte sich bei
derselben Zählung auf 13896. Es ergiebt sich somit eine Differenz von 1154.
Im Jahre 1882 weist die Berufsstatistik 11988 Selbständige nach, die
Gewerbezählung hingegen 12508 Hauptbetriebe, so daß der Unterschied
sich hier auf 565 belauft. Während die Hauptbetriebe im Reich ll>l^/o
zunahmen, Termehrten sich die Selbständigen nur um 6J7o*
Wie ist dieser scheinbare Widerspruch zu erklären?
Die Definition der Betriebe, im Sinne der Beichsstatistik, sagt uns, daß
unter Betrieb nicht immer ein einzelnes Unternehmen zu verstehen sei,
sondern daß sogenannte kombinierte Betriebe (die Statistik redet von
„Gesamtbetrieben^') aufgelöst und jede Gewerbeart ftbr sich zur Er-
hebung gekommen bezw. als besonderer Betrieb aufgeflaßt ist Obige
Differenz zeigt demnach, daß 1882 .. . 565 und 1895 ... 1115 Buch-
bindereien und Kartonnagefabriken mit einem größeren Unternehmen ver-
einigt waren. In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich um reine Buch-
bindereien, die einer Buchdruckerei oder einem Papier- und Schreibwaren-
handel angegliedert sind. Im Prinzip könnte durch diese Thatsache das
Besultat der vorhergehenden Untersuchung erschüttert werden, in Wirk-
lichkeit aber nicht Es wurde bereits darauf hingewiesen, daß in den
Fällen, wo Buchbinderei und Papierhandlung in einer Hand vereinigt sind,
das Ladengeschäft oft zur hauptsächlichen Erwerbsquelle wird; die Folge
davon ist, daß der Inhaber die Buchbinderei als einen nebensächlichen
Zweig seines Geschäfts ansieht und demgemäß der Charakter seines „Ge-
104 I)ie berufliche und soziale Gliederung der Erwerbsthfitigen.
samtbetriebes^^ durch das Ladengeschäft seinen Stempel erhält Der Be-
sitzer tritt in der Statistik nunmehr als selbständiger „Kaufmann^' auf, der
nebenher die Buchbinderei betreibt Diese Entwickelung wird durch
die wenig günstige gesellschaftliche Stellung des heutigen
Handwerks gefördert, der Buchbinder liebt es, sich ,,Papier- und
Schreibwarenhändler'' zu nennen, er steigt dadurch nach seiner Meinung
zur Stellung eines ,,Eauänanns'' empor. Thatsächlich aber ist er gelernter
Buchbinder und sein Betrieb mit vollem Becht als selbständiges Buch-
bindereiuntemehmen aufzuÜEissen. ^) Da nun aus früher angeführten Gründen
Buchbinderei und Papierhandel sich ergänzen, läßt die geringere Zahl der
Selbständigen einen Schluß auf die Lebensfähigkeit derselben nicht zu, bzw.
kann aus der großen Zahl der „Gesamtbetriebe'' nicht schlechtweg von
einer allgemeinen Tendenz zur Betriebsvereinigung die Bede sein. Wir
haben gesehen, daß in der Großindustrie diese Entwickelung ihren Weg
geht, es ist aber ausgeschlossen, daß die Zahlen der Statistik hierdurch so
stark beeinflußt werden (abgesehen von den beschäftigten Arbeitern). Denn
es handelt sich im Höchstfalle um 50 Unternehmungen, die zum Gesamt-
betrieb im Sinne der Beichsstatistik auswuchsen. Es ist nicht zu
leugnen, daß die Produktionsform des Großbetriebes dadurch einer Umge-
staltung entgegen geht, die Differenz in der Statistik aber hat ihre Ursachen
in den angefahrten Gründen.
Becht interessant gestaltet sich die Entwickelung in den einzelnen
Bundesstaaten und Landesteilen. Berlin z. B. weist hinsichtlich der Selb-
ständigen seit 1882 eine Vermehrung auf von nur 9,4 ^o» während die Zu-
nahme der Hauptbetriebe 17,8 ^/^ beträgt Hier beeinflussen, wie in den
buchgewerblichen Centren überhaupt, die G^samtbetriebe allerdings das Bild,
aber, und darauf sei nochmals mit Nachdruck verwiesen, nicht den Hand-
werksbetrieben, sondern den Fabriken zum Nachteil') Im übrigen zeigt
die BerufiBStatistik das Bild der Gewerbezählung. Abgenommen hat die
Zahl der Selbständigen in Westpreußen, Pommern, Posen, Schlesien,
Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Schwerin, Oldenburg, Schwarzburg-Sonders-
^) Derartige „Papierhändler** lassen auch ihre Söhne, soweit diese sich dem Beruf
des Vaters widmen, das Buchbinderhandwerk regelrecht erlernen, sie legen darauf sogar
großen Wert, wenngleich sie nicht zugeben, daß ihre Söhne damit Handwerker werden;
gegen diesen „Vorwurf" glauben solche Unternehmer durchweg protestieren zu sollen.
*) Selbstverständlich läßt sich das nicht absolut behaupten, denn es giebt natur-
gemäß auch hier Ausnahmen.
2. Die Erwerbsthfttigen nach ihrer Stellang. 105
hausen, Schwarzbnrg-Budolstadt, Lübeck und Bremen — abgesehen von den
beiden letzten Städten, demnach durchweg landwirtschaftliche Gegenden.
Da sich in Lübeck und Bremen die Zahl der Betriebe vermehrte, muß
die Abnahme der Selbständigen den angeführten allgemeinen Gründen
zugeschrieben werden.
b. Die Angestellten.
Die Zahl der Angestellten hat sich enorm vermehrt Während im
Gesamtreich 1882 nur 426 Erwerbsthätige dieser Art vorhanden waren,
sind es 1895 bereits 1855.^)
Diese Zunahme (335,4 ^/q) erklärt sich aus der Entwickelung zur Groß-
industrie; in den kleineren Betrieben dürften wenig Angestellte zu finden
sein, die relativ größten Zahlen weisen Berlin, Sachsen und Württemberg
auf, hier ist auch die absolute Zunahme am größten; Sachsen steht mit
einem Plus von 466 Angestellten an der Spitze. Es folgen Berlin, Bhein-
land, Bayern und Württemberg. Während 1882 in 12 Staaten überhaupt
keine Angestellten gezählt wurden, war dies 1895 nur in 5 Bundesstaaten
der Fall. Nehmen wir die Staaten, welche 1895 weniger denn fünf Ange-
stellte aufwiesen hinzu, so handelt es sich um Mecklenburg -Schwerin,
Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg, Anhalt, Sachsen-Meiningen, Schwarzburg-
Sondershausen, Schwarzburg-Budolstadt, Waldeck und Beuß ältere Linie.
Von den preußischen Provinzen gehört keine in diese Kategorie, doch
weisen Westpreußen und Posen nur je f&nf Angestellte auf.
Unverhältnismäßig stark haben sich die Angestellten vermehrt in:
Ebaß von 4 auf 44 = 1000 7^1
Sachsen- Weimar . „ 1 „ 12 = 1100 „
Rheinland . . . „ 12 „ 153 » 595,5 „
Baden „ 15 „ 85 = 466,7 „ .
Li diesen Ländern hat im Gegensatz zu Sachsen, Württemberg und
Berlin die Entwickelung später eingesetzt, daher auch die relativ schnelle
Vermehrung der Angestellten.
') Dabei und diejenigen Angestellten, welche in Gesamtbetrieben (im Sinne der
Reichflstatistik) fär den Geschäftszweig Bachbinderei thätig sind, nicht mitgezfthlt;
diese eingerechnet belauft sich die Zahl 1882 auf 871, 1895 auf 2941, das ist eine Zu-
nahme von 287,7 7o-
106 l^ie berafliche und soziale Gliedemng der Erwerbstihätigen.
Im allgemeinen weist die Buchbinderei und Eartonnagefabiikation nicht
gerade Tiel Angestellte auf; es ist bedauerlich, daß für die Verhältnisse in
der reinen Buchbinderei die statistischen Unterlagen fehlen.
c. Die Arbeiter.
Dem Beruf nach gab es in der Buchbinderei und Eartonnagefabrikation
Deutschlands im Jahre 1882 .. . 80088, 1895 .. . 46586 Arbeiter. Dies
bedeutet eine Zunahme von 16498 Personen, gleich 54,8 7o- ^^^ größte
Zahl weisen naturgemäß Berlin, Sachsen und Württemberg auf. Hinsichtlich
der absoluten Zunahme stehen diese Länder indes nicht an der Spitze.
Sachsen nimmt allerdings auch hier den Vorrang ein, die Zunahme beziffert
sich auf 6103 (110,5 7^), es folgen:
Rheinland mit einer Zunahme Yon 1807 Arbeitern = 59 ^/q,
Berlin „ „ „ „ 1894 „ = 29,8 „
Württemberg ....„„ „ „ 1282 „ = 91 „
Bayern „ „ „ „ 1001 „ = 35,5 „
Baden „ „ „ „ 793 „ = 73 „
Brandenburg ohne Berlin „ „ „ „ 706 „ =114,7,,
Hessen-Nassau ....„„ „ „ 555 „ = 55,3 „.
Preußen überflügelt in seiner Gesamtheit absolut sämtliche Staaten,
es zeigt eine Zunahme von 6913 Arbeitern, das sind 46,2 ^o- ^^^^ ^®^'
mehrung yon weniger als 20 Personen weisen auf: Ostpreußen, West^
preußen , Hohenzollem, Mecklenburg-Strelitz , Schwarzburg-Sondershausen,
Schwarzburg-Budolstadt, Waldeck, Beuß ältere Linie, Schaumburg-Lippe,
Lübeck und Bremen. Eine Abnahme ist in keinem Falle zu konstatieren.
3. Dienende und Angehörige.
a. Die Dienenden.
Diese spielen im Haushalt der Erwerbsthätigen aller drei E^tegorien
keine allzu große Bolle; in Summa waren es im Jahre 1882 . . . 2733,
1895 . . . 2974, die Zunahme beläuft sich auf 241 gleich 8,8 7^. Natur-
gemäß sind die Selbständigen am stärksten daran beteiligt, sie be-
schäftigten im Jahre 1882 . . . 2595, 1895 . . . 2734 Dienende, es kommt
somit ein Dienender auf Tier Selbständige. Die Zunahme bleibt seit 1882
hinter der Vermehrung der Selbständigen zurück; sie beträgt nur 5,4 ^o*
„ Sachsen . „ „ „
„ Berlin . „ „ „
„ Rheinland ,, „ „
Schlesien
„ Westfalen „ „ „
}9 »JvA"«*»*^" jj M ff
Westfalen
3. Dienende und Angehörige. 107
Sämtliche Angestellte hatten 1882 ... 44 Dienstboten, 1895 hin-
gegen 115. Auf 100 Angestellte kamen 1895 ... 6,2 Dienende. Auf die
Gesamtzahl der Arbeiter fielen im Jahre 1882 . . . 94, 1895 . . . 125
Dienende, so daß hier die Zahl relativ, und die Zunahme sogar absolut
am kleinsten ist 100 Arbeiter beschäftigten 1895 nur 0,27 Dienstboten.^)
Der verhältnismäßig größte Teil der Dienenden findet sich in den
Hauptsitzen der Buchbinderei und Kartonnagefabrikation. So wurden
gezählt:^
in Bayern . im Jahre 1882 ... 325 Dien., 1895 ... 392 Dien. + 67 = 20,6 %,
. 275 „ „ . . . 333 „ + 58 = 21,1 „
.273 „ „ ...227 „ -46 = 16,9 „
.257 „ „ ...270 „ +13= 5,1 „
.174 „ „ ...176 „ + 2= 1,2 „
.114 „ „ ... 174 „ + 60 = 52,6 „ .
Im allgemeinen ist die Zahl der Dienenden nur wenig gewachsen, in
Berlin hat sie, trotz des Aufschwunges der Buchbinderei, sogar abgenommen.^
b. Die Angehörigen.
Während es im Jahre 1895 dem Beruf nach 61183 Erwerbsthätige in
der Buchbinderei und Eartonnagefabrikation gab, beliefen sich deren Ange-
hörige auf 59358 gegen 42878 im Jahre 1882. Die Zunahme (38,4 7^)
bleibt demnach hinter der Vermehrung der Ekwerbsthätigen (44,1 ^/q) zurück.
Am geringsten ist die Quote bei den Selbständigen, sie beträgt im
Beich 2,2, in Preußen gar nur 1 ^o- ^^ kommen nämlich:
1882 auf 11938 Selbständige 28599 Angehörige,
1895 „ 12742 „ 29241
1882 „ 6217 „ 15234
1895 „ 6505 „ 15383
im Beich
in Preußen
>) Bd. CXI, S. 183.
*) In allen drei Kategorien bei den Unternehmern, Angestellten, Arbeitern.
*) Es wäre verfehlt, hierans auf eine Verscblechterung der ErwerbsverhlÜtniBse in
der Buchbinderei zu schließen, denn einmal sind die Dienstboten hente nur in be-
schränkter Anzahl vorhanden, so daß die Löhne sehr hoch sind, und andererseits dürften
erwachsene Tochter mehr denn früher Gelegenheit nehmen, im Ladengeschäft des Vaters
thätig zn sein; wenn aber schon anßer der Hausfrau eine zweite Kraft im Hause
schaltet, wird ein Dienstbote in den meisten Fällen entbehrlich.
108 I^e berufliche und soziale Gliederung der Erwerbsthfitigen.
Das bedeutet in 13 Jahren eine Zunahme der Angehörigen von 642 im
Reich und 149 in Preußen. Dabei ist die Zahl der Selbständigen an sich
um 804 bezw. 288 gewachsen. Es dokumentiert sich hier also eine außer-
ordentlich geringe Natalität; zudem ist auch die absolute Zahl der Ange-
hörigen nicht groß, denn auf einen Selbständigen kommen 1895 nur 2.8
Angehörige. Man darf hieraus auf einen großen Teil unverheirateter
Unternehmer schließen, thatsächlich zeigt denn auch die Statistik, daß 1895
von 12742 Selbständigen 1868=14,7% unverheiratet waren. Zweifellos
kommen hier in erster Linie die Inhaber kleiner Buchbindereien ohne
Ladengeschäft in Frage, diese werden durchweg von dem Ertrage ihrer
Arbeit keine Familie ernähren können.^)
fielativ stark zugenommen haben die Angehörigen der Selbständigen in
HohenzoUem (69,2%)» Waldeck (60,9 7J, Reuß jüngerer Linie (64,1 ^^
Altenburg (57,7 7^), Anhalt (72 7^) und Reuß älterer Linie (56,8 7^,). Abge-
nommen hat die Zahl in 8 preußischen Provinzen und 12 Bundesstaaten,
worunter Bayern, Württemberg, Baden, Hessen, Lübeck, Bremen und
Hamburg.
Günstiger liegen die Verhältnisse bei den Angestellten, deren Ange-
hörige sich von 514 auf 2859 vermehrt haben; die Zunahme beträgt dem-
nach 2345 gleich 454,3 7o- ^^^ ^^^ ^^ diesen Zahlen auf relativ gute
Erwerbsverhältnisse schließen können, denn bei dem Bildungsstand der An-
gestellten dürfte ein leichtsinniges Heiraten, ohne genügende materielle
Fundierung, in der Begel ausgeschlossen sein.') Die Zahl der Angestellten
selbst ist um 335 7o gewachsen, bleibt also hinter der Angehörigen-Zunahme
zurück. Die Durchschnittsziffer der letzteren — 464,3 7o übertreffen:
Provinz Brandenburg o. B
Schlesien .
Westfalen .
Rheinland .
Sachsen
n
99
99
99
mit einer Steigerung von
99 99 W 9t
99 99 99 99
99 99 >l 99
99 99 99 99
3 auf
78 =
2500
/o»
9
99
165 =
1733
»
8
»
87 =
987,5
»
33
W
281 =
751,5
»
17
99
125 =
635,3
9>
^) Es zeugt übrigens von einem höheren Bildungsgrad, daß die Bachbinder im allge-
meinen einsichtsvoll genug sind, diesen VerhSltnissen Rechnung zu tragen. Die Schneider
und Schubmacher z. B. besitzen trotz wirtschaftlichen Bückganges eine erschreckend
hohe Zahl von Angehörigen, es liegt auf der Hand, daß solchen Eltern in den weitaus
meisten Fällen die Mittel für eine ordentliche Ausbildung ihrer Kinder nicht zur Ver-
fügung stehen.
*) Von 1855 Erwerbsthätigen waren im Jahre 1895 ... 1120 » 60,1 ^U verheiratet
8. Dienende und Angehörige. 109
Saclisen- Altenburg . . . mit einer Steigerung von 1 auf 15 = 1400 ^/^
Elsaß-Lothringen . . . „ „ „ „7 „ 79 = 1028,6 „
Hamburg „ „ „ „ 3 „ 28 = 833,3 „.
Abgenommen hat die Zahl der AngesteUten-Angehörigen in keinem
Staate.
Die im Jahre 1882 gezählten 30088 Arbeiter hatten 13765 Ange-
hörige, 1895 besaßen 46586 Arbeiter deren 27248. Während also die
Arbeiter selbst eine Zunahme von 54,8 7o aufweisen, beläuft sich diese bei
den Angehörigen auf 98 7o- ^o^ sämtlichen Arbeitern waren 1895 ... 11828
verheiratet, verwitwet oder geschieden, das sind ca. 25 ^o > ^^ kommen mithin
auf einen verheirateten Arbeiter 2,3 Familienangehörige.
In Sachsen ist die Zahl um 4022 (121,2 7o) gewachsen; in sämtlichen
Staaten mit Ausnahme von Hessen, wo die Zahlen sich die Wage halten,
blieb die Vermehrung der Arbeiter selbst, hinter der ihrer Angehörigen
zurück. Im Großen und Ganzen wird man bei den Arbeitern von einer
außergewöhnlich starken Angehörigen -Vermehrung nicht reden können,
wenn gleich berücksichtigt werden muß, daß es sich nur um nicht
erwerbende Angehörige^) handelt, also bei den Kindern der Arbeiter in
der Begel nur solche unter 14 Jahren in Frage kommen. Gar keine
Arbeiter-Angehörigen weist 1895 nur HohenzoUem auf, unter 10 verzeichnen
Schaumburg-Lippe und Mecklenburg-Strelitz. —
Fassen wir sämtliche Resultate noch einmal zusammen, so spiegelt sich
im Beich folgendes Bild wider:
Selbständige
Angestellte
Arbeiter
(Erwerbsihätige, Dienende n. Angehörige) E. D. A.
K D. A.
Im Jahre 1895 . . . 44717
4859
73969
„ „ 1882 . . . 43132
984
43947
+ 1585
(3»5 7o) + 3875(393,8
7,) +30022(68,37,)
Erwerbsthätige
Dienende
Angehörige
(Selbst, Angestellte, Arbeiter)
S. Ang. Arb.
S. Ang. Arb.
Im Jahre 1895 ... 61 183
2974
59358
„ 1882 . . . 42452
2733
42878
+ 18731(44,1'
'/.) + 241(8,87,)
+ 16480(38,47,)
^) Es sei denn, daß eine Erwerbsthätigkeit nur nebenher betrieben wird.
110 Die berufliche und soziale Gliederung der Erwerbsthätigen.
Das sind insgesamt:
Im Jahre 1895 . . . 123515 Berofszugehörige,
„ 1882 .. . 88063 „
Es ergiebt sich somit eine Zunahme Ton 35452 (40,3 ^/q).
Es erübrigt sich noch, das prozentuale Verhältnis der Selbständigen,
Angestellten und Arbeiter mit ihren Angehörigen in seinen seit 1882 erfolgten
Verschiebungen zahlenmäßig zum Ausdruck zu bringen. Die Resultate sind
ftir sämtliche Bundesstaaten auf Tabelle V, Sp. 63 — 80 niedergelegt Die Ver-
schiebung kommt dort so deutlich zum Ausdruck, daß hier auf eine Einzel-
darstellung yerzichtet werden kann. An dieser Stelle sei zur Ergänzung der
Tabelle das Verhältnis der Berufsangehörigen zur Bevölkerung illustriert
Auf 1000 Personen der Bevölkerung kommen:
0,9 Selbständige ) . , , . . , . .
„ mklusive Angehörige
0,1 AngesteUte } . t^- ^
^ . . , .^ und Dienende
1,4 Arbeite r J
Sa.: 2,4 Bernfszugehörige.
Besonders stark vertreten sind die Berufszugehörigen in nachstehenden
Bezirken. Von 1000 Einwohnern des betreffenden Bezirks gehören zur
Buchbinderei und Eartonnagefabrikation:^)
Lahr, Badischer Amtsbezirk 34,3
Leipzig (Stadt) 24,0
Brieg, preußische Stadt (Breslau) 23,6
Annaberg, sächsische Amtshauptmannschaft . 23,7
Barmen, preußischer Stadtkreis 20,5
Pforzheim, badische Stadt 19,5
Fürth, bayrische Stadt (Mittelfranken) ... 14,8
Stuttgart (Stadt) 14,3
Offenbach, hessische Stadt (Starkenberg) . . . 14,6
Nürnberg 13,8
Erlangen 13,1
Gotha (Stadt) 12,2
Elberfeld, preußischer Stadtkreis 11,6
Chemnitz 11,5
^) Also Selbständige, Angestellte, Arbeiter mit Dienenden und Angehörigen in
ihrer Gesamtheit nach der Zählung von 1895. Yergl. Bd. GXl, S. 384*.
8. Dienende und Angehörige. 111
Dresden 11,0
München-Gladbach 11,1
Heflbronn, württembergischer Neckarkreis . . 10,6
Düren, preußische Stadt (Aachen) 10,2
Aschersleben und Quedlinburg 10,2
Cassel 9,4
Forbach (Lothringen) 9,3
Sonneberg (Sachsen-Meiningen) 8,9
Berlin (Stadtkreis) 8,5
Hanau 8,1
Krefeld 7,6
Orimma (Sachsen) 7,3
Reutlingen 6,9
Augsburg 6,0
Schleiz, Keuß j. L 4,9
Altenburg (Sachsen- Altenburg) 4,9.
Es empfiehlt sich in diesem Zusammenhang noch einmal die Orte, an
denen Buchbinderei-Spezialartikel fabriziert werden, systematisch zusammen-
zustellen.^) Es werden ÜEtbriziert:
a. Gontobücher: Hannover, Berlin, Plauen i. 0., Brieg, Dortmund
und München-GladbacL
b. Albums: Berlin, Offenbach.
c. Schulhefte: Halle, Heilbronn, Berlin.
d. Portefeuille-Arbeiten: Berlin, Offenbach, Schrozheim, Lahr,
Leipzig.
e. Gesang- und Gebetbücher: Eevelaer, Stettin, Meldorf, Schleiz,
München-Gladbach, Hannover.
f. Brief- und Sammelmappen: Oos in Baden.
g. Briefmarken- und Ansichtskarten-Albums: Leipzig, Brieg.
L Eartonnagen: Dresden, Cassel, Berlin, Merseburg, Magdeburg,
Stettin, Aschersleben, femer in den Gebieten der keramischen
Industrie, Teztil-, Blechwaren-, Spielwaren- und Glasindustrie, z. B.
Sonneberg, Nürnberg, Fürth, Plauen i. V.
^) Es 8oU dabei kein Ansprach auf absolute Vollstfindigkeit erhoben werden, doch
beruhen die Angaben auf den eingehendsten Erkundigungen.
112 Die berufliche und sonale Gliederung der ErwerbsthätigeiL
Die hohen Verhaltniszahlen werden demnach durchweg durch Spezial-
betriebe hervorgerufen.
4. Die Erwerbsthätigen nach Alter und Oesohlecht.
Greifen wir auf die Summe der Erwerbsthätigen zurück^ so ergeben
sich 1895 nach der Gewerbezählung (ohne Bücksicht auf den Beruf)
67805 Personen, nach der Berufszählung aber nur 61183. Von letzteren
sind, wie bereits dargestellt, 4193 in anderen G^werbearten untergebracht,
mithin arbeiten in den Buchbindereien und Eartonnagenfabriken nur
56990 Personen dieses Berufes, hingegen 10815 betriebsfremde Arbeiter.
Von den 61183 Erwerbsthätigen, also den Personen, die dem Beruf
nach zur Buchbinderei und Eartonnagefabrikation gehören, waren im
Jahre 1895:
44962 männL Geschl., davon 19540 yerheiratet, 1000 verwitwet od. geschieden,
16221 weibL „ „ 1811 „ 1345 „
Interessant ist eine Aufstellung über das Alter der Erwerbsthätigen.^)
(Siehe TabeUe S. 114 und 115).
Die Beichsstatistik hat f&r die mehr oder weniger starke Vertretung
der jeweiligen Altersstufen in den einzehien Gewerbearten, einen Maßstab
nach der Durchschnittsziffer sämtlicher Erwerbsthätigen konstruiert Dem-
nach sind 5 Stufen aufgestellt: I sehr viel, 11 viel, m mittel, IV wenig,
V sehr wenig.
Für unsere kombinierte Gewerbeart ergiebt sich dann, daß von 1000
Elrwerbsthätigen (Selbständigen, Angestellten und Arbeitern) im Alter von . . .
stehen. *)
unter 20 Jahren 315,6 I,
20—40 „ 478,4 m,
40—60 „ 169,7 V,
60 und darüber 36,3 IV.
Es stehen demnach ,,sehr viel" in jugendlichem, „mittelmäßig viel" in
reiferem, „sehr wenig" in höherem Alter und „wenig" im Greisenalter.
Auf die große Mehrzahl kommt demnach ein Alter von 40 — 60 Jahren,
thatsächlich sterben aber die meisten Arbeiter schon vor dem 50. Lebens-
>) Bd. cm, S. 58 und 59.
») Bd. CXI, S. 151.
4. Die Erwerbsthätigeii nach Alter nnd Geschlecht. 113
jähre, denn unter 1000 haben nur 63 ein Alter von über 40 und 29 ein
solches von über 60 Jahren.
,J)er Beruf steht mit dem Alter in Wechselwirkung. Wie die einzelnen
Berufe körperliche und geistige Kraft in verschiedenem Maße voraussetzen,
so sind sie auch mehr oder weniger an bestimmte Altersklassen gebunden
und wird andererseits die Lebensdauer des Einzelnen je nach der Art
seines Berufes günstig oder ungünstig beeinflußte'.^)
Das Alter der Erwerbsthätigen in der Buchbinderei wird durch die
erschreckend häufig auftretenden Lungenkrankheiten in starkem Maße
bedingt
Es starben an Lungenkrankheiten :^
Im Jahre 1896 von 71 Kranken 48 = 67,6 7^-
„ „ 1897 „ 88 „ 49 = 59,6 „
„ „ 1898 „ 82 „ 50 = 60,9 „
„ „ 1899 „ 93 „ 61 = 65,5 „ .
Die Berliner Kasse richtet ein Hauptaugenmerk auf die Bekämpfang
der Lungenleiden, für das Jahr 1899 giebt sie statistisches Material über
diese Krankheiten und deren Kosten:
(Siehe Tabelle auf S. 116 und 117).
Die G^samtkosten für die hier aufgef&hrten Leiden betragen dem-
nach 37468,04 Mark. Die Generalkosten für die Zahl aller Kranken
beliefen sich 1899 auf 113165,65 Mark, es nahmen die Lungenleiden somit
33 ^/g 7o sämtlicher Kosten in Anspruch. Gar nicht mitgerechnet sind
hierbei die enormen Aufwendungen für Arznei und sonstige HeilmitteL
Die angeführten Krankheiten der Atmungsorgane verteilen sich auf das
Alter wie folgt:
his 20 Jahre 121 männliche Mitglieder, 140 weibliche Mitglieder,
W M ^*^ J9 »J
17
n » ^*^ » y»
9J 99 ^^ W W
M 99 ^ 99 Jf
M » *^ 9t 99
^) Bd. 111, S. 139. *) In der „Ortskrankenkasse der Buchbinder nnd verwandten
Gewerbe zu Berlin'^ Jahresberichte für die Jahre 1896, 1897, 1898, 1899.
Harms, Entwlckelongsgescb. d. deutschen Bachblnderel. 8
„ 25
»
92
„ 30
»
55
„ 35
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30
„ 40
n
30
„ 45
n
22
„ 50
n
20
„ 55
n
15
Aber 55
n
21
114
Die berafliche md sociale Gliedening der Erwerbsthfttigen.
Stellung im Beruf
Selbständige
Technische Betriebsbeamte
Aufseher, Weikneister
Kanfmänniflches Personal .
Mitarbeitende Familien-
angehörige
Gesellen, Lehrlinge (Gelernte
Arbeiter)
Hilfspersonen nnd unge-
lernte Arbeiter*) . . .
Das Alter der Erwerbsthätigei
Unter
12
A
12 bk
unter 14
m.
Zusammen
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211
49
w.
1
14 bis
anter 16
m.
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34
63
1
w.
13
50
8
3311
604
12
386
1427
16 bis
tmter 18
m.
69
3613
566
98
3974
1844
4257
w.
16
20
13
428
2096
18 bis
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24
6
107
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461 ' 209
2573
3727 25»)-l
Von 1000 Erwerbsthätigen
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mter 1(
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ZU8.
1
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1
1
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1
m.
20—30
w.
1
r
zus. m.
30—40
w. zus.
Selbständige
Angestellte
Arbeiter
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132,4
35,5
128,4
30,7
131,1
2,0
107,9
246,2
5,3
272,2
336,8
2,1
122,9
275,4
134,0
313,8
341,2
83,3
538,5
373,9
131,6
334,2
351,7
288,1
303,1
158,8
148,9
100,6
94,6
2.H1,
284,:
13t<.
Summa
94,3
120,1
101,2
177,6
316,7
214,4
286,8
360,8
306,4
197,8
100,4
lt.,
*) Die Statistik rechnet Falzerinnen zu den ungelernten Arbeiterinnen (Hefterinnen r
») Bd. CXI, Seite 2ö0.»
4. Die Erwerbsthätigen nach Alter and Geschlecht
116
(dem Beruf nach) in der Buchbinderei und E^artonnagefabrikation
20 bis
unter 80
80 bia
unter 40
40 bis
unter 50
50 bis
unter 60
60 bis
unter 70
70 und
darüber
Summa
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m.
w.
m.
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m.
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w.
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7
159
159
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6
282
188
3065
2
174
253
2131
239
1082
1
18
121
429
27
11700
16
728
1042
20
6
3
85
1
1
4
—
34
363
71
223
11
76
4
39
13
—
1
—
942
135
24
57
5
57
3
44
4
30
6
7
2
—
59
247
9434
886
4163
226
1930
91
850
48
258
9
54
1
26954
2505
1814
4659
844
1140
401
481
215
215
94
53
11
27
4563
12258
12895
5852
8894
1628
5651
876
3324
533
1472
191
501
55
44962
16221
Stehen im Alter von . . . Jahren^
40—50
60—60
•60—70
70 und mebr
m.
w.
EUS.
m.
w.
BUS.
m.
w.
aus.
m.
w.
zus.
263,3
280,2
264,1
184,0
290,8
189,2
92,3
156,0
95,4
36,3
35,5
36,2
149,5
41,4
139,6
73,5
5,9
67,4
19,0
5,9
17,8
3,0
—
2,7
74,0
40,5
63,2
33,9
19,4
29,3
11,4
4,5
9,2
2,1
1,9
2,0
125,7
54,0
106,7
73,9
32,8
63,0
32,7
11,8
27,2
11,2
3,4
9,1
den gelernten), daher die hohe Zahl der angelernten Arbeiter und Hilfspersonen.
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116
Die berufliche und soziale Gliederung der Erwerbsthätigen.
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4. Die ErwerbsthStigen nftoh Alter und Greschlecht.
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118
Die berofliche und Bosiale Oliedarang der Erwerbsth&tigen.
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Im Jahre 1899 starben 54 männ-
liche und 39 weibliche Mitglieder,
von ersteren 37 (68,5 7o)> vo^
letzteren 24 (61,5 %) an Longen-
leiden.
5. Die besohäftigangsloBeii
Arbeitnehmer. ^)
Die Zahl der arbeitslosen Er-
werbsthätigen betrag am 14. Juni
1895 .. . 1493 männliche und 465
weibliche Personen, am 2. Dezember
1882 . . . 1321 männliche und 391
weibliche Personen.
Die Dauer der Arbeitslosigkeit
ist aus nebenstehender Tabelle zu
ersehen.
Dem Charakter der Buchbinderei
entsprechend ist die Arbeitslosigkeit
im Sommer größer denn im Winter.
In den handwerksmäßig betriebenen
Buchbindereien tritt gegen Weih-
nachten die flotteste Geschäftszeit
ein, während die großen Betriebe
im Oktober und November vollauf
beschäftigt sind.
6. Die Berufizugehörigen in
den verschiedenen Orts-
größenkla43sen.
Die Berufszählung von 1895 er-
möglicht in hinreichender Weise,
die Berufszugehörigen so zur Dar-
*) Bd. CXI, S. 340.
6. Die Bent&ziigelidrigeii in den Tenchiedenen Ortsgrößenkkuuen.
119
stellang zu bringen , wie sie sich auf das Reich resp. die einzelnen Orts-
gröBenklassen verteilen.
Die Statistik unterscheidet 5 Großen:
A. Gemeinden mit 100000 und mehr Einwohnern^
B. Gemeinden mit 20000—100000 Einwohnern,
C. Gemeinden mit 5000—20000 Einwohnern,
D. Gemeinden mit 2000—5000 Einwohnern,
E. Gemeinden unter 2000 Einwohnern.
Für die Buchbinderei und Eartonnage&brikation ergiebt sich nach dieser
Einteilung folgendes Verhältnis:
Die Berufszugehörigen
in den einzelnen Ortsgrößenklassen. ^)
OrtBgröBen-
klasae
Stellung
Erwerb
Ge8.-Zahl
sthStige
Weiblich
Dienende
and
AngehSrige
ZoMmmen
Großstädte
A.
Selbständige
Angestellte
Arbeiter
3655
998
22717
340
121
8232
8861
1487
15263
12516
2485
37980
Zusammen
, 27370
1
1
8693
25611
52981
Mittelstädte
B.
Selbständige
Angestellte
Arbeiter
2271
307
8265
135
22
2219
6029
582
4473
8300
889
12738
Zusammen
10843
2376
315
19
2151
11084
7548
641
4381
21927
Kleinstädte
C.
Selbständige
Angestellte
Arbeiter
2884
373
8201
10432
1014
12582
Zusammen
11458
2485
12570
24028
Landstädte
D.
Selbständige
Angestellte
Arbeiter
2240
119
4425
168
5
1400
5789
188
1805
8029
307
6230
Zusammen
6784
1573
7782
14566
Plattes Land
E.
Selbständige
Angestellte
Arbeiter
1692
58
2978
84
2
1008
3748
76
1461
5440
134
4439
Zusammen
4728
1094
5285
10013
^) ZoBammengestellt nach Bd. CX.
120
Die berufliche und soziale Gliederong der Erwerbsthätigen.
Die Selbständigen sind somit am stärksten in den Großstädten
vertreten, nächstdem in den Kleinstädten; die Mittel- und Landstädte zeigen
unge&hr gleichviel Selbständige, wälirend das platte Land verhältnismäßig
wenig aufweist
Die Hälfte aller Angestellten findet in Klasse A Beschäfdgong. Ln
übrigen zeigen B und C eine größere Anzahl Erwerbsthätige dieser Art,
während auf D und E weniger denn 10 ^/^ der Gesamtzahl kommen.
Die Arbeiter sind zu 48 7o ^ ^^^ Großstädten thätig, in den Mittel-
und Kleinstädten finden sie mit je 17 7o Beschäftigung; das Land aber
bietet auch ihnen keine Erwerbsquelle, denn in den Gemeinden unter
5000 Einwohnern sind sie nur mit 8 % ihrer Gesamtzahl vertreten. Gerade
aus diesen Zahlen geht die Bestätigung des bereits früher Gesagten hervor:
Der Bedarf an Buchbindern ist auf dem Lande ein äußerst geringer.
Wollen wir die thatsächliche Verteilung der Erwerbsthätigen in Yer-
hältniszahlen ausdrücken, so kommen auf 100 Erwerbsthätigen jeder
Kategorie (Selbständige, Angestellte, Arbeiter) in Klasse:
1
A
B
C
D
E
Selbständige .
Angestellte . .
Arbeiter . .
1 28,5
i 53,8
48,5
[
17,7
16,5
17,6
22,6
20,1
17,7
17,4
6,4
9,6
13,8
3,2
6,6
Zusammen
44,7
1
17,7
18,7
11,2
7.7
7. Die nebenberuflioh Erwerbsthätigen.
„Um einen vollkommenen Einblick in die wirtschaftlichen und sozialen
Verhältnisse eines Volkes zu gewinnen, muß man neben derjenigen Thätigkeit,
welche die dauernde Aufgabe, den Lebenszweck, den sogenannten Haupt-
beruf der Einzelnen darstellt, auch den Nebenberuf oder Nebenbewerb
berücksichtigen'^ ^)
Als „Nebenbewerb^^ gUt jede Thätigkeit, die neben einem Hauptberuf
ausgeübt wird und einen wesentlichen Teil des Gesamteinkommens aus
erwerbender Thätigkeit bringt
») Bd. CXI, S. 101.
7. Die nebenberoflich Erwerbsthfitigeii. 121
Die Darstellong des Nebenerwerbs bezieht sich auf die Fragen: 1. Wie
viele Personen haben einen Nebenerwerb? 2. Welcher Art ist dieser Neben-
erwerb? In ersterer Beziehung kommen lediglich solche Personen zur
Berücksichtigung, die einen Hauptberuf haben (Erwerbsthätige im Haupt-
beruf) es wird für diese gezeigt, ob sie einen Nebenerwerb betreiben, und
in wieviel Fällen sie den Nebenberuf selbständig oder unselbständig aus-
üben, sowie ob insbesondere eine selbständige oder unselbständige Thätigkeit
in der Landwirtschaft den Nebenerwerb bringt
Die Art des Nebenerwerbs gelangt in der Statistik f&r alle nebenher
thätigen Personen, mögen sie Erwerbsthätige im Hauptberuf, Dienende oder
Angehörige sein, zur Nachweisung. In vorliegender Darstellung wird der
Nebenerwerb der Angehörigen und Dienenden indes nicht berücksichtigt
werden und zwar aus ganz bestimmten Gründen. Das Kaiserlich Statistische
Amt räumt selbst ein, daß sich der Ermittelung des Nebenerwerbs der An-
gehörigen ganz besondere Schwierigkeiten entgegenstellen, da die Mithilfe
der Frau des Haushaltungsvorstandes in vielen Fällen nicht als eigentlicher
Nebenerwerb aufgefaßt, sondern als selbstverständlich mit der Stellung im
Haushalt verbunden angesehen wird. Andererseits aber halte „eine gewisse
Yerschämiheit oder ein gewisses Selbstgefühl von der rückhaltlosen Dekla-
rierung des Nebenberufes ab z. B. Frauen und Töchter höherer Stände, die
durch Konfektionsarbeiten eine namhafte Zubuße zu den Haushaltungskosten
verdienen",^)*)
Sind aber die ermittelten Zahlen im allgemeinen schon nicht zuver-
lässig, so ist dies für unsere Gewerbeart insbesondere, noch viel weniger
der Fall. Die Ergebnisse der Berufzählung bleiben hinter der Wirklichkeit
weit zurück, insonderheit so weit die Angehörigen der Selbständigen in
Betracht kommen. Das Ladengeschäft des Buchbinders z. B. bietet dem
weitaus größten Teil der Ehefirauen Gelegenheit zu „erwerbender Thätigkeit'',
das heißt, eine haupt- oder nebensächliche Erwerbsquelle des Mannes wird
durch dessen Frau ergiebiger gestaltet Streng genommen, nimmt diese
damit allerdings eine, zu ihrem eigentlichen Beruf als Hausfrau in keinem
Zusammenhang stehende erwerbende Thätigkeit wahr. Diese Auffassung aber
entspricht nicht den realen Verhältnissen, sie beruht auf rein theoretischer
Grundlage. Der Buchbinder wird in den allerseltensten Fällen seine Frau
») Bd. CXI, S. 101.
*) Vergleiche die Bemerkuiigen über die mitarbeitenden Familienangehörigen S. 92
dieser Darstellung.
122 I^e berufliche und aoxiale Gliedening der Erwerbsth&tigen.
oder Tochter als ,^ Nebenberuf erwerbend** deklarieren, seine Ansicht ist
vielmehr, daß es sich hier um eine üiätigkeit handelt, die seiner Frau
naturgemäß zukommt
Es sind deshalb die diesbezüglichen Angaben der Statistik, als Ar
unseren Zweck wertlos, nicht berücksichtigt
Im Nachstehenden sollen nunmehr f&r die drei Kategorien der Erwerbs-
thatigen die NebenerwerbsTerhältnisse gesondert zur Darstellung kommen.
a. Die Selbständigen.
Im Jafare 1895 betrug die Zahl der SelbsULndigen mit Nebenerwerb
4330, im Jahre 1882 hingegen 4432, so daß eine Verminderung von 102
(2,3 ^Iq zu verzeichnen ist Im Oroßen und Glänzen haben sich auch in den
Bundesstaaten die Zahlen wenig verändert; l'renßen zeigt ein Plus von 22
im Nebenbewerb thatigen Selbständigen; überragt wird diese Zahl nur von
Sachsen mit einer Zunahme von 77 (9,3 7o)*
Eine hohe Abnahme zeigen Baden mit 42,2 und Württemberg mit
15,3 7o« I™ Ganzen ist in 15 Staaten und 6 Preußischen Provinzen eine
Verminderung zu konstatieren.
Es entsteht die Frage, welcher Art dieser Nebenerwerb der Selbständigen
ist Die Statistik ermöglicht für 1895 nur den Nachweis der in der Land-
wirtschaft nebenerwerbend thatigen Personen, im übrigen aber ist eine be-
sondere Detaillierung nicht möglich.
Von den bezeichneten 4330 Selbständigen fanden 1481 in der Land-
wirtschaft ihren Nebenberuf, das sind 34,1 ^o cler Oesamtheit Das Ver-
hältnis hat sich gegen 1882 wesentlich verschoben, denn in diesem Jahre
fielen von 4432 im Nebenerwerb stehenden Selbständigen 2311 (52,1 7o) &^
die Landwirtschaft. Es hat demnach die Zahl der in dieser thatigen selb-
ständigen Buchbinder um 830 (35,8 7o) abgenommen. Außerhalb der Land-
wirtschaft fanden im Jahre 1895 . . . 2849, im Jahre 1882 dagegen nur
2121 Selbständige ihren Nebenerwerb. Während also die Zahl im Ganzen
abgenommen hat, ist nach Abzug der Landwirtschaft, eine Zunahme von
728 zu verzeichnen.
Der Bückgang der landwirtschaftlichen Nebenerwerbsfälle ist als
günstiges Moment aufzufassen, denn er zeigt, daß wenigstens strichweise
auch auf dem Lande und in den Kleinstädten allmählich bessere Existenz
bedingungen f&r den Buchbinder Platz greifen. Als gesund kann diese Eut-
7. Die nebenberuflich Erwerbsthätigen.
128
Wickelung auch dann noch bezeichnet werden, wenn an die Stelle der
Landwirtschaft ein Nebenerwerb anderer Art getreten ist. Die Statistik
bietet fär diesen Wechsel gewisse Anhaltspunkte.
Nehmen wir z. B. die Staaten und Landesteile mit starker Landwirt-
schaft besonders, so ergeben sich folgende Resultate:
Ostpreußen . . . .
Westpreußen . . . ,
Pommern
Schleswig-Holstein . .
Hannover
Westfalen
Bayern .•...,
Mecklenburg-Schwerin
Mecklenburg-Strelitz .
Oldenburg . . . <
Braunschweig . . .
Zu- oder Ab-
nahme der Selb-
ständigen mit
Nebenerwerb
Zu- oder Ab-
nahme des
Nebenberufes in
der Landwirt-
schaft
In . . . Fällen
trat an Stelle der
Landwirtschaft
ein anderer
Nebenerwerb
+ 18
+ 4
- 18
+ 11
- 11
- 8
-14
- 14
-10
- 4
-11
- 3
+ 1
- 29
- 13
- 49
- 44
-151
- 36
- 11
- 12
- 23
11
13
38
36
137
22
1
8
12
Selbstverständlich ist diese Gegenüberstellung nicht einwandfrei; denn es
ist ja wahrscheinlich, daß in vielen Fällen die landwirtschaftliche Thätigkeit
aufgegeben wurde ^ ohne daß ein anderer Nebenberuf an ihre Stelle trat.
Aber es ist doch gewiß kein Zufall, daß in den agrarischen Gegenden der
Ausfall an landwirtschaftlichem Nebenerwerb zu einem großen Teil durch
eine andere Erwerbsquelle nebensächlicher Art ersetzt wird. Würde es sich
um einfache Aufgabe der landwirtschaftlichen Thätigkeit ohne Ersatz
handeln, so müßten die Nebenerwerbsfälle weit mehr abgenommen haben,
so aber wird das Gesamtresultat durch die erhebliche Vermehrung der
Nebenberufe außerhalb der Landwirtschaft stark beeinflußt; es ist also
wahrscheinlich, daß sich eine Tendenz zur Ablösung der Landwirtschaft als
Nebenerwerb zu Gunsten anderer nebenberuflicher Thätigkeit bemerkbar
macht
Welche Art von Nebenerwerb aber tritt an die Stelle der Land-
wirtschaft?
In den weitaus meisten Fällen wohl der Papier- und Schreibwaren-
124 Die berufliche und Bosiale Gliederung der ErwerbsÜiätigen.
handel. Es ist nicht zu leugnen, daß auch in den kleineren Landstädten
gewisse kulturelle Bedürfnisse nicht immer erst in benachbarten größeren
Städten gedeckt werden können, sondern daß ein gewisser Bedarf auch am
Ort seine Befriedigung finden muß. Hierzu gehören seit Mnfiihrung
besserer Schul Verhältnisse, sowie bei der wachsenden Volksbildung unstreit-
bar in erster Linie Papier- und Schreibwaren. Leider fehlen die Unter-
lagen für eine statistische Darstellung dieser Entwickelung, zweifellos aber
haben sich die Papier- und Schreibwarenhandlungen in den letzten 15 Jahren
gerade in den kleineren Städten stark vermehrt; naturgemäß sind die In-
haber solcher Betriebe in der Kegel Buchbindereibesitzer, die nunmehr im
Nebenberuf Händler sind. Es liegt auf der Hand, daß auf diese Weise ein
etwaiger früherer Nebenerwerb — durchweg Landwirtschaft — in vielen
Fällen überflüssig wird, wenngleich nicht ausgeschlossen ist, daß sowohl
Landwirtschaft als Ladengeschäft Neben-Erwerbsquellen desselben Unter-
nehmers bilden. Wenn also die Zahl der in der Landwirtschaft neben-
beruflich thätigen Selbständigen um 830 abnahm, die Zahl der außerhalb
der Landwirtschaft Nebenerwerb findenden Erwerbsthätigen sich aber um
728 vermehrte, so kann, bei dem ausgesprochen agrarischen Charakter der
hier in Frage kommenden Länder, mit Fug und Eecht von einem Wechsel
des Nebenberufes gesprochen werden. Da es sich nach Lage der Sache um
eine Tendenz zur Vereinigung verwandter Gewerbezweige handelt, muß diese
Entwickelung als gesund bezeichnet werden.
Greifen wir nunmehr zurück auf den Nebenerwerb im allgemeinen, so
ergeben sich nach der 95 er Zählung im Reich 2849 Selbständige mit einem
Nebenerwerb außerhalb der Landwirtschaft Da es nach derselben
Zählung im Ganzen 12742 Selbständige gab, von diesen aber 1481 nebenher
Landwirte waren, so hatten in Summa 33,9^0 — außerhalb der Land-
wirtschaft aber 22,3^0 ^^r jeweilig in Betracht kommenden Selbständigen
Nebenerwerb. Es fragt sich nun, ob mit diesen 33,9 bezw. 22,3^0 <^^
Nebenberufsfalle erschöpft sind, mit anderen Worten, ob nur ca. Y* ^^^
Buchbindereien mit einem Ladengeschäft — um solchen Nebenerwerb
handelt es sich in der Regel — verbunden sind.
Die Frage muß entschieden verneint werden, denn es ist ganz unmög-
lich, daß in Deutschland 8422 selbständige Buchbinder ohne Ladengeschäft
existieren. Die Statistik kommt denn auch nur scheinbar zu diesem Er-
gebnis, sie führt nämlich (Tabelle VI, Sp. 29 u. 30) diejenigen Selbständigen
anderer Gewerbearten auf, welche ihrerseits die Buchbinderei und
Kartonnagefabrikation als Nebenerwerb betreiben, es ergiebt sich das über-
7. Die nebenberaflich Erwerbsthätigen. 125
raschende Resultat, daß dabei 1809 Personen in Frage kommen, während
es im Jahre 1882 nur 1284 waren.
Diese Selbständigen, welche im Nebenberuf die Buchbinderei be-
treiben, sind für uns alte Bekannte, wir begegneten ihnen schon bei dem
Vergleich der Ergebnisse der Gewerbezählung mit denen der Berufs-
statistik. Wir konstatierten» daß es eine Reihe Buchbinder gebe, die sich
Papierhändler nennen und infolgedessen hauptberuflich Kaufmann sind.
Diese Unternehmer haben nun auch bei der Beru&zählung die Buch-
binderei als nebensächliche Erwerbsquelle angegeben. In Wirklichkeit
aber handelt es sich in beiden Fällen um genau dieselbe Betriebsform,
um die Vereinigung Ton Buchbinderei und Papierhandel, nur daß der
Geschäftsinhaber sich seiner Auffassung entsprechend als Händler oder
Handwerker bezeichnet.
Auch der umstand, daß die Zahl der die Buchbinderei als Neben-
erwerb betreibenden Selbständigen seit 1892 um 525 zunahm, spricht für
die Thatsache, daß die Reihe derjenigen Buchbinder, welche vom Hand-
werker zum Händler „avancieren^' immer größer wird.
Nun sind allerdings nicht sämtliche Nebenberufsfälle dieser Art mit
obiger Erscheinung zu erklären, denn es giebt immerhin eine erkeckliche
Anzahl von Buchdruckereien, Buchhandlungen und Verlagsgeschäften, welche
die Buchbinderei thatsächlich als Nebenerwerb betreiben^), aber doch ist
deren Zahl gegenüber jenen 1809 Selbständigen relativ klein, so daß wir
sie mit 800 eher zu hoch als zu niedrig einschätzen.
Rechnen wir also den bereits aufgeführten kombinierten Betrieben
(Buchbinderei, Papier- und Schreib warenhandel) die hier verbleibenden
1500 hinzu, so ergeben sich 5839 derartige Unternehmungen; das aber
sind bereits 45,9 7o ^Uer Selbständigen. Ziehen wir nun noch die
Selbständigen der Kartonnagefabrikation, die in der Regel ohne Laden-
geschäft arbeiten, mit 1700 ab*), so sind sogar 52,8^0 aller Buchbindereien
mit Ladengeschäften verbunden.
') Als Kuriosum mag angeführt werden , daß es auch einige Dutsend Landwirte
giebt, welche nebenher Bachbinder sind (Bd. GII und CHI).
f) Diese Zahl bemht auf Schfttzung, da die Berufezählong bekanntlich die Kartonnage-
fiibrikation nicht besonders behandelt Im Gkmzen gab es bei der 95 er Zählung 1823
Hauptbetriebe in der Elartonnagefabrikation ; nehmen wir nun eine den Verhältnissen
angepaßte geringere Quote der Selbständigen an, so dürfte 1700 die richtige
Zahl sein.
126 Die beruf liehe nnd sociale ßliedenmg der ErwerfosthStigen.
Von sämtlichen Selbständigen mit Nebenerwerb^) fielen auf die Oits-
größenklasse
A . . . . 494 = 11,5 •/,
B
C
D
E
580 »13,5 „
1122 = 25,9 „
1204 = 27,7 „
930 « 21,4 „
Von den Selbständigen der jeweiligen Ortsgrößenklasse hatten Neben-
erwerb
A 13,37o
B 25,5 „
C 38,7 „
D 53,7 „
E 54,9 „.
75^0 ^^^ Selbständigen mit Nebenberuf befinden sich demnach in
den Gemeinden bis zu 20000 Einwohnern; von den Selbständigen der
OrtsgröSenklassen D und E aber haben 53,7 resp. 54,9 ^/^ Nebenerwerb.
Dabei ist in diesen Zahlen die Eartonnagefabrikation mitgerechnet, könnten
wir diese ausscheiden, so würden in besagter Größenklasse mindestens
75^/o aller selbständigen Buchbinder Nebenerwerb haben.
Diese Feststellung ist ftLr uns wichtig, denn sie bestätigt, daß in den
kleineren Städten Papierhandel und Buchbinderei — mag diese oder jener
als Hauptbetrieb figurieren — aufeinander angewiesen sind.
b. Die Angestellten und Arbeiter.
Von den Angestellten haben relativ wenige Nebenerwerb. Im Jahre
1882 waren von 426 ... 23, im Jahre 1895 von 1855 ... 62 Angestellte
nebenberuflich thätig. Die Hälfte davon fällt auf Preußen.
Nebenerwerb in der Buchbinderei und Eartonnagefabrikation hatten
1895 28 Angestelllte anderer Beru&arten, 1882 belief sich diese Zahl
auf 9. Für die Gesamtbeurteilung kommen diese Fälle nicht in Frage,
überdies dürften sie kaum den thatsächlichen Verhältnissen entprechen, da
mancher Buchbinder sich den Bücherabschluß und das Ausschreiben der
^) Inkloflive KartonnagefabrikatioD.
7. Die nebenberuflich Erwerbsthfttigen. 127
Rechnungen von irgend einem käufinännischen Angestellten besorgen lassen
wird, ohne daß dieser sich nun als nebenerwerbend bezeichnet Von den
genannten 62 Angestellten der Buchbinderei und EartonnagefEibrikation
fanden übrigens 16 ihren Nebenerwerb in der Landwirtschaft.
Auch bei den Arbeitern ist die Zahl der im Nebenberuf stehenden
Erwerbsthätigen relativ klein. Im Jahre 1882 waren es 820, 1895 . . . 983,
so dafi eine Zunahme von nur 163 Personen erfolgte. 1882 hatten 2,1^ Iq
aller Arbeiter Nebenerwerb, 1895 gar nur 2,1 ^o«
Von den 983 Arbeitern der 95 er Berufszählung fanden 571 (58,17^)
ihren Nebenerwerb in der Landwirtschaft, 1882 waren es 605, die Zahl
hat also auch hier abgenommen. Es bleiben somit 402 außerhalb der
Landwirtschaft einem Nebenerwerb nachgehende Arbeiter. Welcher Art
diese nebenberufliche Thätigkeit ist, läßt sich schwer sagen; irgend eine
bestimmte typische Beschäftigung wird kaum in Frage kommen, es sei
denn, daß die Arbeiter ihre fireien Stunden dazu benutzten, um in den
kleineren Druckereien die laufenden Buchbinderarbeiten zu erledigen. Im
allgemeinen aber wird es sich um gelegentlich auftauchende, im Zusammen-
hang mit der Buchbinderei nicht stehende Nebenerwerbsfälle handeln.
Als Nebenberuf betrieben die Buchbinderei und Eartonnagefabrikation
1882 . . . 313, 1895 ... 714 Arbeiter. Die Zahl hat sich mehr denn ver-
doppelt. In welcher Gewerbeart diese Personen hauptberuflich thätig
sind, läßt sich nicht nachweisen, doch wird es sich zweifellos um verwandte
Gewerbe handeln, da z. B. Lithographen, Schriftsetzer, Buchdrucker etc. in
die Buchbinderei einschlagende Arbeiten sehr wohl anfertigen können. —
Im Ganzen hatten im Jahre 1895 . . . 5375 in der Buchbinderei und
Eartonnagefabrikation dem Beruf nach beschäftigte Personen Nebenerwerb,
davon 2068 in der Landwirtschaft;. Gegen 1882 hat erstere Zahl um l,97o
zugenommen, letztere hingegen 29,3^0 verloren. Als Nebenberuf übten be-
sagte Gewerbeart in Summa 2548 Personen aus, gegen 1606 im Jahre
1882, so daß die Zunahme sich hier auf 60,9^0 beziffert
Fassen wir sämtliche in der Buchbinderei und Eartonnagefabrikation
haupt- und nebenberuflich erwerbsthätigen Personen zusammen, so ergeben
sich 63731 Selbständige, Angestellte und Arbeiter.
Es sei nochmals darauf hingewiesen, dass dabei nur solche Personen
in Frage kommen, welche obiges Gewerbe dem Beruf nach ausüben, daß
es sich also nicht um das in den Buchbindereien und Eartounagefabriken
ihatsächlich beschäftigte Personal handelt
V.
Die Buchbinderei und Kartonnagefabrikation in
sämtlichen Verwaltungsbezirken der einzelnen
Bundesstaaten.
L Vorbemerkungen.
Auf Grund der Zählung von 1895 ist es möglich, in sämtlichen Bundes-
staaten für jeden einzelnen, selbst den kleinsten Verwaltungsbezirk die Oe-
werbe nach Zahl und umfang systematisch zusammenzustellen. Das ist
gegen frühere Zählungen entschieden ein Fortschritt, denn ganz abgesehen
Yon der späteren Möglichkeit die Vergleiche bis ins einzelne durchzuführen,
wird auf diese Weise den einschlägigen Fachorganisationen ein wertvolles
Nachschlagematerial geboten. Dieser Gresichtspunkt war es auch, der den
Verfasser zu der immerhin mühsamen Zusammenstellung veranlaßte. Die
Nachweise beziehen sich auf die Zahl der Haupt- und Nebenbetriebe sowie
auf die hauptberuflich thätigen Personen. Buchbinderei und Eartonnage-
fabrikation gelangen getrennt zur Darstellung, der Einfachheit halber derart,
daß für die Kartonnageindustrie die Kursivschrift Anwendung
findet Im übrigen sei nochmals auf die Betriebs -Definition (S. 41)
hingewiesen. Die Personalangaben beziehen sich auf die im Durchschnitt
des Jahres beschäftigten Personen.^)
^) Um etwaigen Einwendungen zu begegnen, sei bemerkt, daß eine £rneaerang
der BerufiB- und Grewerbezählung vor Ablauf der n&chsten 10 Jahre kaum zu erwarten
sein dürfte.
Die Buchbinderei und Kartonnagefiibrikation in den einzelnen Bundesstaaten. 129
Zasammenge£Ekßt erstreckt sich die Erhebung auf folgende Bezirke:
Preußen, die 548 Kreise und für HohenzoUem 4 Oberämter.
Bayern, die 41 unmittelbaren Städte und 151 Bezirksämter.
^Sachsen, die 30 Amtshauptmannschaften.
Württemberg, die 64 Oberämter.
Baden, die 52 Amtsbezirke.
Hessen, die 18 Kreise.
Mecklenburg-Schwerin, die 12 Aushebungsbezirke.
Sachsen-Weimar, die 5 Verwaltungsbezirke.
Mecklenburg-Strelitz, das Herzogtum Mecklenburg -Strelitz und das
Fürstentum Batzeburg.
Oldenburg, die Stadtgemeinden Oldenburg, Varel und Jeyer, die 12 Amter,
die Fürstentümer Lübeck und Birkenfeld.
Braunschweig, die 6 Kreise und die Stadt Braunschweig besonders.
Sachsen-Meiningen, die 4 Kreise.
Sachsen-Altenburg^ die 2 Landratsämter.
Sachsen-Koburg-Ootha, das Herzogtum Gotha und das Herzogtum Koburg.
Anhalt, die 5 Kreise.
Schwarzburg-Sondershausen, die 3 Landratsämter.
Schwarzburg-Budolstadt, die 3 Landratsamtsbezirke.
Waldeck, das Fürstentum Waldeck und das Fürstentum Pyrmont
Beuß, ältere Linie, der Landratsamtsbezirk Greiz und Amtsgerichtsbezirk
Burgk.
Beuss, jüngere Linie, die 2 Landratsamtsbezirke.
Schaumburg-Lippe,] , „ ,^ .,
. . > ohne Unterabteilungen.
Lippe, J
Lübeck, die Stadt und der Landbezirk, letzterer einschließlich Stadt
Travemünde.
Bremen, die Stadt Bremen und übriges Bremisches Gebiet
Hamburg, die Stadt und 4 Landherrenschaften.
Elsaß-Lothringen, die 22 Kreise und die Stadt Mülhausen besonders.
Hftrmty Bntwlokelangsgefleh d. deotidhen BnohUlnderai. 9
130
2. SystematiBchefl VenBeichniB der einzelnen VerwaltungsbeziriLe.
2. Systematisches Veraeiohnis der einzelnen Verwaltungs-
bezirke.
Deutsches Reich
Königreich Preußen (im Gaazen) ....
Die Provinzen Preußens:
Provinz Ostpreußen
^ Westpreußen
„ Branden1)urg (mit Berlin) ....
„ Pommern
n Posen
,, Schlesien
fj Sachsen
„ Schleswig-Holstein
„ Hannover
„ Westfalen
„ Hessen-Nassau
„ Rheinland
Preußen nach Begierungsbezirken und
Kreisen.
Begierungsbezirk Königsberg (im Ganzen)
1. Ej-eis Memel
Haupt-
betriebe
12073
1823
Neben-
betriebe
787
164
Geweri>-
tMtigc
Personen
49771
18034
6586
eil
424
54
36218
eaae
181
5
6
436
12
186
3
4
330
4
1287
257
73
7
7243
2853
231
9
12
3
637
183
167
2
15
539
9
721
62
48
10
2727
564
643
43
52
10
2049
356
275
8
17
1092
118
526
27
32
9
2102
239
601
19
42
1957
137
487
68
25
5
1565
1069
1306
130
95
8
5500
1292
120
3
2
5
1
26»
2. SyBtematiaches VeneidiiuB der dxiMlnea VerwaltnngBbeKirke.
131
2. Kreis Fischhausen .
3. Stadtkreis Königsberg
4. Landkreis Königsberg
5. Kreis Labiau . .
Wehlau
Gerdauen .
Bastenburg
Friedland .
Pr.-Eylau
Heiligenbeil
Braunsberg
Heilsberg .
Bössei . .
AUenstein .
Orteisburg
Neidenburg
Osterode in Ostpr.
Mehrungen
Pr.-Holland
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
17.
18.
19.
20.
»
»
w
99
99
»
99
99
99
99
99
99
99
99
99
Begierungsbezirk Gumbinnen (im Ganzen)
1. Ejreis Heydekrug
2. „ Niederung
3. Stadtkreis Tilsit .
4. Landkreis Tilsit .
5. Kreis Bagnit . .
6.
n
Pillkallen .
7.
n
Stallapönen
8.
M
Gumbinnen
9.
»
Insterburg
10.
»
Darkehmen
11.
»
Angerburg
12.
»
Goldap
13.
n
Oletzko .
14.
n
Lyck . .
Hanpt- Neben- ^^
betriebe betriebe Personen
3 — 6
45
3
3
4
2
5
5
2
8
5
7
5
6
5
7
3
3
61
2
6
10
4
2
5
6
5
2
2
3
2
3
1
2
1
136
12
6
12
2
9
8
4
14
8
12
9
9
6
9
4
9
167
5
10
37
5
4
11
19
39
2
3
6
3
6
9*
132
2. SyBtematiflcheB VenseichniB der eincelnen Verwaltungsbezirke.
15. Kreis Lötzen
16. „ Sensburg
17. „ Johannisburg
Kegierungsbezirk Danzig (im Ganzen) . . .
1. Stadtkreis Elbing
2. Landkreis Elbing
3. Kreis Marienburg in Westpr. . . .
4. Stadtkreis Danzig
5. Kreis Danziger Niederung . . . .
6. „ Danziger Höhe
7. „ Dirschau
8. „ Pr.-Stargard
9. „ Bereut
10. „ Karthaus
11. „ Neustadt in Westpr. . . . .
12. „ Putzig
Begierungsbezirk Marienwerder (im Ganzen)
1. Ejreis Stuhm
2. „ Marienwerder
3. „ Bosenberg in Westpr. . . .
4. „ Löbau
5. „ Strasburg in Westpr. . . .
6. „ Briesen
7. „ Thom
8. I, Kulm
9. j, Graudenz
10. „ Schwetz
11. „ Tuchel
12. „ Konitz
13. „ Schlochau
14. „ Flatow
15. „ Deutsch Krone
BegieruQgsbezirk Berlin (Stadtkreis Berlin) .
Haapt-
)etriebe
Neben-
betriebe
th&tige
Penonen
4
—
8
2
—
4
3
5
61
1
120
3
4
10
25
4
9
32
1
56
3
4
1
6
5
9
3
6
1
3
3
3
2
3
75
3
810
2
2
5
1
13
7
18
5
7
2
1
3
3
7
10
32
4
5
7
1
72
3
9
2
5
3
6
9
11
4
7
9
13
834
46
6064
196
6
2622
2. STstematisches VeneichniB der einselnen Verwaltongsbezirke.
133
Haupt-
betriebe
Regierungsbezirk Potsdam (im Ganzen) . . 374
38
1. Kreis Prenzlau 8
2. „ Templin 6
3» „ Angermünde 12
4. „ Oberbamim 16
5. „ Niederbamim 40
5
6. „ Stadtkreis Gharlottenbnrg . . 18
/
7. „ Kreis Teltow 58
13
8. j, Beeskow-Starkow 5
9. „ Jüterbog-Luckenwalde ... 16
/
10. „ Zauch-Belzig 9
11. Stadtkreis Potsdam 18
12. „ Spandau 6
13. Kreis Osthavelland 5
14. Stadtkreis Brandenburg 12
2
15. Kreis Westhavelland 10
16
16. j, Buppin 15
17. „ Ostprignitz 8
18. ,9 Westprignitz ...... 12
Begierungsbezirk Frankfurt (im Ganzen) 179
3
1. Kreis Königsberg in Neum. ... 16
2. „ Soldin • . . . 5
3. „ Amswalde 7
4. „ Friedeberg in Neum. .... 7
5. Stadtkreis Landsberg a. W. . . . 6
6. Landkreis Landsberg 3
7. Kreis Lebus 8
8. Stadtkreis Frankfurt a. 23
9. Kreis Weststemberg 6
Neben-
betriebe
Gewerb-
thUige
Personen
18
612
1
«17
—
18
—
10
1
25
—
58
3
56
—
15
5
40
—
4
2
100
1
28
1
8
— ^
77
4
— -
13
1
52
—
16
1
9
■.— .
29
70
2
18
—
96
1
44
— r
16
1
23
9
667
—
14
—
38
—
6
—
11
1
12
—
18
—
4
.—
15
— .
/
3
194
1
9
134
S. SjutemaliBcliM YttwoAMOM dsr cntssfaieD Verwalt3BiigBbQnKkj&
Haupt-
betriebe
10. Kreis Oststemberg 6
11. „ ZfiUichan-SchwiebüS .... 5
12. „ Erossen 8
/
13. Stadtkreis Guben 13
14. Landkreis Onben 1
15. Kreis Lübben 5
16. „ Lackan 12
17. „ Kalau 11
18. Stadtkreis Kottbns 14
19. Landkreis Kottbos 2
20. Kreis Soran 18
1
21. ^ Spremberg 3
Regierungsbezirk Stettin (im Ganzen) . . . 184
4
1. Kreis Demmin 7
2. „ Anklam 5
3. „ Üsedom-Wollin 4
4. „ üeckermünde 7
5. „ Bandow 9
6. Stadtkreis Stettin 49
3
7. Kreis Greifenbagen 5
8. „ Pyritz 4
9. „ Saatzig 10
10. „ Naugard 6
11. ,, Kammin 5
12. „ Greifenberg 7
/
13. „ Regenwalde 6
Regierungsbezirk Köslin (im Ganzen) ... 70
5
1. Kreis Schivelbein 2
2. „ Dramburg 6
3. „ Neustettin 5
Neben-
8
1
2
1
1
4
2
thitige
Penonen
12
25
15
3
43
1
9
14
24
61
2
43
10
11
484
178
12
9
10
12
17
283
177
7
10
22
15
9
9
/
9
148
ti
6
8
13
2. Systematiflcbes VeneicfaniB der einEftlnen Verwaltungsbezirke.
135
4. Ereis Beigard
5. n Eolberg-Eörlin
6. „ Köslin
7. „ BubUtz .
8. yy Schlawe
9. yy Bummelsburg
10. „ Stolp
11. „ Lauenburg in Pomm. . . .
12. „ Bütow
Eegiernngsbezirk Stralsnnd (im Ganzen)
1. Ereis Bügen
2. Stadtkreis Stralsund
3. Ereis Franzburg
4. yy Oreifswald
5. y, Grimmen
Begierungsbezirk Posen (im Ganzen) . . .
1. Ereis Wreschen
2. yy Jarotschin
3. ^, Schroda
4. „ Schrimm
5. Stadtkreis Posen
6. Ereis Posen Ost ....'...
7. „ Posen West
8. „ Obomik
9. „ Samter
10. yy Birnbaum
11. yy Schwerin a. Warthe . . . .
12. ,y Meseritz
13. yy Neutomischel
14. „ Grätz
15. yy Bomst
16. ,, Fraustadt
Haupt-
betriebe
Neben-
betriebe
Gewerb-
thatige
Pecaonen
7
—
8
10
—
16
5
3
18
3
—
6
11
5
2
17
5
1
—
2
14
1
41
3
—
5
3
—
3
87
70
5
—
9
6
—
13
5
—
11
17
—
32
4
—
5
118
2
8
895
3
—
4
2
2
2
1
4
3
—
3
31
2
—
100
9
1
—
1
6
_^
8
3
—
3
4
—
5
3
—
3
5
—
6
2
1
4
2
2
3
4
1
5
5
_
6
136
2. SyBtematiachea
ia der emidnen Venraltangsbeärice.
17. Kreis Schmiegel
18.
19.
20.
21.
22.
23.
24.
25.
26.
27.
28.
1>
»
n
»
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w
»
n
n
ff
ff
Kosten . . . .
Lissa . . . .
Bawitsch . . .
Gostjn . .
Koschmin
Erotoschin . .
Pleschen . . .
Ostrowo . . .
Adelnau . . .
Schildberg . .
Kempen in Pos.
Begierangsbezirk Bromberg (im Ganzen)
1. Kreis Fflehne
2. .. Czamikau
3.
4.
Kolmar in Pos.
Wirsitz . .
6. Stadtkreis Bromberg
6. Landkreis Bromberg
7. Kreis Schabin . .
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
ff
ff
ff
ff
ff
ff
ff
Inowrazlaw
Strehio
MogOno
Znin . .
Wongrowitz
Qnesen
Witkowo .
Begierangsbezirk Breslaa (im Ganzen)
• •
1. Kreis Namslau . . .
2. .. Groß-Wartenbeig
Oels ....
Trebnitz . . .
Militsch . . .
Gnhran . . .
3.
4.
6.
6.
ff
f9
ff
ff
yy
Haapt-
betriebe
Neben-
betriebe
€r«werb-
tiiUige
Personen
2
1
4
3
81
6
35
10
—
88
3
1
5
2
—
4
3
—
8
2
1
4
2
—
4
2
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2
2
—
3
54
7
144
1
—
3
6
10
6
1
11
5
1
7
14
2
74
2
1
3
2
—
2
5
—
11
2
1
3
3
—
4
2
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7
6
1
9
390
87
17
6
1736
804
5
—
11
6
1
10
8
12
5
1
9
7
2
17
4
_^^
7
2. Systematisches Veneicbiiis der einzelnen Verwaltungsbezirke.
137
7. Kreis Steinaa
8. „ Wohlau
9. „ Neumarkt
10. Stadtkreis Breslau
11. Landkreis Breslau
12. Kreis Ohlau
13. „ Brieg
14. „ Strehlen
15. „ Nimptsch
16. „ Münsterberg
17. ,, Frankenstein . . . .
18. „ Beichenbach . . . .
19. jf Schweidnitz
20. „ Striegau
21. „ Waidenburg
22. „ Glatz
23. y, Neurode
24. y, Habelschwerdt ....
«
Regierungsbezirk Liegnitz (im Glänzen)
1. Kreis Grünberg
2. „ Freistadt
3. „ Sagan
4. „ Sprottau
5. „ Glogau
6. yy Lüben
7. „ ' Bunzlau
8« „ Goldberg-Hainau . . .
9. Stadtkreis Liegnitz ....
10. Landkreis Liegnitz ....
Haupt-
betriebe
Neben-
betriebe
Gtewerb-
thiltige
Penonen
4
—
5
4
1
4
7
—
10
116
29
4
6
683
291
1
1
3
6
11
595
4
5
3
5
6
8
7
i
14
13
31
20
2
1
63
5
8
131
14
3
33
4
12
2
_
37
5
8
1
10
14
6
29
358
»2
19
4
687
250
9
—
18
12
2
^^^
26
81
11
16
3
5
18
59
5
6
14
2
22
13
1
26
25
10
3
2
82
28
4
•.^
6
138
2. Systematisches Veneichnis der einceliieii Verwaltnngsbearka
11. Kreis Jauer
12. „ Schönau
18. ,, Bolkenhain
14. ,y Landeshut
15. „ Hirschberg
16. „ Löwenberg
17. yy Lauban
18. Stadtkreis Oörlitz
19. Landkreis Görlitz
20. Kreis Bothenborg in Oberlausitz . .
21. „ Hoyerswerda
Regierungsbezirk Oppeln (im Ganzen) . .
1. Kreis Kreuzburg
2. yy Rosenberg in Oberschles. . .
3. „ Oppeln
4. „ Groß-Strehlitz
5. yy Lublinitz
6. „ Tost-Gleiwitz
7. „ Tamowitz
8. Stadtkreis Beuthen in Oberschles. .
9. Landkreis Beuthen
10. Kreis Zabrze
11. „ Kattowitz
12. „ Pleß
13. „ Rybnik
14. „ Ratibor
15. ^, Kosel
16. y, Leobschütz
17. ^y Neustadt in Oberschles. . . .
18. „ Falkenberg
Haupt-
betriebe
5
Neben-
betriebe
Gewerb-
th&tige
Penonen
7
4
—
6
4
—
7
7
—
19
38
5
10
1
48
60
15
—
25
16
4
3
1
34
75
33
_
178
6
4
10
8
18
5
9
178
3
18
364
10
6
—
9
4
1
10
16
1
36
8
2
18
3
1
6
15
1
30
5
12
15
2
28
8
—
21
9
—
13
12
1
23
5
1
12
4
—
9
15
1
1
39
4
6
9
13
1
21
9
/
—
15
5
3
^_
5
2. Systematisches Veneichiijs der dnaelnen Verwaltungsbezirke.
139
19. Kreis Neiße
20.
W
Grottkau
Regierungsbezirk Magdeburg (im Ganzen]
1. Kreis Osterburg
2. „ Salzwedel
3. fy Gardelegen
4.
W
Stendal
5.
n
Jerichow I
6.
11
Jerichow 11
7. „ Kalbe . . . .
8. „ Wanzleben . .
9. Stadtkreis Magdeburg
10. Kreis Wolmirstedt . .
11. „ Neuhaldensleben
12. ,y Oschersleben
13. „ Aschersleben
w
14. Stadtkreis Halberstadt . . . .
15. Landkreis Halberstadt . . . .
16. Kreis Wernigerode
Regierungsbezirk Merseburg (im Ganzen)
1. Kreis Liebenwerda
2. ,y Torgau
3. „ Schweinitz
4. „ Wittenberg
5. „ Bitterfeld
6. Saalkreis
7. Stadtkreis Halle a. S.
8. Kreis Delitzsch
Haupt. Neben- ^^^^
betriebe betriebe Personen
17 — 39
1 — 1
5 — 9
234
25
894
10
8
106
5
2
6
7
1
13
10
15
15
39
14
—
123
10
1
16
5
—
19
21
1
46
10
16
60
5
294
4
3
85
3
1
5
7
11
8
2
13
30
12
200
/
—
/
20
58
6
—
25
8
—
14
266
17
778
28
4:
168
9
1
16
16
2
62
4
1
7
17
1
58
14
2
33
13
19
/
5
54
3
247
3
—
4
12
—
28
1
_
23
140
2. SjBtematiscliea yerMcliiiiB der emzelnen VerwaltiiiigBbeziike.
Haupt-
betriebe
9. Mansfelder Gtebirgskreis 8
10. ,, Seekreis 16
5
11. Kreis Sangerhansen 14
12. jy Eckartsberga 9
13. „ Querfort 11
^ 14. „ Merseburg 23
4
16. „ Weißenfels 20
7
16. „ Nanmbnrg 13
17. „ Zeitz 13
/
Regierungsbezirk Erfurt (im Ganzen) . . . 143
10
1. Stadtkreis Nordhausen 17
2. Kreis Grafschaft Hohenstein ... 7
3. „ Worbis 6
4. „ Heiligenstadt 17
5. Stadtkreis Mühlhausen in Thür. . . 19
/
6. Landkreis Mühlhausen in Thür. . . 3
7. Kreis Langensalza 13
8. „ Weißensee 7
/
9. Stadtkreis Erfurt 38
3
10. Landkreis Erfurt 1
11. Kreis Ziegenrück 2
2
12. ^, Schleusingen 13
3
Regierungsbezirk Schleswig (im Ghmzen) 275
8
1. Kreis Hadersleben 12
2. „ Apenrade 3
3. „ Sonderburg 5
Neben-
betriebe
Geworb-
th&tige
Personen
10
-.—
57
3
7
1
24
12
1
17
2
79
51
2
40
/
58
•~~
29
—
3
1
35
19
10
382
S
8S
71
2
12
7
1
35
2
44
/
2
3
—
72
2
9
—
1
^—
103
—
26
2
1
—
3
49
1
22
2
5
17
1092
1
U8
1
20
1
5
2
8
2. Systematisches YerzeichniB der einzehien Verwaltiingsbezirka
141
Haupt-
betriebe
4. Stadtkreis Flensburg 19
5. Landkreis Flensburg 4
6. Kreis Schleswig 23
1
7. „ Eckernftrde 4
8. „ Eiderstedt 4
9. „ Husum 8
10. „ Tondem 11
11. „ Oldenburg 9
1
12. „ Plön 9
13. Stadtkreis Kiel 30
1
14. Landkreis Kiel 9
15. Kreis Rendsburg 8
16. yf Norderdithmarschen .... 6
17. ,, Süderdithmarschen .... 10
18. „ Steinburg 14
19. „ Segeberg 8
20. „ Stormam 14
1
21. „ Pinneberg 17
22. Stadtkreis Altena 40
4
23. Kreis Herzogtum Lauenburg ... 8
Regierungsbezirk Hannover (im Ganzen) . . 186
10
1. Kreis Diepholz 4
2. „ Syke 8
3. „ Hoya 5
4. yy Nienburg 4
5. ,^ Stolzenau 4
6. ^, Sulingen 2
7. ,^ Neustadt a. Bübenberge . . 3
8. Stadtkreis Hannover 81
8
9. Landkreis Hannover 3
Neben-
betriebe
Q«werb-
thfttige
Personen
44
—
4
—
33
1
10
1
5
1
11
1
17
1
13
21
—
14
3
101
1
—
97
1
18
—
13
—
19
—
293
^
13
—
28
25
1
23
2
287
10
2
16
6
1
1185
1««
6
1
13
—
9
—
5
—
8
1
2
1
25
1
948
149
125
142
2. SjstematiBches Veneichnis der einzelnen Verwaltongsbenike.
10. Stadtkreis Linden
11. Landkreis Linden
12. Kreis Springe
13.
w
Hameln
Kegierungsbezirk Hildesheim (im Ganzen) .
1. Kreis Peine
2. Stadtkreis Hildesheim
3. Landkreis Hildesheim
4. Ereis Marienburg in Hann.
5.
6.
7.
8.
9.
Gronau . . .
Alfeld ....
Goslar . . .
Osterode a. Harz
Duderstadt . .
10. Stadtkreis Göttingen
11. Landkreis G^ttingen
12. Ereis Münden . .
13.
14.
15.
16.
17.
«
}>
jf
Uslar .
Einbeck
Northeim
„ Zellerfeld
Dfeld .
9}
Regierungsbezirk Lüneburg (im Ganzen)
1. Stadtkreis Celle
2. Landkreis Celle
3. Ereis Gifhom
4. „ Burgdorf
5. y, Isenhagen
6. „ Pallingbostel ....
7. „ Soltau
»
Haupt-
betriebe
3
2
Neben-
betriebe
1
(Jewerb-
thfttige
PeiBonen
14
n
5
6
7
1
9
7
1
15
134
4
6
9
401
10
26
1
59
3
2
—
4
4
4
4
—
6
9
3
150
9
14
6
1
12
6
2
19
26
—
57
4
1
1
6
1
11
12
3
—
6
8
1
18
8
1
11
13
8
—
15
2
4
74
2
148
11
26
4
11
3
—
5
6
—
10
5
—
7
4
—
6
1
^^m
1
2. Systematisches Veneicbiiis der einselneii Verwaltungsbezirke.
143
8. Kreis Uelzen
9. „ Lüchow
10. „ Dannenberg
11. „ Bleckede
12. Stadtkreis Lüneburg
13. Landkreis Lüneburg
14. Ereis Winsen
15. Stadtkreis Harburg
16. Landkreis Harburg
Regierungsbezirk Stade (im Ganzen) . .
1. Ereis Jork
2. „ Stade
3. „ Kehdingen
4. „ Neuhausagte
5. „ Hadebi
6. „ Lebe
7. „ Geestemünde
8. „ Osterholz
9. „ Blumenthal
10. „ Werden
11. „ Achim
12. „ Eotenbnrg in Hann. . . .
13. „ Zeven
14. „ Bremervörde
Regierungsbezirk Osnabrück (im Ganzen)
1. Ereis Meppen
2. „ Aschendorf
3. „ Hümmling
4. „ Lingen
5. „ Grafschaft Bentheim . . .
6. „ Bersenbrück
7. Stadtkreis Osnabrück
8. Landkreis Osnabrück
Hsnpt-
betriebe
Neben-
betriebe
G^ewerb-
thStige
Personen
5
—
12
7
2
10
4
6
3
5
9
21
2
4
8
22
2
2
57
6
111
5
6
13
1
28
1
1
3
2
4
1
—
2
4
1
6
4
1
7
7
12
2
3
6
10
4
20
3
5
2
3
2
4
75
18
5
8
131
41
7
—
9
3
2
2
8
6
11
10
13
8
10
41
12
18
21
1
48
2
3
144
2. Systematisches VeizeichnlB der einzehien Verwaltungsbezirke.
9. Kreis Wittiage
10. „ Melle
11. „ Ibarg
Regierungsbezirk Aurich (im Ganzen) .
1. Kreis Norden
2. Stadtkreis Emden
3. Landkreis Emden
4. Kreis Wittmund
5. „ Aurich
6. „ Leer
7. „ Weener
Regierungsbezirk Münster (im Ganzen)
1. Kreis Tecklenburg
2. „ Warendorf
3. „ Beckum
4. „ Lüdinghausen . . . .
5. Stadtkreis Münster in Westf. .
6. Landkreis Münster ....
7. Kreis Steinfurt
8. „ Koesfeld
9. „ Ahaus
10. „ Borken
11. „ Recklinghausen . . . .
Regierungsbezirk Minden (im Ganzen)
1. Kreis Minden
2. „ Lübbecke
3. „ Herford
4. y^ Halle in West£ . . .
5. Stadtkreis Bielefeld ....
6. Landkreis Bielefeld ....
Haupt-
betriebe
Neben-
betriebe
Qewerb-
th&tige
Personen
3
—
3
8
—
12
3
—
9
50
4
126
9
—
12
8
23
1
—
1
12
1
23
8
18
9
3
46
3
3
147
2
19
432
10
—
66
10
1
25
11
1
20
8
2
15
30
2
4
78
2
7
1
13
15
2
26
18
2
118
7
3
12
12
1
24
19
2
35
127
4
6
675
19
13
36
5
9
15
1
2
65
5
7
12
27
2
2
216
12
5
/
—
20
2
2. SystemaÜBches Verzeichnis der einzelnen Verwaltungsbezirke.
145
7. Kreis Wiedenbrück
8. ., Paderborn
9.
10.
11.
Büren .
Warbnrg
Höxter
Regierangsbezirk Arnsberg (im Gkinzen)
1. Kreis Arnsberg
2. y^ Meschede
3. yj Brilon
4. „ Lippstadt
5. ,. Soest
6.
n
n
Hamm
7. Stadtkreis Dortmund
8. Landkreis Dortmund .
9. Kreis Horde ....
10. Stadtkreis Bochum
11. Landkreis Bochum
12. Stadtkreis Gelsenkirchen
13. Landkreis Gelsenkirchen
14. Kreis Hattingen . .
15. Stadtkreis Hagen . .
16. Landkreis Hagen
17. Kreis Schwelm .
18. „ Iserlohn
19. „ Altena
20.
21.
22.
9f
n
»
Olpe . .
Siegen . .
Wittgenstein
Regierungsbezirk Kassel (im Ganzen) . . .
HmrmB, EntwlekalnngBgweb. d. deatschen BaaUblnderai.
Hoopt-
betriebe
14
Neben-
betriebe
1
ihfttige
PeiBonen
40
19
—
87
1
1
2
5
—
7
16
—
81
887
13
19
17
1
950
119
59
7
1
12
9
1
16
12
23
12
/
^^^
55
2
22
—
37
32
1
2
160
1
9
—
12
7
—
16
16
1
88
16
1
29
7
3
17
17
1
34
7
1
10
19
1
71
13
^
16
20
i
m^mmm
68
43
22
2
3
93
14
27
8
2
75
56
9
—
13
20
1
31
5
—
15
818
26
10
1
686
866
10
146
2. Systematisches Verzeichnis der einzelnen Verwaltongsbezirke.
Haupt-
betriebe
1. Stadtkreis Kassel 47
4
2. Landkreis Kassel 5
2
3. Kreis Eschwege 7
4. „ Fritzlar 8
5. n Hofgeismar 7
6. „ Homberg 4
7. yy Melsongen 6
8. yy Rotenburg in Hessen-Nassau . 6
9. „ Witzenhansen 10
10. „ Wolfhagen 5
11. y, Marburg 14
12. „ Frankenberg 8
13. „ Kirchhain 4
14. „ Ziegenhain 8
15. „ Fulda 16
2
16. „ Hersfeld 6
17. „ Hünfeld 2
18. Stadtkreis Hanau 8
9
19. Landkreis Hanau 4
20. Kreis Gelnhausen 11
21. „ Schlüchtern 7
22. ,, Schmalkalden 9
6
23. „ Rintehi 8
24. „ Gersfeld 3
Begierungsbezirk Wiesbaden (im Ganzen) . 274
43
1. Kreis Biedenkopf 5
2. DiUkreis 11
3. Oberwesterwaldkreis 3
4. Kreis Westerburg 4
Neben-
betriebe
1
Qewerb-
fhStige
Personen
180
563
1
126
2
12
11
74
11
10
10
54
14
9
36
1
15
7
10
31
53
3
11
—
3
1
18
149
—
5
2
2
12
1
9
1
12
12
16
—
4
15
4
879
»14
—
8
2
19
—
8
1
5
2. Systematisches VeneichniB der eiiutehien Yerwaltongsbearke.
14'
Haupt-
betriebe
5. ünterwesterwaldkreis 14
6. Oberlahnkreis 9
7. Ejreis Limburg 17
8. ünterlahnkreis 10
9. Ereis Sankt Gbarshansen .... 13
10. Bheingankreis 6
11. Landkreis Wiesbaden 8
12. üntertaunuskreis 7
/
13. Ereis Usingen 5
1
14. Obertannuskreis 11
/
15. Ereis Höchst 8
2
16. Landkreis Frankfurt a. M. . . . . 5
3
17. Stadtkreis Wiesbaden 33
18. „ Frankfurt a. M 105
35
Regierungsbezirk Eoblenz (im Ganzen) . . 115
1. Stadtkreis Eoblenz 15
2. Landkreis Eoblenz 5
3. Ereis Sankt Goar 8
4. „ Ereuznach 17
2
5. n Simmem 4
6. „ ZeU 4
7. „ Eochem 4
8. „ Mayen 12
9. „ Adenau 2
10. „ Ahrweiler 8
11. „ Neuwied 16
12. „ Altenkirchen 12
13. „ Wetzlar 5
14. M Meisenheim 3
Neben-
betriebe
G«werb-
thStige
Personen
19
—
11
—
84
l
20
—
23
1
9
1
77
^—
11
—
/
i—
10
—
2
1
16
—
17
1
19
29
1
8
1
14
2
126
4
106
3
151
12
469
1
82
228
—
6
3
9
3
26
—
82
—
7
—
5
1
9
2
24
7
—
14
2
101
1
—
—
17
1
13
....
3
10'
148
2. Systematisches VeneichniB der einzelnen Verwaltongsbesirke.
Haupt-
beMebe
Kegierungsbezirk Düsseldorf (im Gbmzen) . 748
78
1. Kreis Kleve 10
2. „ Bees 19
3. Stadtkreis Krefeld 64
n
4. Landkreis Krefeld 3
5. Stadtkreis Duisburg 17
6. Kreis Mfilheim a. Ruhr 22
7. „ Bubrort 13
8. Stadtkreis Essen 20
9. Landkreis Essen 18
10. Kreis Mors 13
11. „ Geldern 16
/
12. „ Kempen im BheinL .... 23
2
13. Stadtkreis Düsseldorf 49
7
14. Landkreis Düsseldorf 6
15. Stadtkreis Elberfeld 90
3
16. Stadtkreis Barmen 160
22
17. E[reis Mettmann 20
2
18. Stadtkreis Bemscheid 19
19. Kreis Lennep 27
4
20. Stadtkreis Solingen 29
7
21. Landkreis Solingen 20
6
22. Kreis Neuß 12
23. „ Grevenbroich 8
/
v«u-„ Gewerb-
Neben- t^tj^
beteiebe Penonen
44
5
1
1
3
3
2
2
2
1
5
2
1
4
24. Stadtkreis Müncben-Gladbach . . .
33
/
3
4
8509
ßSO
16
48
257
176
4
132
69
33
74
35
26
188
8
45
5
217
81
18
545
23
1077
/77
39
20
57
2
46
9
68
76
36
35
34
14
33
354
5
2. SystematiacheB YendchniB der eiiuelnen Yenraltungsbecirke.
149
Haupt- Neben- ^^^-
betriebe betriebe Personen
25. Erois Gladbach 32
2
Regierungsbezirk Köln (im G^zen) .... S04
27
1. Kreis WipperfÜrÜi 7
2. „ Waldbröl 1
3. „ Gummersbach 12
4. Siegkreis 11
5. Ereis Mühlheim a. Bhein .... 8
6. Stadtkreis Eöhi 108
27
7. Landkreis Köln 6
8. Ereis Bergheim 6
9. „ Euskirchen 6
10. yf Bheinbach 4
11. Stadtkreis Bonn 81
12. Landkreis Bonn 4
Eegierungsbezirk Trier (im Ganzen) . . . 116
6
1. Ereis Dann 2
2. „ Prüm 7
3. „ Bitburg 5
1
4. „ WittHch 5
5. „ Bemkastel 4
2
6. Stadtkreis Trier 22
7. Landkreis Trier 5
8. Ereis Saarburg 2
1
9. „ Mendg 7
10. „ Saarlouis 10
11. „ Saarbrücken 24
/
12. „ Ottweiler 15
1
13. ,, Sankt Wendel 8
3
77
—
13
16
668
1
87a
—
12
—
2
2
56
1
33
13
6
360
/
375
—
82
2
7
2
9
1
4
1
80
1
4
6
882
1
12
1
2
—
8
—
8
i
8
1
6
1
2
58
9
—
3
3
9
2
29
-^
47
—
5
1
27
—
1
1
13
150
2. Systematisches Verzeichnis der eimelnen Verwaltungsbezirke.
Haupt-
betriebe
Regierungsbezirk Aachen (im Ganzen) . . 128
17
1. Kreis Erkelenz 6
2. „ Heinsberg 4
8. „ Geilenkirchen 8
4. „ Jülich 9
/
5. „ Düren 30
2
6. Stadtkreis Aachen 43
12
7. Landkreis Aachen 13
2
8. Kreis Eupen 5
9. ff Moutjoie 3
10. „ Schieiden 4
11. „ Malmedy —
Begierungsbezirk Sigmaringen (im Ganzen) . 85
1. Oheramt Sigmaringen 11
2. „ Gammertingen 7
3. „ Hechingen 5
4. „ Haigerloch 2
Königreich Bayern (im Ganzen) 1404
198
Begierungsbezirk Oberbayern (im Ganzen] 841
19
1. Unmittelbare Stadt Freising ... 8
2. „ „ Ingolstadt ... 9
3. „ „ Landsberg . . 2
4. „ „ München . . . 206
J9
5. „ „ Bosenheim 7
6. „ y, Traonstein . . 3
7. Bezirksamt Aichach 7
8. „ Altötting 5
„ Berchtesgaden .... 4
Neben-
betriebe
Gewerb-
thfltige
Personen
17
688
—
14S
2
11
5
1
8
1
17
—
25
2
398
—
4
1
134
—
98
4
17
—
16
—
33
1
4
4
6
3
41
—
17
1
11
2
10
—
3
107
4795
10
1»60
20
1309
5
92
—
21
—
18
1
5
10
1035
5
92
23
—
4
—
7
—
10
^^
8
2. SjstematiBches VerzeicliniB der einzelnen Yerwaltangsbesirke.
151
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
23.
24.
25.
26.
27.
28.
29.
30.
31.
Bezirksamt Brack
Dachau
»
ff
ff
ff
ff
ff
ff
ff
ff
ff
ff
ff
ff
ff
ff
ff
ff
ff
ff
ff
ff
Ebersberg
Erding . .
Freising . .
Friedberg . .
Gurmisch . .
Ingolstadt
Landsberg
Laufen . .
Miesbach . .
Mühldorf . .
München I
München 11 .
Pfaffenhofen .
Bosenheim
Schongau . .
Schrobenhausen
Tölz . . .
Traunstein
Wasserburg .
Weilheim . .
Regierungsbezirk Niederbayern (im Ganzen)
1. Unmittelbare Stadt Deggendorf
2« .. .. Landshut
3.
4.
»
n
n
Paasan .
Straubing
5. Bezirksamt Bogen .
6.
7.
8.
10.
11.
12.
ff
ff
ff
»I
ff
Deggendorf
Dingolfing
Eggenfelden
Ghrafenau .
Griesbach .
Eelheim
Eotzting .
Haupt- Neben- ^^^
betriebe betriebe Penonen
3
—
6
3
-^
4
6
—
6
3
1
8
1
1
1
3
—
4
4
—
6
1
1
1
1
1
6
1
7
4
2
7
4
1
6
4
—
47
4
^
7
8
—
14
10
1
14
3
5
3
—
7
3
4
6
1
8
5
—
7
5
—
8
100
8
228
5
—
12
12
1
67
12
49
9
19
3
3
4
1
4
2
1
3
5
—
11
3
—
3
1
1
3
4
—
6
2
^^^
3
152
2. Systematisches Yexseielmis der einzelnen Verwaltungsbezirke.
18. Bezirksamt Landau a. J. ...
14. yy Landshut
15. „ Mallersdoif ....
16. „ Passau
17. „ Pfarrkirchen ....
18. „ Begen
19. „ Bottenburg ....
20. y, Straubing
21. jy Viechtach
22. „ Vilsbiburg ....
23. „ Vilshofen
24. „ Wegscheid ....
25. „ Wolfetein
Begierungsbezirk Pfalz (im Ganzen)
1. Bezirksamt Bergzabern ....
2. ^^ Fraokenthal ....
3. ,, Gfermersheim . . .
4. yy Homburg
5. yy Kaiserslautern . . .
6. yy Eirchheimbolanden
7. yy Kusel
8. yy Landau
9. yy Ludwigshafen a. Bhein
10. „ Neustadt a. H. . . .
11. „ Pirmasens ....
12. „ Speyer
13. yy Zweibrücken ....
Begierungsbezirk Oberpfalz (im Ganzen)
1. unmittelbare Stadt Amberg . .
2. yy yy BCgCUSbUrg .
3. Bezirksamt Amberg
4. „ Beilngries
Hanpt-
betriebe
Xeben-
betriebe
Gewerb-
thatige
Peraonen
3
3
2
^.^
2
1
1
7
5
6
3
2
6
5
1
6
3
3
4
7
6
8
4
6
2
2
166
ß
4
2
858
10
9
1
13
11
2
z
78
2
13
2
66
8
11
23
122
12
26
6
—
15
18
31
17
1
/
46
1
13
28
8
2
/
32
7
11
20
17
1
365
87
11
315
5
11
16
205
1
1
1
6
^^^
6
2. Systematisches Verzeichnis der einzelnen Verwaltungsbezirke.
153
5. Bezirksamt Barglengenfeld ....
6. „ Cham
7. y, Eschenbach
8. „ Eemnath
9. „ Nabburg
10. „ Nenmarkt
11. „ Neonburg v. W. . . .
12. „ Neustadt a. Waldnab . .
13. „ Parsberg
14. „ Begensburg
15. „ Beding
16. yy Stadtamhof
17. ,y Salzbach
18. yy Tirschenrenth . . . .
19. M Vohenstrauß
20. „ Waldmünchen . . . .
Begierungsbezirk Oberfranken (im Gbnzen) .
1. Unmittelbare Stadt Bamberg . . .
2. ,^ „ Bayreuth . . .
3. yy ^^ Forchheim
4. „ „Hof
5. ^^ ,^ Eulmbach .
6. Bezirksamt Bamberg I
7. yy Bamberg 11
8. „ Bayreuth
9. „ Bemeck
10. „ Ebermannstadt . . . .
11. „ Forchheim
12. „ Höchstadt a. A. . . .
13. „ Hof
14. „ Eronach
15. yy Eulmbach
16. yy Lichtenfels
17. ,, Münchberg
Haupt-
betriebe
3
Neben-
betriebe
2
Gewerb-
thotige
PetBonen
4
2
—
5
3
—
3
4
—
7
1
—
2
5
—
8
2
—
3
8
2
11
6
8
2
—
3
6
— -
11
4
1
9
4
—
6
4
2
7
2
2
2
3
1
3
134
8
21
1
11
856
8
46
/
18
1
58
3
—
5
11
24
4
—
8
5
—
5
1
1
1
2
2
1
1
6
1
8
2
1
4
4
2
9
1
—
2
9
—
10
2
—
3
5
—
7
6
^^
16
154
2. Systematisches Verzeichnis der einzelnen VerwaltiingsbeziriLe.
18. Bezirksamt Naila . .
19. „ Pegnitz
20. ,; Behau . .
21. ,y Stadtsteinach
22. „ Staffelstein
28. ,y Teuschnitz
24. ,^ Wunsiedel
Haupt- Neben- ^^1^
betriebe betriebe Personen
4
2
4
4
4
4
4
9
1
1
2
1
4
2
4
10
4
6
4
15
ßegierangsbezirk Mittelfranken (im Ganzen)
1. Unmittelbare Stadt Ansbach . . .
2.
n
3.
n
4.
n
5.
6.
M
}>
W
»
»
>J
w
Dinkelsbühl
Eichstätt .
Erlangen .
Fürth
• •
Nürnberg . . .
7. „ „ Bothenborg a. Tauber
8. „ „ Schwabach
9. „ „ Weißenburg
10. Bezirksamt Ansbach . .
11. .. Dinkelsbühl .
99
12.
99
Eichstatt . .
18.
99
Erlangen . .
14.
99
Feuchtwangen
15.
99
Fürth . . .
16.
99
Gunzenhausen
17.
99
Hersbruck
18.
99
Hilpoltstein .
19.
99
Neustadt a. A.
20.
99
Nürnberg . .
167
10
1
4
4
16
2
19
39
82
103
4
5
3
4
2
2
1
1
5
2
6
9
6
5
8
10
3
10
8
2
1
1
1
848
108»
33
2
8
12
55
nt
52
282
555
568
5
8
9
5
4
4
1
1
7
2
16
10
6
6
11
28
38
2. SystematiBchea Verzeichnia der einzelnen Yerwaltongsbezirke.
155
Haupt- Neben- ^7«!l^
beunebe betnebe Personen
21. Bezirksamt Bothenburg a. Tauber
1 —
1
1
—
22.
n
Scheinfeld
6
3
1
1
3
8
23.
Schwabach
3
■■ %^ ■
^^^0^h^ ■¥ V^V ^^ VNV^#AiA ■ ■ • ■ •
S
24.
99
91
XTfifenheim
7
5
— —
12
25.
Weißenburg
6
Begierungsbezirk
Unterfranken (im Ghinzen)
183
26
833
»1
1.
Unmittelbare Stadt AschafPenburg .
8
—
16
2.
w
,, Eitzingen . . .
4
2
9
8.
n
„ Schweinfurth . .
11
1
—
24
19
4.
99
„ Würzburg . .
38
1
1
102
2
5.
Bezirksamt Alzenau
2
1
2
6.
99
Ascha£fenburg .
2
1
4
7.
99
Briickenau . .
3
—
5
8.
99
Ebern . . . .
2
—
4
9.
99
G^rolzhofen . .
9
2
15
10.
99
Hammelburg
3
3
6
11.
W
9
1
12
12.
99
Earlstadt . . .
6
2
9
13.
99
Eissingen . .
10
2
16
14.
99
Eitzingen . . .
f
11
3
20
15.
99
Eönigshofen .
10
4
11
16.
99
Lohr . . .
9
—
12
17.
99
Marktheidenfeld
6
9
18.
99
Mellrichstadt
4
—
5
19.
99
Miltenburg . .
11
—
23
20.
»
Neustadt a. S. .
5
1
6
21.
99
Obemburg
4
1
4
22.
99
Ochsenfurt
10
—
13
23.
99
Schweinfurt .
4
1
4
24.
99
Würzburg
2
1
2
Regierungsbezirk
Schwaben (im Gtu
Dzen)
171
17
«63
156
2. STstematischeB YeneichniB der einselnen Yerwaltaiigsbezijtke.
1. Unmittelbare Stadt Augsburg .
2.
n
3.
n
4.
ff
5.
ff
6.
ff
7.
w
8.
w
9.
ff
w
ff
ff
ff
ff
ff
ff
ff
Dillingen .
Donauwörth
Gtlnzbui^ .
Eaufbeuren
Kempten .
Lindau
Memmingen
Neuburg a. Donau
10. „ „ Neu-Ulm .
11. „ „ Nördlingen
12. Bezirksamt Augsburg . . . .
13.
ff
14.
ff
15.
ff
16.
»
17.
ff
18.
ff
19.
ff
20.
ff
21.
ff
22.
ff
23.
ff
24.
ff
25.
ff
26.
ff
27.
ff
28.
ff
29.
ff
30.
ff
Dillingen .
Donauwörth
Füssen
Günzburg
niertissen
Ejtufbeuren
Kempten
Krumbach
Lindau
Memmingen
Mindelheim
Neuburg a. D
Neu-Ulm
Nördlingen
Oberdorf
Sonthofen
Werfingen
Zusmarshausen ....
Haaptr Neben- ^^
betriebe betriebe Penonen
32 1 334
8 — 41
5 — 10
3 — 26
2 — 5
3 — 6
10 — 52
3 — 9
7 — 37
4 — 12
2 — 2
4 — 8
9 — 25
9 1 16
i — 1
7 1 9
5 — 7
/ — /
3 — 8
5 1 7
4 — 6
4 1 6
4 — 5
5 — 7
6 1.7
5 2 9
10 — 14
1 1 2
4 — 4
5 1 6
1 — 1
7 2 9
12 3
3 3 3
•••
* •
2. SystematiBches VeneichniB der einselnen Verwaltangsbenrke.
157
Hwpt. Neben- ^^
betriebe betnebe Personen
Königreich Sachsen (im Ganzen)
Kreishanptmannschaft Dresden (im Ganzen)
1. Stadt Dresden
2. AmtshptmscL Dippoldiswalde .
3. „ Dresden-Altstadt
4.
5.
6.
7.
8.
Dresden-Neustadt
Freiberg
ff
Großenhain .
MeiBen . .
Pirna
Kreishauptmannschaft Leipzig (im Ganzen) .
1. Stadt Leipzig
2. Amtshptmsch. Borna
3.
4.
5.
6.
7.
ff
ff
ff
ff
ff
Döbeb .
Grimma
Leipzig
Oschatz
Bochlitz
Kreishauptmannschaft Zwickau (im Ganzen)
1. Stadt Chemnitz
2. AmtshptmscL Annaberg
1284
70
8100
476
4S
6608
356
87
1273
98
»6
1188
198
13
868
79
14
965
13
1
20
18
3
76
4
9
4
18
2
35
6
/
ÖÖ
29
5
68
1
1
1
13
—
26
34
11
112
5
1
Sd
33
2
68
3
n
880
11
4762
64
»
1««;»
239
8
4881
43
/
1189
22
1
51
33
1
89
3
—
2^
28
2
112
5
24/
17
—
35
3
59
14
36
27
—
58
12
109
447
19
1808
807
17
««09
68
5
275
65
—
1015
53
3
415
46
4
644
158
2. Systematisches Venseichziis der eiiuselnen Verwaltongsbesirke.
Haupt-
betriebe
3. Amtshptmsch. Auerbach 15
60
4. fy Chemnitas SO
38
5. „ Flöha 19
8
6. „ Glauchau 40
16
7. „ Marienberg .... 15
4
8. „ Öknitz 60
30
9. „ Plauen 49
22
10. n Schwarzenberg ... 89
11. „ Zwickau 59
4
Kreishauptmannschaft Bautzen (im Glänzen) 101
1. Amtshptmsch. Bautzen 24
/
2. „ Kamenz 16
8. „ Löbau 25
3
4. „ Zittau 86
2
Königreich Wflrttemberg (im Ganzen) . . . 712
Neckarkreis (im Gkmzen) 289
27
1. Oberamt Backnang 7
2. n Besigheim 8
8. n Böblingen 7
l
4 „ Brackenheim 6
5. „ Cannstatt 14
Eßlingen 15
2
Neben-
betriebe
Grewerb-
thätige
Pecaonen
1
27
/
13t
2
73
—
309
_
35
51
._
116
—
148
._
32
11
8
80
4
149
1
231
7
151
2
138
2
387
—
57
8
257
84
—
59
4
30
1
73
—
28
2
95
2
54
346S
4:
71»
17
8078
1
357
—
10
1
23
~—
16
/
—
8
1
44
1
38
...
2
2. SystematiBches Verzeichnis der einzelnen VerwaLtangebezirke. 159
Haupt- Neben- ^^
betriebe betriebe Personen
7. Oberamt Heilbronn 18 — 376
2 — 11
8. „ Leonberg 43 2 44
9. „ Ludwigsburg 9 2 38
10. „ Marbach 7 — 10
11. „ Manlbronn 6 — 11
12. „ Neckarsulm 10 — 16
13. Stadt Stuttgart 99 4 1345
22 1 343
14. Oberamt Stattgart 15 6 71
15. „ Vaihingen 6 — 8
16. „ Waiblingen 7 — 13
17. „ Weinsberg 5 — 7
Schwarzwaldkreis (im Ganzen) 160 14 662
21 3 138
1. Oberamt Balingen 14 — 16
1 — 3
2. „ Calw 8 — 11
3. „ Frendenstadt 7 — 15
4. „ Herrenberg 6 2 11
5. „ Horb 3 — 8
6. „ Nagold 11 — 22
7. „ Neuenbürg 5 1 8
8. „ Nürtingen 8 1 18
9. „ Obemdorf 3 — 5
/ — 26
10. „ Eentlingen 27 — 400
2 — ö8
11. „ fiottenburg 11 1 15
12. „ Bottweil 7 2 24
13. „ Spaichingen 5 2 6
14. „ Sulz 7 — 9
15. „ Tübingen 20 3 62
16. „ Tuttlingen 10 1 14
17 3 51
17. „ Urach 8 1 18
160 2. Systematisches Veneiclinis der einzelnen Verwaltungsbezirke.
Haup«. Neben- ^^
betriebe betriebe Personen
Jagstkreis (im Ganzen) 107 9 256
8 — 122
1. Oberamt Aalen 8 2 57
2. „ Crailsheim 6 — 12
3. „ Ellwangen 8 3 39
4. „ Gaildorf 5 — 8
5. „ Gerabram 8 — 10
6. „ Gmünd 9 — 23
6 — 28
7. „ HaU 15 — 82
8. ,, Heidenheim 13 1 22
9. ,, Künzelsau 5 1 8
10. „ Mergentheim 9 — 13
11. „ Neresheim 4 1 5
12. „ Oehringen 7 — 9
13. „ Schorndorf 5 — 7
/ — 12
14. „ Welzheim 5 1 11
/ — 82
Donankreis (im Ganzen) 163 14 466
5 — 96
1. Oberamt Biberach 14 1 18
2. „ Blaubenren 7 — 21
3. „ Ehingen 10 — 13
4. „ Geislingen 10 — 15
2 — 21
5. „ Göppingen 11 — 47
3 — 74
6. „ Kirchheim 9 1 138
7. „ Lanpheim 9 — 12
8. „ Leutkirch 8 8 11
9. „ Münsingen 6 — 9
10. „ Ravensburg 17 1 37
11. „ Riedlingen 8 — 10
12. ,, Saulgau 10 2 45
13. „ Tettnang 6 — 8
14. „ Ulm 22 4 59
2. Systematisches Veneicbnis der einzelnen Verwaltangsbezirke.
161
Hauptp Neben- ^J^*
betriebe betriebe Personen
15. Oberamt Waldsee 9
16. „ Wangen 7
Grofiherzogtnm Baden (im Ganzen) .... 418
191
Lande8komm.-Bez. Eonstanz (im Ganzen) 78
3
1. Amtsbezirk Engen 5
2. „ Eonstanz 16
3. „ Meßkirch 5
4. „ Pfullendorf 4
5. „ Stockach 2
1
6. „ Überlingen 5
Ereis Villingen.
1. Amtsbezirk Donaneschingen ... 8
1
2. „ Triberg 5
3. „ Villingen 6
1
«
Ereis Waldshut
1. Amtsbezirk Bonndorf 2
2. „ Säckingen 4
3. „ St Blasien 3
4. „ Waldshut 8
Landeskomm.-Bez. Freibarg (im Ganzen) 115
153
1. Amtsbezirk Breisach 2
2. ;, Emmendingen .... 7
3. „ Ettenheim 4
4. „ Freibnrg 80
5. „ Neustadt 4
6. „ Staufen 5
7. „ Waldkirch 4
/
Hftrms, EntwIcJEeliuigigeMh. d. deatoehon BachbindereL
1
12
1
11
38
43
164»
1687
8
1
284
14
1
7
1
178
—
8
1
6
7
2
6
1
12
/
15
13
12
1
8
7
4
1
18
9
42
505
723
—
5
1
18
5
1
278
2
8
—
7
—
11
6
11
162
2. SjBtematiBcbes VerzeicbniB der einzelnen Yerwaltongsbeziike.
Ereis Lörrach.
1. Amtsbezirk Lörrach
2. „ Müllheim
3. „ Schönan
4. „ Schopfheim
Ereis Offenburg.
1. Amtsbezirk Eehl
2. „ Lahr
3. „ Oberkirch
4. „ 0£Eenbarg
5. „ Wolfach
Ereis Baden.
1. Amtsbezirk Achem
2. „ Baden
3. „ Bühl
4. „ Bastatt
Landeskomm.-Bez. Earlsruhe (im Ganzen)
1. Amtsbezirk Bretten
2. „ Bruchsal
3. „ Durlach
4. „ Ettlingen
5. „ Earlsruhe
6. „ Pforzheim
Lande8komm.-Bez. Mannheim (im Ganzen) .
1. Amtsbezirk Mannheim
Haupt-
betrieb«
Neben-
betriebe
Giewerb-
tbfttige
Personen
7
4
14
5
TT
1
7
6
27
5
10
5
2
15
12
149
1
38
63
692
8
11
11
3
_
20
25
5
1
11
11
1
19
12
1
25
7
2
11
9
58
37
119
80
10
586
678
4
—
8
13
2
3
92
77
5
15
5
8
37
1
2
247
4
16
26
1
53
560
111
11
ZU
272
37
4
1
166
271
2. Systematisches Verzeichnis der einzelnen Verwaltungsbezirke.
163
HaupL Neben- ^^J^jJ"
betriebe betriebe Personen
2. Amtsbezirk Schwetzingen .... 4 1 9
3. „ Weinheim 3 1 6
Kreis Heidelberg.
1. Amtsbezirk Eppingen 3 — 10
/ — /
2. „ Heidelberg 21 1 65
3. „ Sinsheim 8 1 13
4. „ Wiesloch 5 1 8
Ereis Mosbach.
1. Amtsbezirk Adelsheim . . . i . 4 1 6
2. „ Bachen 8 1 12
3. „ Eberbach 1 — 2
4. „ Mosbach 5 2 7
5. „ TauberbischoMeim . . 8 1 12
6. „ Wertheim 4 — 8
Oroßherzogtam Hessen (im Ganzen) .... 238 21 872
70 1 338
ProTinz Starkenberg (im Ganzen) .... 101
66
1. Kreis Darmstadt 38
9
2. „ Bensheim 8
2
3. „ Dieburg 8
32
4. „ Erbach 7
5. „ Groß-Gerau 4
6. „ Heppenheim 12
7. „ Offenbach 24
23
Provinz Oberhessen (im Ganzen) 68
1. Kreis Gießen 23
Z, ff AlsielQ . . . . .^ . . . D
3. „ Büdingen 11
10
509
1
382
4
264
36
3
14
3
10
/
92
1
10
9
1
15
1
187
201
7
167
—
1
56
1
14
2
15
11»
164
2. Systenifttisehes Verzeichiiia der einsdnen Verwaltungsbesirke.
H«.pt. Neben- ^^
betriebe betriebe Personen
4. Kreis Friedberg
5.
6.
9f
))
Lauterbach
Schotten .
Provinz BheinhesBen (im Ganzen)
1. Kreis Mainz . . . . ,
2.
3.
4.
5.
»
n
H
»
Alzey . .
Bingen
Oppenheim
Worms
Orofiherzogtimi Mecklenbarg-Sehwerln (im Ganz.)
1. Aashebungsbezirk Schwerin . .
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
99
99
99
99
99
99
J'
99
99
99
99
Hagenow . .
Ludwigslnst
Parchim . .
Wismar . .
Grevesmühlen
Doberan . .
Rostock
Bibnitz . .
Güstrow . .
Malchin . .
Waren . .
OroBherzogtum Sachsen-Weimar (im Ganzen)
1. Verw.-Bez. Weimar
2.
3.
4.
5.
99
99
n
99
Apolda . . . .
Eisenach . . .
Dermbach . . .
Neustadt a. Orla
• •
20
2
68
/
1
3
2
7
6
7
69
4
196
3
—
S
37
2
133
2
—
3
9
15
5
6
6
1
8
12
1
34
144
6
248
30
55
6
8
7
1
11
10
—
13
13
2
24
8
1
15
8
10
23
56
11
—
14
8
12
10
1
12
10
1
12
117
8
848
17
1
84k
40
2
93
4
33
38
...
80
6
35
22
2
42
6
/
15
8
4
14
9
14
1
...
/
2. SystematiBches Veneichnis der eiaselnen Verwaltan^pbezirke.
165
Haupt- Neben- «Jm^
betriebe betriebe Penonen
OroBherzogtnm Heeklenbnrg-Strelltz (im Ganzen) 25
1. Herzogtum Mecklenburg-Strelitz . . 22
2. FOrstentum Batzebarg 3
Orofiherzogtnm Oldenburg (im Ghmzen) ... 74
Herzogtum Oldenburg (im Ganzen) .... 64
1. Stadtgem. Oldenborg 16
2. Amt Oldenburg 3
3. „ Westerstede 4
4. Stadtgem. Varel 4
6. Amt Varel 3
6. Stadtgem. Jerer 2
7. Amt Jever 2
8. „ Bu^adingen 3
9. „ Brake 5
10. „ Esfleth 2
11. „ Delmenhorst 3
12. „ Wildeshausen 3
13. „ Vechta 7
14. „ Cloppenburg 4
15. „ Friesoythe 3
Fürstentum Labeck 6
Fürstentum Birkenfeld 4
_____ 4
Herzogtum Braunsehweig (im Ganzen) . . . 108
7
1. Stadt Braunsehweig 53
7
2. Kreis Brannschweig (ohne Stadt) . . 3
3. „ Wolfenbüttel 15
4. „ Helmstedt 10
5. „ Gktndersheim 8
6. „ Holzminden 7
7. „ Blankenburg 7
1
1
3
1
1
3
2
1
1
86
32
4
173
»O
180
50
3
6
9
3
7
3
3
7
4
8
4
11
7
5
35
8
»o
280
31
185
31
3
26
28
13
16
9
166 2- Systematisches Verzeiclmis der einzelnen Verwaltungsbezirke.
Haupt- Neben- G^S"
betriebe betriebe Penonen
Herzogtum Sachsen-MelniiiKen (im Ganzen) .69 1 152
Ö2 3 241
1. Kreis Meiningen 19 — 48
2. „ Hildburghausen 18 — 36
4 — 23
3. „ Sonneberg 15 1 31
42 3 155
4. „ Saalfeld 17 — 37
6 — 63
Herzogtum Saehsen-Altenburg (im Ganzen) . 38 1 84
2ß — 261
1. Landratsamt Ältenburg 27 1 65
13 — 82
2. „ Eoda 11 — 19
i3 — 179
Herzogtum Saclisen-Coburg-Gotha (im Ganzen) 88 8 357
31 2 161
1. Herzogtum Gotha 60 2 299
13 — 109
2. „ Coburg 23 — 58
18 2 42
Herzogtum Anhalt (im Ganzen) 76 4 183
i - u
1. Kreis Dessau 18 1 47
2. „ Cöthen 18 — 34
3. „ Zerbst 16 1 24
4. „ Bemburg 17 2 68
/ — 11
5. „ Ballenstedt 7 — 15
Fürstentum Sehwarzburg-Sondershausen (im Ganz.) 28 — 75
i — 7
1. Landratsamt Arnstadt 10 — 48
2. „ Gehren 5 — 10
1 — 7
3. ,, Sondershausen ... 8 — 17
2. Systematisches Veneichnis der eincelnen Verwaltangsbesirke.
167
Haupt- Neben- «Jjg-
betriebe betriebe Personen
41
3.
ff
Frankenhaasen
Ffirstentam Waldeck (im Ganzen)
1. Fürstentum Waldeck .
2. „ Pyrmont .
Fftrstentiini SeuB Uterer Linie (im Ganzen)
1. Landratsamtsbezirk Greiz . . .
2. Amtsgerichtsbezirk Borgk . . .
Fürstentum Renß Jftngerer Linie (im Ganzen)
1. Landratsamtsbezirk Gera
• • • •
2.
ff
Schleiz ....
Fflrstentmn Sehaamburg-Llppe (im Ganzen) .
Schanmburg-Lippe (im Ganzen) . . .
Ffirstentam Lippe (im Ganzen)
Lippe (im Ganzen)
Freie Stadt Lflbeek (im Ganzen)
1. Stadt Lübeck . . .
15
12
3
80
8
20
8
2. Übriges lübeckisches Gebiet . .
49
6
84
4
15
1
8
8
29
1
29
1
25
2
24
2
1
Farstentma Sehwurzbnrg-Badolstadt (im Ganzen) 32
9 —
1. Landratsamtsbezirk Rndolstadt 13 2
3 —
2. Landratsamtsbezirk Königsee . .
6 —
6 —
3 —
1
1
1
1
1
1
2
2
3
2
24
95
11
19
6
20
16
4
63
86
63
36
257
14
151
13
106
/
15
15
4«
»85
46
235
62
9
61
9
1
168 2* SystematischeB Verzeichnis der einzelnen Verwaltongabezirke.
Freie Stadt Bremen (im Ganzen)
1. Stadt Bremen
2. Übriges bremisches Gebiet ....
Freie Stadt Hamburg (im Ganzen) ....
1. Stadt Hamburg
2. Landesherrenschaft der Geestlande .
3. „ „ Marschlande
4. „ „ Bergedorf
5. „ „ Ritzebüttel .
Seichsland ElsaB-Lotliringeii (im Ganzen)
Bezirk Unter-Elsaß (im Ganzen)
1. Stadtkreis Straßbarg
2. Landkreis Straßburg
8. Kreis Erstein
4. „ Hagenau
5. „ Molsheim
6. ,, Schlettstadt
7. „ Weißenburg
8. „ Zabem
Bezirk Ober-Elsaß (im Ganzen)
1. Ereis Altkirch
2. „ Colmar
8. „ Gebweiler
4. „ Mülhausen
5. „ Mülhausen (ohne Stadt Mülhausen)
Haupt-
betriebe
65
s
Neben-
betriebe
G^ewerb-
thätige
Personen
354
44
60
5
228
44
5
26
314
84
13
1
772
174
205
34
18
756
i74
5
12
4
4
233
14
20
1330
166
106
8
10
288
58
46
7
6
167
57
6
17
6
2
17
13
1
31
8
z
10
6
—
10
8
—
12
18
1
24
77
4
6
371
lOß
5
2
8
12
2
19
/
5
—
10
26
/
—
107
100
8
2
—
17
4
2. SystematiBches VeneichnU der einzelnen Verwaltungsbezirke.
169
6. Kreis Bappoltsweiler .
7. „ Thann . . . .
Bezirk Lothringen (im Ganzen)
1. Stadtkreis Metz . . .
2. Landkreis Metz . . .
3. Kreis Bolchen . . .
4. Ghäteau-Salins . . .
5. Kreis Diedenhofen . .
6. „ Forbach . . .
7. „ Saarbarg . . .
8. „ Saargemünd . .
Haupt-
betriebe
Neben-
betriebe
Gewerb-
th&tige
Personen
13
—
58
13
2
52
49
2
4
761
3
18
1
36
1
1
1
1
2
2
2
5
2
6
4
—
7
6
—
692
4
1
5
9
....
12
Anhang.
Zur Geschichte der Buchbinderei-Litteratur.
Es dürfte kaum ein anderes Gewerbe geben^ das über eine so aus-
gedehnte Litteratur verfügt, als die Buchbinderei. Schon verhältnismäBig
früh haben sich einzelne Meister veranlaßt gesehen, ihr technisches Wissen
einer größeren Öffentlichkeit zu übermitteln. In Frankreich und England
sind die Publikationen allerdings weit früher und zahlreicher erfolgt als in
Deutschland. Vor dem 30jährigen Kriege konnte hier nach Lage der
Sache eine eigentliche Buchbindereilitteratur nicht entstehen, nach jener
Schreckenszeit aber waren die Verhältnisse noch ungünstiger, so daß ein
technisches Handbuch in dieser Zeit nicht geschrieben sein dürfte. Die
älteste auf uns überkommene Abhandlung über die Buchbinderei hat den
Hofprediger Ullrich Megorle in Wien zum Verfasser; in seinem Buch:
;,Etwas für Alle, das ist: eine kurze Beschreibung allerley Stands- und
Gewerbspersonen etc. Wien 1699^'^) widmet Megorle der Buchbinderei eine
längere Abhandlung^, er geht dabei weniger auf die Technik des Buch-
einbindens selbst ein, als vielmehr auf die berechtigten Interessen des
Bücher kaufenden Publikums. In höchst origineller Weise schildert er an
der Hand biblischer Beispiele und drastischer Vergleiche jene „sauberen
Brüder^', die sich Buchbinder nennen, in Wahrheit aber „ungeschlachte Gto-
seilen^' seieu.
^) Das Werk ist sehr selten geworden, wenigstens soweit die Originalatusgabe
(3 starke Bände) in Frage kommt Im Jahre 1829 gab Dr. Himmar in Frankfurt eine
neue (rerkürzte) Ausgabe heraus (2 Bände). Von der Originalansgabe besitzt die
Tübinger Universitätsbibliothek den ersten und dritten Teil. Das ganze Werk ist ein
hochinteressanter Beitrag zur Sittengeschichte jener Zeit
*) Vgl. die Einleitung des ersten Abschnittes.
Zur Geschichte der Buchbinderei-Litterator. 171
Im Jahre 1708 gab dann J. G. Zeidler in Halle seine ^,Bachbinder-
philosophie'' heraus, „darinnen die Buchbinderkunst aus dem Buch der
Natur und eigener Erfahrung philosophisch abgehandelt wird'^ Diese Ar-
beit ist das älteste selbständige heute noch vorhandene Werk über die
Buchbinderei. Als Motto hat der Verfasser die Worte gewählt:
Ich gehe nackend ohne Kleid
Bis mir durch soviel Eunstarbeit
Ein schöner Rock wird zubereit
Der fachtechnische Wert des Buches ist nicht allzu hoch anzuschlagen,
allerdings muß berücksichtigt werden, daß Zeidler durchaus selbständig
arbeiten mußte, da ihm ältere Vorlagen nicht zur Verfügung standen.^)
Im Jahre 1728 erschien in Leipzig ein weiteres Buch: Frisius' Gere-
moniell der Buchbinder^, „in welchem nicht allein dasjenige, was bei
dem Aufdingen, Loßsprechen und Meisterwerden nach denen Artikuls-
Briefen unterschiedener Orter vor langer Zeit her in ihren Innungen und
Zünften observiret worden, sondern auch diejenigen lächerlichen und biß-
weilen bedenklichen Aktus wie auch Examina bei dem Gesellenmachen,
ordentlich auch fragen und Antwort vorstellen und mit nützlichen An-
merkungen versehen'^
Ein wirklich brauchbares systematisches Lehrbuch schrieb 1740 der
Buchbinder Christoph Prediger in Anspach.^ Dieser Verfasser spricht
in seinem Vorwort in wenig schmeichelhafter Weise von der Arbeit
Zeidler' s. „Es ist zwar schon ein Oktav vom Buchbinden, unter dem Titul:
Zeidlers Buchbinder Philosophia, heraus. Es hätte aber der Herr Autor
nicht anführen dürfen, daß er kein gelernter Buchbinder sei, weilen es
sein Vortrag zur Genüge verificiret und ist sicher zu schließen, daß die
ohnbenannte Anmerkungen Verfertiger darüber, indeme er solches Werklein
approbieret, nur scoptisiren und Herre Zeidler railliren wollen/'^)
Prediger behandelt in seiner Arbeit auch die Frage der Priorität der
Buchdruckerei oder Buchbinderei: Er kam zu einem für die Buchbinder
günstigen Besultat: „sind nun aber damahlen schon Bücher gewesen , und
hieraus Bibliothequen^ als eine in Ordnung gebrachte Sammlung von vielen
*) Ein Exemplar des Baches befindet Bich in der KdnigL Bibliothek zu Stattgart.
*) Aach von diesem Werk besitzt dieselbe Bibliothek ein Exemplar.
') Prediger, Der in allen heut zaTage üblichen Arbeiten wohlanweisende Bach-
binder and Fatteralmacher. Frankfurt 1740.
^) Das Buch ist mit Anmerkungen „zweyer wohlerfahrener Bnchbinder*' versehen.
172 Zar Gescbichte der Bachbinderei-Litteratar.
Büchern entstanden, so läßt sich ganz vernünftig folgern, daß auch das
Bücherbinden nicht ganz ohnbekannt gewesen seyn müsse.'' Im Verlauf
seiner Darstellung redet Prediger von der Buchbinderei stets als von einer
Wissenschaft Das Werk muß übrigens viel Anerkennung gefunden
haben, da im Ganzen 4 Teile erschienen.^)
1762 folgte das Buch eines unbekannten Verfassers „Anweisung zur
Buchbindekunst, darinnen alle Handarbeiten die zur Dauer und Zierde
eines Buches gereichen möglichst beschrieben.''') Der Verfasser scheint für
das Verschweigen seines Namens ganz bestimmte Gründe gehabt zu haben,
denn er fürchtet, daß seine Kollegen ihm die Herausgabe eines Fach-
buches, in dem ihre sorgsam gewahrten Geheimnisse preisgegeben wurden,
niemals verzeihen könnten. Es ist bereits im ersten Abschnitt dieser
Arbeit auf sein für die damalige Zeit charakteristisches Vorwort hin-
gewiesen.^ Das Buch führt sich mit einem wohlgereimten „Lob auf die
Buchbinderey'' bei seinen Lesern ein.
In rascher Aufeinanderfolge erschienen nun drei weitere Abhandlungen
über die Buchbinderei, sämtlich indes innerhalb größerer Werke. 1762
gab Johann Samuel Hallens^) seine Werkstätte der neuem Künste
heraus. Im 2. Band widmet er der Buchbinderei einen 24 Seiten um-
fassenden Aufsatz; auch Halle beginnt mit der Prioritätsfrage. Die bei-
gefügte Abbildung einer Werkstatt zeigt u. a. die Frau des Buchbinders,
wie sie beim Zuschneiden des Materials beschäftigt ist
Im Jahre 1767 erschien „P. R. Sprengers Handwerke in Tabellen*',
Bd. I bringt eine Darstellung der Buchbinderei,'^ die sich indes auf eine
Zusammenstellung der Materialien, der Werkzeuge und der Zunftregeln be-
schränkt Interessant ist eine beigefügte Werkzeugtafel, auf welcher der
Beschneidehobel noch mit Scheibe verzeichnet ist. Endlich, im Jahre
1775 erschien das viel zitierte „Neue Polizey und Cameral-Magazin^ von
^) Prediger hat das ganze Werk der KaiBerin Elisabeth Petrowna von Rußland
gewidmet „aach am Ende zu allerhöchst Dero ELayserlichen Gnaden-Holden mich in
aller Unterthänigkeit und allertiefster Emiederigung zu Füssen werfe, als Ew. Kajser-
iicher Majestät aller unterthftnigster Knecht.^'
*) Verlag Joh. Sam. Heinsie Erben. Leipzig 1762.
") Siehe Seite 18 und 19.
^) Professor der Historie bei dem Kgl. Preuß. Kadettenchor in Berlin.
<0 Seite 15.
Zur Geschichte der Bachbinderei-Litteratar. 173
Ludwig Bergins.^) Auch in diesem Sammelwerk ist die Buchbinderei aus-
fährlicher behandelt^), allerdings nur nach der verwaltungsrechtlichen Seite
hin; es kommen die ,,polizeimäßigen Anordnungen über die Ansetzung der
Buchbinder**, die „Zunftverfassung dieses Handwerks" und „die Polizeytaxen
der Buchbinder" zur Sprache. Bergius ist übrigens der Verfasser jenes
unzählige Male zitierten Wortes: ,,Der Buchbinder ist der bekannte Hand-
werksmann , welcher nicht allein die rohen Bücher auf verschiedene Art
einbindet und mit allerhand bereits eingebundenen Büchern , wie auch
Schul-, Schreib- und Rechenbüchern, Kalendern etc. handelt: sondern auch
das Futteralmachen dabey betreibet und Hutfutterale, pappene Kasten, mit
Leder, Pergament, Papier u. s. w. überzogene Futterale, Kästchen von
verschiedener Art, Lichtschirme, zuweilen auch Tabaksdosen von Papier
mach^, und andere dergleichen Waren verfertigt, und damit handelt'*
Im Jahre 1784 erschien die „Ökonomische Encjklopädie" von Dr. Jo-
hann Georg Erinitz. Der Artikel ,3uchbinderei" bringt zunächst in etwas
veränderter Form die Definition von Bergius, auch im übrigen bietet er
einen Elxtrakt der bis dahin erschienenen Bücher. *)
Ein regelrechtes Lehrbuch schrieb 1785 Dr. J. J. H. Bücking>) Der
Verfasser vridmet seine Arbeit „den sämtlichen deutschen Herrn Buch-
bindern unseren hochzuverehrenden Herren'*; interessant ist sein Vorwort:
„Ich liefere dem Publike hier eine Arbeit, die mit meiner eigentlichen
Bestimmung zu wenige Verbindung hat, als daß ich mich nicht darüber,
daß ich sie liefere, sollte erklären müssen" „aber da auch ein Ge-
lehrter die Schranken seiner Erkenntnis so weit hinauszusetzen schuldig
ist, i^s es ihm nur möglich wird, und er vor allem von Dingen, die ihn so
unmittelbar beschäftigen, als Tinte, Federn, Papier, und Bücher sind, zu-
reichende Rechenschaft sollte geben können, wenigstens ihm die genauere
Bekanntschaft nicht zum Nachteile gereicht, so habe ich auch
vorzüglich auf ihn Bücksicht genommen." Wie einst Prediger seinem Vor-
gänger Zeidler die Wahrheit sagte, so nimmt Bücking nunmehr beide vor:
„ich ho£fe also, man werde mit dieser Arbeit um so mehr zufrieden seyn,
^) Im Jahre 1764 erschien in der Janinnmmer des ,,Hambarger Joamals" S. 528 — 540
eine „Abhandlang von dem Einbinden der Bücher^S die einen Dreux da Badier zum
Verfasser hat
») Bd. I, S. 840 fg.
') Allerdings enthält der Aufsatz auch einige gute Originalbemerkungen, so kon-
statiert er sehr richtig, „daß ein Buch, ehe es fertig wird, an 76—80 Mahl durch die
Hand muß''.
*) Bücking, Die Kunst des Bucheiobindens. Stendal 17S5.
174 Zur Geschichte der Bachbinderei-Litteratar.
da mir die beiden deutschen Bücher^ die mir als Anweisungen zu dieser
Profession bekannt sind, gar nicht das zu seyn scheinen, was sie seyn
sollen. Prediger ist in seinem wohlanweisenden Buchbinder und Futteral-
macher zu weitläufig und ermüdet mit ekelen Wiederholungen durch alle
seine 4 Teile, und Z ei dl er ist zu kurz und unvollständig/^
Bücking definiert die Buchbinderei wie folgt: „Ein Buchbinden heißt:
die Papierbogen so in Blätter zusammenfalten und aneinander befestigen,
daß sie zum Gebrauch bequem werden, das, womit sie beschrieben^
bedruckt oder bemalt sind, ordentlich hintereinander folgt, und das Ganze
die Dauer halte.''
Weitere deutsche Fachbücher dürften im 18. Jahrhundert kaum er-
schienen sein, auf unsere Zeit zum mindesten sind nur obige Abhand-
lungen überkommen.
Das 19. Jahrhundert brachte naturgemäß eine weit größere Zahl aller
möglichen Anweisungen und Belehrungen. An dieser Stelle mögen nur die
hauptsächlichsten Werke Platz finden.
Im Jahre 1815 erschien in Stuttgart die 4. Auflage von „Blas che. Der
Papparbeiter'^ Die erste Auflage muß 1803 — 1807 herausgekommen sein;
die genaue Jahreszahl ließ sich nicht feststellen, da ein Exemplar der
ersten Auflage nicht aufzutreiben war.
1819 gab C. F. Hoff mann in Wien seine „Beiträge zur Bildung glück-
licher Handwerker mit besonderer Beziehung auf das Buchbinderhandwerk''
heraus. Die Quintessenz dieser Arbeit ist, daß ein „Buchbinder, der was
gelemet hat, auch sein Brod findet
Ein „Kunst- und Lehrbuch für Buchbinder'' erschien 1820 in Lands-
hut, doch war ein Exemplar davon nicht zu erhalten, zumal der Verfasser
nicht genannt werden konnte.^)
In den 40 er und 50 er Jahren gelangte eine ganze Beihe von Fach-
werken in den Buchhandel, das beigegebene Verzeichnis führt sie gewissen-
haft auf, eine Besprechung aber lohnt sich nicht Es handelt sich mehr
oder weniger um technische Batschläge, die ihre Feuerprobe bereits bei
Prediger bestanden. Lnmerhin aber muß die reiche Litteratur dieser
Jahre doch Absatz gefunden haben, vielleicht daß man in Fachkreisen
die eigene Lnpotenz erkannte bezw. die neue Zeit in ihren ersten Anfängen
und Wirkungen bereits verspürte.
^) Das Buch ist in der „Illastrierten Bachbinderzeitang, Berlin", Jahrg. 1896, S. 228
ohne nähere Angaben zitiert; Erkundigungen blieben erfolglos.
Zur (beschichte der Bachbinderei-Litteratur. 175
In den Jahren 1832 und 1835 erschienen sogar zwei Übersetzungen
des französischen FachschriftsteUers Le Normand^ die eine in Ulm, die
andere in Quedlinburg; in beiden Fällen handelt es sich um systematische
Lehrbücher.
Von einer eigentlich wertvollen fachtechnischen Bücherproduktion kann
erst in den 80 er Jahren wieder die Bede sein. Den Beigen eröffnete der
wohlbekannte Fachschriftsteller Paul Adam, Buchbindermeister in Düssel-
dorf. In den 80 er Jahren erschien sein ^^Syst-ematisches Lehr- und Hand-
buch der Buchbinderei^'. Dieses 3 Bände umfassende, überaus instruktive
Werk, fand schnelle Verbreitung. Die neu aufstrebende Buchbinderei hatte
das Fehlen eines solchen Lehrbuches tief empfunden, die Arbeit Adam's
kam einem längst gefühlten Bedürfnis entgegen.
Von den weiteren Arbeiten dieses Verfassers sei nur noch sein 1890
erschienenes Werk „Der Bucheinband^' genannt In dieser Darstellung
wendet sich Adam an ein größeres Publikum, er behandelt sowohl die
Technik der Buchbinderei als auch die Geschichte des Bucheinbandes. Im
Gegensatz zu obigem Werk erhielt dieses Buch einen billigen Preis, so
daß seine Verbreitung in kunstgewerblich interessierten Kreisen eine allge-
meine sein dürfte.
Gleichzeitig mit der ersten Arbeit Adam's erschienen verschiedene
Muster- Werke, von denen an dieser Stelle nur die Vorlagen von Gustav
Fritsche, von „Hörn und Patzelt", sowie von „Maul und Friedel"
genannt seien.
Von bahnbrechender Bedeutung für die Wiederbelebung der Hand-
vergoldekunst wurde das Buch Otto Horn's: „Die Technik der Hand-
yergoldung und Lederauflage.'' Hörn, der Begründer der ersten deutschen
Fachschule, hat mit dieser Arbeit der neueren Kunstbuchbinderei die
Wege geebnet Leider war es ihm nur wenige Jahre vergönnt, seinen
Wirkungskreis als Lehrer auszufällen, ein frühzeitiger Tod raffte ihn im
besten Mannesalter dahin.
Es ist nicht möglich, die litterarischen Erzeugnisse des letzten Jahr-
zehnts an dieser Stelle einzeln aufzuführen. Nur einige wenige seien der
großen Zahl entnommen.^)
^) Auch das „Archiv fär Geschichte des deutschen Buchhandels" (Seit 1877 über
20 Bfinde) bietet interessante Darstellungen über die Buchbinderei. Vor allem ist eine
Arbeit aus dem ersten Bande zu nennen ,, Steche, Zur Geschichte des Bucheinbandes".
Aber auch Albrecht Kirchhoff hat die Buchbinderei behandelt, namentlich in ihrer
Stellung zu den Buchhändlern.
176 Zur Geschichte der Bnchbinderei-Litteratur.
Id den Jahren 1888 und 1891 veröffentlichte Josef H alfer seine
Schriften über die Marmorierkunst» ihnen ist es im wesentlichen za danken,
daß diese Art des Schnittrerzierens bei uns wieder heimisch wurde. Ein
Schüler Halfers, Josef Hauptmann, gab im Jahre 1895 einen „Leitfaden
zum praktischen Ek-lemen des Marmorierens nach Halfer'scher Methode"
heraus.
Von den Fachschulen in Glauchau und Gera wurden 1897 Vorlagen
und Anweisungen für Zierschnitte in den Buchhandel gebracht
Auf die Herstellung von Papp- und Eartonnagearbeiten sind zwei
Arbeiten von Einfluß gewesen. Einmal das 1897 erschienene Werk:
jyAu Franke, Die Verfertigung aller Arten Papp- und Galanterie-Arbeiten^,
sodann die „Kartonnage-Industrie'^ von Professor Schubert.
Aus dem Jahre 1899 endlich möge noch Hans Bauer's „Katechismus
der Buchbinderei'', eines der besten Werke dieser Art, erwähnt werden.
Die rührige Firma für Buchbindereiartikel, Wilhelm Leo's Nach-
folger in Stuttgart, läßt seit 1890 einen „Buchbinder-Kalender^' erscheinen,
der mit der Zeit zu einem trefflichen Notiz-Nachschlage- und Adreßbuch
für alle Interessenten der Buchbinderei geworden ist
Einer aktuellen Bewegung in der Kunstbuchbinderei ist Paul Adam
mit seinem 1899 erschienenen Schriftchen ,,der neue Styl^' gerecht ge-
worden.
Behandeln obige Bücher fast ausschließlich die Technik des Buch-
einbandes, so können auch einige Arbeiten historischer und monographischer
Art verzeichnet werden. Im Jahre 1888 gab Professor Bücher seine
„Frankfurter Buchbinderordnungen" heraus, 1895 schrieb Richter eine
Geschichte der Berliner und Kofel eine Chronik der Leipziger Buchbinder-
Innung. ^)
Die drei Arbeiten in den Schriften des „Vereins für Sozialpolitik" wurden
schon an anderer Stelle besprochen; eine Untersuchung über die Lage der
deutschen Buchbinderei im Allgemeinen ist bisher nicht erschienen. Die
Abhandlung von Mendelssohn ist ebenfalls bereits gewürdigt
Zum Schluß noch ein Wort über die Zeitschriften.
Die älteste Buchbinderzeitung von Bedeutung ist die „Illustrierte Zeitung
für Buchbinderei und Kartonnagefabrikation" von G. Löwenstein, Berlin.
^) Prof. Bücher sagt im „Archiv für Geschichte des deutschen Bachhandels"
Bd. XII, S. 882 über diese Werke: y,Beide sehr unzulänglich, da den Verfassern die un-
erläßlichen Vorbedingungen historischer Forschung abgehen'^
Zur Geschichte der Bucbbinderei-Litteratur. 177
Im Jahre 1878 wurde das ^^Journal für Buchbinderei" von Adolf
Packe in Leipzig begründet Die zur Zeit am weitesten verbreitetste
Fachzeitschrift ist der „Allgemeine Anzeiger für Buchbindereien"
in Stuttgart
In den 90er Jahren redigierte Paul Adam die ^^Monatsschrift für
Buchbinderei und verwandte Gewerbe". Leider muBte dieses Unternehmen
wegen mangelnder Unterstützung nach 2 Jahren eingehen. Seit dem
1. April 1901 giebt Paul Adam eine neue Zeitschrift heraus: ,^chiy für
Buchbinderei". Dasselbe sucht insonderheit der Eunstbuchbinderei zu dienen.
Die monatlich erscheinenden Hefte sind nach Inhalt und Ausstattung vor-
züglich. Die heimische Buchbinderei mag sich zu solch hervorragend ge-
leiteter Fachschrift beglückwünschen. Es wäre ein schlechtes Zeugnis ftLr
den kunstgewerblichen Sinn unserer Buchbinder, wollten sie durch ihren
Indifferentismus die Existens eines derartigen Unternehmens aufs neue in
Frage stellen.^)
Auch das in Leipzig erscheinende ,^chiv ftlr das Buchgewerbe" giebt
der deutschen Kunstbuchbinderei wertvolle Anregungen.
In nachfolgendem ist nunmehr der Versuch gemacht, eine alpha-
betische Zusammenfassung der bisher über die Buchbinderei erschienenen
deutschen Werke aufzustellen. Diese Arbeit ist mancherlei Schwierigkeiten
begegnet, aber durch jahrelanges Sammeln der einschlägigen Notizen, und
vor allem durch weitgehendste Unterstützung von Seiten hervorragender
Kunstbucbbinder, konnte an der Hand der Fachzeitschriften') ein umfang-
reiches Material beschafft werden.
Von einer systematischen Darstellung des Litteraturverzeichnisses wurde
abgesehen, da die Angaben nicht immer vollständig ermittelt werden
konnten, andererseits aber die Jahreszahl des Erscheinens bei einer Anzahl
von Büchern nicht angegeben ist
Die anfangs gehegte Absicht die Bücher, welche heute noch im Buch-
handel zu haben sind, besonders zu bezeichnen, mußte als undurchführbar
aufgegeben werden, auch hier fehlen die Anhaltspunkte.
^) Die hier nicht nfiher bezeichneten Fachschriften sind znm Teil Reklame-Zeitungen,
zam Teil aber Organe von Verbänden, die in folgendem noch namhaft gemacht werden.
*) Besonders die Löwen st ein 'sehe „Illustrierte Zeitung f&r Buchbinderei^' war für
diesen Zweck sehr ergiebig.
HmrmSi Entirickelungsgeseh. d. deutschen Buchbinderei. 12
Deutsche Buchbinderei-Litteratur.
Adam, Paul, STstematiseheB Lehr- und Handbuch der BuchbindereL gr. 8^
21 Lfgn. und Supplement Berlin, Loewenstein.
Adam, Paul, Die praktischen Arbeiten des Buchbinders. Wien 1897.
Adam, Paul, Der Bucheinband, gr. 8^. Leipzig, Seemann.
Adam, Paul, Das Vergolden und Dekorieren an Halbfiranzbandrücken. Stutt-
gflurt 1898.
Adam, Paul, Die Kunst des Blinddrucks, der Hand Vergoldung und der Leder-
mosaik. Leipzig, Seemann.
Adam, Paul, Der neue Stil in der deutschen BuchbindereL 1899.
Alt-Müller, G., Die beweglichen Büchereinbände des Herrn Decourdemanche
in Paris. Wien 1832.
Anweisung zur Buchbindekunst, darinnen alle Handarbeiten, die zur Dauer
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Zeitschrift för Bücherfreunde. Berlin.
Druckfehlerberichtigung.
Es muß heißen:
Seite 75 Zeile 15 statt Spezialarbeiten » Spezialarbeiter,
„ 67 „ 9 „ 46,4 = 46,5,
„ 67 „ 10 „ 100 = 10.
AnmerkuDg 1 auf Seite 8 ist irrtümlich vom Abschreiber verwechselt und vom
Verfasser übersehen, die bezüglichen Mitteilungen beniben auf Angaben Wattenbach»
und Kirchhoffs.
ii und Ka
Tabelle I.
ainbetriebe
tu 5 Personen)
Auf einen Hauptbetrieb
|i. Gehilfenbetrieb kommen Personen in der
Größenklasse der
Pere.
j Klein- Mittel- Groß-
betrieben
17
=1=
36
87
38
Hand-
werks-
Fabrik-I
betrieben
Nähere Bezeichnung
89
40
?23
572
971
B48
123
4 770 6681 1,6
3191125 1,6
22 75Q 1,9
20 401 1,9
2 3491 2,1
12,8 160,6
13,6
14,6
14,2
15,2
162,0
108,1
109,3
105,3
1,8
1,4
2,3
2,2
3,2
48,2 Gewerbe überhaupt
53,2
36,2
40,1
32,5
Industrie
Buchbind. u. Eartonnagefabr.
Beine Buchbinderei
Reine Eartonnagefabrikation
\ß47
U39
=t-
3037 379 1,5
3270404 1,5
17347 1,8
12,3
13,0
13,4
161,7
163,9
93,6
A7
2,1
46,4
50,9
Gewerbe überhaupt
Industrie
31,3 I Buchbind. u. Kartonnagefabr.
Vergleiche
scheri
TabeUe lU.
^
iwerks-
betriebe
Personen
Bevölkerung
h
362
271
1818
923
444
348
1444
1289
489
1011
1225
975
2749
41
13389
2692
2897
1369
911
481
242
230
36
132
210
141
73
173
146
46
41
20
63
121
15
46
62
143
474
455
24608
1 981 627
1469119
1615517
2 793 727
1575 052
1774 046
4 355 477
2 704 317
1 298 024
2 406 448
2 666 319
1 736 781
5 047 951
65 910
31490315
5 779176
3 753 262
2 070 662
1719 238
1 032 147
606 459
339155
103 377
369 014
435 731
232 942
178 696
217 684
292 329
77 600
89 475
61088
66 647
129 228
41266
123 544
81815
191 396
663 959
1623 079
Staaten und Landesteile
Provinz Ostpreußen
„ Westpreußen
Stadt Berlin
Provinz Brandenburg
Pommern
Posen
Schlesien
Sachsen
Schleswig-Holstein
Hannover
Westfalen
Hessen-Nassau
Rheinland
jf
HohenzoUem
Königreich Preußen
Bayern
Sachsen
Württemberg
Baden
Hessen
Mecklenburg-Schwerin
Sachsen- Weimar
Mecklenburg-Strelitz
Oldenburg
Braunschweig
Sachsen-Meiningen
Sachsen- Altenburg
Sachsen - Coburg- Gotha
Anhalt
Schwarzburg-Sondershausen
Schwarzburg-Rudolstadt
Waldeck
Reuß ä. L.
Reuß j. L.
Schaumburg Lippe
Lippe
Stadt Lübeck
Bremen
Hamburg
Reichsland Elsaß-Lothringen
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Deutsches Reich
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